19 Februar 2016

Und immer wieder geht die Sonne auf...

... auch über São Francisco do Sul:

Viel mehr Gutes kann man zur Zeit nicht über Brasilien sagen. Ich sitze gerade in Joinville auf dem Flughafen und warte auf meinen Rückflug nach São Paulo, nach einer Reise nach Argentinien und Südbrasilien. Alle Firmen, die ich besuchte, klagten gemeinsam über die Regierung - in Argentinien die vergangene und in Brasilien die aktuelle. Gemeinsamer Grund der Klage? Die Politik, die der Wirtschaft beider Länder den Boden unter den Füßen wegzog.

In Brasilien gibt es zur Zeit nur wenig Branchen, in denen es boomt oder die zumindest nicht schrumpfen. Dazu gehört der Windkraftsektor und die Landwirtschaft sowie, wen wundert's, unsere Banken. Maschinenbau, Stahl- und Aluminiumerzeugung, Hoch- und Tiefbau, Kfz-Sektor und viele andere mehr leiden vor sich hin. Leider, muss angemerkt werden, leiden sie still vor sich hin. Mit mehr Wind und Getöse würde man vielleicht selbst in Regierungskreisen merken, wie tiefgehend die Krise ist und etwas dagegen tun. Aber wird sind weit entfernt von ernsthaften Gegenmaßnahmen, bei mehr als 4 % RÜCKGANG des BIP in 2015 und mehr als 10 % Inflation jährlich findet die Regierung keinen Weg, Ausgaben im erforderlichen Umfang zu kürzen und kündigt ein Zahlungsdefizit für 2016 an, obwohl zunächst einen Überschuss erzielen sollte, der dann in kürzester Zeit zunächst immer kleiner wurde und sich jetzt in's Gegenteil verwandelte.

Mein Ratschlag für die, die mit 4,50 R$ = 1 € nach Brasilien exportieren müssen: Fertigen Sie in Brasilien! Das nimmt Ihren Konkurrenten die Chance, eine Zollreduzierung nutzen zu können und gibt Ihnen z.B. bei Produktion in Santa Catarina die Möglichkeit, ihrem Kunden in diesem Bundesstaat keine Mehrwertsteuer berechnen zu müssen. Andere Bundesstaaten haben ähnliche Regelungen, z.B. Minas Gerais. Mit dem bis zu 40 % großen Kostenvorteil machen Sie Produktivitätsmängel in Brasilien mehr als wett, vor allem bei Löhnen von 1.500 bis 2.000 R$, wie sie im Landesinneren häufig noch gezahlt werden.

Es gibt Maschinen- und Anlagenbauer, die im vorigen Jahr Mitte Februar die Auftragsbücher bis Ende Dezember 2015 voll hatten, aber im Augenblick haben viele nur eine Auftragsreichweite bis maximal Jahresmitte. Der Zeitpunkt ist also auch gut für Kooperationsgespräche, vor allem bei dem aktuellen Kurs. Aber erwarten Sie nicht unbedingt ein Schnäppchen, brasilianische Firmeneigner haben oft übertriebene Vorstellungen vom Wert ihres Unternehmens.

Ich berate in der übernächsten Woche wieder Brasilieninteressierte kostenlos in der IHK Essen, sprechen Sie mich an!

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