30 April 2008

Brasiliens Kreditwürdigkeitsnote auf Investmentgrad angehoben!

Standard & Poor's hat sich durchgerungen, Brasilien diese langerwartete Note zu erteilen. Die Börse von São Paulo explodierte fast, heute um 15:50 nach der Ankündigung schnellte der Ibovespa - Index um 3,64 % nach oben und erreichte 66.147 Punkte. Sollte der Index den Tag so beschliessen, würde das einen neuen Rekord für dieses Jahr bedeuten.

29 April 2008

Ford investiert massiv in Brasilien

Wie gut es brasilianischen Firmen geht, lässt sich an der Ankündigung von FORD ablesen, 600 Mio. R$ investieren zu wollen. Das ist vielleicht für einen Autobauer nicht viel, aber dazu muss man wissen, dass diese Investition zusätzlich zu bereits angekündigten Investitionen in Höhe von 2,5 Mrd. R$ für den Zeitraum 2007 - 2011 erfolgen wird, dass die Mittel dazu in Brasilien verdient wurden und dass man damit die Produktionskapazität für Motoren verdoppeln will. 
FORD hat in Südamerika letztes Jahr 257 Mio. US$ verdient, die Gruppe weltweit nur 100 Mio. US$. Und der in Südamerika erzielte Gewinn wurde zu 60 bis 70 % in Brasilien erzeugt!

28 April 2008

Brasilien mit Zahlungsbilanzdefizit im Außenhandel

Und was für ein Defizit! Pro März 4,4 Mrd. US$ und per März 10,7 Mrd. US$, solche Werte wurden seit Beginn der Aufschreibungen 1947 noch nie erreicht. Paradoxerweise gibt es sie, weil es Brasilien gut geht, denn das Defizit wurde durch Gewinntransfer hauptsächlich des Bankensektors und der Automobilindustrie verursacht. Die hiesigen Firmen nutzen dabei zusätzlich den schwachen Dollar, um ihre manchmal unterstützungsbedürftigen Mütter im Ausland finanziell zu stärken. 
Für 2008 hatte die Zentralbank ein Defizit von 12 Mrd. US$ vorhergesagt, dieser Wert wird wohl schon per April erreicht worden sein. 

27 April 2008

Sonntag in São Paulo: Picanca, brasilianisches Bockbier und eine Phyton

Wer mehr über die Biologin Giselle Kenj wissen möchte, die hier ihre Schlange zeigt, kann ihre Homepage besuchen. Diese (die Schlange) biss übrigens einen Dieb, der meinte, ihre Handtasche in ihrem Auto gegriffen zu haben, aber die vermeintlichen Handtasche war die Transporttasche der Phyton. Er hatte noch die Unverfrorenheit, sie aufzufordern, ihn in ein Krankenhaus zu fahren. Sie erwiderte darauf nur, er solle lieber beten, die Schlange sei giftig. Was natürlich nicht stimmt, aber der Dieb war kein Biologe und suchte voller Angst das Weite. Brasilianischer Alltag? Nicht wirklich, Gott sei Dank! 













Direkt unter meinem EUROLATINA-Büro hat diese Bar aufgemacht. Meine Kunden können jetzt also direkt aus einer Besprechung mit mir zur happy hour gehen! Hier spricht meine Frau mit dem Eigentümer der Bar, die den schönen Namen o abençoado trägt, also "Der Gesegnete".

100 Millionen Mobiltelefone in Deutschland!

Und vor fünfzehn Jahren waren es laut FAZ weniger als eine Million. Herzlichen Glückwunsch! 
Aber auch an die viel ärmeren Brasilianer, von denen es zwar etwas mehr als doppelt so viel wie Deutsche im jeweiligen Land gibt, die es aber immerhin auf 121 Millionen Mobiltelefone gebracht haben! Wobei ich vereinfachend mal die in Brasilien und Deutschland lebenden Ausländer als Einheimische vereinnahmt habe.

Interessante Informationen über Brasilien

Hier finden Sie LINKS zu einigen guten deutschsprachigen Websites über Brasilien, wobei die von mir gewählte Reihenfolge rein willkürlich ist:
http://brasilblog.net
http://www.brasilienfreunde.net
http://www.brasilien.de
http://www.gildemax.de
http://www.go2brazil.de
http://www.brasilienportal.ch
http://www.brasilien.ag
http://www.brasilien.info
http://www.auswandern-aktuell.de/laender/brasilien/info.html

Und wenn Sie in meinem Brasilienbuch schmökern wollen, gegen Sie zu WIRTSCHAFTSBOOM AM ZUCKERHUT  und anschließend in eine Buchhandlung!

