19 Juli 2007

Brasilien nimmt Raumfahrtprogramm wieder auf

Die Agência Espacial Brasileira, eine Art Mini-NASA, hat heute erfolgreich eine 12 m lange und 2,5 to schwere suborbitale Rakete VSB 30 in eine Höhe von 285 km geschickt. Die Rakete wurde in Zusammenarbeit mit Deutschland entwickelt und von der Basisstation Alcântara in Maranhão auf die Reise gebracht, wo 2003 eine Feststoffrakete explodiert war und dabei 21 Personen tötete. An Bord befinden sich wissenschaftliche Experimente zum Studium der Mikrogravität.

Die damalige Explosion und ihre verheerenden Folgen waren z.T. darauf zurückzuführen, daß nicht "nach dem Buch" gearbeitet wurde. Auch bei dem Flugzeugunglück vom 17. Juli 2007 in São Paulo scheint einer der Gründe zu sein, daß die Hauptlandebahn des Stadtflughafens Congonhas nach Aufbringung einer neuen Pistenschicht freigegeben wurde, obwohl die Regenauffangrillen noch nicht eingefräst waren, also wieder Nichtbeachtung von Regeln.

Die Gründe für diese Nichtbeachtung sind vielfältig und reichen von reiner Inkompetenz bis hin zu krimineller Vernachlässigung aufgrund wirtschaftlicher Interessen, oft verbunden mit Korruption und Vetternwirtschaft. Die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen werden zeigen, was im Fall der TAM - Maschine der eigentliche Grund war. Viele Brasilianer weichen als Konsequenz auf den internationalen Flughafen in Guarulhos bei São Paulo aus, dessen Pisten wesentlich länger sind und im Falle eines Problemes dem Piloten mehr Zeit zur Reaktion geben. In Rio ist die Start- und Landebahn des im Meer liegenden Stadtflughafens Santos Dumont übrigens auch wie in Congonhas sehr kurz, ich selbst saß schon in Flugzeugen, die beim Landeanflug in Rio durchstarteten und einen zweiten Versuch machen mußten. In Congonhas war ich einmal in einer Maschine, die bei schwerem Regen fast auf der daneben liegenden Avenida Bandeirantes landete, ebenfall durchstartete und dann nach Guarulhos flog, übrigens ohne Angabe eines Grundes durch den Piloten. Aber Passagiere werden wohl auf der ganzen Welt wie Kleinkinder behandelt. Wir durften uns damals unser Gepäck nach einer Taxifahrt dann in Congonhas abholen, weil unsere - leere - Maschine dorthin zurückgeflogen wurde, nachdem die Passagiere abgesetzt worden waren.

Bezeichnend ist die Zurückhaltung des Staatspräsidenten, der sich bisher nicht öffentlich zum Flugzeugunglück geäußert hat, wohl aus Sorge, daß dieses seinem Image schaden wird und daher das "auf Tauchstation gehen" die beste Politik ist.

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