26 Dezember 2006

Die letzten 100 Leser von Brasilien Aktuell kommen aus:

Exportieren nach Brasilien

Wenn Sie wissen wollen, wie Sie sehr kostengünstig Ihren Produkten den Zugang zum brasilianischen Markt verschaffen können, klicken Sie in die Überschrift und laden Sie eine kleine Präsentation der Vorgehensweise des von mir geleiteten Firmenpools Brasilien / Mercosur der IHK Essen auf Ihren Bildschirm!

In der Präsentation ist unsere neueste EUROLATINA - Dienstleistung, der Import und die Weiterleitung Ihrer Produkte an Ihren Kunden in Brasilien noch nicht enthalten. Darüber können Sie weiter unten im Beitrag "Fröhliche Weihnachten..." mehr lesen.

Aktuelle € - R$ - Wechselkursentwicklung

Zweijahresentwicklung:


Einjahresentwicklung:


Dreimonatsentwicklung:

Einige Prognosen für 2007

Was sagen die Auguren voraus?

BIP
Welt: + 4,9 %
Brasilien: + 3,5 %

Inflation
Welt: 3,7 %
Brasilien: 4,06 % (Wir sind immer genauer als die anderen!)

Leitzins (SELIC) Brasilien Ende 2007: 12 % (im Mittel)

Dollarwechselkurs Brasilien zum Jahresende: 2,25 R$

Hartwährungsreserven (heute 85 Mrd. US$) zum Jahresende: 112 Mrd. US$

Lassen wir uns überraschen! Hoffentlich husten die USA nicht zu stark!

Einkommen in den Wirtschaftsmetropolen Brasiliens

Das monatliche Durchschnittseinkommen in den sechs Ballungsräumen um São Paulo, Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Salvadaor, Recife und Porto Alegre, in denen fast 30 % der brasilianischen Bevölkerung leben, steigt seit Anfang 2004:

März 2002 -> 1.082 R$
Januar 2003 -> 1.025 R$
Januar 2004 -> 961 R$
Januar 2005 -> 982 R$
Januar 2006 -> 1.005 R$
November 2007 -> 1.057 R$

Das Durchschnittseinkommen beläuft sich also zur Zeit auf 375 € im Monat und das in den wirtschaftlich stärksten Zonen Brasiliens! Und unsere Abgeordneten wollten sich ca. 100.000 R$ bzw. 36.000 € im Monat bewilligen! Wobei als Entschuldigung galt, daß darin die Bürokosten und die Aufwandsentschädigung enthalten seien. Übrigens dürfen die US-amerikanischen Abgeordneten auch ihre Diäten festlegen, aber nur für die nächste Legislaturperiode, nie für die laufende.

Nibelungentreue wird in Brasilien klein geschrieben...

...jedenfalls von den 513 Angeordneten in Brasília, von denen in der Legislaturperiode, die im Februar 2007 endet, 195 die Partei gewechselt haben, einige bis zu sieben Mal. Insgesamt waren es 345 Wechsel. Einige Abgeordnete blieben nur ein oder zwei Tage in "ihrer" Partei. Es gibt also das Pendant zu den Wechselwählern auch im Parlament! In der vorangegangenen Legislaturperiode 1999 - 2003 wechselten 174 Abgeordnete 281mal. Etliche Abgeordnete wechselten schon die Partei nach ihrer Wahl ins Parlament, bevor sie ihr Mandat antraten. 2003 z.B. machten dies 44 Abgeordnete, weitere sechs wechselten am Tag des Mandatsbeginnes. Im "Gesetz der politischen Parteien" ist vorgesehen, daß ein Mandat der Partei und nicht dem Abgeordneten gehört und daß dieser bei Parteiwechsel sein Mandat verliert. Nur wird das schlicht ignoriert und bisher hat niemand das Oberste Bundesgericht in dieser Frage angerufen.

Geschäftschancen in Brasilien

Weihnachten ist vorüber, jedenfalls in Brasilien, wo man sich keinen zweiten Feiertag leistet, auch Ostern nicht, und wir können trotz der Hauptferienzeit wieder ans Geschäft denken. Und weil Weihnachten immer noch Spielzeugeisenbahnen verschenkt werden, will ich das Eisenbahnthema aufgreifen.

In den nächsten vier Jahren will der brasilianische Eisenbahnsektor die Rekordsumme von 12,5 Mrd. R$ investieren. Dieses Geld soll für den Ausbau des Schienennetzes, den Kauf von Waggons und Lokomotiven und für die Instandhaltung der Schienen verwendet werden. Die Hälfte des Betrages wird aus BNDES-Krediten kommen.

