31 März 2020

DOOMSDAY IS COMING (OR HAS COME?)

wenn man den Internet-Nachrichten Glauben schenkt:

Maler: John Martin "The Great Day of His Wrath"

Deswegen befriedige ich in Zeiten des CORONA-Virus' meinen Nachrichtenbedarf aus einigen wenigen seriösen Quellen und blende die meisten Informationen, Meinungen und Witze, die von geschmacklos bis saudumm reichen, die mich z.B. per WhatsApp erreichen, einfach aus. Gut, dass ich auf Facebook schon seit langer Zeit nicht mehr aktiv bin, das rettet mich vor vielen fake news. 

In Brasilien hat der Senat eine Soforthilfe von 600 R$ pro Person für drei Monate bewilligt, das entsprechende Gesetz muss jetzt nur noch vom Präsidenten unterschrieben werden. Begünstigte sind über 18 Jahre alte informelle Arbeitnehmer, in Deutschland Schwarzarbeiter genannt, kleine Einzelunternehmer und Zeitarbeitnehmer. Frauen, die gleichzeitig Haushaltsvorstand sind, erhalten die doppelte Summe. Wer noch nicht als Berechtigter von der Regierung registriert wurde, muss eine Selbsterklärung abgeben. Ein Wunder im bürokratischen Brasilien, die Regierung glaubt dem Bürger! Einfach so!

Jetzt fehlt nur noch, dass Bolsonaro seine Minister machen lässt und sich zurückhält, vor allem mit öffentlichen Auftritten und Äußerungen. Schade, bis vor kurzem habe ich noch versucht, Erklärungen für sein Verhalten zu finden, weil ich viele seiner Absichten unterstütze, aber was zu viel ist, ist zu viel. Wir wollen keinen Simplicius, also „Einfältigen“, als Präsidenten, der von einem Einsiedler in der christlichen Lehre unterrichtet wurde und der ihm Lesen und Schreiben beibrachte. Wer mehr über diesen Simplicius erfahren will, sollte dieses Buch von 1669 lesen:

Der Abentheurliche  || SIMPLICISSIMUS  || Teutſch /  || Das iſt:  || Die Beſchreibung deß Lebens eines  || ſeltzamen Vaganten / genant Melchior  || Sternfels von Fuchshaim / wo und welcher  || geſtalt Er nemlich in dieſe Welt kommen / was  || er darinn geſehen / gelernet / erfahren und auß=  || geſtanden / auch warumb er ſolche wieder  || freywillig quittirt.  || Überauß luſtig / und maenniglich  || nutzlich zu leſen. ||  An Tag geben  || Von German Schleifheim  || von Sulsfort.  || Monpelgart /  || Gedruckt bey Johann Fillion /  || Jm Jahr MDCLXIX.

(gefunden bei WIKIPEDIA)

30 März 2020

Lageeinschätzung in Brasilien zum Einfluss der Corona-Pandemie für den BVMW

Heute hat mich unsere Projektpartnerin Ilka von Borries-Harwardt, die den BVMW in Brasilien repräsentiert, um meine Lageeinschätzung für die Internet-Länderseite des Verbandes gebeten. Da meine Antwort sicher auch für meine Leser interessant ist, gebe ich sie hier wieder:

1. Wie schätzen Sie die Gesamtsituation in Ihrem jeweiligen Land ein? 
Bis jetzt alles unter guter Kontrolle, wesentlich weniger Krankheits- und Todesfälle als in Europa und den USA, aber Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung in Favelas mit hoher Bevölkerungsdichte und wenig Möglichkeit des Isolierung besteht nach wie vor, außerdem sind die finanziellen Möglichkeiten Brasiliens zur Unterstützung von Arbeitslosen und Firmen ohne Geschäft begrenzter als die Deutschlands, aber wesentlich besser als z.B. die Argentiniens, sollte die Arbeitslosigkeit stark zunehmen und die jetzt durch das Virus beginnende Rezession sich vertiefen, könnte es zu sozialen Unruhen kommen, außerordentlich gute Chance, tiefgreifende Reformen durchzusetzen und ungerechtfertigte Privilegien abzubauen, weil die Bevölkerung jetzt die Notwendigkeit versteht und Politiker  die Mehrheitsmeinung nicht länger ignorieren können

2. Was sind die aktuellen Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik, Konjunktur und Branchenentwicklungen?
BIP-Wachstum mit Sicherheit Null, wahrscheinlich Schrumpfung. Einzelhandel stellt Mitarbeiter ein, Zulieferdienste haben viel Arbeit, Fluggesellschaften stellen Auslandsflüge ein, Auto- und andere Großunternehmen machen Werksferien

3 Welche Maßnahmen sind von der jeweiligen Regierung vorgenommen worden, um die Folgen der Corona-Epidemie einzudämmen?
Falsche Frage, nicht nur die Folgen eindämmen, sondern auch verhindern, dass diese auftreten. Brasilien hat Reise- und Bewegungsbeschränkungen auf Bundes- und Landesebene angeordnet, Restaurants, Läden und Fabriken geschlossen, Feldlazaretts eingerichtet, führt Tests durch und klärt die Bevölkerung auf. Kleine und mittlere Firmen und Selbständige, insbesondere der Schattenwirtschaft, wurde finanzielle Unterstützung zugesichert, Banken machen Gläubigern Zugeständnisse, Restaurants geben Gutscheine heraus – wer jetzt 100 R$ ausgibt, kann damit nach Wiedereröffnung für 200 R$ essen und trinken, Richter hindern den Präsidenten an einer Lockerung der Beschränkungen

4. Ihre Empfehlungen für BVMW-Mitglieder / Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in Ihrem Zielmarkt?
Lesen Sie regelmäßig den Blog BRASILIEN AKTUELL von Karlheinz K. Naumann, Geschäftsführender Gründer unseres Mitgliedes EUROLATINA in São Paulo, informieren Sie sich über Betriebsschließungen Ihrer Kunden in Brasilien, wenn Sie Niederlassungen haben, stimmen Sie sich mit Ihrem lokalen Geschäftsführer ab und ergreifen Sie Maßnahmen wie Kurzarbeit, Home Office, Werksferien, Produktionsausweitung oder -umstellung, wenn Sie jetzt gefragte Produkte anbieten


29 März 2020

Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens!

Diesen Satz der Resignation lässt der Dichter Friedrich Schiller in seinem Drama "Die Jungfrau von Orleans" Talbot, den Feldherrn der Engländer sagen. Quelle: LINK

In der ZEIT von heute, dem 29.3.2020, fand ich diesen Artikel:

Jair Bolsonaro

Die Seuche kommt, der Präsident reißt Witzchen
In den Armenvierteln Brasiliens wird sich das Coronavirus schnell weiter ausbreiten. Doch Präsident Bolsonaro ignoriert die Gefahr. Was ist sein Kalkül?

