25 November 2006

Kurioses und Interessantes über Brasilien

In Brasiliens Rathäusern waren 2005 38,8 % mehr Personen beschäftigt (womit?) als sechs Jahre zuvor, nämlich 4.767.602. So kann man auch die (wahl)versprochenen Arbeitsplätze schaffen, aber es hat nicht gereicht, um die 10.000.000 voll zu machen, die Lula vor seiner ersten Wahl als Ziel nannte.

Der Vergleich 1999 mit 2005 zeigt eine Zunahme des Zuganges zu digitale Medien, 2005 hatten bereits 46 % (+ 207 %) der Gemeinden Internetprovider und 55 % (+ 57 %) Läden für CDs und DVDs. Aber (es kommt immer ein aber) die Anzahl der Buchläden ist um 11,4 % zurückgegangen. 69 % der brasilianischen Städte haben keine Buchläden und ebenfalls keine Institutionen für "höhere (Schul-)Ausbildung", wobei nicht klar ist, ob die Städte in beiden Fällen identisch sind oder, wie es progressive deutsche Politiker sagen würden, ob die Schnittmenge 100 % beträgt. 91 % der Städte haben übrigens auch kein Kino.

Wenn ich schon bei Wahlversprechen bin, am 5. Oktober 2006 hat die Regierung noch 4 % BIP - Wachstum für 2006 angekündigt, am 31. waren es noch 3,7 % und am 24. November nur noch 3,2 %. Aber der Präsident wurde ja wiedergewählt, da kann man die Wahrheit anschließend ja scheibchenweise verkünden. Wieder ein Beispiel für die berühmte Salamitaktik. Die Nettoeinnahmen der Regierung werden 2006 wahrscheinlich 334,2 Mrd. R$ betragen und das Defizit der Sozialversicherung 42,14 Mrd. R$. Das scheint aber keinen aufzuregen, man ist in Brasilien das Schuldenmachen gewöhnt.

Gott sei Dank glaubt ThyssenKrupp an Brasilien bzw. an die privatisierte Cia. Vale do Rio Doce, von der sie in den nächsten fünfzehn Jahren 8 Mio. to Eisenerz für 7 Mrd. US$ beziehen wird. Bisher hat ThyssenKrupp bereits 15 Mio. to jährlich gekauft. Der neue Liefervertrag soll die Versorgung des neuen Stahlwerkes CSA sichern, sobald dieses die Stahlerzeugung aufnimmt, wird der gesamte Lieferumfang 23 Mio. to jährlich betragen. An der CSA in Rio de Janeiro sind sowohl ThyssenKrupp als auch Cia. Vale do Rio Doce beteiligt. Letztere Firma ist die zweitgrößte Minengesellschaft der Welt, aber der wiedergewählte Präsident Brasiliens hätte sie nicht privatisiert. Und ThyssenKrupp hätte dann wahrscheinlich in die Röhre geguckt, die nach dem Rückzug von Mannesmann jetzt von Valourec nahtlos produziert wird.

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