31 Dezember 2011

Ein gutes Neues Jahr!

Das wünsche ich allen meinen Bloglesern, auch im Namen meiner Frau, verbunden mit herzlichem Dank für die Glückwünsche zu meinem heutigen Geburtstag. Ich habe zwar versucht, allen Gratulanten persönlich zu antworten, wenn ich trotzdem einen vergessen haben sollte, bitte ich um Nachsicht! Alles erdenklich Gute für Sie im nächsten Jahr!

PS: Auf meinem Teller habe ich eine echte Schwarzwälder Kirschtorte! Die gibt es nämlich auch in Brasilien!

29 Dezember 2011

Hohes BIP, aber auch viele Favelas

Auch als sechstgrösste Wirtschaftsmacht der Erde gibt es für Brasilien noch viel zu verändern und zu verbessern. Die Wohnungsnot ist ein Thema, dem die Regierung mit Sozialem Wohnungsbau beikommen will. Lobenswert und nötig, denn 11,4 Mio. Brasilianer leben in Favelas; 18,9 % oder 2,16 Mio. Menschen davon in Groß - São Paulo. 88 % der Elendsunterkünfte konzentrieren sich in den Ballungsräumen; insgesamt sind 6.329 solcher Favelas in 323 Städten statistisch erfasst. Die Anzahl der Favelas und ihrer Bewohner nimmt leider zu, trotz aller Regierungsprogramme. In der Stadt São Paulo findet man vor allem in den Außenbezirken relativ kleine Favelas, während sich in der Stadt Rio de Janeiro grosse Favelas im Zentrum ausgebreitet haben. Das sind die größten Elendsbezirke Brasiliens:
    1. Rocinha (RJ): 69.161 Bewohner
    2. Sol Nascente (DF): 56.483 Bewohner
    3. Rio das Pedras (RJ): 54.793 Bewohner
    4. Coroadinho (MA): 53.945 Bewohner
    5. Parasiópolis (SP): 42.826 Bewohner
2010 betrug das mittlere Alter der Favelados 27,9 Jahre; in den "normalen" Wohngebieten Brasiliens lag es bei 32,7 Jahren. Das verhältnismässig größte Elendsgebiet Brasiliens liegt im Mündungsgebiet des Amazonas. In Belém do Pará wohnen53,9 % der Bevölkerung in Favelas. Da hört sich der Werbespruch "Wohnen Sie noch oder leben Sie schon?" gar nicht mehr so lustig an, oder? 

28 Dezember 2011

Manche lernen es nie!

Aber vielleicht handelt es sich ja nur um einen Nostalgiker?
Aufgenommen in einer Bäckerei in São Paulo am 1.12.2011

Der schwache Dollar (und der schwache €) machen es möglich!

Brasilien hat Grossbritannien 2011 überholt und wird in 2012 als sechstgrösste Wirtschaftsmacht der Erde eintreten, wenn man das BIP zum Massstab aller Dinge nimmt. Allerdings gilt das nicht, wenn man das BIP auf die Einwohnerzahl umrechnet, denn hier zeigt sich die alte Weisheit, dass man auch reich werden kann, wenn man an viele wenig verkauft. Und wenn man wie Brasilien viele Einwohner hat, nämlich ca. 192 Mio., dann sind auch 2,5 Billionen US$ auf diese umgelegt nur noch 13.021 US$/Kopf. Die neue Rangfolge des BIP ist USA, China, Japan, Deutschland, Frankreich und Brasilien. Sie wird sich wahrscheinlich in ein bis zwei Jahren wieder ändern, wenn Brasilien Frankreich überholt. Die Chancen dafür stehen gut für Brasilien, das Land will 2012 um mindestens 3,5 % wachsen. Aber bis das Prokopf-BIP auf westeuropäischem Niveau ist, werden wohl noch einige Jahrzehnte verstreichen. Und man darf nicht vergessen, das in der Zwischenzeit die Europäer nicht schlafen und ihre eigenen Werte auch verbessern wollen und hoffentlich werden.

47 Mrd. R$ kurbeln 2012 die Wirtschaft an

Aber vorher muss sie dieses Geld grösstenteils selbst aufbringen, denn der genannte Wert ist der Betrag, den 47,6 Mio. Brasilianer, deren Einkünfte an das Mindestgehalt geknüpft sind, 2012 zusätzlich ausgeben werden. Das Mindestgehalt wird ab 1.1.2012 von heute 545 R$ auf 622 R$ monatlich steigen, eine Erhöhung um 14,13 %, die erst mal verdient werden muss. Wie man von dieser Erhöhung von 77 R$ monatlich auf die 47 Mrd. R$ kommt, die 2012 zusätzlich zirkulieren sollen, wurde leider von der Zeitung ESTADO DE SÃO PAULO, die diesen Wert heute nannte, nicht erklärt.

22 Dezember 2011

Brasilien hat einen Hang zu grossen Zahlen

Kein Wunder bei der Grösse des Landes. Eine grosse Zahl ist z.B. der Wert von 10 Mrd. R$. Das sind die Schulden der Marfrig Alimentos. Um diese etwas abzutragen, übergab die Firma, die ihr Geld vor allem mit Rindfleisch verdient, ihre Logistikaktivitäten dem darauf spezialisierten Dienstleister Julio Simões Logística, der für die 16 Distributionszentren Marfrigs 150 Mio. R$ zahlte. Für 10 Jahre wird JSL jetzt alle Logistikaktivitäten des Schlachthausbetreibers Marfrig übernehmen. Marfrig sucht z.Z. noch einen Käufer für sein Terminal im Hafen von Itajaí. JSL hat 2011 schon Schio für 405 Mio. R$ übernommen, ein Transportunternehmen, welches in Brasilien und anderen Mercosurländern agiert. Schio setzte letztes Jahr 400 Mio. R$ um. JSL hat per September in den letzten 12 Monaten 2,6 Mrd. R$ umgesetzt und ist damit der unangefochtene Umsatzführer unter den Logistikfirmen. Im April 2011 hatte JSL ein IPO erfolgreich platziert, was 494,5 Mio. R$ in die Kassen spülte, die für M&A und Investitionen verwendet werden sollen.