Seit 2000 stiegen die Einnahmen der Eisenbahngesellschaften im Mittel um 7 % jährlich, die Investitionen aber um 32 %. Allein im letzten Jahr wurden z.B. 7.500 Waggons gefertigt, 20mal mehr als in den neunziger Jahren. In den nächsten Jahren soll eine jährliche Waggonproduktion von 4.500 Einheiten gehalten werden. Ein Paradies z.B. für die wenigen Produzenten von Eisenbahnrädern in Brasilien.

23 Dezember 2006

Weihnachtsbilder aus Brasilien

Kassen am 23.12.2006 in einem Supermarkt in São Paulo (der trotz seiner relativen Kleinheit seinen gehbehinderten Kunden einen Elektrowagen zur Verfügung stellt!)

Schlange am Geldautomaten in einem Supermarkt am 23.12.06 in São Paulo

Eurolatinaweihnachtsessen I

Eurolatinaweihnachtsessen II

Weihnachtsgeschenkvorschlag für Motorradfahrer, eine AIRBAG-Weste, zu kaufen bei Eurolatina

Eurolatinabürohaus

Weihnachtsdekoration im Shoppingcenter SP-Market in der Nähe der Interlagos - Formel I - Rennstrecke

22 Dezember 2006

Fröhliche Weihnachten...

... oder sollte ich lieber sagen "Prost Mahlzeit"? Nachdem der brasilianische Luftverkehr nicht nur vor dem Kollaps stand (steht?), sondern auch die Parlamentarier beider Häuser (erfolglos) versuchten, ihre Bezüge im Handstreich (hier wird oft der Begriff "Blitz" in Anlehnung an die "Blitzkriege" benutzt, merkwürdig, daß man diesmal nicht darauf zurückgriff) zu verdoppeln und außerdem unser lieber Staatspräsident von über 70 % der Befragten bescheinigt bekam, daß seine Regierung exzellent sei, kann eigentlich von einem fröhlichen Weihnachtsfest nicht die Rede sein.

Das Faß kam zum jetzt Überlaufen, weil das fehlende Tröpfchen auch noch fiel. Wenn Sie kleine und leichte Ware nach Brasilien exportieren wollen, sollten Sie aufmerksam lesen, wie man ein solches Geschäft kaputtrechnet. Einer unserer deutschen Kunden, der Laborgerätekomponenten herstellt, hat über uns einen Kunden in Brasilien gefunden, der seine teuren lokalen Komponenten durch bessere und billigere deutsche ersetzen will. Da die brasilianische Firma kein RADAR-Nummer (Registro e Rastreamento da Atuação dos Intervenientes Aduaneiros) besitzt, welche bei unseren mißtrauischen Behörden Voraussetzung für einen Import ist (da könnte ja jeder kommen und ausländische Ware einführen!), wurde vorgeschlagen, den Import über eine Tradinggesellschaft vorzunehmen. Hier ist die landed cost - Berechnung der Tradingfirma für eine Sendung von weniger als 2 kg:

199,67 € FCA - Wert
+ 180,00 € Luftfracht
= 379,67 € CPT - Wert Flughafen Guarulhos (entspricht 1.083,40 R$)

Darauf kommen 14 % Zoll, 5 % IPI, 1,65 % PIS-PASEP, 7,6 % COFINS und 18 % ICMS (immer kaskadenförmig!), also insgesamt 681,95 R$ Steuern. Und dann noch 40 R$ SISCOMEX-Nutzung, 112,35 R$ AWB-Freigabe, 134,82 R$ Dekonsolidierung, 56,25 R$ INFRAERO - Lagerkosten, 85,00 R$ interne Frachtkosten, 150,00 Abfertigungsgebühren, 561,75 R$ Verwaltungsgebühren, 275,00 R$ SDA (Sindicato dos Despachantes Aduaneiros) und 525,00 R$ Zollabfertigung, also 1.940,17 R$ Gebühren. Das ist noch nicht der Schluß, denn auf Steuern und Gebühren muß noch die sogenannte Schecksteuer CPMF im Wert von 9,96 R$ entrichtet werden, d.h. auf der NOTA FISCAL DE VENDA erscheint ein Wert von 1.878,09 R$ und die Importkosten belaufen sich insgesamt auf stolze 3.828,23 R$!!! Also, was in Deutschland umgerechnet 560,30 R$ kostet, wird in Brasilien 6,8 mal teurer!!!

Klar, daß man diesen Weg nicht gehen kann. Also wurde DHL-Versand angefragt, der Empfänger zahlt dann pauschal in Brasilien 60 % Zoll. Aber DHL will dafür ohne Versicherung 278,11 €, also ein weiterer nicht gangbarer Weg.

