30 Oktober 2008

Standort Brasilien

Wer sich den Kursverlauf der VW-Aktie ansieht, muß zum Schluß kommen: Hände weg vom Aktienmarkt. Und wer sich den Wechselkurs des Euro gegenüber dem Real ansieht, kommt wohl zum Schluß: Hände weg vom Export nach Brasilien!

In beiden Fällen sehen wir plötzliche extreme Änderungen, die ein in sich ruhendes System destabilisieren können. Und bis wieder Ruhe eintritt, muß man oft das Einschwingverhalten des Regelsystems, denn darum handelt es sich technisch gesehen, über sich ergehen lassen. Und soziale Regelsysteme können nicht so einfach wie technische beherrscht werden, dazu gibt es zu viele Einflußgrössen mit komplexer Verknüpfung.

Wenn man also nicht exportieren will, weil man sich den Gefahren der Wechselkursschwankungen und der Kurssicherung nicht aussetzen will, was bleibt dann übrig? Der österreichische Kunststoffhersteller Semperit hat eine erste Antwort darauf gefunden. Er hat nämlich die brasilianische Vertriebsgesellschaft Fenix Comércio Exterior Ltda. übernommen, die seit Jahren schon ihr Vertriebspartner für medizinische Schutzhandschuhe war. Die Gesellschaft firmiert künftig unter Sempermed Brazil Comercio Exterior Ltda. und soll dafür sorgen, daß Semperit Südamerika von Brasilien aus flächendeckend bedienen kann, weil man die Wachstumspotentiale der Region erschließen will. Weiterer Vorteil ist, daß man auf eigene Rechnung importiert und ab Lager verkauft. Die Rechnungen der Mutter können damit auch so bedient werden, wie es der Wechselkurs erfordert. Der nächste Schritt wäre eine lokale Fertigung.


 

29 Oktober 2008

€-R$-Wechselkurs der letzten drei Monate und der letzten 5 Jahre


Bier und die Staatsanwaltschaft

Die drei Brauereien Ambev, Schincariol unjd Femsa teilen sich 87 % des brasilianischen Biermarktes, der über 20 Mrd. R$ im Jahr umsetzt. Allein in Werbung wurden 2007 von den Brauereien 961,7 Mio. R$ investiert. Als ob man einen Brasilianer überzeugen müßte, Bier zu trinken! Aber das Geld wurde auch eher ausgegeben, um ihn dazu zu bringen, die aus Sicht des Investors richtige Marke zu trinken.  Per September 2008 haben die Biertrinker dann auch schon 6 % mehr getrunken als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, insgesamt waren es 5,5 Millionen Liter.

Leider sind 12,3 % der Bevölkerung alkoholabhängig oder stehen kurz davor. Über das SUS - Sistema Único de Saúde wurden zwischen 2002 und 2006  dann auch 36,88 Mio. R$ für die Behandlung Alkohol- und Drogenabhängiger ausgegeben. Die Sozialversicherung INSS hat wegen auf Alkoholkonsum zurückzuführende Krankheiten noch tiefer in die Tasche (der Beitragszahler) greifen müssen und 100 Mio. R$ zwischen 2005 und 2007 ausgegeben. 

Der Alkoholteufel ist nach Ansicht von Experten für 10 % aller Todesfälle in Brasilien verantwortlich. darüberhinaus werden 60 % der Verkehrsunfälle auf Alkoholeinfluss zurückgeführt. Der Alkohol spielt auch bei 70 % der Gutachten über gewaltsame Todesfälle ein Rolle. 

Leider haben 65 % der Grund- und Mittelschüler (1. und 2. "grau") schon Alkohol genossen, die Hälfte davon begann zwischen 10 und 12 Jahren Alkohol zu trinken.

Dieses triste Bild hat jetzt die Bundesstaatsanwaltschaft von São José dos Campos dazu gebracht, Anklage zu erheben. Betroffen sind die eingangs erwähnten drei Großbrauereien, die zusammen 2,764 Mrd. R$ Schadensersatz an den Staat zahlen sollen. Der identische Wert soll in vorbeugende und behandelnde Maßnahmen und in Anzeigenkampagnen investiert werden, mit denen vor ungebremstem Alkoholgenuß gewarnt wird.

Hoffentlich ist nicht als nächstes die Autoindustrie im Visier, die die Teufelsmaschinen baut, mit denen alkoholisierte Fahrer auf die Menschheit losgelassen werden. Und was sagt der Staatsanwalt zu den Waffenherstellern dieser Welt? Ein weites Feld für fruchtbare juristische Betätigung. Ob das Ganze auch als Regierungsprogramm zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit unter den Junganwälten gedacht ist?