Auf den Artikel selbst will ich gar nicht ausführlich eingehen, er spiegelt die übliche Mischung von Halbwahrheiten und Bolsonaro - bashing wider. U.a. steht dort: "Doch die armen Bewohner des Landes können es sich kaum leisten, konsequent daheimzubleiben. Die große Mehrheit von ihnen arbeitet im informellen Sektor, als Straßenverkäufer, Tagelöhner in Dienstleistungsbetrieben oder als Haushaltshilfen, wo eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall unbekannt ist. Um ihrer Arbeit nachzugehen, zirkulieren viele von ihnen den ganzen Tag mehr oder weniger heimlich durch die Städte, entgegen der Vorschriften." Dem Autor ist offensichtlich unbekannt, dass Haushaltshilfen bei der Sozialversicherung angemeldet sein müssen und sehr wohl im Krankheitsfall oder bei Arbeitslosigkeit Unterstützung erhalten. 

Interessanter als die Meinung des Schreibers sind die Kommentare seiner Leser, die zeigen, wie weit der Hass, Abneigung wäre zu schwach, gegen den brasilianischen Präsidenten verbreitet ist. Lesen Sie eine Auswahl, wobei ich nur eine einzige positive Äußerung fand (die übrigens die einzige ist, die mit dem richtigen Namen unterschrieben wurde, die Kritiker zogen es vor, anonym zu bleiben), die ich hier auch wiedergebe:

Naja, vielleicht gibts bald ein Problem weniger....
Mal ehrlich, dieser Mann ist ein Verbrecher, es gibt viele die unter ihm leiden, und es gibt noch mehr, die nicht böse wären, wenn er weg wäre.
Kurz vorweg - Ich lebe seit 6 Jahren in Brasilien und bin wahrlich kein Freund von Bosonaro. Aber er macht in Moment das einzig Richtige, auch wenn er es schlecht kommentiert.
In einem Land wie Brasilien, in dem kanpp 35 % der Bevölkerung im informellen Sektor tätig sind und von dem Hand in den Mund leben,ist ein Lockdown absolut tödlich.
Die Menschen müssen arbeiten oder sie müssen hungern. Wir werden hier in kürzester Zeit Hungerrevolten haben. Diese Auswirkungen werden schlimmer als alles, was ich mir hinsichtlich des Coronavirus vorstellen kann.
Und jetzt zu Ihrer bewusst falschen Berichterstattung. Sofern Sie sich auch nur halbwegs in Brasilien auskennen, wissen Sie, dass Bolsonaro mit der "gripinha" sich über den Dr. Drauzio, der brasilianischen Version von Dr. Drosten, lustig gemacht hat, da dieser noch Ende Januar den Coronavirus als gripinha bezeichnet hat. Und nicht selber diese als solche abgetan hat. Ausserdem brauchen wir hier im Moment alles ausser noch mehr Panikmache. Die Panik ist das einzige, was mir hier wirlich Sorgen macht.
Freundliche Grüße
Jens Schmitt
_Wenn_ man den offiziellen Zahlen Glauben schenkt, ist die Situation on Brasilien zumindest z.Zt. deutlich weniger dramatisch (~ 4000 Infizierte) - als in DE (~60000) oder USA (~125000). Das Wachstum ist auch nicht ausgeprägt exponentiell. Inwieweit die Zahlen irgendeine Realität wiederspiegeln, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
https://www.worldometers.inf…
wer die Gefahr immer noch nicht erkannt hat oder leugnet:
da sollte man sich echt überlegen, ob der Straftatbestand im Völkerstrafrecht: Verbrechen gegen die Menschlichkeit, erfüllt ist. Und dann Typen wie diesen Verbrecher, aber auch gegen Trump und seine Anhänger in Deutschland aus der Alternative GEGEN Deutschland entsprechend juristisch vorgehen. Das ist schon lange kein Spaß mehr.
... und in seinem Arbeitszeugnis wird stehen:
Er verfügt über Fachwissen und hat ein gesundes Selbstvertrauen (= Überspielt mit Arroganz sein mangelndes Fachwissen) Er hat alle Aufgaben in einem und im Firmeninteresse gelöst (= Er hat Firmeneigentum gestohlen/das Land geplündert).
Sein Ausscheiden hinterlässt eine große Lücke, die ihn voll und ganz ersetzen wird.
Aber er war doch der Wunschkandidat des Westens. Warum stellen sich diese eigentlich immer wieder als Katastrophe für die Bürger heraus - gerade in Süd- und Mittelamerika?
Bolsonaro hat übrigens tausende kolumbianische Ärzte ausgewiesen, da diese in seinen Augen kubanische Agenten sind. Diese haben hauptsächlich die ländlichen Gebiete versorgt, die jetzt ohne ärztliche Versorgung dastehen.
Zum letzten Kommentar über die Ausweisung der kolumbianischen-kubanischen Ärzte muss ich Stellung nehmen, weil diese Aussage schlicht falsch und Blödsinn ist. Aber zunächst sollte der Schreiber mal auf die Landkarte gucken und sich informieren, wo Kuba  und wo Kolumbien liegt. Und sich dann entscheiden, welchem Land er die angeblich ausgewiesenen Ärzte zuordnen möchte. Das ist wichtig, denn wir wollen ja nicht, dass Kubaner nach Kolumbien oder Kolumbianer nach Kuba ausgewiesen werden. Stehen die Kolumbianer jetzt wirklich schon in Diensten des kubanischen Zentralkomitees der kommunistischen Partei? Was weiß "arnolsi", was wir nicht wissen? Ich wittere eine Verschwörung!

Ich will hier jetzt nicht meine Meinung schreiben, weil ich als Gegner jedweder Diktaturen von links und rechts natürlich in den Augen der Bewunderer Castros nicht glaubwürdig bin, sondern einfach die DEUTSCHE WELLE zitieren:

"PROTEST GEGEN BOLSONARO

Kuba zieht Tausende Ärzte aus Brasilien ab

Mehr als 25 Millionen Euro jährlich fehlen künftig in Kubas Staatskasse. Den Betrag überwies bisher Brasilien für die Entsendung von Medizinern. Die will Kuba zurückholen - wegen des neuen brasilianischen Präsidenten.
Der sozialistische Karibikstaat kündigte an, das Programm "Más Médicos", zu deutsch: "Mehr Ärzte", in entlegenen und unterversorgten Regionen Brasiliens zu beenden und Tausende kubanische Ärzte aus dem Land abzuziehen. Das Gesundheitsministerium in Havanna begründete den Schritt mit "unverhohlenen, verächtlichen und drohenden" Äußerungen des designierten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro.
Bolsonaro will nicht mehr an Havanna zahlen
Der rechtsradikale Politiker hatte während des Wahlkampfs mehrfach mit der Beendigung des Programms gedroht. Am Mittwoch verkündete Bolsonaro im Kurzbotschaftendienst Twitter, seine künftige Regierung habe die Fortsetzung des Programms an mehrere Bedingungen geknüpft. Demnach sollten sich die kubanischen Ärzte Tests unterziehen, ihre Familien nach Brasilien holen dürfen und das volle Gehalt bekommen, das die Regierung in Brasília an Havanna überweise.
Insbesondere der letzte Punkt verstoße gegen die Grundlagen des Programms, erklärte das kubanische Gesundheitsministerium. Hintergrund ist, dass der Inselstaat mit der Entsendung medizinischen Personals jedes Jahr rund zehn Milliarden Dollar (umgerechnet rund 8,8 Milliarden Euro) einnimmt - etwa dreimal so viel wie mit dem Tourismus. Ärzte aus Kuba genießen einen guten Ruf, weshalb die kubanische Regierung sie in mehr als 60 Länder schickt - und dabei kräftig mitverdient.
Milliarden-Einnahmen für kubanische Regierung
So zahlt die brasilianische Regierung beispielsweise pro Monat pro Arzt 3500 Dollar, der Mediziner selbst bekommt aber nur 900 Dollar Gehalt. Den Rest behält die Regierung in Havanna. Nach kubanischen Angaben wird mit den Gewinnen das Gesundheitssystem auf der Insel finanziert, das für die Bevölkerung kostenlos ist.  
Es sei nicht hinnehmbar, dass "die Würde, die Professionalität und die Präsenz" der kubanischen Ärzte in dem riesigen südamerikanischen Staat durch den künftigen Präsidenten infrage gestellt werden, erklärte das kubanische Gesundheitsministerium. Die brasilianische Bevölkerung habe die Leistungen der kubanischen Mediziner anerkannt. Die Menschen sollten nun wissen, wer für den Abzug der Ärzte verantwortlich sei.
Die Angaben zur Anzahl kubanischer Ärzte in Brasilien differieren. Laut Angaben der Pan-Amerikanischen Gesundheitsorganisation sollen es mehr als 11.000 sein. Die Regierung in Havanna spricht von knapp 20.000 Medizinern seit 2013. Sie hätten mehr als 113 Millionen Menschen behandelt."
Dass auch die DEUTSCHE WELLE schlampig schreibt, zeigt der Satz "Der sozialistische Karibikstaat kündigte an, das Programm "Más Médicos", zu deutsch: "Mehr Ärzte", ...", denn das Programm heißt in Brasilien, wo man Portugiesisch spricht, "Mais Médicos", was man tatsächlich mit "mehr Ärzte" übersetzen muss. Das portugiesische Wort "má" und in seiner maskulinen Form "mau" bedeutet "schlecht" auf Deutsch. Das spanische Wort "más" bedeutet "mehr", aber wir sprechen ja von Brasilien, einer ehemaligen Kolonie Portugals.

Übrigens haben nicht alle kubanischen Ärzte Brasilien verlassen, bei WWW.ÄRZTEBLATT.DE fand ich diese Mitteilung:

Kubanische Ärzte bitten um Asyl in Brasilien

Montag, 15. Juli 2019

Rio de Janeiro – Ungefähr jeder vierte in Brasilien tätige kubanische Arzt ist nach dem Ende seines Auslandseinsatzes nicht auf die Karibikinsel zurückgekehrt. Wie Medien gestern berichteten, baten zwischen November 2018 und April 2019 exakt 2.209 Me­di­­ziner aus Kuba um Anerkennung als Flüchtlinge in Brasilien.
Die kubanischen Mediziner waren für das Programm „Mais Medicos“ (Mehr Ärzte) nach Brasilien gekommen. Die Initiative wurde 2013 gestartet, um die Engpässe bei der Gesundheitsversorgung in abgelegenen Regionen Brasiliens zu lindern.
Da sich nicht genug brasilianische Ärzte dafür fanden, schlossen Brasilien und Kuba ein Abkommen. Brasilianische Ärzteverbände hatten sich gegen den Einsatz der Ku­baner ausgesprochen, da diese einen Großteil ihrer Entlohnung an die Regierung in Havanna abtreten mussten.
Und damit das auch klar ist, ich halte ebenfalls viele der Äußerungen Bolsonaros für falsch, überzogen und eines Präsidenten unwürdig, denn Brasilien ist keineswegs eine Bananenrepublik, dessen Präsident reden kann, was und wie er will, weil ihn sowieso keiner ernst nimmt. Er sollte sich zurückhalten, aber seinen Weg unbeirrt weitergehen, den Weg der Wahrheit, der Transparenz, der Ehrlichkeit, der Gerechtigkeit, der Unbestechlichkeit, des Strebens nach Verbesserung der Lebensbedingungen aller Einwohner Brasiliens - alle anderen Wege wären Irrwege.

Frans Vermarien schickte mir eben noch diese Statistik zur Corona-Pandemie:


Situation am 27.3.2020:
Italien: 59,8 Mio. Einwohner, 86.498 Erkrankte, 9.134 Todesopfer
USA: 328 Mio. Einwohner, 104.126 Erkrankte, 1.695 Todesopfer
Brasilien: 210 Mio. Einwohner, 3.417 Erkrankte, 92 Todesopfer

28 März 2020

Kommentare zur Corona-Pandemie

Am 24.3.2020 las ich im O ESTADO DE SÃO PAULO dies:

Nachdem diese Zeitung schon früher berühmten Deutschen eine andere Staatsangehörigkeit angedichtet hatte, wurde ich bei diesem Bild stutzig, dessen Unterschrift übersetzt Italienische Gravur von 1556 Abbild eines "Arztes" mit "Schutzkleidung" lautet. Denn oben im Bild steht: Der Doktor Schnabel von Rom  und obwohl die Westgoten unter Alarich am 24.8.410 begannen, vier Tage lang Rom zu plündern, wurde nie Deutsch in Italien gesprochen. 

Ich fand dann auch bei WIKIPEDIA dieses Bild hier, ein kolorierter Kupferstich eines Pestdoktors von Paul Fürst, der kein Italiener war, sondern ein Verleger, Kunst- und Buchhändler aus Nürnberg, daselbst 1608 geboren und durch Selbstmord 1666 gestorbenDer Doctor Schnabel von Rom - Kleidung wider den Tod zu Rom Anno 1656. Also gehen die die Doctores Medici .... Dazu wird erklärt: Ein Pestdoktor (alternativ: Pestarzt, Pest-Medicus, Pestheiler; umgangssprachlich: Schnabeldoktor, Dr. Schnabel) war ein Arzt, der Pestopfer behandelte. In Zeiten von Epidemien wurden Pestdoktoren besonders von Städten mit hohen Opferzahlen einberufen. Als Stadtangestellte behandelten sie alle, Reiche wie auch Arme. Die Anführungsstriche im O ESTADO DE SÃO PAULO, die andeuten sollen, dass es sich bei dem "Arzt" wohl eher um einen Quacksalber handelt, sind also ungerechtfertigt und die der Hinweis auf den italienischen Ursprung einfach schlicht falsch. Wahrscheinlich hat der Journalist nur das Wort Rom gelesen und verstanden und seine Schlüsse daraus gezogen.

