30 Juni 2008

Neue Gelegenheit im September für kostenlose Brasilienberatung

Während des NRW-Aussenwirtschaftstages am 16. September 2008 in Essen haben alle Interessierten, die mich im Juni nicht sprechen konnten, weil ich mit durchschnittlich sieben Gesprächen am Tag ausgebucht war, wieder Gelegenheit, sich von mir in Sachen Brasilien kostenlos beraten zu lassen. Und wie üblich, ist die Erstberatung in der zugehörigen Woche in den IHKs Essen und Stuttgart ebenfalls kostenlos. Bitte für eine Terminabsprache in Essen wie gehabt Herrn Tobias Slomke und in Stuttgart Herrn Harald Sterzinger ansprechen.

Nach dem Dollar auch der Euro auf Talfahrt

Der starke Euro ist ein ziemlicher Witz, wenn Sie mir die saloppe Ausdrucksweise verzeihen. Auf jeden Fall gegenüber dem brasilianischen Real, nur im Vergleich zum US - Dollar kann man noch von Stärke sprechen. Aber was stark ist, ist das Interesse der deutschen Exporteure am brasilianischen Markt. Was sich u.a. in der Anzahl meiner Beratungsgespräche in der letzten Woche in Deutschland bemerkbar machte. In fünf Tagen 35 Gespräche, d.h. 7 Interessenten pro Tag - man fühlt sich an die Zeit vor 10 Jahren erinnert, als wir bis zu 19 Firmen gleichzeitig im Brasilienpool der IHK Essen hatten.

16 Juni 2008

Letzte Gelegenheit (im Juni) für ein kostenloses Beratungsgespräch!

Auf der Eurolatina-Homepage können Sie dies lesen:

Kostenlose Brasilienerstberatung am 23., 24. und 25.6.08 in der IHK ESSEN und am 26. und 27.6.08 in der IHK STUTTGART durch Karlheinz K. Naumann, Autor von "Wirtschaftsboom am Zuckerhut" und Leiter des Firmenpools Brasilien / Mercosur der IHK Essen. Individuelle Erstberatung in Firmen gegen Reisekostenerstattung innerhalb Deutschlands.

Für Anfragen bitte oben in die Links IHK ESSEN oder IHK STUTTGART klicken.

In Essen sind bis auf zwei Uhrzeiten (8:00) alle Termine ausgebucht! Wer mich also sprechen möchte, sollte sich schnell anmelden oder auf Stuttgart ausweichen.

15 Juni 2008

Verseuchter Untergrund schafft Geschäftschancen

Untergrundarbeit kann sich lohnen, vor allem, wenn es sich um Schmutzarbeit handelt, denn hier gilt besonders, was schon Kaiser Augustus seinen Beratern vor 2000 Jahren erwiderte, die gegen seinen Plan waren, für die Benutzung öffentlicher Bedürfnisanstalten Geld zu nehmen: pecunia non olet oder auf gut Deutsch "Geld stinkt nicht"! In Brasilien vervielfältigt sich die Fläche mit verseuchtem Untergrund ununterbrochen. Nicht so sehr, weil die Verseuchung ungebremst geschieht, sondern weil die Kontrolle immer besser wird, durch die Anwendung von Technologie zur ihrer Aufdeckung und durch den Einsatz von immer mehr Kontrolleuren. 

Per November 2007 waren 2.272 verseuchte Grundstücke in São Paulo bekannt, nämlich 743 in der Stadt São Paulo, 442 im erweiterten Stadtgebiet (região metropolitana), 786 im Bundeslandinneren (interior), 153 an der Küste (litoral) und 148 im Vale do Paraíba. Entwickelt hat sich diese Zahl so:
  • 2002: 255
  • 2003: 727
  • 2004: 1.336
  • 2005: 1.596
  • 2006: 1.882
  • 2007: 2.272
Verursacht wird die Verseuchung des Untergrunds zu 77 % von Tankstellen, zu 15 % von der Industrie, zu 5 % vom Handel, zu 3 % durch Abfälle und zu 1 % durch unbekannte Einflüsse oder Unfälle. Laut Cetesp - Companhia de Tecnologia de Saneamento Ambiental (bei der Umweltschutzbehörde von São Paulo aufgehängt) sind 39 % der Grundstücke "in Behandlung", 4 % sind bereits entseucht, 51 % sind ohne Lösungsvorschlag und für 6 % gibt es einen Vorschlag, aber keine Aktion. 