28 Oktober 2008

IBOVESPA auf dem Niveau von Oktober 2005

Am 20. Mai 2008 war der Höhepunkt erreicht, seitdem geht es bergab. Gestern betrug der Ibovespa-Index nur noch 29.435 Punkte; am 28.10.2005 lag er mit 29.318 Punkten das letzte Mal unter der Marke von 30.000 Punkten. Allein 2008 betrug der Wertverlust der 330 börsennotierten brasilianischen Unternehmen ca. eine Billion R$. 
Da ist es ein Lichtblick zu lesen, dass die von den Nachkommen deutscher Auswanderer gegründete WEG im dritten Vierteljahr des laufenden Jahres einen Nettogewinn von 167 Mio. R$ verzeichnen konnte, 6,4 % mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Nettoumsatz betrug 1,223 Mrd. R$, 22 % mehr als im dritten Vierteljahr 2007. Die Binnenumsätze wuchsen um 23,2 % und der Export um 20,3 %. Das Wachstumsziel dieses sehr bedeutenden Elektromotorenherstellers, über den Sie in meinem Buch "Wirtschaftsboom am Zuckerhut" ein ganzes Kapitel finden, beträgt für das laufende Jahr 20 % und sollte wohl erreicht werden.  Der seit Jahresanfang im Amt befindliche Präsident Harry Schmelzer kann stolz auf sein erstes Jahr als Präsident sein.
Die Autoindustrie hat ihre Verkaufsprognosen für Brasilien schon von 3 auf 2,8 oder 2,9 Mio. Fahrzeuge zurückgeschraubt, aber das ist immer noch mehr als die 2,4 Millionen des Vorjahres. 
Der €-Kurs scheint sich bei 2,80 R$ einzupendeln. 
Die Zucker- und Alkoholindustrie hat zur Zeit Liquiditätsprobleme und verspätet die fälligen Lohn- und Gehaltszahlungen (wobei dieser Unterschied in Brasilien nicht existiert). Diesem Sektor kann sich wahrscheinlich erst erholen, wenn wieder ausreichend Kredite verfügbar sind. Die Banken sind eben leider nicht überflüssig, obwohl mancher sie wohl in den vergangenen Tagen zum Teufel gewünscht hat - von VW-Aktionären in Deutschland mal abgesehen. 
Nur 15 % der Einwohner São Paulos glauben nach einer Umfrage, dass die Krise ihr Budget beeinflussen wird - ihr Wort in Gottes Ohrläppchen! 
BRADESCO hat WEG noch übertrumpft, die Nettogewinne dieser Bank betragen per September 2008 stolze 6 Mrd. R$. Im dritten Vierteljahr 2008 waren es 1,9 Mrd. R$. Ein Wachstum von 3,4 bzw. 5,6 % gegenüber den Vergleichszeiträumen des Vorjahres und ein Beispiel nicht nur für US-amerikanische Banken. UNIBANCO verkündete per September ebenfalls 6 Mrd. R$ Gewinn (12,8 % Wachstum). Sind brasilianische Banker klüger als andere? Zumindestens vorsichtiger, denn der Chef von Bradesco sagte, wenn er eine Operation nicht verstünde, mache er sie nicht. 

25 Oktober 2008

Wirtschaftsboom am Zuckerhut

Im PRO Journal "Bücher für Macher" wurde schon am Montag, den 9. Juni 2008, eine Rezension meines Buches von Hans Klumbies unter dem Titel "Brasilien bietet gute Chancen für den Mittelstand" publiziert:

Bevor Karlheinz Kurt Naumann Fragen zu den Möglichkeiten eines Markteintritts in Brasilien, den Besonderheiten der dortigen Geschäftskultur, des Steuersystems und des Arbeitsrechts beantwortet, geht er auf die politischen und geschichtlichen Hintergründe der brasilianischen Ökonomie ein. Denn nur wer die Geschichte des südamerikanischen Landes und seine Einwohner kennt, kann erfolgreich in den brasilianischen Markt einsteigen. Das haben übrigens schon mehr als 1200 Unternehmen aus Deutschland getan.

Der Autor Karlheinz Kurt Naumann, der den Firmenpool Brasilien/Mercosur der IHK Essen leitet und geschäftsführender Gesellschafter der Eurolatina International Ltda in Sao Paulo ist, hat bereits über hundert Firmen bei ihrem Markteintritt in Brasilien beraten. Die ersten deutschen Unternehmen, die diesen Schritt wagten, waren Siemens und Bayer. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen vermehrt deutsche Maschinenbauer und Zulieferer der Automobilindustrie ins Land und ließen sich bevorzugt in der Region von Sao Paulo nieder. Noch immer sind es in der Hauptsache deutsche Großunternehmen und weniger Dienstleistungsfirmen, die sich in Brasilien ansiedeln.

Als wichtige Lektüre zum „Wirtschaftsboom am Zuckerhut“ empfiehlt Karlheinz Kurt Naumann die Wirtschaftszeitschrift „Exame“, die in einem Jahresüberblick die Daten der 500 größten und besten in Brasilien tätigen Unternehmen enthält. Hier lassen sich erste Hinweise finden, in welcher Brache man in Brasilien investieren sollte. So lässt sich beispielsweise anhand der Datensammlungen ablesen, dass deutsche Unternehmen im Agrarsektor durch Abwesenheit glänzen, obwohl die Brache boomt. Naumann sieht auch in der Bergbauindustrie selbst für kleine Ingenieurbüros gute Chancen, an langfristige und lukrative Aufträge zu kommen.

Ein Dienstleistungssektor, der nicht zu wachsen aufhört, ist laut Naumann der Sicherheitsbereich. Sowohl im Bereich des Objekt-, wie auch des Personenschutzes gibt es vielfältige Möglichkeiten für deutsche Dienstleister oder Zulieferer. Vor allem ist die Fernsehüberwachung per Internet für Fabriken, Büros und Wohnhäuser sehr gefragt. Auch in anderen Sektoren der brasilianischen Wirtschaft bestehen für deutsche Firmen gute Chancen.

An Beispielen von Firmen, die in Brasilien sehr erfolgreich waren (wie Conexel, Hering, WEG und Grupo Brasil), zeigt der Autor, wie wichtig gute Verbindungen sind und wie man als Unternehmen überlebt, weil man nicht an Dogmen klebt, sondern sich rasch auf neue Bedingungen einstellt.

Wer als kleines oder mittelständisches Unternehmen (KMU) günstig und risikoarm in Brasilien einsteigen möchte, dem rät Naumann dem Firmenpool Brasilien/Mercosur der IHK Essen beizutreten. Die Leistungen fangen bei einer Machbarkeitsprüfung an, führen über eine Vertriebspartnervermittlung und reichen bis hin zur Geschäftsbetreuung. Die Kosten belaufen sich von etwa 400 bis 1000 Euro im Monat.

Fazit: Auch in Brasilien gibt es keinen Königsweg zum wirtschaftlichen Erfolg. Viele Unternehmen und Firmen waren erfolgreich, obwohl sie ganz unterschiedliche Rezepte verwendeten. Doch ein Grundmuster erkannte Naumann: viel Arbeit und etwas Glück.
(hkl)

Wirtschaftsboom am Zuckerhut
Strategien für langfristigen Erfolg in Brasilien
Karlheinz Kurt Naumann
Verlag: Redline Wirtschaft
Gebundene Ausgabe: 245 Seiten, Auflage: 2008
ISBN: 978-3-636-01559-4, 24,90 Euro

Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird!