Franchisedaten aus Brasilien

Brasilien ist ein Land, welches man als Franchisegeber nicht übersehen sollte:
  • 1.197 Franchisegeber
  • 6.553 Franchisenehmer
  • 46,03 Mrd. R$ Jahresumsatz (2007 gegenüber 2006: 15 % Wachstum)
  • Platz 4 auf der Weltrangliste nach Anzahl Franchisegeber
  • Platz 6 auf der Weltrangliste nach Anzahl der Franchisenehmer
Weitere Informationen bei www.portaldofranchising.com.br

PS: Unter mehr als hundert von mir bisher betreuten Firmen, die in Brasilien tätig werden wollten, war nur ein Franchisegeber, der es aber vorzog, sich auf einer Messe in Mexiko zu präsentieren und in Brasilien nicht investieren wollte. Unverständlich, wenn man obige Ziffern sieht. Auch unverständlich, dass diese Firma Brasilien nicht einmal besuchte, um sich vom Potential des Wellness - Marktes aus eigener Anschauung zu überzeugen. Wer - wie auch ein anderes Unternehmen, diesmal der Pharmakosmetikbranche - in Brasilien einsteigen will, muss schon etwas mehr als eine Provision bieten. Ich werde nicht müde, zu betonen: Wenn SIE nicht in Ihr Brasiliengeschäft investieren wollen, warum sollten es andere? Und wenn SIE es nicht können, wer kann dann Vertrauen in IHRE Firma haben und sein eigenes Geld in IHR Geschäft stecken?

Anstelle einer Funkamateur - QSL-Karte...

...erhalte ich heute Lesebestätigungen über das Internet. Hier sehen Sie die geografische Verteilung der letzten 100 Leser aus 10 Ländern von Brasilien Aktuell:Ganz im Westen ist Hawaii markiert, wo mein Schulfreund Hanni Hartmann lebt und ab und zu meine Zeilen liest. Auf der anderen Seite der Karte, ganz im Osten, war es wahrscheinlich die in Bangkok lebende Tochter einer brasilianischen Freundin von uns, die sich am Blog interessiert zeigte. Wie mein "Spion" anzeigt, ist sie 16.385 km von São Paulo entfernt, während es Hanni Hartmann "nur" auf 12.846 km bringt. In Caracas, 4.378 km weit von mir weg, war es Eike Ingo Friese, mein aus Hamburg stammender Partner in Venezuela, der im Blog stöberte und gleich drei sehr lesenwerte Kommentare zur Agroenergie schickte, die ich natürlich sofort veröffentlichte. Wer mich in Mexiko (Guanajuato, 7.751 km) las, weiss ich leider nicht, auch nicht, wer der Leser im genau 10.000 km entfernten Graz in der schönen Steiermark war. Ein weiterer Schulfreund von mir, Bernd Rüdiger Demmler aus meiner Heimatstadt Berlin, 10.243 km weit entfernt von mir, war  jedenfalls auch dabei sowie Leser aus Wien, Zürich, Genf, Frederiksborg, Zagreb, Lure, viele aus Deutschland und natürlich auch aus Brasilien. Bei allen bedanke ich mich für das Interesse an meinem Blog!

25 April 2008

Agroenergie wird zum Riesengeschäft in Brasilien

Ethanol wird trotz aller Unkenrufe und Anfechtungen (neidischer / mißgünstiger Konkurrenten???) zum Riesengeschäft. Gestern hat die britische BP 50 % eines Joint Ventures zwischen Santelisa Vale und Grupo Maeda übernommen und wird über diese Beteiligung Ethanol in Goiás produzieren.  Es wurden gleichzeitig Investitionen in Höhe von 1,66 Mrd. R$ in Zucker- und Alkoholaktivitäten angekündigt.

Gleichzeitig hat die brasilianische Cosan für 826 Mio. US$ die Aktiva der Esso in Brasilien übernommen  und damit Mitbewerber wie GP Investimentos und Petrobrás überraschenderweise ausgestochen. Cosan wird jetzt schon als Petrobrás des Alkohols bezeichnet, die die gesamte logistische Kette dominiert, angefangen beim Zuckerrohranbau bis hin zum Verkauf an den Endkunden über die bisherigen 1.500 Esso - Tankstellen. Jetzt heißt es wohl bald nicht mehr "Pack' den Tiger in den Tank!", sondern "Pack' den Jaguar in den Tank!". Cosan ist damit die erste Firma ihrer Art weltweit mit diesem Grad der Eigenständigkeit im Ethanolbereich. Sie hat übrigens so ganz nebenbei auch die Schmierstoffabrik von Exxon Mobil übernommen. 

