09 April 2007

Brasilienrisiko auf historischem Tiefstand, und jetzt...?

Am 9. April 2007 lag das Länderrisiko Brasilien kurzzeitig bei 154 Punkten und stieg dann wieder, aber nur um einen Punkt. Am 29. September 2002, als Lula noch ein Schreckgespenst für ausländische Investoren war, erreichte es den bisherigen Höchstwert, 2.436 Punkte. Was sollte jetzt in Verbindung mit dem starkem Real geschehen?

Die brasilianische Industrie sollte aufhören, zu jammern, obwohl sie Grund dazu hat, der Export wird immer schwieriger, die nach wie vor existierenden Zuwachsraten sind vielfach nur auf Grund von Preissteigerungen möglich, d.h. mengenmäßig gibt es Rückgänge. Und der Import beeinträchtigt auch die Industrie, die nicht exportiert, weil sie schon beginnt, einheimische Ware zu ersetzen und damit der Deindustrialisierung Brasiliens Vorschub verleiht. Aber bei der Regierung ist wenig zu holen, also ist Selbsthilfe angesagt.

Da die betroffenen Firmen vielfach von Unternehmern und nicht von angestellten Geschäftsführern geleitet werden, sollten sich diese auch als Unternehmer betätigen und nicht als Unterlasser. Denn es geht um ihre Firma. Und im Fall der angestellten Geschäftsführer geht es um ihren Posten, denn keine Firma - kein Gehalt, so einfach ist das. Für die Brasilianer heißt es also, so schnell wie möglich die verlorene Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen oder die bedrohte abzusichern. Dafür gibt es nur wenige vernünftige Möglichkeiten, eine ist die Erlangung eines Vorsprunges durch Innovation, sei es in der Organisation der Firma, sei es im Produkt- oder im Produktionsbereich, oder durch neue Köpfe. Durch bessere Mitarbeiter, Geschäftsmodelle, Abläufe, Materialien, Produkte oder Produktfunktionen und Fertigungsverfahren läßt sich der Wettbewerbsvorsprung erreichen und halten. Und dazu braucht man neue Technologien und oft auch Geld. Und wenn das Länderrisiko gering ist und die eigene Währung stark, sollte man eigentlich in der Lage sein, Technologie kaufen zu können. Und wenn die Mittel dazu nicht reichen, weil man bereits zuviel Geschäft an ausländische Wettbewerber verloren hat, muß sich eine ausländische Firma mit Geld und Technologie als Partner sichern.

Es gibt natürlich für die brasilianischen Firmen, die über Geld und Chefs mit Unternehmergeist und Unternehmungslust verfügen, noch einen ganz anderen Weg, nämlich Standorte ins Ausland zu verlagern oder sich an Firmen im Ausland zu beteiligen oder diese ganz zu übernehmen. Große Unternehmen wie Gerdau, um nur ein Beispiel zu nennen, machen dies seit Jahren und äußerst erfolgreich!

Und als ausländische Firma mit Geld und Technologie sollte man sich nicht darauf verlassen, daß man auf ewig nach Brasilien exportieren kann, denn oft macht man die Rechnung ohne den Wirt, sprich die Regierung, die schon heute sehr reformunwillig ist und die Einfuhr durch extremen Bürokratismus erschwert. Also sollte man den Brasilianern und sich selbst helfen, in dem man Stützpunkte im Lande aufbaut. Und am besten mit einheimischen Partnern, die man möglichst mehrheitlich übernehmen sollte, um den Marktzugang und das Sagen zu haben. Und wenn man aus der Investitionsgüterbranche kommt oder Ingenieursdienstleistung verkauft, um so besser, verkaufen Sie Ihren brasilianischen Kunden die dringend benötigten Technologien oder Ideen für die angestrebte Innovation! Und falls möglich, finanzieren Sie den Kauf auch gleich!

Machen Sie Brasilien zum temporären Mittelpunkt Ihrer Aufmerksamkeit, es lohnt sich!
Wenn Sie Unterstützung in Anspruch nehmen wollen, nehmen Sie Kontakt mit mir auf!

PS: Was sich nach unserer Erfahrung nicht lohnt, ist mit einem Konkurrenten zusammen nach Brasilien zu gehen. Wenn man auf dem heimischen Markt Konkurrent ist, ist man es auch in Brasilien. Und wenn der Konkurrent aus einem dritten Land kommt, muß man in Brasilien drei Nationalcharaktere unter einen Hut bringen, das hat schon bei der Autolatina nicht geklappt, wo Brasilianer, US-Amerikaner von Ford und Deutsche von VW miteinander auskommen mußten. Ford hatte damals Marktanteil verloren, VW und Ford haben sich gegenseitig in die Karten geguckt und am Ende kam es zur Scheidung. Will man solch' ein Modell, sollte man seine Firma an den Konkurrenten verkaufen, das ist sicherer, zumindestens für den dann ehemaligen Eigentümer.

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