Die Lage ist ernst, ohne Zweifel. Das Geld wird knapper, Kredite zu erhalten , wird gerade auch in Brasilien schwieriger und die Zinsen sind immer noch viel zu hoch. Viele Firmen sind in US$ verschuldet und wissen jetzt nicht, wo sie das Geld zur Bedienung dieser Schulden hernehmen sollen. Der Staat muß einschreiten, was nach Steuererhöhung riecht. Wichtige Reformen wie die des Steuersystems und der Sozialversicherung lassen auf sich warten, das berühmte PAC-Programm kommt nicht aus den Startlöchern und die Regierung zeigt keine Bereitschaft, den Gürtel enger zu schnallen. Die Kandidatin der Arbeiterpartei für das Amt des Oberbürgermeisters von São Paulo brüstet sich mit sozialen Hilfsprogrammen, d.h. sie will Fische verteilen und keine Angeln. Ob es ihr hilft, werden wir morgen nach der Wahl wissen. Große brasilianische Firmen sind vorsichtig und verschieben schon Investitionen, weil die Nachfrage im Ausland nachläßt, siehe dazu das Beispiel der Automobilindustrie, für die zum Teil vorgezogene Betriebsferien angesagt sind. VW will sich aber nicht in Brasilien, sondern in Deutschland von bis zu 25.000 Leiharbeitern trennen und die brasilianische Autoindustrie wird auch 2008 wieder einen Produktionsrekord erzielen.

Brasilien  ist trotzdem in einer ganz anderen Lage als vor zehn oder gar zwanzig Jahren. Damals war Brasilien oft die Ursache internationaler Probleme, heute kann es die Lösung sein - zusammen mit den anderen BRIC-Staaten. Unsere Auslandsverschuldung ist weitgehend abgebaut, die Devisenreserven liegen über 200 Mrd. US$, wir haben riesige Erdöl-und -gasvorräte, sind Exportweltmeister in vielen Kategorien und werden nicht grundlos trotz aller Probleme wie punktueller Armut, Korruption, Kriminalität, Bürokratie und Analphabetismus das Land der unbegrenzten Lebensfreude genannt. Unser größtes Potential sind unsere Menschen, die dem Leben gegenüber positiv eingestellten Brasilianer, die sich nicht unterkriegen lassen. 

Das zeigt sich u.a. in der Ankündigung unserer Supermarktkette Carrefour vom 19.10.2008, daß sie 2.000 Arbeitsplätze zu vergeben hat. Wie man sieht, hat diese Firma - und andere Gesellschaften - nicht den Glauben an Wachstum und Stabilität verloren.

Was Christian Moritz, Partner von MMlaw Rechtsanwälte in Ratingen/Stuttgart und gegenwärtig verantwortlich für die Deutsche Abteilung bei Felsberg e Associados in São Paulo 2007 in "Business & Law" schrieb, hat nichts an Bedeutung verloren, auch wenn der Real inzwischen etwas an Stärke eingebüßt hat:

"728 Unternehmen aus Bayern pflegen bereits Handelsbeziehungen mit Brasilien und die neuesten Entwicklungen geben ihnen Recht: Die Zeit für einen Markteintritt ist günstig." 

Peter Rösler, der stellvertretende Geschäftsführer des Lateinamerika Verein e.V., gab am 16.9.2008 auf dem NRW-Außenwirtschaftstag in Essen weitere Daten bekannt:

Eckdaten Brasiliens 2007 (in Klammern die Zahlen Deutschlands zum Vergleich):
  • Fläche = 8.511.965 Quadratkilometer (357.021)
  • Bevölkerung = 190 Millionen (82,4) 
  • BIP = 1.269 Mrd. US$ (3.259)
  • BIP in Kaufkraftparität umgerechnet = 1.838 Mrd. US$ (2.833)
  • BIP pro Kopf = 9.700 US$ (34.400)
  • BIP-Wachstum = 5,4 % (2,6)
  • BIP-Anteil Landwirtschaft = 20 % (3)
  • BIP-Anteil Industrie = 14 % (33)
  • BIP-Anteil Dienstleistungen = 66 % (64)
Solide, marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaftspolitik:

4 Ziele: 
  • Nachhaltiges Wirtschaftswachstum 
  • Konsolidierung der Staatsfinanzen 
  • Resistenz gegen außenwirtschaftliche Verwerfungen 
  • Abbau der Armut 
Wirtschaftspolitik:
  • Gleichberechtigung in-und ausländischer Investitionen 
  • unabhängige Zentralbank 
  • Priorität der Inflationsbekämpfung 
  • freie Wechselkurse 
  • hohe Devisenreserven 
  • Haushaltsdisziplin (Hier erlaube ich mir ein ? einzufügen) und Privatisierungen
  • modernes Steuersystem (Ebenfalls mit ? zu versehen!)
  • entwickelter lokaler Kapitalmarkt 
  • soziale Unterstützungsprogramme (z.B. Bolsa Familia) 
  • solide politische Institutionen 
Aber: wichtige Reformen (z.B. Rentensystem) stehen noch aus