Dazu paßt, daß im Februar zum ersten mal seit vielen Jahren in Brasilien mehr Alkohol als Benzin an die Autofahrer verkauft wurde. 80 % des brasilianischen Tankstellennetzes ist in der Hand von wenigen großen Gruppen, angeführt von Petrobrás mit den BR - Tankstellen. Esso lag letztes Jahr mit 7,2 % Marktanteil auf dem fünften Platz. Mehr darüber können Sie bei SINDICOM (Sindicato Nacional das Empresas Distribuidoras de Combustíveis e de Lubrificantes) erfahren.

23 April 2008

Denguefieberepidemie in Rio

Ich war einmal in Niteroí gegenüber der Stadt Rio de Janeiro geschäftlich in einem öffentlichen Lehrkrankenhaus und kann dazu nur sagen, wehe dem, der sich hier behandeln lassen muss!  Dass man in Rio die Denguefieberepidemie nur langsam in den Griff bekommt, wundert mich nicht, schlecht bezahlte und wenig motivierte Ärzte, prekäre Krankenhausverhältnisse (den privaten Hospitälern geht es gut) mit schlechter oder fehlender  Ausrüstung addieren sich zu einer der lethargischen Bürokratie der Stadtverwaltung ausgelieferten Bevölkerung, die zu einem erheblichen Teil in Elendsvierteln wohnt, die Brutstätten der Moskitos sind, die die Krankheit übertragen.  Das Ergebnis trotz Einsatz von Soldaten zur Eliminierung der Brutstätten und des Aufbaues von Feldlazaretten zur Behandlung der Kranken? Die grösste Denguefieberepidemie der Geschichte:

Denguefiebertote und -krankheitsfälle im Bundestaat Rio de Janeiro
  • 2002: 91 von 288.245
  • 2003: 0 von 9.242
  • 2004: 0 von 2.694
  • 2005: 3 von 2.580
  • 2006: 12 von 31.045
  • 2007: 37 von 66.553
  • 2008: 92 von 110.783 per 22.4.2008

22 April 2008

Wechselkursentwicklung Euro - Dollar, Euro - Real und Dollar - Real

Dollar - Real:
Euro - Real:
Euro - Dollar:

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Beliebteste im ganzen Land?

Lula ist es in Amerika nicht, aber es reicht für den sechsten Platz. Das hat das mexikanische Meinungsforschungsinstitut CONSULTA MITOFSKY (sehr mexikanisch, der Name, wirklich!) bekanntgegeben. Danach sieht die Rangreihenfolge der Zustimmung der Bevölkerung zu ihrem jeweiligen Staatsoberhaupt so aus:
  1. KOLUMBIEN: Álvaro Uribe 84 %
  2. EKUADOR: Rafael Correa 62 %
  3. MEXIKO: Felipe Calderón 61 %
  4. EL SALVADOR: Elías Antonio Saca 59 %
  5. BOLIVIEN: Evo Morales 56 %
  6. BRASILIEN: Luiz Inácio Lula da Silva 55 %
  7. ?
  8. VENEZUELA: Hugo Chávez 51 %
  9. ?
  10. ?
  11. ARGENTINIEN: Cristina Fernández de Kirchner 47 %
  12. CHILE: Michelle Bachelet 46 %
  13. URUGUAY: Tabaré Vázquez 45 %
  14. ?
  15. ?
  16. USA: George Bush 30 %
  17. ?
  18. ?
  19. PARAGUAY: Nicanor Duarte 5 % (und gerade abgewählt)
Lula hat die höchste Zustimmung während seiner gesamten bisherigen Amtzeit erreicht; wesentlich mehr, als alles seine Vorgänger seit Fernando Collor, der 1992 zurücktrat.

Anmerkung: Die Inhaber der mit ? bezeichneten Plätze wurden leider in meiner Quelle "Efe - Folha Online" von heute nicht aufgeführt.

21 April 2008

Conrad Electronic - Beispiel für Versandkosten nach Brasilien


Achtung, der Zoll kann, muss aber nicht zuschlagen und 60 % Abgaben auf Warenwert und Transportkosten verlangen, das kann teuer werden!

Landwirtschaft - das Geschäft der Zukunft?