Die Lösung war der Versand per Luftpost für 37,25 €, ohne RADAR und mit 60 % Pauschalzoll, pronto und Punkt!

Verstehen Sie jetzt, warum die meisten brasilianischen Firmen den Import meiden wie der Teufel das Weihwasser? Um unseren Eurolatinakunden in Deutschland trotzdem den Export nach Brasilien zu ermöglichen, haben wir für 2007 schon unsere RADAR-Nummer beantragt und bieten den Import und die Weiterleitung der Ware an den Endkunden unseres Kunden als Dienstleistung an. Warum dies nicht umsonst sein kann, werden Sie jetzt sicher auch besser verstehen!

Trotzdem wünsche ich allen Lesern ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Ihr Karlheinz K. Naumann

19 Dezember 2006

In Brasilien stehen viele KMU zum Verkauf...

...klicken Sie in die Überschrift und Sie kommen zu einer Liste (auf dem unteren Teil der sich öffnenden Seite) mit 33 Firmen aus den unterschiedlichsten Bereichen, die von 0,3 bis zu 6 Mio. R$ Umsatz im Monat machen, was etwa 1,3 bis 25 Mio. € im Jahr sind. Bei Interesse können Sie mir unter kkn@eurolatinainternational.com.br schreiben, unsere deutschen Büros nehmen dann Kontakt mit Ihnen auf.

12 Dezember 2006

Wann wird alt wie Lula und lernt immer noch dazu!

Das mit dem Altwerden will ich nicht so wörtlich nehmen, weil Lula jünger ist als ich, aber bemerkenswert ist seine Aussage von gestern: "Wer als alter Mann links (eingestellt) ist, hat ein Problem!" Eine späte Einsicht, der er die Erkenntnis "Wer als junger Mann rechts ist, hat auch ein Problem!" nachschob. Und dann kam der "Hammer", er rang sich dazu durch, die Mitte als seine aktuelle Position zu erkennen. Mal sehen, was seine Genossen aus der Arbeiterpartei dazu sagen!

08 Dezember 2006

FIAT weiterhin auf Überholkurs

Fiat in Betim hat große Pläne, die Fabrik wird 2004 rund um die Uhr funktionieren und man wird dazu 1.200 neue Mitarbeiter einstellen. Mit dieser dritten Schicht kann man nächstes Jahr 50.000 Fahrzeuge mehr als 2005 produzieren, d.h. insgesamt 600.000. 1997 hatte Fiat bereits 619.000 Fahrzeuge hergestellt. Seitdem wurde nur in zwei Schichten gearbeitet.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß der Anteil der Importfahrzeuge in Brasilien Anfang 2006 nur 4,8 % betrug und es per November bereits 10,5 % waren. Bisher sind in diesem Jahr ca. 180.000 Fahrzeuge importiert worden, hauptsächlich aus Argentinien und Mexiko. Der Löwenanteil wurde von den Autoherstellern selbst importiert, nur 6.000 Autos stammen von freien Importeuren. Diese importieren z.B. Fahrzeuge der Marke Porsche oder Ferrari, wobei es dem Endkunden in dieser Preiskategorie sicher wenig ausmacht, daß er 35 % Einfuhrzoll zahlen muß.

Ja, und allein in São Paulo fahren bzw. stehen 5,5 Mio. Fahrzeuge, davon 500.000 Motorräder. Vielleicht sollten die 35 % Zoll auch auf im Lande hergestellte Fahrzeuge ausgedehnt werden? Eventuell reicht bereits die Durchdrückung der TÜV - Freigabe und das rigorose aus-dem-Verkehr-ziehen der Fahrzeuge, deren Halter die Kfz-Steuer nicht gezahlt haben.

Windkraft mit Rückenwind in Brasilien

Die Firma Ventos do Sul Energia hat den Windkraftpark Osório fertiggestellt und der dritte Bauabschnitt soll ab Februar 2007 voll produzieren. Dieser Windkraftpark ist der größte Lateinamerikas und verfügt über 75 Türme mit 150 MW Leistung. Die Investition betrug 670 Mio. R$. Die Eletrobrás hat sich verpflichtet, die Energie zwanzig Jahre lang abzunehmen. Um die Größe der Anlage einschätzen zu können, sei der Hinweis gegeben, daß die 1,4 Mio. Einwohnerstadt Porto Alegre mit drei solcher Anlagen ihren gesamten augenblicklichen Energiebedarf decken könnte (wenn die Erzeugung kontinuierlich wäre).