Weltweites Produktranking:
  • Nr. 1 in Ethanol
  • Nr. 2 in Jeans, Keramikteilen und Buskarrosserien
  • Nr. 3 in Linienflugzeugen, Schuhen und Motorrädern
  • Nr. 4 in Bier
  • Nr. 5 in Seide und Radiogeräten
  • Nr. 6 in Kfz, CDs und Zement
  • Nr. 7 in Zellstoff, Papier, Textilien und Bekleidung
  • Nr. 8 in Stahl
Highlights zu Brasiliens Industrie
  • Die Frankfurter Börse benutzt brasilianische Software 
  • Embraer ist die Nr. 3 in der weltweiten Verkehrsflugzeugproduktion 
  • Deutschland importiert brasilianische Raketen für Mikrogravitätsexperimente  
  • Petrobras ist weltweiter Führer in Tiefwasser - Ölbohrungen 
  • Odebrecht ist weltweit führend im Bau von Wasserkraftwerken 
  • Brasilien ist der größte Hersteller von Hybridmotoren 
  • 50 % des brasilianischen Kraftstoffverbrauchs basieren auf Alkohol und Biodiesel 
Exportweltmacht Brasilien (jeweils die drei wichtigstens Länder in der Reihenfolge ihrer Exportwerte)
  • Soja => Brasilien - Argentinien - USA
  • Zucker => Brasilien - Thailand - EU
  • Eisenerz => Brasilien - Australien - Kanada
  • Kaffee => Brasilien - Vietnam - Kolumbien
  • Geflügel => Brasilien - USA - Kanada
  • Orangensaftkonzentrat => Brasilien - USA - Spanien
  • Rindfleisch => Brasilien - Australien - Kanada
  • Ethanol => Brasilien - USA - EU
  • Eisen und Stahl => Rußland - Brasilien  - Frankreich
Risikowahrnehmung Brasiliens durch deutsche Unternehmen 
  • Bürokratie und Korruption 
  • starke Steuerbelastung und hohes Zinsniveau 
  • fehlendes Doppelbesteuerungsabkommen 
  • hohe Produktionskosten (custo Brasil) 
  • starke Real-Aufwertung  
  • mangelnde Rechtssicherheit 
  • veraltete Arbeitsgesetzgebung 
  • unterentwickelte Infrastruktur 
  • starke Abhängigkeit der Wirtschaft von „commodities“ 
  • krasse Einkommensunterschiede 
  • zu verbesserndes Bildungs-und Ausbildungsniveau 
Vorteile Brasiliens aus der Sicht deutscher Unternehmen 
  • neuntgrößte Volkswirtschaft und fünftgrößte Bevölkerung der Erde 
  • flächenmäßig so groß wie die USA (ohne Alaska) –Nr. 5 weltweit 
  • gewaltige Agrar-, Bergbau-und Energieressourcen (einschl. Erdöl) 
  • fast unerschöpfliche Quelle erneuerbarer Rohstoffe 
  • umfassend entwickelter Industriesektor und sprunghaft wachsender Exportsektor 
  • riesiges Wachstumspotential (BRIC-Land: ein „Muss“ für jeden „global player“) 
  • wachsende Mittelschicht (2008: 52 % in den 6 größten Städten) 
  • junge, konsumorientierte Bevölkerung 
  • Investment Grade (Standard & Poor‘s, Fitch) 
  • Devisenreserven übersteigen Auslandsverschuldung 
  • hoch motivierte Arbeitskräfte 
  • sehr gute Geschäftsmöglichkeiten 
  • starke Präsenz großer und mittelständischer deutscher Unternehmen 
  • geringe Mentalitätsunterschiede (10 Mio. Deutschstämmige) 
Dem will ich an dieser Stelle nichts hinzufügen, die Daten sprechen für sich und vor allem für Brasilien!!!

24 Oktober 2008

Wirtschaftsboom am Zuckerhut

Rezension von Rolf Dobelli vom 23.10.2008 unter der Überschrift "Entzückend und erschreckend zugleich":

Sonne, Samba und Karneval  aber auch Favelas, Armut und Gewalt: Brasilien entzückt und erschreckt zugleich. Wenige denken jedoch an die Rolle des Landes als aufstrebende Wirtschaftsmacht. Zu Unrecht, meint Karlheinz Kurt Naumann und unterlegt sein Urteil mit der Abwandlung eines bekannten Spruchs: 1200 deutsche Firmen können nicht irren. Viele dieser Unternehmen suchten und fanden bereits vor Jahrzehnten ihr Glück im Land der unbegrenzten Lebensfreude. Und das zu Zeiten, als die drei anderen BRIC-Staaten noch weiße Flecken auf den Landkarten ausländischer Investoren waren. Immer wieder scheint der Autor den Leser aber vom genauen Gegenteil dieser Erfolgsgeschichten überzeugen zu wollen. Zwar bringt er über das ganze Buch verstreut Beispiele von Einzelnen und Firmen, die es bis ganz nach oben geschafft haben. Doch zugleich sieht er die brasilianische Politik, das Steuer- und Bildungssystem und die korrupte Bürokratie durch eine derart pessimistisch gefärbte Brille, dass einem die Lust am Investieren vergehen könnte. getAbstract empfiehlt das Buch trotzdem allen, die konkrete Tipps zum Markteintritt in Brasilien suchen.

Herr Busch schrieb am 21.11.2007 zum Thema INVESTIEREN IN BRASILIEN:

Hart wie in China (kompletter Artikel=> in Titel klicken!)

Jetzt zieht es deutsche Mittelständler nach Brasilien. Doch der Geschäftsalltag im Land des tropischen Karnevals ist überhaupt nicht lustig.

Stefan Schmersal war bestens vorbereitet, um in Brasilien ein Unternehmen zu gründen. Seine Familie betrieb seit den Siebzigerjahren eine Schaltgerätefabrik in dem Amazonasstaat, er selbst hatte dort schon gearbeitet, spricht fließend Portugiesisch und kennt den Alltag im Land.

Dennoch war Schmersal überrascht, wie kompliziert und teuer es für ihn wurde, einen weiteren Betrieb in der Nähe von São Paulo zu gründen. Ein halbes Jahr dauerte der Kampf um Betriebsgenehmigung, Steuernummer und Eintrag ins Firmenregister. Allein die Lizenz zum Import von Produkten aus Deutschland ließ mehrere Monate auf sich warten. Viel öfter als erwartet musste sich Schmersal teurer und nervenaufreibender Hilfe von Anwälten und Beratern bedienen. Bis heute durfte er, aus Angst der Banken vor Geldwäsche, in Brasilien nicht einmal ein privates Bankkonto eröffnen...


Also, lieber realistisch als zu optimistisch!

23 Oktober 2008

€-R$-Kursverlauf und Pressestimmen zur aktuellen Lage in Brasilien



Brasilianischer Real bröckelt ab (bei Handelsblatt.com am 23.10.2008 veröffentlicht

Brasilien und Argentinien brechen ein (EM Stocks Review Lateinamerika, 23.10.2008)

14 Oktober 2008

Euro gibt auf 2,8781 R$ nach

Bankenkrise überwunden? Der Verbraucher zahlt die Zeche!

Das Schlimmste ist vorbei? Nicht für den brasilianischen Kreditnehmer, der die höchsten Zinsen seit 5 Jahren zahlt. Ein Konsumentenkredit kostet in Brasilien aktuell 5,07 % im Monat (!) für den Ratenkauf eines PCs oder eines elektrischen Haushaltgerätes. 179,88 % pro Jahr (!) sind fällig für den Überziehungskredit bei einer der zehn großen Banken in São Paulo, 102,16 % im Jahr (!) zahlt man für einen Bankkredit als Privatmann. Der Euro fiel heute auf z.Z. 2,9063 R$.

11 Oktober 2008

Einblick in die Wirtschaft

Mein Freund Dietmar Rother schickte mir diese Zeilen, die so köstlich sind, dass ich sie Ihnen nicht vorenthalten will:

Analyse des finanziellen Rückflusses im Hintergrund der Wirtschaftskrise in den USA und dem Niedergang der Börsen:

Wenn Sie im Januar 2005 für 1.000 R$ Aktien von Nortel Networks oder von AIG, beides Giganten der US-Wirtschaft, gekauft hätten, würden Sie heute 59 R$ haben. Wenn Sie im Januar 2005 Aktien für 1.000 R$ von Lucent Technologies, einem anderen Giganten des Telekommunikationssektors, gekauft hätten, wären Ihnen heute 79 R$ verblieben.

Nun, wenn Sie im Januar 2005 für 1.000 R$ Skol (in Bier, nicht in Aktien) gekauft und alles getrunken und die leeren Bierdosen als wiederverwertbares Aluminium verkauft hätten, besäßen Sie heute 81 R$!

Schlussfolgerung: Im aktuellen Wirtschaftsszenarium verlieren Sie weniger Geld, wenn Sie den ganzen Tag Bier trinken. Aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Trinker weniger lebt, nämlich weniger gestresst, weniger deprimiert, weniger angespannt, weniger aufgeregt und mit weniger finanziellen Problemen! Denken Sie daran ... und wenn Sie Autofahren, trinken Sie nicht! Und wenn Sie trinken, rufen Sie mich! Wenn Sie mich nicht rufen wollen, schicken Sie mir wenigstens die (leeren) Bierdosen, ich verkaufe alles!

Na dann, Prost!

Dunkelland?

Sollte an der bösartigen Namensgebung Dunkelland doch etwas dran sein? Ich will den Einwohnern der ehemaligen "DDR" natürlich nicht unterstellen, dass sie nicht zu den Illuminati gehören, aber auffällig ist es doch, dass praktisch niemand aus diesem Teil Deutschlands an Brasilien (bzw. an meinem Blog) interessiert ist. Nichts für ungut! Als Berliner (in Berlin geboren, im späteren Ostberlin aufgewachsen und als Schüler mit der ganzen Familie regulär nach Westberlin umgezogen, als dies unter großen Schwierigkeiten noch ohne Flucht möglich war) konnte ich mir einen solchen spitzen Kommentar nicht verkneifen.
Nur, um einen wesentlichen Unterschied zwischen obigem Teil Deutschlands und einer dunklen Region Brasiliens herauszuarbeiten, zeige ich dieses Inselbild. Die Insel heißt Ilha do Bréu, was übersetzt Insel der Dunkelheit bedeutet und gehört meinem Freund Márcio, der dort gerne (zahlende) Gäste aufnimmt. Die Insel erhielt ihren Namen, weil es dort keine Elektrizität gibt, wird aber durchaus von "Erleuchteten" aufgesucht. Das Foto und mehr zur Insel finden Sie unter www.ilhadobreu.com.br.

In eigener Sache: Vielen Dank für die Antworten auf meine Frage nach dem "Vierradfahrzeug auf Motorradbasis", die prompt und sehr nett beantwortet wurde - siehe die Kommentare zum Blogeintrag. Weil ich einen selbst einfügte, steht dort fälschlicherweise: "Karlheinz Kurt Naumann hat gesagt". Wer es tatsächlich gesagt hat, ist natürlich Herr Schweinberger, wie Sie der Unterschrift entnehmen können!

Kawasaki baut Motorradwerk in Manaus

Die einen ziehen Geld ab, die anderen investieren. Kawasaki ist aber so schlau, nicht in Finanzanlagen zu investieren, sondern in "Hardware", nämlich 40 Mio. US$ in eine neue Fabrik. Damit folgt man der Strategie, die Division Maschinen & Konsumgüter nach Brasilien zu bringen, die bis zum Produktionsbeginn mit Importprodukten in Brasilien arbeiten wird. Diese sind Motorräder, Jetskies und Vierradfahrzeuge auf Motorradbasis. Leider weiß ich nicht, wie man diese Vierradfahrzeuge mit Lenker richtig nennt, sicher gibt es einen speziellen Namen dafür. Vielleicht hilft mir ein Leser?
São Paulo kann als Wirtschaftszentrum natürlich nicht ausgelassen werden, hier wird die Firma sich ebenfalls niederlassen, um u.a. ein landesweites Händlernetz aufzubauen, welches 200 Konzessionäre haben soll. Diese Zahl soll 2015 erreicht sein.
Seit zwei Jahren trägt man sich mit diesen Plänen, die durch die Marktgröße ausgelöst wurden. Immerhin werden in Brasilien jährlich zwei Millionen Motorräder verkauft. Von hier aus will Kawasaki auch ganz Lateinamerika bedienen. Kawasaki ist seit 1973 in Brasilien im Bereich der Schwerindustrie tätig und läßt sich durch die augenblickliche Weltfinanzkrise nicht beirren. Dazu wäre die Investition auch zu klein im Vergleich zur Firmengröße.