Gestern schrieb ich über Zuckerrohranbau und Ethanol und führte dabei die z.Z. diskutierte Lebensmittelknappheit und -verteuerung nicht auf die brasilianische Rolle bei Biokraftstoffen zurück, sondern auf Dollarschwäche und Erdölpreis. Nicht oft stimme ich mit Lula überein, aber diesmal muss ich ihm zur Seite treten. Er hatte schon am Sonntag in Acra, wo er eine lokale EMPRAPA-Niederlassung einweihte, eine Untersuchung des Einflusses der Erdölpreise auf die Weltnahrungsmittelproduktion gefordert. Auch er wies auf die erhöhten Transportkosten und auf die stiegenden Düngemittelpreise hin, was der Hauptkritiker Brasiliens, der Schweizer Jean Ziegler, nicht wahrhaben will. Dieser verstieg sich am Sonntag, nachzulesen im österreichischen Kurier am Sonntag, zu der Behauptung, dass die Produktion von Biokraftstoffen "Terror in der Welt erzeugen würde" und das die Inflation der Lebensmittelpreise mit "einem schleichenden Massenmord" vergleichbar seien. Lula, dessen Meinung ich auch hier teile, ist der Ansicht, dass der auf die Biokraftstoffhersteller ausgeübte Druck seinen Grund im internationalen Wettbewerb um Agrarprodukte hat und andere Länder Brasilien als starken Konkurrenten sehen. Zu recht, denn Brasilien ist kein Statist mehr auf der internationalen Bühne, sondern die Nummer Eins im Export von Kaffee, Soja, Orangensaft und Fleisch, einer der wichtigsten Erzexporteure und fängt jetzt auch mit dem Ethanolexport an. Er kritisierte auch gleich noch die Fördermittel, die in den USA und der EU in die Taschen der Bauern fliessen und damit verhindern, dass Entwicklungsländer erfolgreich Lebensmittel in diese Länder exportieren. Was wichtiger als meine Zustimmung ist, ist die des UNO - Generalsekretärs Ban Ki-Moon, der ebenfalls in Acra war und in's selbe Horn stieß.

Damit alle Blogleser zu den Illuminati gehören können, zähle ich noch einige Fakten auf (Quellen: UNICA, CONAB):

Nutzung des brasilianischen Landes
  • Gesamtfläche = 850 Mio. Hektar
  • Pflügbare Fläche = 347 Mio. Hektar ohne Amazonien, Pantanal und Naturschutzgebiete
  • Weideland = 211 Mio. Hektar
  • Felder = 63 Mio. Hektar
Nutzung der Felder 2007/2008
  • 21,1 Mio. Hektar für Soja
  • 14,5 Mio. Hektar für Mais
  • 7,8 Mio. Hektar für Zuckerrohr
  • 3,8 Mio. Hektar für Bohnen
  • 2,9 Mio. Hektar für Reis
  • 1,8 Mio. Hektar für Weizen
  • 1,0 Mio. Hektar für Baumwolle
Zucker- und Alkoholproduktion
  • 2007/2008 => 26,2 Mio. Tonnen Zucker und 20,3 Mrd. Liter Alkohol
  • 2008/2009 => 28,6 Mio. Tonnen Zucker und 24,3 Mrd. Liter Alkohol
Der aktuelle Zuckerrohranbau nahm gegenüber der vorherigen Ernte um 653.700 Hektar zu, 65 % davon waren vorher Weideland (Zunahme entspricht 0,2 % der Gesamtfläche) und 22 % Kornanbaufläche (Zunahme entspricht 0,4 % der Gesamtfläche). 

Wer sich am Zuckerrohranbau beteiligen will, sollte die Bundesstaaten São Paulo, Minas Gerais, Goiás und Mato Grosso do Sul dafür vorsehen, hier findet er die höchsten Wachstumsraten. 
 
Brasilien ist mit einem Weltmarktanteil von 16% der größte Zuckerproduzent der Erde, gefolgt von Indien mit 14%, China mit 6% und den USA mit 5%.

20 April 2008

Wirtschaftsboom am Zuckerhut

Sie können es schon im Buchhandel bestellen:

Viel Spass bei der Lektüre!

Biokraftstoff lässt Menschen verhungern! ...???