Ausländer investieren in Brasilien

Oft gibt es genug Anlaß, Brasilien vorsichtig und kritisch zu sehen, aber glücklicherweise ist Brasillien auch geschäftsmäßig genauso oft eine Quelle der Freude.

Die Bergwerksgruppe Anglo American empfindet dies sicher so, denn in ein einziges Projekt wird sie 1,2 Mrd. US$ hineinstecken. Es handelt sich um das Nickelbergwerkprojekt Barro Alto in Goiás, wo ab 2010 jährlich 36.000 Tonnen Nickeleisen gewonnen werden sollen. Anfang 2007 sollen die Erschließungsarbeiten beginnen. Ich freue mich besonders darüber, weil mein Großvater Bergmann war und ich mich deshalb dem Bergbau verbunden fühle. Allerdings fühlen nicht alle deutschen Firmen, die bei diesem Projekt als Lieferanten und Dienstleister Geld verdienen können, diese Verbundenheit, denn längst nicht alle Firmen, die dafür in Frage kommen, sind in Brasilien präsent. Dabei sind solche Bergwerksprojekte immer langfristig angelegt, so wurde z.B. für Barro Alto ein Nickeleisenerzvorrat von 116,2 Mio. Tonnen festgestellt. Anglo American kann mit diesem neuem Bergwerk seinen Nickelförderanteil in Brasilien von 28 auf 35 % (ab 2011) steigern.

In einem ganz anderen Gebiet investiert die norwegische Norske Skog 210 Mio. US$, um ihre Produktionskapazität an Zeitungspapier in Brasilien zu verdoppeln. Seit 2003 wächst nämlich der Bedarf um 5 % jährlich und um diesen zu decken, wird die Gruppe eine stillgelegte Fabrik von Südnorwegen nach Brasilien verlagern. Der neue Standort wird Jaguariaíva in Paraná sein, wo man 2000 eine Fabrik von Fletcher Challenge gekauft hatte. Nach dem Ausbau wird man dort über eine Kapazität von 385.000 Tonnen im Jahr verfügen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres konnte die Firma in Brasilien ihren Absatz um 28 % steigern. Der Weltmarktanteil der Firma beträgt 13 %. In Südamerika hat man eine weitere Fabrik in Chile.

07 Dezember 2006

Moeller und Alumbra bauen neue Fabrik

Ein neuer Beweis für das Vertrauen, welches die deutsche Industrie ungeachtet der vielen lokalen Probleme in Brasilien setzt, ist das Vorhaben von Moeller, zusammen mit der brasilianischen Alumbra, welche Steckdosen, Stecker und Schalter herstellt, ab April 2007 Haushaltssicherungsautomaten und Differenzstromschutzschalter in Manaus zu produzieren. Dies wäre die erste Fabrik der Moellergruppe, die Haushaltselektrokomponenten herstellt, bisher hatte man sich auf den industriellen Sektor konzentriert. Die Zusammenarbeit mit Alumbra gilt nicht nur für Brasilien, sondern für ganz Lateinamerika.

04 Dezember 2006

Staatliche Prozeßhansel oder Michael Kohlhaas ist Brasilianer!

Meinem Schwiegersohn, Fachanwalt für Verwaltungs- und Arbeitsrecht in Edewecht, würden diese Zahlen gefallen, vor allem, wenn sie in Deutschland gälten. Aber sie stammen aus Brasilien:

80 % aller Prozesse des Obersten Bundesgerichtes haben den Staat in irgendeiner Form als Kläger oder als Beklagten ! 50 % aller Prozesse auf allen Ebenen befassen sich mit dem Eintreiben von Schulden der Bürger bei Gemeinden, Ländern und dem Bund. In die anderen 50 % sind vor allem die Caixa Econômica Federal (Bundessparkasse), INSS (Sozialversicherung) und Konzessionäre der öffentlichen Hand (wie Telefongesellschaften) und Banken verwickelt.

Zur Zeit werden in Brasilien 35 Mio. Gerichtsprozesse geführt, jedes Jahr werden 20 Mio. beendet und 20 Mio. kommen hinzu. Sieht aus wie eine Pattsistuation? Ist auch eine.

Die durchschnittliche Prozeßdauer beträgt 8 Jahre. Nur 2,5 Mio. laufende oder bereits beendete Prozesse sind bereits elektronisch erfaßt, sicher mit ein Grund für die lange Dauer bis zur endgültigen Entscheidung, aber nicht der hauptsächliche. Dieser ist vielmehr in unserer archaischen portugiesischen Prozeßordnung aus den Zeiten des Imperiums zu sehen.