Schlüsse zu ziehen tun viele Leute heute und fast jeder hat seine Meinung zur richtigen Einschätzung der Corono-Pandemie und wie man diese bekämpfen sollte. Dem brasilianischen Präsidenten wird vorgeworfen, dass er die Krise kleinredet und es ist bei seinen Gegnern schon die Rede von Amtsenthebung und Untersuchung seines Geisteszustandes. 

Was geht in anderen Ländern vor? 

Im Kosovo wurde gerade die Regierung gestürzt, der SPIEGEL schrieb dazu:

Ausgerechnet in dieser Situation, die ein effektives und vereintes Krisenmanagements so dringend braucht, hat das kosovarische Polit-Establishment im Land eine schwere Staatskrise ausgelöst: In der Nacht zum Donnerstag stimmte eine große Mehrheit der Parlamentsabgeordneten für einen Misstrauensantrag gegen die Regierung des linken Reformpolitikers Albin Kurti. Die ist damit gestürzt und übt ihr Mandat nur noch kommissarisch aus. Sie war die erste echte Reformregierung des Kosovo seit dem Ende des Krieges vor zwanzig Jahren - und gerade einmal 51 Tage im Amt.

Eingebracht hatte den Misstrauensantrag Kurtis Koalitionspartner, die "Demokratische Liga Kosovo" (LDK). Nomineller Anlass war ein angeblich schlechtes und rechtswidriges Corona-Krisenmanagement der Regierung. Im Hintergrund spielte sich jedoch ganz offensichtlich eine Intrige ab, gemeinsam angezettelt von Kurtis innenpolitischen Gegnern und der US-Diplomatie.

Aus jeweils eigenen Erwägungen heraus wollen beide Seiten den Premier loswerden:

Innenpolitisch steht Kurtis Partei Vetevendosje (Selbstbestimmung) für eine strikte Anti-Korruptionspolitik, transparentes Regieren und Reformen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich. Dem größten Teil der Führung beim konservativen Koalitionspartner LDK geht das offenbar zu weit.

Außenpolitisch wiederum spricht sich Kurti in der Konfliktlösung mit Serbien gegen geheime diplomatische Lösungen aus - wie den von den USA angestrebten serbisch-kosovarischen Gebietstausch. US-Präsident Donald Trump möchte jedoch eine schnelle Lösung des jahrzehntelangen Konflikts zwischen Kosovo und Serbien erreichen, wohl um sie im Hinblick auf seine angestrebte Wiederwahl im November als diplomatische Glanzleistung zu verkaufen.

Die Parallelen zu Brasilien sind nicht zu übersehen. Die FAZ schreibt über Afrika:

Ist die Medizin verheerender als die Krankheit? 

Für Malis Premierminister Boubou Cissé geht es um nichts weniger als „das Überleben der Nation“. Am Sonntag soll in dem westafrikanischen Staat mit seinen knapp 20 Millionen Einwohnern ein neues Parlament gewählt werden. Business as usual trotz Terror und Corona? Zweifel am Sinn wischen Präsident und Premier beiseite. Dabei deuten Umfragen auf eine Wahlbeteiligung von gerade einmal 20 Prozent hin.

Die Menschen haben Angst vor den Islamisten, und sie haben Angst vor dem Coronavirus. Lange Zeit war Mali eines der wenigen Länder weltweit ohne einen einzigen bestätigten Fall von Sars-CoV-2. Am vergangenen Mittwoch wurden die ersten beiden Fälle gemeldet. Auch wenn die offiziellen Zahlen in Afrika immer noch niedrig sind – auf dem gesamten Kontinent wurden bislang rund 3000 Fälle registriert –, wirken die apokalyptischen Bilder aus Europa. Wenn am Sonntag in Mali gewählt wird, werden die meisten Menschen wohl in ihren Häusern bleiben.

Wie viele andere afrikanische Länder hat Mali im Kampf gegen das Coronavirus nun eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Das Wirtschaftsleben in dem bitterarmen Staat ist zum Erliegen gekommen. Die Bevölkerung treffen die Maßnahmen hart. Das Durchschnittseinkommen liegt bei etwas mehr als 900 Dollar im Jahr. Weite Teile des Landes werden von Banditen, Stammesmilizen oder Dschihadisten kontrolliert. Mehr als 215.000 Binnenflüchtlinge irren durch das Land. Gerade in letzter Zeit häufen sich islamistische Angriffe. Ein Zusammenbruch der ohnehin schwachen Wirtschaft könnte das Land vollends in den Abgrund stürzen, befürchten Beobachter.

Ein Ökonom warnt vor gewaltsamen Unruhen und Hunger als Folge der Corona-Bekämpfung.

Aufgrund mangelnder Tests könnte das Coronavirus in Afrika schon weiter verbreitet sein, als die offiziellen Zahlen es nahelegen. Dennoch schrieb der Südafrikaner Seán Mfundza Muller in einem vielbeachteten Aufsatz über die Maßnahmen, die jetzt getroffen werden: „Die Medizin könnte verheerender sein als die Krankheit.“ Muller ist Dozent am Public and Environmental Economics Research Centre der Universität Johannesburg. „Die Geschichte zeigt, dass Erschütterungen der Wirtschaft die Sterblichkeitsrate nach oben treiben“, so der Ökonom. Er warnt vor gewaltsamen sozialen Unruhen und Hunger und sagt: „Auch Armut tötet.

Genau das ist auch die Befürchtung Bolsonaros, denn trotz aller Hilfsmaßnahmen der Regierung sind es die Ärmsten der Armen, die auch ohne krank zu sein leiden. So rief heute eine junge Frau bei uns an und bat meine Frau um Hilfe. Ihr Mann sei von seinem Arbeitgeber, einem Farbenladen, nachhause geschickt worden und sie hätte nicht einen Real, um ihren vier Kindern Milch zu kaufen. Das jüngste Kind ist gerade mal 2 Monate alt. Und das ist kein Einzelfall. Bei allem Verständnis für die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus', das Dilemma, dass dadurch Not geschaffen wird, muss dringend gelöst werden. 