Wenn das zutrifft, liegt die Schuld sicher nicht auf brasilianischer Seite. Denn wir stellen Ethanol aus Zuckerrohr her und nicht wie die USA aus Mais. Die aufgeheizte Diskussion verbirgt nur ungenügend die wahren Absichten einiger Länder, die an einer Förderung des Biokraftstoffeinsatzes aus protektionistischen Gründen nicht interessiert sind und wird oft ohne ausreichende Kenntnisse der brasilianischen Verhältnisse geführt. Wenn man sich die Fakten vor Augen führt, bleibt von der ganzen Aufgeregtheit nicht mehr viel übrig:

  1. Brasiliens Ethanolsektor wird angegriffen, was diesen aber nicht anficht; in den nächsten 6 Jahren sollen 17 Mrd. US$ in ihm investiert werden
  2. Die nötigen Anbauflächen für Zuckerrohr werden hauptsächlich durch die Umwandlung von Weideland gewonnen, d.h. es geht keine Ackerfläche verloren
  3. Rechtzeitig zur aktuellen Erntezeit werden 32 neue Alkoholraffinerien in Zentral - Südbrasilien in Betrieb gehen
  4. Seit 2005 wurden damit 84 neue Fabriken eingeweiht
  5. Damit kann die erwartete Superernte von fast einer halben Milliarde Tonnen gemahlenen Zuckerrohres verarbeitet und 24,3 Mrd. Liter Ethanol hergestellt werden
  6. Die heute dafür verwendete Anbaufläche ist 7,8 Mio. Hektar gross
  7. 63 Mio. Hektar Felder einschließlich der erwähnten 7,8 Mio. Hektar, die für den Zuckerrohranbau verwendet werden, gibt es in Brasilien, aber die Gesamtfläche des brasilianischen Ackerlandes beträgt 350 Mio. Hektar 
  8. Bereits heute substituiert Ethanol die Hälfte des sonst unvermeidlichen Benzinverbrauches
Im Übrigen sind Lebensmittel auch deshalb teuer geworden, weil der Dollar an Wert verloren hat, das Erdöl teurer wurde und damit die Energie, die zur Erzeugung von Lebensmitteln und ihren Transport verwandt wird, von teureren Düngemitteln und Insektiziden und Pestiziden ganz zu schweigen.

Notariate in Brasilien

Ich bin ziemlich sicher, dass die deutsche Justiz genau weiss, wie viele Notare und Notariate es in Deutschland gibt. Das gilt nicht für Brasilien, denn hier war erst eine vom Conselho Nacional de Justiça angeordnete Untersuchung der obersten Justizaufsichtsbehörde nötig, um herauszufinden, dass  es in Brasilien nach dem augenblicklichen Wissensstand 13.416 Notariate (cartórios de notas e de registros) mit 50.452 Mitarbeitern gibt, wobei noch nicht alle Notariate erfasst sind. Mehr als zwei Drittel der gezählten Notariate arbeiten auf der Grundlage einer Konzession der Öffentlichen Hand. Interessant sind die geografische Verteilung und die Einkommensverhältnisse der Notariate, die die wirtschaftliche Situation der einzelnen Bundesstaaten widerspiegeln:

Anzahl der Notariate pro Bundesstaat
  • Minas Gerais: 3.039 
  • São Paulo: 1.571 
  • Bahia: 1.039
  • Paraná: 945
  • Rio Grande do Sul: 752
Totaleinnahmen 2007 = 3,8 Mrd. R$
  • São Paulo: 1,6 Mrd. R$
  • Rio de Janeiro: 533 Mio. R$
  • Minas Gerais: 421 Mio. R$
  • Rio Grande do Sul: 229 Mio. R$
Soweit, so gut, aber wie sehen die Einnahmen eines Notariats im Einzelfall aus? Auf der Grundlage der bisher ermittelten Zahlen ergibt sich ein erschreckendes Bild, 1.446 Notariate verfügen nämlich nur über Einnahmen von 500 R$ im Monat, das sind nur 190 €! Die Mehrheit dieser Not leidenden Notariate sind im Norden, Nordosten und Zentral-Westen Brasiliens beheimatet, also dem Teil Brasiliens, den man mit Fug und Recht als Entwicklungsland bezeichnen kann. Die Hälfte der Notariate kommt auf Monatseinnahmen von maximal 5.000 R$ bzw. 1.900 €, davon auch die der Landeshauptstädte der armen Bundesstaaten der vorher aufgezählten Regionen. Dann gibt es weitere 1.33o Notariate in den mittleren Städten im wohlhabenden Süden und Südosten, die es auf Einnahmen von über 50.000 R$ im Monat bringen. Und zu guter Letzt kommen wir zu den 100 größten Notariaten Brasiliens, die fast alle in den Bundesstaaten São Paulo und Rio de Janeiro zu finden sind, sie setzten 2007 immerhin 500.000 bis 2 Mio. R$ monatlich um. 