Wenn man bedenkt, welche Gefahren im Untergrund lauern - angefangen bei der Gesundheitsgefährdung durch Schwermetalle und karzinogene Substanzen bis hin zur Explosionsgefahr durch Kohlenwasserstoffe - sollte man meinen, dass mit Hochdruck an der Lösung des Problemes und der Vermeidung neuer Probleme gearbeitet wird. Ein positives Beispiel dafür ist das Condomínio Barão de Mauá im erweiterten Standgebiet von São Paulo, in dem 5.000 Einwohner von 72 Mehrfamilienwohnhäusern akut gefährdet waren, weil die Wohneinheiten auf einer ehemaligen Industriemüllhalde errichtet worden waren. Und diese hatte den Untergrund mit Methangas und Benzol beglückt, was zu einer Explosion in einem Wasserkasten führte, als dieser im April 2000 gewartet wurde. Dabei starb ein Arbeiter, der andere erlitt schwere Brandwunden. Die Explosionsgefahr ist in der Zwischenzeit gebannt und die Verseuchung verringert. Trotzdem gilt eine Justizentscheidung  vom September 2006, die den sofortigen Auszug der Bewohner und den Abriss aller Wohneinheiten anordnete. Geschehen ist dies noch nicht, denn eine Gruppe möchte wohnen bleiben, die andere will entschädigt werden und umziehen.

Egal wie diese Tragödie ausgeht, wer professionelle Bodenentseuchung anbieten kann, hat ein weites Geschäftsfeld zu beackern. Und eine solche Entseuchung kann schnell mal umgerechnet 150 bis 200 T€ für ein Tankstellengrundstück kosten! Und so dicht gesät sind diese Profifirmen nicht, Platz für seriöse Newcomer ist allemal.

14 Juni 2008

Müllgas könnte 15 % des brasilianischen Energiebedarfes decken!

Das sagt wenigstens eine unvollendete Studie des Bergbau- und Energieministeriums, welches trotzdem Wasser-, Wind- und Solarenergie bevorzugt fördern will. André Lobato schreibt über dieses Thema in der Tageszeitung FOLHA und zeigt auch ein Foto von Danilo Verpa von einer Energiegewinnungsanlage, die das durch den Zerfallsprozeß in der Müllhalde Bandeirantes im Norden São Paulos entstehende Methan nutzt. Der Müll der 300 größten Städte Brasiliens würde bei vollständiger Nutzung tatsächlich in der Theorie 15 % der heute verbrauchten Elektroenergie generieren können. Wegen der fehlenden Förderung hat dieser Prozess im Augenblick aber wenig Aussichten, im grossen Stil genutzt zu werden. Es gibt eine Anlage der Bundesuniversität von Rio de Janeiro mit 200 kW por Monat, das reicht gerade mal für 2.300 Haushalte. Methan aus Müll wird auch noch aus der Halde Novagerar in Nova Inguaçu (Gross-Rio de Janeiro), der schon erwähnten Halde Bandeirantes und der von São João, auch in São Paulo, verwendet. Da Methan aus organischen Abfällen bei deren Zerfall entweicht, müsste der Müll getrennt werden, was heute grösstenteils nicht geschieht. Novagerar ist übrigens die erste Müllhalde, die das Kyotoprotokoll nutzte und Kohlendioixkredite verkaufte. Die Betreibergesellschaft will künftig ein Energieunternehmen sein und rechnet mit einer Investition von 6 Mio. US$ für die Erzeugung von 6 MW, laut der Geschäftsführerin Adriana Felipeto ausreichend für 24.000 Haushalte. Die angebotene Energie stößt auf das Interesse von Firmen wie Unibanco, die die 20 MW der Halde Bandeirantes abnehmen. Die 24,8 MW der Halde São João gehen an Grossabnehmer, darunter Shoppingcenters. Der technische Nachholbedarf Brasiliens auf diesem Gebiet hat u.a. die fehlenden PPPs (Public Private Partnerships) als Grund.