Vergleich der Börsenverluste der letzten Woche

  • Tokio - 24,34 %
  • Paris - 22,16 %
  • Frankfurt - 21,61 %
  • Moskau - 21,12 %
  • London - 21,04 %
  • São Paulo - 20,01 %
  • Buenos Aires - 19,62 %
  • New York - 18,15 % (Dow Jones) und - 15,30 % (Nasdaq)
  • Mexiko Stadt - 13,42 %
  • Xangai - 12,78 %

Zwischen Juni und September wurden von der Börse São Paulos 19,1 Mrd. R$ Auslandskapital abgezogen; wenn man die ersten Oktobertage mit einbezieht, sogar 20 Mrd. R$.

10 Oktober 2008

BANKEN VERLIEREN MASSIV GELD UND MÜSSEN DURCH STAATLICHE MASSNAHMEN GERETTET WERDEN!

Denkste! Nicht in Brasilien, denn hier gehen die Uhren anders. Ganz anders, fast wie in Bayern, wo sie links herum laufen. Denn der Streik der Bank"beamten" weitet sich aus, bereits 4.300 Bankfilialen sind laut CONTRAF - Confederação dos Trabalhadores do Ramo Financeiro (gehört zur Gewerkschaftszentrale CUT) in ganz Brasilien geschlossen und wir konnten heute z.B. deshalb keine ISS (Dienstleistungssteuer) zahlen und werden dies am Montag (hoffentlich!) nachholen können, mit 10 % Strafe! Und laut Auskunft der Stadt (ISS ist eine kommunale Steuer) wird auf diese Strafe nicht verzichtet, da es sich nicht um einen Streik städtischer Bediensteter handele. Die Logik stimmt schon, aber die Auswirkung ist trotzdem negativ. Und warum streiken unsere Bank"beamten"? Weil der 7,5 % - Vorschlag der FENABAN - Federação Nacional dos Bancos in Anbetracht der hohen Rentabilität des Sektors unzureichend sei!

In der Vergangenheit hat dies sicher zugetroffen, aber lesen die Bank"beamten" keine Zeitung und sehen keine Fernsehnachrichten? Oder hoffen sie, dass die Zukunft doch besser wird, als sie es früher war?

Kurssicherung verursacht hohe Verluste

Wie man sehen kann, hat auch Brasilien seine Probleme, denn das Länderrisisko steigt stetig, was uns aber im Augenblick noch relativ egal sein kann. Unter anderem deshalb, weil unser wichtiger Handelspartner Argentinien mit Brasilien Geschäfte in Landeswährung machen kann. Damit können Firmen beider Länder sich bereits Rechnungen schicken, die auf Peso oder Real ausgestellt sind, ohne Dollar und Euro und das damit verbundene Risiko. Eine Ermutigung für die südamerikanischen Politiker, die schon lange eine gemeinsame Währung für unseren Wirtschaftsraum fordern. Was leider Votorantim nicht mehr hilft. Dieser große Zement- und Aluminiumhersteller hat nämlich mit der rapiden Schwächung des R$ oder Stärkung des US$ insgesamt 2,2 Mrd. R$ verloren, eine Wiederholung der verunglückten Kurssicherungsgeschäfte von Sadia und Aracruz. Aruacruz hat dadurch neben dem Geld - 1,95 Mrd. R$ - auch den Investmentgrade - Status verloren und Sadia seinen Finanzchef und 750 Mio. R$. Die zur Votorantimgruppe gehörende Votorantim-Bank legt übrigens Wert auf die Feststellung, dass sie keinen Verlust erlitten hat und an den Swap-Geschäften, die einen Verlust verursacht hätten, nicht beteiligt gewesen sei. Die VCP - Votorantim Celulose e Papel wurde von Fitch Ratings unter "negative Beobachtung" gestellt, was in der Praxis bedeutet, dass sie Gefahr läuft, wie Aracruz herabgestuft zu werden. Die Regierung läßt über die Zentralbank ermitteln, welche Gesamtverluste durch solche Kursspekulationen verursacht wurden - man schätzt bisher 40 Mrd. R$. Lula wies richtigerweise darauf hin, dass es sich um Spekulationsverluste handele. Wenn es geklappt hätte, wären die "verantwortungslosen Spekulanten" natürlich Helden, wie im Krieg. Aber trotzdem ist es gut, immer wieder darauf hinzuweisen, dass konservativ abgewickelte Geschäfte keinen Glücksspielcharakter haben dürfen! Oder sie sind nicht mehr konservativ! Und selbst in einer Spielbank geht es sehr konservativ zu, zumindest auf der Seite der Eigentümer.

08 Oktober 2008

Inflation im Griff

Aber warten wir lieber vor einer abschließenden Stellungsnahme ab, wie die Oktoberwerte aussehen werden. Denn noch ist nicht aller Tage Abend, aber Präsident Bush vertraute seinem Kollegen Lula heute in einem Telefonat mit, daß wir die Auswirkungen seiner Gegenmaßnahmen schon in 2 Wochen spüren werden. Alles wird gut, Bush wird's schon richten. Aber zurück zur brasilianischen Inflation, die per September 4,76 % beträgt gegenüber 2,99 % im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Inflation der letzten 12 Monate betrug 6,25 %, geringfügig über der Inflation von 6,17 % von Oktober 2006 bis September 2007. Unser Jahresziel 2008 und 2009 ist jeweils 4,5 %, also müssen wir uns anstrengen, es einzuhalten. Aber die Regierung hat vorsichtshalber eine Marge von plus / minus 2 Prozentpunkten vorgesehen. Mit solchen Zielen kann eigentlich nichts schiefgehen. Vielleicht sollten mal einige Regelungstechniker zum Minister berufen werden. 

Porto Seguro ist eine Stadt in Brasilien

deren Namen auf Deutsch Sicherer Hafen bedeutet. Und das ist Brasilien wohl auch mit 208 Mrd. US$ Devisenreserven im Augenblick, denn ohne Schulden im Ausland geht es uns zur Zeit noch ganz gut. Unsere Kraftfahrzeugindustrie hat rechtzeitig auf die Bremse getreten und einige Werke arbeiten kurz. Trotzdem werden wir wohl bis Ende des Jahres einen neuen Produktionsrekord mit ca. 3,5 Mio. Fahrzeugen erreichen. Wem es schlecht geht, der hat selbst Schuld wie Sadia und Aracruz. Beide Firmen hatten Termingeschäfte gemacht, weil sie auf einen weiteren Verfall des Dollarkurses gewettet hatten und außerdem durch diese Spekulation einen zusätzlichen Gewinn einfahren wollten. Der ist nun zum Verlust geworden, Sadia rechnet mit 760 Mio. R$ und Aracruz mit 1,95 Mrd. R$. Schuster, bleib' bei Deinen Leisten, kann man da nur sagen. 

Der Euro hat uebrigens heute wieder die magische Marke von 3,00 R$ überschritten und liegt z.Z. bei 3,0102 R$, der Dollar bei 2,1970 R$, also deutlich weniger als gestern, als er mit 2,31 R$ schloß. Die Zentralbanken in aller Welt senken den Leitzins oder denken wenigstens darüber nach, um die augenblickliche Krise zu bekämpfen. Hoffentlich schließt sich unsere brasilianische Zentralbank diesem Trend an.

Was überhaupt nicht in die Landschaft paßt, ist der Streik des Bankpersonals in Brasilien, gefolgt von einem Streik der Metaller in São Paulo, die 20 % mehr Lohn fordern. Sehr einfühlsam, kann ich nur sagen.

Anbei noch die Kursverläufe REAL - DOLLAR, REAL - EURO und DOLLAR - EURO:




07 Oktober 2008

Ja, aber (zunächst?) nur kurzzeitig ist der EURO über 3,00 REAL wert!

Steigt der € über 3,00 R$?

Dicht an diesem Wert ist er schon! In Brasilien sind es 7:43 und der Kurs liegt bei Geld 2,9833 / Brief 2,9851. Der Dollar hat es im Augenblick auf Geld 2,1970 / Brief 2,1980 geschafft. Bei unserem ungebremsten Import wird das unweigerlich zu einem Anstieg der Inflation führen und da unser einziges Mittel dagegen hohe Zinsen sind, wird uns wohl bald eine Leitzinserhöhung in's Haus stehen. Denn das andere Hausmittel, Sparsamkeit, hat unsere Regierung leider noch nicht entdeckt. Aber vielleicht kommt ja alles ganz anders, wenn die Fed den amerikanischen Leitzins senkt. Außerdem hat sie schon 900 Mrd. US$ bereitgestellt, um dieses Geld an notleidende (mir kommen die Tränen) Banken auszuleihen. Hier in Brasilien wurde gestern der Zentralbank die Erlaubnis seitens der Regierung gegeben, Kreditbriefe bedrängter kleiner Banken zu kaufen. Und die großen müßten eigentlich vorgesorgt, wenn nicht sogar ausgesorgt haben. Mittel dazu sind ihnen genug über exorbitante Gewinne zugeflossen und dies nicht nur aus hohen Zinserträgen und Spekulationsgewinnen, sondern auch aus Gebühren. Selbst das Parken ist schon oft gebührenpflichtig, wenn man seine Bankfiliale besucht. Ich würde gerne sehen, was der Kunde eines Maschinenbauers sagen würde, wenn er seinen Lieferanten besucht, um eine neue Maschine für sich anzusehen und dazu seinen Wagen auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz abstellen muß. Jetzt wird sich die Spreu vom Weizen trennen und wehe denen, die ihre Einlagen bei einer Bank haben, die von Schönwetterpiloten geleitet wird.

06 Oktober 2008

Beim Wechselkurs ist richtig was los!

Der Kurssprung vom Wochenende zeigt es deutlich:
Allerdings traute wohl Yahoo den eigenen Werten nicht, denn zunächst fand ich diesen Kurs im deutschen Site: 
Quelle: http://de.finance.yahoo.com/currency/convert?from=EUR&to=BRL&amt=1&t=3m

Dann wurde man selbstsicherer und schrieb im brasilianischen Site korrekt:
Quelle: http://br.finance.yahoo.com/currency/convert?amt=1&from=EUR&to=BRL

Also, seien Sie vorsichtig beim Umrechnen! Vielleicht sehen wir hier den Grund vor uns, warum mehr Menschen googlen als yahooen?  Mit der Kurskorrektur ist auch meine erste Vermutung, dass es sich hier um zwei verschiedene Kurse (kommerzieller Kurs und Touristenkurs) gehandelt habe, hinfällig. Es war wohl nur ein einfacher Fehler. Soll ja im Finanzbereich zur Zeit durchaus nicht unüblich sein.

Noch ist übrigens alles relativ ruhig in Brasilien, abgesehen davon, daß ausländische Investoren (Sollte man sie nicht lieber ruhig Spekulanten nennen, weil sie nichts produzieren, sondern nur Finanzgewinne einstecken bzw. zur Zeit auch -verluste?) ihr Geld abziehen und die Börsenkurse sinken und der Wert des US-Dollar und des Euro steigt. Was eine Firma nicht berühren sollte, denn ihr eigentliches Geschäft bleibt ja vom Kurswert ihrer Aktien erstmal unbeeinflußt.  Und "Lieb' Vaterland, kannst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein" kann man in abgewandelter Form bei uns auch sagen: "Lieb' Vaterland, kannst ruhig sein, Präsident Lula investiert wie vorgesehen in's PAC, das ist fein!".  Jedenfalls hat er das heute bekräftigt und dem Zentralbankpräsidenten stehen viele Milliarden US$ Devisenreserven zur Verfügung, also auch hier herrscht noch Ruhe. Hoffentlich nicht die vor dem Sturm, denn Brasilien hat intensiv in US-Staatspapiere investiert, wie, nebenbei bemerkt, auch China.

04 Oktober 2008

Inder nehmen Chancen in Brasilien wahr

Brasilien wird zum zweiten Standbein indischer IT-Dienstleister, deren Kunden aus Sicherheitsgründen nicht alle Eier in indischen Nestern wissen wollen. Ein Beispiel bilden Firmen wie Satyam (1,5 Mrd. US$ Umsatz 2007) und Tata Consultancy Services (5,7 Mrd. US$ Umsatz 2007), die ihre Operationen in Brasilien ausweiten und für den Export nutzen. Satyam ist der viertgrößte indische Technologiedienstleister Indiens und kündigte Ausbaupläne für Brasilien an. Hier beschäftigt man augenblicklich 200 Mitarbeiter und weihte gerade ein Entwicklungszentrum in Londrina ein, in dem bis zu tausend Menschen arbeiten können. Ein weiteres Zentrum hat man in São Paulo, aber aus Kostengründen ging man jetzt nach Paraná. Denn São Paulo ist zwar billiger als die USA, aber teurer als Londrina, der Unterschied beträgt je nach Kostenart bis zu 35 %! Damit liegt Londrina schon praktisch auf indischem Niveau. Deshalb sucht die Firma auch weitere Standorte, die niedrige Kosten mit guter Infrastruktur und ausreichender Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte vereinen. Satyam bedient von Brasilien aus nicht nur hier arbeitende Multis, sondern auch Firmen in den USA, in Europa und sogar in Japan.

Indien exportiert heute jährlich Software und Dienstleistungen im Wert von 52 Mrd. US$, davon ist Brasilien noch weit entfernt. Im letzten Jahr waren es nur 800 Mio. US$. Als grösste Hindernisse für eine rasche Geschäftsexpansion in Brasilien sehen indische Unternehmer mangelnde Fremdsprachenkenntnisse - selbst Fluglotsen sprechen manchmal nur mangelhaft Englisch - und hohe Sozialabgaben. 

Tata Consultancy Services, die größte Firma ihrer Art in Indien, ist bereits seit fünf Jahren in Brasilien, wo sie tausendfünfhundert Mitarbeiter beschäftigt. Hundert davon arbeiten für den Export. Bis März 2010 will man weitere fünfhundert Menschen einstellen, die Hälfte davon soll für den Export arbeiten. Tata Brasil war vor dem Anstieg des Kurses auf über 2 R$ für einen US$ 50 % teurer als das indische Mutterhaus, seit wenigen Tagen sieht man sich dank der Bankenkrise wettbewerbsfähig. Alles hat seine guten Seiten! Oder: "Wat dem enen sin Uhl, is dem andern sin Nachtigall!"

03 Oktober 2008

Interessante brasilianische Kurven (Honi soit qui mal y pense!)

Dabei sind es strenggenommen Balkendiagramme und keine Kurven, aber seien wir grosszügig. Interessant sind die Aussagen dahinter! Zum Beispiel, dass Lulas Stammwähler aus der Region mit dem größtem Anteil Analphabeten in Brasilien stammen: 

Analphabetentum für Personen über 10 Jahre

Analphabetentum für Personen über 15 Jahre

Analphabetentum nach Region

Mittelwert der Schuljahre
(Für mich unverständlich, die Ordinatenbeschriftung ist wohl falsch)

Verteilung der Schüler nach Schulart und -träger
Total - Kindergarten - kombinierte Grund- und Mittelschule (9 Jahre) - Oberschule (+ 3 Jahre) - Hochschule
Öffentlich - Privat

Alter (der Bevölkerung)

Geschlecht (Millionen Personen mit "." als Dezimaltrennung?)

Farbe
weiß - schwarz - braun - andere
(tolle Unterscheidung!)


Farbe nach Region

Leider liegt mir die Quelle der Diagramme im Augenblick nicht vor; wenn ich sie habe, wird sie hier veröffentlicht.

01 Oktober 2008

Exportrechnungen zu schreiben wird in Brasilien schwieriger


Wer in diesen Tagen Rechnungen in Brasilien an Firmen im Ausland schreibt, muss aufpassen. Denn er wird diese wohl zunächst mit einem Rechnungswert in EURO (oder US-Dollar) ausstellen, den entsprechenden Wert in Brasilien empfangen bzw. die Ankündigung seiner Bank, dass der Wert eingegangen ist, dann eine offizielle Rechnung mit Kenntnis des Kursschlußwertes in Real für 
die Dokumentation der Bank und den Fiskus ausstellen und dann, nach Abzug einer Überweisungsgebühr (in Europa 20 €) und der Umtauschkosten Real gutgeschrieben bekommen. Wobei mit Sicherheit der Kurs, der in der ersten Rechnung verwandt wurde, mit dem dann angewandten nicht übereinstimmt. Das zeigen die Charts auf der linken Seite überdeutlich. In der Mitte sieht man den immensen Wertverlust des Euro gegenüber dem Real zu Beginn 2005, darüber die Erholung seit Anfang September 2008, die aber längst nicht ausreicht, die Verluste der Vergangheit wettzumachen. Und die letzte Graphik ganz unten zeigt den aktuellen Kursverlauf seit Juli, der deutlich die Auswirkungen der zunächst US-amerikanischen und dann weltweiten Bankenkrise widerspiegelt. Wenn die USA weniger importieren können, wird dies China treffen und wenn die Chinesen auch weniger im Ausland kaufen, wird dies Brasilien merken. Und dann leidet der Real, d.h. der Euro steigt im Wert gegenüber unserer brasilianischen Währung. Das wiederum begünstigt die Einkäufe der Europäer in Brasilien. Die grosse Frage ist nur, auf welchem Niveau das "System" sich anschließend einpegelt, d.h. einen stabilen Zustand erreicht. Solche Fragen hat schon Forrester mit seinem "System Dynamics" beantwortet, der Club of Rome nutzte die zugrundeliegende Simulationssprache, nur für das komplexe Weltwährungssystem ist es leider noch nicht mit Erfolg angewandt worden.