Die rentabelsten Notariate sind die, die sich der Registrierung von Immobiliengeschäften widmen. Das größte davon ist in Rio de Janeiro und erzielte 2007 mit 150 Mitarbeitern 2,36 Mio. R$ Einnahmen im Monat. Das zweite in dieser Rangliste kam auf 2,2 Mio. R$ und ist in São Paulo beheimatet. 7 der 10 größten brasilianischen Notariate sind übrigens in diesem Bundesstaat zu finden. 

Viele der mittleren und großen Notariate werden von pensionierten zweitinstanzlichen Richtern geführt, die nominiert wurden,  obwohl die Verfassung öffentliche Ausschreibung und damit verbundene Prüfungen vorsieht. Diese Missachtung der Verfassung geht so weit, dass Notariate "vererbt" werden. Sobald die noch fehlenden Daten aus den weit entfernten Randgebieten Brasiliens vorliegen, soll eine Moralisierung und Neuausrichtung des Sektors vorgenommen werden. Das ist wenigstens die Absicht von César Asfor, dem zuständigen obersten Bundesjustizaufsichtsbeamten.

18 April 2008

Brasilien-Links

Wenn Sie in die Überschrift oder links in Brasilienlinks klicken, kommen Sie zur umfangreichsten und ältesten (seit 2001) Sammlung brasilienrelevanter Websites! Es lohnt sich, hier zu stöbern.

Der Leitzins geht hoch und der Dollar in die Knie

Den Euro hat es noch nicht so betroffen:

Aber der Dollar erreicht ein Rekordtief nach dem anderen, man kann schon von freiem Fall sprechen:
Was nicht unbedingt gut für Brasilien ist und andererseits zeigt, dass unserer Regierung Einfalls- oder Willenskraft oder beides fehlt, denn anstatt zur Inflationsbekämpfung den Leitzins zu erhöhen, wäre es sicher besser, Haushaltsdisziplin zu üben. Aber davon ist man weit entfernt; der Skandal um die Kreditkarten der Regierung weckt Assoziationen an eine ungehemmte Plünderung der öffentlichen Kassen. Das, was der Papst in den USA forderte, nämlich Moral in der Politik, hat das größte katholische Land der Welt größtenteils schon über Bord geworfen. 

Aus Buenos Aires wird vom Karikaturisten Quino folgender "Witz" erzählt/gezeichnet: Passant vor der Casa Rosada fragt einen Bürger: "Und die Moral?". Trockene Antwort: "Weiss nicht, bin auch von hier!". Hätte auch Brasília sein können.

Aber zurück zum Leitzins, dieser wurde um 0,5 Prozentpunkte angehoben und beträgt jetzt 11,75 %/a. Zum Jahresende wird er von Investoren bei 12,75 bis 13,25 % gesehen.

Was sind nun die unmittelbaren Auswirkungen der 0,5 % - Anhebung? Laut Miguel de Oliveira, Vizepräsident von ANEFAC, und Fábio Colombo, Investmentberater, diese:
  1. Überziehunskredite (Cheque Especial) werden teurer, wahrscheinlicher Anstieg von 7,73 auf 7,77 %/Monat (145,46 %/a!!!)
  2. Kreditkartenzinsen werden ebenfalls teurer, wahrscheinlicher Anstieg von 10,37 auf 10,41 %/Monat (228,17 %/a!!!)
  3. Einzelhandelskundenkredite bleiben nicht verschont, wahrscheinlicher Anstieg von 6,03 auf 6,07 %/Monat; damit kostet ein Kühlschrank für 800 R$, der mit 12 Raten à 95,79 R$ abbezahlt wird, 1.149,48 anstelle vorher 1.146,96 R$
  4. Kundenkredite bei Banken für natürliche Personen werden wahrscheinlich von 5,32 auf 5,36 %/Monat (87,12 %/a!!!) anziehen
  5. Der US-Dollar fiel dieses Jahr schon um 5,42 % auf 1,658 R$ und an diesem Trend nach unten wird sich wenig ändern
  6. Die Börse ist auch nicht mehr, was sie in Brasilien war, die Bovespa stieg seit Januar nur um 1,04 % und die Leitzinserhöhung erhöht die Instabilität und fördert weitere Schwankungen, wahrscheinlich "flüchten" Investoren in  festverzinsliche Werte
  7. Investmentfonds waren von der Erwartungshaltes des Marktes bereits favorisiert worden, die tatsächliche Leitzinserhöhung fördert diese Tendenz
  8. Sparkonten hatten bisher eine Mindestverzinsung von 0,5 %/Monat (jawohl, Monat!) + einem variablen Anteil gemäß der taxa referencial TR, die Zinserhöhung verstärkt die TR und der kleine Anleger ist gut beraten, sein Geld auf dem Sparbuch zu lassen
Ein weiterer, selbst von der Regierung durchaus unerwünschter Effekt, ist das Wachsen der Staatsverschuldung, sie steigt im Bund bei Titeln bis zu 12 Monaten Restlaufzeit, die per Leitzins indexiert sind, laut Regierungsauskunft um 2,9 Mrd. R$.  Der Wunschkandidat des Lula - Vorgängers Fernando Henrique Cardoso für den Präsidentenposten, sein ehemaliger Gesundheitsminister und jetziger Ministerpräsident des Bundesstaates São Paulo, José Serra, malt zusätzlich schon ein Außenhandelsbilanzdefizit an die Wand.