Wobei Panikmache nicht hilft. Mir wurde ein Video geschickt, in dem die Plünderung eines Supermarktes in São Vicente gezeigt wird und diese wurde so dargestellt, als ob Hungrige den Laden stürmten, weil die Maßnahmen gegen die Pandemie sie dazu zwängen. Meine Prüfung ergab, dass der Film von 2013 ist und dass der Anlass die Proteste während der Regierung Dilma waren, als gegen eine Fahrpreiserhöhung im Öffentlichen Nahverkehr demonstriert wurde. 

Dass in Schweden die Regierung bis jetzt auf laissez-faire setzt, ist allseits bekannt und ich will deshalb nur anmerken, dass deswegen niemand den Rücktritt des Regierungschefs fordert. Ob die Schweden gut beraten sind, weiterhin ihr soziales Leben durch Direktkontakte zu pflegen, sei dahin gestellt.

Das sind die Zahlen von gestern:

Italien muss also 135 Tote pro einer Million Einwohner erleiden, Spanien 87 und Brasilien 0,36. Und wer wird verfolgt wie ein Schwerverbrecher? Nicht der italienische Regierungschef und nicht der spanische, nur der brasilianische. 
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Eben bekam ich von Lothar E. Zorn diese Statistik geschickt:

Kann einer meiner Leser dazu etwas Fundiertes sagen? Oder hat der Autor dieser Statistik einfach gesagt, es müssen 0,55% sein und zurückgerechnet? Das wird ja den Statistikern nachgesagt, dass sie alles beweisen können, man müsse eben nur wissen, wie man eine Statistik glaubwürdig manipuliert.

25 März 2020

São Paulo ohne Verkehrstaus - eine Geisterstadt aufgrund des Coronavirus

Nur die Apotheke ist geöffnet:

Dieses Restaurant ist wie die anderen geschlossen:

Nur diese Tierklinik, die mein Dackel Max gut kennt, ist im 24h-Betrieb:

Alle Läden außer der Bäckerei sind geschlossen:

Auch hier "tote Hose"

Die Bäckerei hat zwei Türen, rechts gehts es rein, links raus; vorher war dies egal:

Dieser Tante Emma - Laden bedient die wenigen Kunden auf der Straße:

Viele Restaurants überleben nur, weil sie das Essen ausliefern:

Auch beim Fleischer wird die kurze Schlange der Kunden durch Absperrungsbänder organisiert:

Auch die Kirchen haben geschlossen:

Auf unbestimmte Zeit wird kein Gottesdienst mehr gehalten:

Die Sportakademie gegenüber meinem Büro ist zu:

Eine neu asphaltierte Straße in der Nähe meines Hauses wird nur von mir benutzt:

Auch der Fahrradweg bleibt leer:

Vor meinem Büro nur das Auto von Rodrigo, der heute Bereitschaftsdienst hat, sein Kollege Lucas ist schon weggefahren:

Und selbst ein großer Preisnachlass hat nicht den gewünschten Effekt, wenn man seinen Laden nicht öffnen darf:

23 März 2020

WÜNSCHE ODER PROBLEME IN BRASILIEN? RUFEN SIE DIE JEDIS VON EUROLATINA!


19 März 2020

1 € = 5,559 R$, jetzt kann Brasilien mehr als commodities exportieren!



Und wer in Deutschland aus Brasilien importieren will, kann mich ansprechen: naumann@eurolatina.biz

18 März 2020

Dieser Bolsonaro muss weg, der verharmlost die Coronavirus-Krise!

Diesen Eindruck versucht unsere Presse in Brasilien zu verbreiten, kräftig unterstützt u.a. von deutschen Medien:
In diesem Artikel geht es dann so weiter: "Erste Forderungen nach einem Rücktritt oder einer Amtsenthebung wurden laut. Am Dienstag protestierten viele Brasilianer in zahlreichen Städten gegen den Präsidenten." Dass am Sonntag trotz seiner Mahnung, darauf wegen des Virus' zu verzichten, für ihn demonstriert wurde, läßt die FAZ hier unter den Tisch fallen. Und von Demonstrationen gegen den Präsidenten habe ich in São Paulo nichts mitbekommen. Warum sind eigentlich Aufmärsche für ihn schlecht und unverantwortlich und gegen ihn bedenkenlos? Sucht sich das Virus seine Opfer nur unter Bolsonaro-Anhängern aus und verschont seine Gegner, die sich deshalb problemlos zusammenrotten dürfen?

Der STERN schreibt: "Brasilien: 10.000 Verdachtsfälle, aber keine Tests
In Brasilien wurden bisher mehr als 300 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet, aber die eigentliche Zahl dürfte um ein Vielfaches höher sein. Es gibt allein 10.000 Verdachtsfälle, ohne dass diese Menschen bisher getestet worden sind. Das Problem ist: Es gibt einfach nicht genug Tests. Das Gesundheitsministerium will sie nur für schwere Fälle einsetzen. Es ignoriert damit die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation, die ein umfangreicheres Testen empfiehlt, um ein genaues Bild von der Verbreitung zu bekommen und damit die Infektionskurve abzuflachen.
Am Samstag wird Jair Bolsonaro 65 Jahre alt und kündigt bereits an, ein "traditionelles Fest" mit vielen Leuten zu veranstalten. Ein traditionelles Fest in Brasilien heißt: viele Umarmungen, viel Händedrücken, viel Tanz, Enge, Schweiß, Grillfleisch, Bier. Am Tag danach hat dann auch noch seine Frau Michelle Geburtstag. Sie ist 27 Jahre jünger als Bolsonaro und wird 38. "Zwei Tage lang Feiern", sagt er und freut sich wahnsinnig darauf."

Und traditionelle Feste bei gutem Wetter in Deutschland, z.B. beim Oktoberfest? Anzug, Krawatte, dezentes hochgeschlossenes Kleid, ein Gläschen Sekt und maximal einen angedeuteten Handkuss zur Begrüßung? HEUCHLER DIESER WELT, VEREINIGT EUCH! Wie könnte Otto gesagt haben? DEUTSCHE SCHWITZEN NICHT! Oder verwechsele ich das mit "Dänen lügen nicht"?,

Wie sieht es in Brasilien wirklich aus? Hier eine Auswahl von Fakten:
  • Schulen, Sportakademien, Shoppingcenter, Kinos, Theater sind geschlossen
  • Das Aufnehmen der berühmten Telenovelas wurde von einigen Fernsehsendern ausgesetzt
  • Läden dürfen mit Ausnahme von Apotheken, Supermärkten, Anbietern von Wasser und Tierfutter u.ä. in São Paulo keine Kunden bedienen
  • Bürger, die keine feste Anstellung haben, bekommen eine Soforthilfe von 200 R$ monatlich
  • Firmen wie Mercedes, GM und Tupy ordnen Werksferien an
  • Die Mitarbeiter der Firmen, an denen ich beteiligt bin, arbeiten wie viele andere von zuhause aus, was zu einem Ansturm auf Leih-Laptops geführt hat
  • Der Leitzins wurde heute auf den historischen Tiefwert von 3,75% im Jahr festgesetzt
  • Kreditlinien wurden heraufgesetzt
  • Supermärkte wie Pão de Açucar und Carrefour beschränken die Warenmenge für Lebens- und Reinigungsmittel pro Käufer
  • Präsident Bolsonaro ist nicht erkrankt, aber der Senatspräsident wurde positiv auf Coronavirus getestet, Minister Heleno auch
  • Großveranstaltungen wurden abgesagt oder verschoben, Sportveranstaltungen eingeschlossen
  • Universitäten schalten auf Internetvorlesungen um
  • Der Öffentliche Dienst arbeitet nur noch eingeschränkt
  • Regierungsmaßnahmen, um den Luftfahrtgesellschaften zu helfen, wurden angekündigt; weitere Sektoren werden folgen
  • Die Grenzen wurden z.T. dichtgemacht
  • Der Öffentliche Nahverkehr wurde z.T ausgesetzt
  • Preise für Atemschutzmasken explodieren und steigen von 4,50 R$ für eine Schachtel mit 50 Einheiten auf 140 R$
  • Alkohol in Gelform zur Desinfektion der Hände ist ausverkauft
  • Die Regierung schlägt zur Vermeidung von Entlassungen Kürzung der Arbeitszeit und der Bezüge um bis zu 50% vor
  • Der Öffentliche Dienst arbeitet nur noch eingeschränkt, die Mitarbeiter der Sozialversicherung setzen Schalterdienst für 2 Wochen aus
  • Gerichtssitzungen können virtual stattfinden
In Brasilien wurden bis dato 291 Fälle von Erkrankungen durch das Coronavirus bestätigt. In Deutschland sind es 11.973 Fälle bei 85 Mio. Einwohnern gegenüber 215 Mio. Einwohnern Brasiliens.

Die ARD-Tagesschau meldete am 19.3.2020 für Deutschland 28 Todesfälle und 12.327 bestätigte Infektionen, in Brasilien sind es danach bisher 3 Todesfälle bei 372 bestätigten Infektionen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass Brasilien flächenmäßig rund 25 größer als Deutschland ist.

Hier können Sie (auf Portugiesisch) die heutige Pressekonferenz von Präsident Bolsonaro verfolgen:
(Wegen der Größe des Films, 2,96 GB, kann er leider nicht direkt gezeigt werden)

Dafür kann ich Ihnen aber die Ansprache des Präsidenten an die Nation zeigen:

Haben Sie das im Vorspann mitbekommen? PATRIA AMADA BRASIL - GELIEBTES VATERLAND BRASILIEN. Im deutschen Fernsehen habe ich noch nie ein Schild mit der Aufschrift GELIEBTES VATERLAND DEUTSCHLAND gesehen.

Trotzdem muss die Bundeskanzlerin gelobt werden, ihre Fernsehansprache unterscheidet sich zum Beispiel wohltuend von der Blut-, Schweiß- und Tränen-Ansprache des französischen Präsidenten. Klicken in den LINK, um ihre kommentierte Ansprache zu lesen.

In den heutigen Abendnachrichten des Fernsehsenders REDE GLOBO, dessen Journalisten erklärte Feinde des Präsidenten sind, wurde süffisant darauf hingewiesen, dass der Präsident während der Pressekonferenz die Maske zum Sprechen abnahm. Der Präsident des Obersten Bundesgerichtes wurde auch mit herunterhängender Maske gezeigt, aber nicht kritisiert, denn er war ja vor seiner Berufung (obwohl er nie die Richterprüfung bestanden hatte) in das höchste Gericht Brasiliens Anwalt von Lulas Arbeiterpartei PT und deshalb automatisch Freund des Senders:
Eben gerade, um 21:08, wurde bekanntgegeben, dass das Parlament dem Antrag der Regierung auf Ausrufung des Öffentlichen Notstandes stattgegeben hat. Aber Bolsonaro verharmlost die Pandemie ja und hat wahrscheinlich das Parlament nur aus Jux und Dollerei um diesen Akt gebeten.

Zum Schluss etwas Galgenhumor mit der Bitte um Entschuldigung beim Künstler Côté, falls ich ein Copyright und beim Leser, falls ich seine Gefühle damit verletzt habe:


17 März 2020

DRINGEND GESUCHT - BEDARF VORHANDEN --- URGENTLY WANTED - EXISTING DEMAND

Wir brauchen dringend einen Lieferanten für Anlagen zum Trocknen von Holzspänen und Sägemehl sowie sonstigen organischen Materialien mit möglichst geringem Energiebedarf, z.B. unter Ausnutzung der Sonneneinstrahlung; diese Anlagen sollen das getrocknete Material an Brikettierpressen weiterleiten. Sie müssen das Material, welches brikettiert werden soll, auf maximal 12 bis 15% Feuchtigkeit herunterbringen. Im Fall von Baumwollfusseln liegt die Anfangsfeuchtigkeit manchmal bei 80%. Kapazität von 100 kg bis 5 to pro Stunde. Der Lieferant sollte nach Möglichkeit bereits nach Brasilien geliefert haben. Wenn er noch keine Vertretung in Brasilien hat, könnte EUROLATINA diese eventuell übernehmen.

KONTAKT: naumann@eurolatina.biz   +55 11 5666 8266   www.eurolatina.biz

We urgently need a supplier of drying equipment for wood chips and sawdust as well as other organic materials with the lowest possible energy consumption, e.g. taking advantage of solar radiation; these systems are intended to transfer the dried material to briquetting presses. It has to bring the material to be briquetted down to a maximum of 12 to 15% moisture. In the case of cotton lint, the initial moisture is sometimes 80%. Capacity from 100 kg to 5 tons per hour. If possible, the supplier should already have delivered to Brazil. If he does not yet have a representative in Brazil, EUROLATINA could possibly take over.

CONTACT: naumann@eurolatina.biz  +55 11 5666 8266   www.eurolatina.biz

16 März 2020

"Eu estou de saco cheio!" oder "Ich habe die Schnauze voll!"

Trotz aller Bedenken wegen der Ausbreitung des Corona-Virus hat gestern der Präsident, der von Demonstrationen zu seiner Unterstützung in einer Fernsehansprache abriet, eine kleinere Ansammlung seiner Anhänger gestern vor seinem Amtssitz begrüßt und wurde deshalb von der Presse heruntergemacht:

Infektiologen kritisieren Bolsonaro wegen des schlechten Beispiels für die Nation

Diese Kritik ist sicher nicht von der Hand zu weisen, aber ob sie als Hauptschlagzeile auf der Titelseite gebracht werden muss, ist m.E. fraglich, es gibt dem Leser sicher Wichtigeres mitzuteilen.

Und unter dem Foto muss man natürlich die Kritik der quasi schon konstitutionellen Gegner des Präsidenten bringen:

Der Präsident sollte im Palast sein und ein Krisenkabinett koordinieren: Rodrigo Maia, Präsident der Abgeordnetenkammer

Mit dieser Pandemie ist es nicht konsequent, Zusammenballungen von Personen auf den Straßen zu stimulieren: Davi Alcolumbre, Präsident des Kongresses

Am heutigen Montag sagte Maia dann "Der Präsident ist im persönlichen Gespräch sehr gut im Dialog, viel mehr als er zu sein scheint. Vergessen wir unsere Unterschiede und schauen wir uns die Menschen an. Die Situation ist zu komplex, als dass die Leute sagen könnten: Schauen Sie, was Sie gestern getan haben, schauen Sie sich an, was ich heute gemacht habe. Wir müssen nach vorne gucken!"

Bolsonaro sieht in der Kritik an ihm einen Machtkampf und sagte, dass seine Isolierung als Präsident ein Staatsstreich wäre. Der ehemalige Justizminister unter Fernando Henrique Cardoso, Reale jr., schoss mit seinem Vorschlag, den Präsidenten auf seinen Geisteszustand untersuchen und eventuell des Amtes zu entheben und strafrechtlich verfolgen zu lassen, weil er physischen Kontakt zu den Demonstranten hatte, den Vogel ab. Das lässt Zweifel an seinen Beweggründen und seiner eigenen Urteilsfähigkeit zu.

Wie genau der Präsident und seine Schritte von seinen Gegnern unter die Lupe genommen werden, zeigen diese Zeilen von der Titelseite: Eine Analyse des ESTADO des Films von der Teilnahme Bolsonaros zeigt, dass er in ca. 58 Minuten physischen Kontakt mit 272 Personen hatte. Ich schreibe bewußt Gegner, denn Kritiker wäre zu mild.

Was die Zeitungen nicht berichtet haben und in den Abendnachrichten gestern habe ich auch nichts davon gesehen, ist die Demonstration in São Paulo, auf der starke Kritik am Gouverneur geübt wurde, der sich als Nachfolger Bolsonaros aufbaut. Diesen Film von der Demonstration hat mir ein Teilnehmer geschickt:

Der Halter des LKW, der hier als Plattform benutzt wurde, bekam eine saftige Strafe aufgebrummt. Die Teilnehmer der Demonstration spendeten spontan soviel, dass nicht nur die Strafe, sondern auch die Miete bezahlt werden konnte. Und die Demonstranten zeigten klar, dass die schweigende Mehrheit auch die Stimme erhebt, wenn es nötig ist, trotz Corona-Virus. Und dann wird eben ausgedrückt, was in meiner Überschrift zu diesem post steht.

Übrigens hat Maia zusammen mit João Doria, dem Gouverneur, von São Paulo, am 9.3.2020 an der Einweihung des CNN - Büros in Brasilien zusammen mit mehr als 1.000 Personen teilgenommen. Das hat kein Reporter als gefährlich für die Volksgesundheit eingestuft. Solange die Medien und die Politiker, die gegen Bolsonaro sind, sich solche Heuchelei erlauben, kann ihre Kritik am Präsidenten unmöglich Ernst genommen werden.

Ob die Tatsache, dass Maia praktisch jeden der offiziellen 250 Arbeitstage im Jahr ein Regierungsflugzeug benutzt, damit zusammenhängt, dass er niemanden anstecken will? Oder sich nicht anstecken lassen will? Noch schlimmer wäre es, wenn er wie der ehemalige Präsident Figueiredo denken würde, der gesagt haben soll, er rieche lieber seine Pferde als das gewöhnliche Volk. Vielleicht ist auch deshalb Bolsonaro beliebt beim Volk und verhasst bei der "Elite", weil er keine Berührungsängste hat?

14 März 2020

BOLSONARO EIN KRYPTOFASCHIST?

Lesen wir zunächst, was Faschismus ist. Bei WIKIPEDIA findet man diese Erklärung (Auszug):

"Faschismus war zunächst die Eigenbezeichnung einer politischen Bewegung, die unter Führung von Benito Mussolini in Italien von 1922 bis 1943/45 die beherrschende politische Macht war und ein diktatorisches Regierungssystem errichtete (siehe Italienischer Faschismus).

Ab den 1920er Jahren wurde der Begriff für alle extrem nationalistischen, nach dem Führerprinzip organisierten antiliberalen und antimarxistischen Bewegungen, Ideologien oder Herrschaftssysteme verwendet, die seit dem Ersten Weltkrieg die parlamentarischen Demokratien abzulösen suchten. Die Verallgemeinerung des Faschismus-Begriffs von einer zeitlich und national begrenzten Eigenbezeichnung zur Gattungsbezeichnung einer bestimmten Herrschaftsart ist umstritten, besonders für den deutschen NS-Staat. Mit der Beschreibung und Erklärung des Faschismus beschäftigt sich die Faschismustheorie. Mit Neofaschismus bezeichnet man Strömungen und Parteien, die nach 1945 an die Tradition des Faschismus anknüpfen.

Der aus dem italienischen Wort für Bund – fascio – abgeleitete Begriff Faschismus wird von Historikern als „gewissermaßen inhaltsleer“ beschrieben, da er „so gut wie nichts über das Wesen dessen aus[sagt], was faschistisch ist oder sein soll“. Darin unterscheide sich dieser Ismus ganz entscheidend von anderen Ismen, wie Konservativismus, Liberalismus oder Sozialismus. „Ein fascio ist ein Verein, ein Bund“, daher wären Faschisten wörtlich übersetzt „Bündler“ und „Faschismus“ wäre Bündlertum.

Die Etymologie des Wortes fascio wird meist abgeleitet vom lateinischen fasces. Diese Rutenbündel waren Machtsymbole zu Zeiten des Römischen Reiches, die die Liktoren vor den höchsten römischen Beamten, den Konsuln, Prätoren und Diktatoren, hertrugen."

Ich habe die Definition, die man Bolsonaro als Stempel aufdrücken will, oben fett hervorgehoben.

Im ESTADÃO vom 14.3.2020 wurde dieses Thema in einem Interview mit der Überschrift EIN POLITISCHES PROGRAMM EXISTIERT NICHT. DER KAMPF GEHT UM DIE MACHT. behandelt:
Der im November 1938 geborene Interviewte wurde nach seinen eigenen Worten der Schule verwiesen, weil die Eltern seiner Klassenkameraden den Einfluss seiner kommunistischen Ideen auf ihre Kinder fürchteten. Wenn man seine Meinungsäußerungen im oben wiedergegebenen Artikel liest, merkt man, dass seine Überzeugung sich nicht geändert hat. Kurz zusammengefasst, er ist überzeugt davon, dass Bolsonaro eine faschistische Diktatur in Brasilien errichten will und dass hinter allen seinen Akten eine wohl durchdachte Strategie steht. 

Allein die Tatsache, dass er solche Anschuldigungen frei sagen und diese in einer der renommiertesten Tageszeitungen Brasiliens publizieren lassen kann, ohne dass dies irgendwelche Konsequenzen für ihn oder für die Zeitung hat, widerlegt seine polemischen Äußerungen. Würde Bolsonaro das sein, was er in ihm sieht, hätte schon jemand um 5:00 morgens bei ihm die Tür eingetreten und er würde jetzt nicht gemütlich zuhause sitzen können. Das war unter Mussolini sicher Usus, aber nicht im heutigen Brasilien. Aber Dilmas Amtsenthebung war in den Augen der extremen Linken ein Putsch, da darf Bolsonaro, der für die Amtsenthebung gestimmt hat, nicht geschont werden.

Wohltuend von diesem Interview hebt sich das von Damares Alves ab, welches in der VEJA vom 18.3.2020 (welche am 14.3.2020! ausgeliefert wurde) erschien. Sie ist Ministerin für Familie und Menschenrechte der Regierung Bolsonaro, die u.a. sagte, dass Bolsonaro im Parlament wegen seines liebenswürdigen Wesens überaus beliebt war. Dann sagt sie "Mas temos uma imprensa cruel que finge que não compreende, que precisa ficar batendo no presidente". Übersetzt "Aber wir haben eine grausame Presse, die vorgibt, nicht zu verstehen, die ständig auf den Präsidenten einschlagen muss". Besonders interessant fand ich diese Passage:
„Stört es Sie überhaupt nicht, dass Bolsonaro Grobheiten ausspricht, als er die Unterstellung wiederholte, dass eine Journalistin Sex zur Information benutzt hätte?“ „Schauen Sie, die Presse benutzt zwei Gewichte und zwei Maße. Ich habe zum Beispiel erwartet, dass Sie, Journalistinnen, sich zu meinen Gunsten manifestieren würden, als ein Kollege sagte, dass ich im Alter von 10 Jahren am Fuße eines Guavenbaums die Chance auf Sex mit Jesus verpasst habe. Ich wartete auf eine Reaktion und sah keine.“

Typisch die Reaktion der Interviewer Laryssa Borges und Maria Clara Vieira: "Mas isso não atenua as ofensas do presidente, certo?" Auf Deutsch: "Aber das mildert die Beleidigungen des Präsidenten nicht, oder?

Dabei hat der Präsident die kritisierte Äußerung, wie richtig von den Journalistinnen geschrieben, nur zitiert, sie ist nicht originär seine Äußerung. Schade, dass VEJA auch schon kritischen Journalismus mit Parteiname verwechselt. 

Hygiene ist alles, sagte schon Ignaz Semmelweis!

Bei WIKIPEDIA steht dazu:"Ignaz Philipp Semmelweis (ungarisch Semmelweis Ignác Fülöp[1]; * 1. Juli 1818 in Buda, Teilbezirk Tabán; † 13. August 1865 in Oberdöbling bei Wien) war ein ungarndeutscher Chirurg und Geburtshelfer im damaligen Kaisertum Österreich. Er studierte an den Universitäten Pest und Wien Medizin und erhielt 1844 seinen Doktorgrad an der Universität Wien. Semmelweis führte das häufigere Auftreten von Kindbettfieber in öffentlichen Kliniken im Vergleich zur privaten Entbindung auf mangelnde Hygiene bei Ärzten und Krankenhauspersonal zurück und bemühte sich, Hygienevorschriften einzuführen."

Leider werden seine Erkenntnisse heute nicht so beachtet, wie es wünschenswert und erforderlich ist. Dazu zwei Beispiele unbekannter Provenienz:
CHINA

BRASILIEN

Und Sie wundern sich über die CORONA-Pandemie? Von der Verschwörungstheoretiker sagen, dass sie von den Chinesen absichtlich erzeugt wurde, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Wie gut, dass noch kein linker "Intellektueller" darauf gekommen ist, diese Pandemie Bolsonaro oder Trump in die Schuhe zu schieben!

13 März 2020

LULA WIRD VON DEUTSCHEN POLITIKERN REINGEWASCHEN

Nichts wäscht weißer als die SPD! Diesen Artikel im TAGESSPIEGEL muss man als in Basilien ansässiger Deutscher erst mal verdauen:







































Der korrupteste Präsident aller Zeiten wird in Deutschlands Hauptstadt gefeiert und die Bundeskanzlerin schweigt dazu. Aber wenn es gilt, Bolsonaro zu belehren, findet sie Worte. Absurd, was sich hier die SPD leistet.

Und da wundern sich die Leute, wenn Bolsonaro nichts von den Medien hält? Die ihn ungestraft - da wir in Brasilien nicht in einer Diktatur leben - kritisieren und beleidigen dürfen, aber selbst Mimosen sind, wenn die Häme zurückgegeben wird.

Das hat der Präsident gestern vor den Abendnachrichten brasilienweit verkündet:


Er beruhigt die Bevölkerung bezüglich des Coronoavirus, warnt vor Panik und bittet wegen der Pandemie seine Anhänger, die für den kommenden Sonntag geplanten Demonstration, mit denen ihn viele Millionen Brasilianer, die Lula und seine PT verabscheuen, unterstützen wollen, zu überdenken. Und diese Unterstützung hat er bitter nötig, da er über keine Mehrheit im Parlament verfügt und von der parlamentarischen Opposition, den Mitarbeitern der Öffentlichen Hand, den Medien, den Gewerkschaften etc. etc. etc. massiv angegangen wird, weil die Menschen, die dahinter stecken, ihre unmoralischen und ungerechtfertigten Privilegien nicht verlieren wollen. Sie bekämpfen die von Bolsonaro angestoßenen Reformen des brasilianischen Staates mit allen Mitteln und Lula ist ein führende Kopf dahinter. Dabei hat er als Präsident es nicht geschafft, eine einzige Reform durchzubringen. Dazu fehlte ihm jegliche Qualifikation und der Wille. Ihm war es genug, durch Korruption und Stimmenkauf direkt und indirekt an der Macht zu bleiben, bis 58 Millionen Brasilianer Bolsonaro zum Präsidenten wählten. Aber diese Stimmen zählen in den Augen der internationalen Linken nicht, wie auch die Stimmen in Deutschland, die für die AfD abgegeben wurden, weggewischt werden. Nur wer links wählt, hat eine moralisch gültige Stimme in der Meinung der Linken.