Wer mehr über dieses Thema wissen will, sollte die Internationale ZfU-Tagung am 24. und 25.4.2007 über ZUKUNFTS- UND WACHSTUMSMÄRKTE besuchen, wo ich u.a. über diese Problematik sprechen werde.

Straßenszene aus São Paulo an der Formel I - Rennstrecke

02 Dezember 2006

„Brasilianische“ Automobilindustrie wächst, aber das BIP hält nicht mit

Die hiesige Kfz-Industrie konnte im November einen neuen Rekord verbuchen, 182.700 verkaufte Fahrzeuge, 4,25 % mehr als im Vormonat und 15,4 % mehr als im November 2005. Per 30.11.2006 wurden 1,723 Mio. Fahrzeuge abgesetzt, mehr als die 1.715 Mio. des gesamten Vorjahres. Grund für die Rekordzahlen ist der alte Spruch, das viele Autos nicht auf Rädern, sondern auf Wechseln laufen. Immerhin werden 70 % aller Fahrzeuge in Brasilien finanziert und das von einigen Verkäufern auf 70 Monate. Und wenn der Dezember die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt, erleben wir am Jahresende mit 2,64 Mio. Fahrzeugen einen Produktionsrekord. Von diesen wurden dann voraussichtlich 1,9 Mio. Fahrzeuge im Inland abgesetzt, der Rest ging in den Export. Die Inlandsnachfrage erreicht damit endlich wieder das Niveau von 1997 und im Export wird aufgrund des starken R$ oder auch des schwachen US$ nach wie vor nicht das große Geld verdient.

Die Marktanteile sehen zur Zeit so aus:

25,5 % Fiat
22,3 % GM
22,2 % VW
11,3 % Ford
3,8 % Toyota
3,7 % Honda
3,3 % Peugeot
2,8 % Renault
1,9 % Citroen
1,3 % Mitsubishi
1,9 % sonstige

VW hat die langjährige Hegemonie wohl endgültig verloren und hat auch kein Fahrzeugmodell mit eindeutiger Führerschaft mehr, konnte aber im November 17.121 Gols verkaufen und damit den ersten Rang im Wettstreit der Modelle um die Käufergunst wieder gewinnen, denn Fiat blieb mit 17.046 Palios knapp dahinter. Auf Platz 3 kam der Celta mit 13.021 Einheiten, gefolgt von 8.899 Unos und 8.683 Fox.

Das Bruttoinlandsprodukt wuchs per Oktober 2006 um 2,3 % und die Produktion der Kfz-Industrie um 4,5 %. Kein besonders eindrucksvolles Bild, was die Wirtschaft insgesamt abgibt, von der Autoindustrie mal abgesehen, die aber trotz besserer Zahlen nach wie vor insgesamt gesehen Überkapazitäten hat. Und übrigens ihren bei einigen Firmen trotzdem vorhandenen Kapazitätsbedarf nicht durch neue oder ausgebaute Werke in Brasilien decken will, sondern durch die Nutzung brachliegender Werke in Argentinien, was wohl auch Sinn macht.

Was weniger Sinn macht, ist die Beurteilung der Wirtschaft allein durch die Betrachtung des Bruttoinlandsproduktes, denn dieser Wert sagt nichts darüber aus, wieviel Geld z.B. von der „brasilianischen“ Automobilindustrie an die Muttergesellschaften abgeführt wurde, also dem Land nicht zur Verfügung steht. Vielleicht wäre es besser, wie früher das Bruttosozialprodukt zu betrachten?

Im dritten Quartal 2006 wuchs das BIP gegenüber dem identischen Vorjahreszeitraum in der Industrie um 3 %, in der Landwirtschaft um 7,8 % und im Dienstleistungsbereich um 2,2 %. Der herausragende Wert der Landwirtschaft wurde durch die Ernteergebnisse von Zuckerrohr und Kaffee ermöglicht. Das BIP für das gesamte Jahr 2006 wird, wenn man nicht der Regierung angehört und der Realität den Vorzug gibt, wahrscheinlich selbst 3 % nur mühsam erreichen und kaum übersteigen. Aber Lula hat uns ja schon getröstet und gesagt, daß er nicht mehr auf 2006 blicke, sondern nur noch auf 2007, 2008, 2009 und 2010. Als guter Brasilianer glaubt er eben daran, daß Brasilien das Land der Zukunft sei, vergißt aber, daß die Zukunft in der nächsten Sekunde beginnt. Und daß alle Personen im Lande, natürliche und juristische, auch noch im laufenden Jahr Rechnungen zahlen müssen, mit Ausnahme der Politiker vielleicht, die immer jemanden finden, der dies für sie übernimmt.