15 April 2008

NRW-Aussenwirtschaftstag im September 2008

Wenn Sie in  die Überschrift klicken, kommen Sie zur Homepage des NRW-Aussenwirtschaftstages, der ich folgenden Text entnommen habe:

Die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China) stehen im Mittelpunkt des 5. IHK-Außenwirtschaftstages NRW, der als Gemeinschaftsveranstaltung aller 16 IHKs in Nordrhein-Westfalen am 16. September 2008 im Congress Center West der Messe Essen stattfinden wird. Das Motto lautet: "Boarding for BRIC - Wachstumsmärkte im Blick". Die Konferenz wird in diesem Jahr federführend von der IHK zu Essen organisiert.

Der im Zwei-Jahres-Rhythmus von den IHKs durchgeführte Außenwirtschaftstag hat sich als die größte außenwirtschaftliche Fachkonferenz mit integrierter Ausstellung in Nordrhein-Westfalen etabliert. Ziel ist es, der NRW-Wirtschaft - und hier insbesondere kleineren und mittelständischen Unternehmen - die Gelegenheit zu bieten, sich an einem Tag komprimiert mit interessanten Märkten zu befassen und unternehmensindividuell Chancen auszuloten.

Das Veranstaltungskonzept wird in Anlehnung an die erfolgreichen Konferenzen in Krefeld (2004/über 800 Teilnehmer) und in Düsseldorf (2006/über 1.200 Teilnehmer) realisiert. In Podiumsdiskussionen und insgesamt 12 Workshops dreht sich alles um Märkte und Marktzugang in den o. g. Ländern. Erfahrungsberichte, Konzepte und Lösungen zur Marktbearbeitung stehen dabei im Vordergrund. Auch diesmal werden wieder renommierte Praktiker als Referenten und Gesprächspartner zur Verfügung stehen.

Bestandteil des Konzeptes ist auch der mit einer Messe vergleichbare Gesamtauftritt. Die integrierte Ausstellung - gegliedert in länderübergreifende "Themeninseln" - bietet dem Besucher Gelegenheit, sich beispielsweise über Finanzen, IT & Kommunikation, Recht & Steuern oder Transport und Logistik zu informieren. Businessrelevante Compact-Trainings sowie Kulturelles runden den Außenwirtschaftstag ab.


Bitte merken Sie sich diese Veranstaltung vor, auf der Sie Gelegenheit haben werden, mit mir ein Gespräch über Brasilien zu führen. Ich kann Sie bei dieser Gelegenheit auch gerne anschließend besuchen, wenn Sie weitergehende Beratung benötigen. Mein Partner Klaus Dietz von Dietz, Fraser & Partner International aus Frankfurt wird ebenfalls dabei sein und berät Sie gerne in Personalfragen, die die BRIC-Staaten (und natürlich auch andere Länder!) betreffen. 

13 April 2008

"Sonntagsausflug nach Guarujá" oder "Man kann / soll nicht ständig arbeiten!" Vor allem nicht im schönen Brasilien!
















12 April 2008

Spare in der Not, dann hast Du Zeit dazu!

Dieses Sprichwort ist vielen Interessenten am Firmenpool Brasilien / Mercosur der IHK Essen wohl einigermaßen fremd, denn immer wieder höre ich von Poolinteressenten nach einem Beratungsgespräch, dass man zur Zeit nicht nach Brasilien kommen könne, weil man zu viel zu tun habe, die Auftragsbücher seien voll. Dagegen sprechen mindestens drei Gründe, nämlich:

1.) Ein gut vorbereiter Markteintritt, auch und gerade in Brasilien, kostet Zeit; Sie exportieren ja nicht mal gerade um die Ecke in ein Land, welches Sie schon hundertmal bereist haben und wie Ihre Westentasche kennen.