10 Juni 2008

Brasilianisches BIP wächst stark

Gute Nachrichten, das brasilianische BIP stieg im ersten Vierteljahr 2008 um sage und schreibe 5,8 % gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Der  Zuwachs der letzten 12 Monate per März, ebenfalls 5,8 %, ist der grösste seit 1996, sagte das IBGE heute.  

Im ersten Viertel des laufenden Jahres betrug das BIP absolut gesehen 665 Mrd. R$, für das gesamte Jahr wird jetzt ein Wachstum von 4,77 % von der Zentralbank vorausgesagt, die ca. 100 Finanzinstitutionen um eine Einschätzung bat. Wobei ich mich frage, was diese dazu sagen könne, tragen sie doch zum BIP-Wachstum nur indirekt bei.

Das Investitionswachstum ist ebenfalls beachtlich, die sogenannte Bruttofixkapitalbildung (formação bruta de capital fixo) beträgt per März 2008 gegenüber dem Vorjahresvergleichswert 15,2 %, hervorgerufen durch den Import und die Produktion von Maschinen.

Ein Warnsignal ist der Rückgang der Waren- und Dienstleistungsexporte in den ersten drei Monaten 2008 gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum um 2,1 % und das gleichzeitige Ansteigen des Importes um 18,9 %. Seit 2003 steigen damit die Importe bei dieser Betrachtungsweise ununterbrochen. Und wenn der Real weiter an Stärke gewinnt, wird sich an diesem Trend nichts ändern - bloß ad infinitum funktioniert das auch nicht.

Ähnlich wie bei den Importen sieht es beim Konsum der Familien aus, der das achtzehnte Mal in ununterbrochener Folge stieg, diesmal um 6,6 %. 

Leider stiegen auch die Ausgaben der Öffentlichen Hand, nämlich per März 2008 um 5,8 % gegenüber dem Vorjahresvergleichswert.

TÜV für Dieselfahrzeuge

Am 5.6. schrieb ich schon zu diesem Thema. Nachdem fünf Wochen seit der TÜV-Pflicht für Dieselfahrzeuge in der Stadt São Paulo vergangen sind, ist die Bilanz ernüchternd. Gerade mal 20 % der erwarteten Fahrzeuge wurden vorgeführt, der Massenansturm blieb also aus. Und von diesen wenigen, es waren 738 von 2.700 erwarteten, wurden 45 % zurückgeschickt, weil sie die Abgasvorschriften nicht erfüllten. Weitere 13.000 Fahrzeuge mit der Zulassungsendnummer 1 haben jetzt nur noch Zeit bis Ende Juli. Im Schnitt müssten 342 LKWs und Diesel - Pick up's täglich geprüft werden, aber davon ist man weit entfernt. Als meine Frau beim TÜV war, war ihr Wagen zunächst allein, dann kam ein weiterer Pick up und das war's dann.

08 Juni 2008

Wechselkursentwicklung Euro - Dollar, Euro - Real und Dollar - Real

EURO-DOLLAR:
EURO-REAL:
DOLLAR-REAL:

Wird Brasilien ein ÜBERFREMDUNGSGESETZ haben?

Es sieht fast so aus, denn man muss ja jemanden dafür verantwortlich machen, dass Regenwald gerodet wird. Und was ist bequemer, als die Aufmerksamkeit der Umweltschützer ab- und auf die bösen Ausländer umzulenken?

Der Bundesstaat Mato Grosso ist besonders gut geeignet dafür, 754.700 Hektar seiner Fläche bzw. 1.377 Grundstücke sind im Namen natürlicher oder juristischer ausländischer Personen registriert. Dann kommt der Bundesstaat São Paulo, hier sind es 504.700 Hektar bzw. 11.424 Grundstücke. Weitere Bundesstaaten, die vom INCRA scheel angesehen werden, weil man fürchtet, dass die Ausländer hier den Ton angeben, sind Mato Grosso do Sul, Bahia, Minas Gerais, Paraná und Goiás. Insgesamt besitzen Ausländer in Brasilien 5,5 Mio. Hektar, 55 % davon im Amazonasgebiet.

Dass es denen jetzt eventuell an den Kragen geht, zeigt die 450.000.000 R$ - Strafe, die vom IBAMA gegen Gethal ausgesprochen wurde, weil diese Firma Holz angeblich handelt und transportiert, ohne sich an die Umweltschutzbestimmungen zu halten. Eine solche Strafe ist in dieser oder vergleichbarer Höhe noch nie gegen eine rein brasilianische Firma verhängt worden, aber hier handelt es sich ja auch um eine Firma, die dem schwedisch - britischen Investor (oder sollte man besser Sündenbock sagen?) Johan Eliasch gehört. Wie man in der Presse lesen kann, untersucht das INCRA schon, ob man die Registrierung seiner Ländereien im Amazonasgebiet rückgängig machen kann. Und die Bundesregierung kündigt an, dass man der ausländischen Invasion einen Riegel vorschieben wird.

There is no business like hotel business!

Vor einigen Jahren interessierte sich ein junger Unternehmer für Brasilien, dessen Firma Staubsauger, wie sie von Profis in Hotels und Büros verwendet werden, herstellt. Aber er konnte sich nicht dazu durchringen, in den Firmenpool Brasilien / Mercosur der IHK Essen einzutreten, weil ihm seine Erfolgsaussichten in Brasilien wegen der wenigen Hotels zu unsicher waren. Also konzentrierte es sich auf den US-Markt, wo er hoffentlich gute Geschäfte macht.

Weil ACCOR dies anders sah, findet man heute Hotels dieser Gruppe in Brasilien,  die Sovitel, Mercure, Ibis, Novotel und Formule 1 heissen und deshalb dem Europäer gut vertraut sind. Als ich 1978 nach Brasilien kam, gab es übrigens in der Südzone von São Paulo, wo meine Arbeitsstätte lag, nur ein einziges Hotel, das Novotel, welches ich dann auch vorübergehend benutzte, bis ich eine Wohnung gefunden hatte. Vor fünf Jahren hatte ACCOR gerade mal sechs Hotels im Landesinneren des Bundesstaates São Paulo.

Heute boomt es u.a. im Bundesstaat São Paulo wegen des Agrobusiness und viele Städte haben heute Einwohner, die daran glänzend verdienen und Geschäftsbesucher empfangen, die irgendwo ihr müdes Haupt betten wollen. Und damit sieht es in einigen kleinen Städten düster aus, selbst wenn man nur minimalen Komfort haben möchte. Den findet man normalerweise in Städtchen von 50.000 Einwohnern kaum, während man in Europa selbst auf den Dörfern gute Gasthöfe mit bequemen Betten und akzeptablen Badezimmern findet. Aber die Situation ändert sich zunehmend in Brasilien zum Besseren, u.a. weil die ACCOR-Gruppe investiert. So hat man heute 20 Hotels im Bundesstaat São Paulo und will weitere 32 in Städten ab 70.000 Einwohner bauen, was eine Investition von 205 Mio. R$ bedeutet. 

Auf ganz Brasilien gemünzt, werden die Zahlen noch eindrucksvoller, denn hier will man insgesamt in den nächsten vier Jahren 130 neue Hotels bauen und zwar vor allem außerhalb der Hauptstädte der einzelnen Bundesstaaten. Ein weiterer Hinweis auf das Vertrauen in ein weiterhin blühendes Agrobusiness! Die Hotels der Landeshaupstädte haben typischerweise 250 Apartments, während die im Landesinneren mit jeweils 80 auskommen müssen. Vier neue Standorte wurden schon bekanntgegeben, nämlich Lins, Santos, Andradina und Presidente Prudente. 

Aracaçatuba als Beispiel hatte früher sechs Hotels, heute sind es zwölf - das zuletzt eingeweihte ist ein IBIS-Hotel - und immer fehlen noch Übernachtsmöglichkeiten. Hier macht sich im Land des fetten Ochsen - terra do boi gordo - bemerkbar, dass heute das Zuckerrohr - Alkohol - Geschäft das grosse Geld bringt und deshalb ein neuer Name für die Region geprägt wurde. Sie heisst jetzt nova fronteira de cana was man mit "neuer Zuckerrohrgrenze" übersetzen kann. In Aracaçatuba verdreifachte sich die Anzahl der Handelsunternehmen in den letzten vier Jahren und etliche Industrien investierten in der Gegend, u.a. eine US-Firma, die in Kanada unter Nutzung von Rinderblut  Medikamente erzeugt und ein deutsch-kubanisch-brasilianisches Gemeinschaftsunterfangen, welches MDF - Platten aus Zuckerrohrabfall herstellen will. Mit diesen Platten sollen jährlich 2,5 Mrd. R$ (!!!) umgesetzt werden. Weitere Fabriken stellen schwere landwirtschaftliche Geräte her sowie Kessel für die Zucker- und Alkoholindustrie. Ein Anreiz für deutsche Firmen, nicht nur nach São Paulo zu gehen! Und vielleicht für den eingangs erwähnten Staubsaugerhersteller der Auslöser, seine Entscheidung gegen Brasilien zu überdenken?

06 Juni 2008

Kommentare oder wie man es niemanden recht machen kann

Manchmal klappt's allerdings und ich bekomme solche Zuschriften:

Hallo Herr Naumann,

vielen Dank für Ihren erfrischenden Brasilien-Blog. Seit einigen Monaten lese ich regelmäßig ihre informativen und amüsanten Artikel als Einstimmung auf unseren Umzug nach Brasilien. Einen Container haben wir aus Barcelona in der vergangenen Woche auf den Weg geschickt nach PortoAlegre. Ich habe meine spanische Freundin allerdings gewarnt ! Ihr Brasilien-Blog mit zahlreichen Anekdoten aus der Zoll-, Container- und Umzugswelt hat unsere Erwartungen auf ein Minimum reduziert. Das sind sicher die besten Voraussetzungen um das Prozedere zu überstehen ;-)

Ich freue mich immer wieder auf Ihre Berichte und werde Brasilien-Aktuell als charmantestes Leitmedium der Deutsch-Brasilianischen-Freundschaft auch nach unserer Ankunft in PortoAlegre regelmäßig lesen. Vielen Dank und Weiter so !

Mit besten Grüßen

Andreas Maladinski & Belen Camara de la Fuente
(-: geschrieben auf Mac-Book white :-)

Kein Wunder, der Kommentarist, dem ich herzlich danke, ist ja auch ein Apple-Nutzer! Aber manchmal bekomme ich auch Böses zu lesen, zum Beispiel zu meinem Post vom 24.5.08:

Sehr geehrter Herr Naumann,

leider haben Sie den Artikel in der Schwäbischen Zeitung vom 24.05. nicht genau genug gelesen. Die Lateinamerikareise der Bundeskanzlerin führte nicht nur nach Brasilien sondern auch nach Peru, Kolumbien und Mexico. In diesen Ländern spricht man, wie Sie sicherlich wissen, spanisch. In diesen Ländern sind wir ebenfalls seit vielen Jahren tätig und deshalb habe ich zuerst spanisch gelernt.

Falls Sie daran interessiert sind zu erfahren weshalb wir über einen brasilianischen Ausweis (fälschlicherweise hat der Autor von einem "Pass" gesprochen) verfügen, lassen Sie es uns bitte wissen oder holen sich Erkundigungen bei der deutsch brasilianischen Industrie- und Handelskammer ein.

P.S.: die "wahren" Fehler des Berichts sind Ihnen anscheinend nicht aufgefallen.

Mit freundlichen Grüßen,

Simone Falkenstein
Dipl. Arch. ETH

Dabei habe ich die Dame doch gar nicht angegriffen und Ihrer Firma sogar am Anfang ihrer Brasilientätigkeit Hinweise für den Standort gegeben, was die Schreiberin sicher nicht weiss. Und dass der Reporter "Pass" schreibt und "Ausweis" meint, kann der Leser seiner Zeilen ja nicht ahnen, oder? Und warum er die lobenswerten  Spanischkenntnisse meiner Kritikerin im Zusammenhang mit Gesprächen mit brasilianischen Politikern erwähnt, ist mir immer noch unklar. Ich weiss übrigens tatsächlich, dass in Mexiko Spanisch gesprochen wird, habe ich doch in diesem schönen Land gelebt und gearbeitet. Und auch die Sprachen Perus und Kolumbiens sind mir nicht verborgen geblieben, weil ich diese Länder wie alle anderen Südamerikas mit Ausnahme von Surinam, Guyana und Französisch-Guyana  privat und geschäftlich intensiv bereist habe.

Jetzt würde ich nur noch gerne wissen, ob "wir" heisst, dass Frau Falkenstein den pluralis majestaticus benutzt oder ob mehrere Angehörige ihrer Firma einen brasilianischen Ausweis haben. Wer einen solchen haben möchte, kann sich übrigens gerne an mich wenden, die Beschaffung eines solchen Dokuments, dem ein Antrag auf ein Arbeitsvisum vorausgeht, gehört zum Dienstleistungsangebot meiner Firma EUROLATINA.

Karlheinz K. Naumann
Dipl.-Ing. THD
(-: geschrieben auf iBook G4 :-)

Fahrzeugindustrie erwartet Rekordjahr

Die brasilianischen Autobauer korrigieren ihre Vorhersagen für 2008 nach oben, man erwartet jetzt, dass dieses Jahr  3,42 Mio. Fahrzeuge gebaut und im Lande 3,06 Mio. Fahrzeuge verkauft werden. Das wären Zuwächse gegenüber dem schon Rekordjahr 2007 von 15,0 % bzw. 24,2 %! Der Export wird jetzt mit 14,5 Mrd. US$ beziffert, trotz des starken Real, der das Exportgeschäft erschwert.

05 Juni 2008

Zollstreik vorbei - Export und Importwerte steigen weiter

Nach vierzig Tagen Streik flutsch er wieder -  der brasilianische Außenhandel: Per Mai 2008 betrug der Import 63,4 Mrd. US$ (+ 49,2 %) und der Export 72,05 Mrd. US$ (+ 22,2 %). Der Saldo ging von 16,76 Mrd. US$ auf 8,65 Mrd. US$ zurück. Aber wenn man die Monatswerte 2008 betrachtet, sieht man, das der Außenhandelssaldo wächst:
  • Januar: 0,94 Mrd. US$
  • Februar: 0,88 Mrd. US$
  • März: 1,01 Mrd. US$
  • April: 1,74 Mrd. US$
  • Mai: 4,08 Mrd. US$
Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass die Exportpreise von Januar bis April um 22,1 % gegenüber dem Vorjahresvergleichsraum anstiegen sind, während das Volumen der exportierten Güter und Dienstleistungen um 6,9 % zurückgegangen ist. Beim Import wuchs beides, die Preise um 21,3 % und die Importmenge um 18,4 %.

Trotz schlechter Ausbildung ist Brasilien ein Zeitungsleserland!

2007 wuchs der Zeitungsabsatz in Brasilien um 11,8 %, in den letzten 5 Jahren sogar um 24,93 %. Das wurde auf dem Weltzeitungskongress in Schweden am 2. Juni bekanntgegeben. In ganz Südamerika betrug die Zunahme 2007 nur 6,72 %, aber dieser Wert ist immer noch mehr als doppelt so hoch wie der Weltdurchschnitt, der 2,57 % betrug.  In Europa nahm der Zeitungsabsatz sogar um 1,87 % ab, in Nordamerika um 2,14 %.  Die Argentinier lasen mehr, 2007 betrug das Absatzwachstum für Zeitungen in Argentinien 7,45  %, in Chile 3,99 % und in Surinam 3,77 %. Bolivien, Ekuador, Guyana, Uruguay und Venezuela verzeichneten stabile Verhältnisse, wenigstens was den Zeitungsabsatz angeht. Und in Kolumbien ging er um 1,25 % und in Paraguay um 3,85 % zurück. Aber wer will in diesen Ländern auch die schlechten Nachrichten über Farc und Schmuggelware lesen! Von 2003 auf 2007 konnte Argentinien mit einer Absatzzunahme von 22,7 % glänzen, in Surinam betrug sie stolze 22,22 %, in Ekuador waren es immerhin noch 15,22 % und in Chile 13,82 % sowie in Kolumbien 8,97 %, in Guyana 6,67 % und in Bolivien nur noch magere 3,7 %. Paraguay verzeichnete von 2003 auf 2007 einen Rückgang von 16,67 % und Uruguay von 11,18 %. Der Umsatz wuchs in Südamerika im letzten Jahr um 10,77 %, der Weltdurchschnitt betrug demgegenüber nur 0,86 %. Also, von wegen Analphabetismus in Brasilien! Sooo schlecht sind wir auch nicht!

Umweltbewusstsein in Brasilien



Dieselfahrzeuge müssen in São Paulo seit kurzem zum TÜV, wo sie auf ihr Abgasverhalten hin überprüft und notfalls zur Einstellung oder Reparatur geschickt werden, wie in Deutschland. Mit dem Unterschied, dass der Fahrzeughalter nach bestandenem Test wie hier meine Frau einen Baumschössling als Geschenk erhält. Und dieses Geschenk kam genau zur richtigen Zeit, denn meine Frau erhielt zusammen mit einem Grundsteuerbescheid die Auflage, vor ihrem Grundstück auf dem Bürgersteig einen Baum zu pflanzen. Und sie hatte sich einen gelben Ypê-Baum ausgesucht, genau den, den sie heute geschenkt bekam. Übrigens ist die Abgasprüfung (noch) umsonst!

04 Juni 2008

Brasilianischer Leitzins um 0,5 Prozentpunkte erhöht

Das Komitee für Geldpolitik - Copom - der Zentralbank hat den Leitzins per einstimmigen Beschluss um 0,5 %-Punkte auf 12,25 %/a erhöht. Der neue Wert gilt für 45 Tage. Brasilien ist damit weiterhin unter den hauptsächlichen Wirtschaftsmächten das Land mit dem höchsten Realzins der Welt.

So geht's (nicht): Umzug nach Brasilien

Früher sagte man, wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Heute füge ich hinzu, wenn einer in Brasilien wohnen will, muss wer viel erleiden. Hier die Übersetzung einer Mitteilung eines Despachanten (wie gut, dass es sie gibt!) an einen Deutschen, der vor einigen Wochen sein Arbeitsvisum erhielt und jetzt endlich in eigenen gewohnten Sachen wohnen möchte und deshalb seinen Umzug - unter Beachtung aller Fristen und Vorschriften, wie es das Gesetz nicht nur Spartas, sondern auch Brasiliens befiehlt - auf den Weg nach Brasilien schickte, sein Umzugsgut aber bis heute nicht aus dem Zoll herausbekam:

Der Freigabeprozess Ihres Umzuges macht Fortschritte, aber wir haben immer noch nicht die Warenfreigabe. Nachfolgend die letzten Ereignisse:

- 12/05 - Das Bundesfinanzamt nahm nach 40 Tagen Streik wieder den normalen Dienst auf.
- 13/05 - Wiedervorlage einer neuen Vollmacht für die Reaktivierung der Ermächtigung, die am 15.4. ungültig wurde, mit neuer Gültigkeit bis 31.12.2008. Am selben Tag sprachen wir mit dem Beamten XXX, der darum bat, dass wir einen Antrag auf Kanzellierung der aktuellen Importerklärung stellen, mit der Änderung der Klassifizierung "unbegleitetes Gepäck IN 117 " in "vorübergehende Zulassung IN 150".
 - 16/05 - Das Bundesfinanzamt gab dies im Siscomex frei.
- 16/05 - Wir protokollierten einen Antrag auf Kanzellierung der Importerklärung, da diese nicht geändert werden darf.
- 26/05 - Der Beamte YYY forderte uns auf,  Dokumente zur Weiterverfolgung der Kanzellierung einzureichen.  - 27/05 - Wir protokollierten ein Antwortschreiben auf das Verlangen des Beamten (der Dokumente verlangte, die bereits im Besitz der Finanzbehörde waren).
- 02/06 - Der Prozess mit dem Antrag auf Ungültigkeitserklärung wurde an den Sektionschef der Behörde geleitet.
 - 03/06 - Dieser genehmigte die Ungültigkeitserklärung. Die Streichung der Importerklärung im Siscomex wurde dem Beamten YYY übertragen. 
- 04/06 - In einem Telefongespräch mit dem Beamten sagte uns dieser, dass er die Streichung im Siscomex nicht machen könne und auf Spezialisten warte, die das Systemproblem lösen und die Streichung wirksam werden lassen können.

Nach der Kanzellierung im System der bisherigen Importerklärung (die die Registrierung der neuen Importerklärung verhindert) können wir die neue Einfuhrerklärung mit der Klassifizierung der vorübergehenden Zulassung wie von der Behörde verlangt, eingeben.