21 Dezember 2011

Die Regierung macht Ernst mit der Entbürokratisierung

Schiffs- und Flugreisende, die aus dem Ausland nach Brasilien zurückkehren, können aufatmen. Sie können künftig ihren Kugelschreiber wegpacken, denn sie müssen ab 1.1.2012 nicht mehr die Zollerklärung über ihr begleitetes Gepäck ausfüllen. Voraussetzung ist, dass sie im Ausland nur Dinge des persönlichen Bedarfes wie Bücher und Kleidung, eine Kamera, ein Mobiltelefon oder eine Armbanduhr eingekauft haben. Wenn es andere Dinge wie z.B. Laptops waren, muss der Rückkehrer diese angeben, wenn der Wert 500 US$ übersteigt und entsprechend Zoll entrichten. Bei Reisen zu Lande oder über grenzüberschreitende Flüsse ist der Wert geringer und beträgt 300 US$. Zusätzlich können Schiffs- und Flugreisende noch 500 US$ im Duty Free - Shop ausgeben. Ab Jahresmitte sollen eventuelle Zölle per Geldkarte bezahlbar werden können und ab 2013 können Zollerklärungen vielleicht schon mit mobilen Geräten wie Handys oder Tablets abgegeben werden. Hoffentlich gilt das auch für uns ex patriates, die wir mit einem Dauervisum in Brasilien leben. Erst seit kurzem können RNE-Inhaber sich am Flughafen in die Schlange der Brasilianer bei der Passkontrolle einreihen, müssen aber im Gegensatz zu diesen immer noch ein Formular ausfüllen, in dem vermerkt wird, wohin sie reisen und woher sie bei der Rückkehr kommen und welche Flüge sie benutzen - wie jeder ausländische Tourist, der Brasilien besucht.

Der Frühling verabschiedet sich von São Paulo

Und das mit Bravour:
Diese Temperatur zeigte gestern das Autothermometer! Da bin ich mal auf den Sommer gespannt, der heute begonnen hat!

Fröhliche Weihnachten allen Bloglesern, von denen viele heute den ersten Wintertag erleben. Das hat man davon, wenn man auf der Nordhalbkugel wohnt! Da macht es ein mit meiner Tochter befreundetes Ehepaar aus Edewecht richtig, welches am Freitag bei uns in São Paulo eintrifft, um am selben Tag mit der Aida von Santos aus eine wohlverdiente Kreuzfahrt nach einem arbeitsreichem Jahr anzutreten. Die Dame wurde vor kurzem als Kriminologin promoviert und das neben der normalen Berufstätigkeit. Also wirklich wohlverdient! Ich werde sie fragen, ob es einen Dr.rer.krim. gibt.

16 Dezember 2011

Die (erstaunliche) Entwicklung der Welt

Im letzten Post zeigte ich, dass in São Paulo mehrere Welten parallel zu einander bestehen. Das gilt aber für das ganze Land, welches teils hochindustrialisiert, teil unterentwickelt ist. Im Weltmassstab zeigt ein Film die Entwicklung der letzten 200 Jahre von 200 Ländern in 4 Minuten. Klicken Sie in den Link und Sie werden überrascht sein.

13 Dezember 2011

Ländliches Brasilien in São Paulo - Interlagos

Diese Fotos schoss ich heute auf dem Weg nach Hause:



Weil es schwer zu glauben ist, dass ein echter Reiter sein Pferd neben dem Auto laufen lässt, habe ich die Szene auch gefilmt (mit dem iPhone im TomTom-Halter, wie das Gesetz es befiehlt!):

07 Dezember 2011

BIP-Wachstum legt eine Pause ein

2011 lässt auch Brasilien nicht "ungebeutelt", die Wachstumsprognosen sprechen jetzt kurz vor Jahresschluss sogar schon von einer BIP-Zunahme von weniger als 3 %. Und 2012 soll diese mit 3,5 % nicht wesentlich besser werden. Und daran ist nicht nur die €-Krise schuld, die brasilianische Bundesregierung muss auch ihre Hausaufgaben besser machen, d.h. endlich die überfälligen Reformen angehen und die Korruption an der Wurzel bekämpfen -  bereits 6 Minister haben seit Jahresanfang ihren Hut genommen!

Das ist das Vierteljahres-BIP-Wachstum der jüngsten Vergangenheit:



Schuld hat auch die Überwertung des R$, die dafür sorgte, dass die Importe anstiegen und die Exporte schrumpften, zum Leidwesen der brasilianischen Industrie. Eine löbliche Ausnahme ist die Bauindustrie, ihr sektorielles BIP wird dieses Jahr um 4,8 % wachsen und nächstes Jahr voraussichtlich um 5,2 %. Mal sehen, wie die Regierung und die Zentralbank reagieren, "der Markt" sieht den Leitzins Mitte nächsten Jahres schon auf 9 bis 9,5 %/a fallen. Dass dies außergewöhnlich niedrig sein soll, zeigt, wie viel vom Standpunkt bzw. Standort abhängt, wenn man solche Werte beurteilt. Und mein Hinweis auf den Kurs 1 € = 2,50 R$ im letzten Post können Sie auch schon wieder vergessen, er liegt schon wieder bei 2,40!