2.) Ein gut vorbereiteter Markteintritt ist nicht billig, aber wenn Ihre Auftragsbücher voll sind, haben Sie das Geld, um in einen solchen zu investieren.

3.) Wenn die Auftragsbücher leer sind und Sie nicht nur nach Brasilien wollen, sondern müssen, haben Sie weder das Geld noch die Zeit dazu. Und dann muss alles hopplahopp gehen, der Markteintritt wird wegen der Eile nicht gut vorbereitet und bleibt erfolglos oder kostet mehr als nötig.

Hoffentlich bringen diese Gründe wenigstens einige Interessenten dazu, ihre Lage zu überdenken!

Rangliste des Weltbruttosozialproduktes

Die Weltbank hat eine neue Liste aufgrund der Kaufkraftparität, nicht des Wechselkurses, erstellt. Danach hatten die Erstwelt- und die Schwellenländer 2006 zusammen einen Anteil von 41 % am Bruttosozialprodukt von 59 Billionen US$, 2000 waren es nur 36 %. 2006 war die Rangfolge der Länder, gemessen am Bruttosozialprodukt gemäß der Kaufkraft der lokalen Währung der 146 analysierten Länder so:

Billionen US$
13,2: USA
6,1: China
4,2: Japan
2,7: Indien
2,7: Deutschland
2,0: Grossbritannien
1,9: Frankreich
1,8: Russland
1,7: Italien
1,6: Brasilien
1,2: Mexiko
1,2: Spanien

2007 ist Brasilien laut dem IMF um einen Platz nach oben gerutscht und nimmt jetzt den neunten Platz unter den Volkswirtschaften dieser Welt ein.

Kursentwicklung Real - Euro der letzten 3 und 12 Monate


11 April 2008

Bauartikelmesse FEICON 2008 in São Paulo

Ideal für Aussteller, das Holiday Inn - Hotel befindet sich direkt neben dem Ausstellungsgelände von Anhembi:
Novo Friburgo oder Neufreiburg befindet sich in Santa Catarina, der Hochburg der deutschen Auswanderung:
Blick auf die Ausstellungshalle vom Restaurant aus:
Messeeingang, die deutsche Fahne wird nicht nur hier draussen hoch gehalten (wie man sieht, fand parallel zur Baumesse auch die Beleuchtungsmesse statt):
Der Name dürfte Deutschen bekannt vorkommen:
Kurz vor 15:00 war diesmal die Parkplatzeinfahrt noch frei im Gegensatz zu gestern (ich habe trotzdem das Taxi dem eigenen Pkw vorgezogen):
Fixierungselemente war eine der vielen ausgestellten Produktgruppen:
Chinesische Aussteller waren wie auf der von mir vor einigen Wochen besuchte Eisenwarenmesse in Köln stark vertreten:
Weitere chinesische Stände:
Die Schloss- und Beschlagindustrie war zwar vertreten, hält aber einen Vergleich mit der Eisenwarenmesse in Köln noch nicht aus, allerdings habe ich Blum und Hettich, die in Brasilien fabrizieren, nicht auf der Messe gesehen:
Ein weiterer Vertreter der Schloss- und Beschlagindustrie:
Lorenzetti hatte den größten Stand der Messe und ist brasilienweit für Elektroduschen bekannt. Es gibt solche hier jetzt sogar mit Fernbedienung und Temperaturvorwahl:
Werkzeuge, die am Bau gebraucht werden, wurden ebenfalls ausgestellt:
Und der Stand war gut besucht:
Emmeti baut auf ein Produkt, was ein Mitglied des IHK - Firmenpools Brasilien / Mercosur vergeblich versuchte, in Brasilien zu vermarkten, weil man keine Möglichkeit sah, selbst vor Ort tätig zu werden, was manchmal unerlässlich ist:
Es handelt sich um Fussbodenheizungsverteiler (können auch für Flächenkühlung verwandt werden), wobei der Stand dieser Firma zeigt, dass man in Brasilien manchmal erheblich investieren muss, bevor man verkaufen kann:
Schön, wenn man überall auf deutsche Wörter stößt:
Neben Türen wurden auch Kunststoffkippfenster mit Isolierverglasung mit fernbedienten Rollläden gezeigt, die man bisher vergeblich in Brasilien suchte:
Wieder ein bekannter deutscher Name:
Natürliche Ventilation und Beleuchtung ist die Domäne von Delker; thermischer Komfort ist wichtig für die Arbeitsproduktivität:
Und Behaglichkeit (sagt man heute nicht Wellness?) ebenfalls: