Als ich Geschäftsführer der LUK-Tochter IUSA S.A. de C.V. in Mexiko war, importierte VW Mitte der 80er Jahre bereits/noch Stahl für seine Autos und ich für meine Kupplungen. Die brasilianische VW-Tochter importierte 2009 ca. 10 % ihres Stahlbedarfes, dieses Jahr sind es bereits 20 % und in Kürze werden es 30 % sein, die dann aus Indien und Südkorea nach Brasilien eingeführt werden. Der Preis sei günstiger als der lokale und außerdem verringere der Import die Abhängigkeit von nur einem Lieferanten, erklärte Thomas Schmall , der örtliche VW-Chef.
Schuld ist Vale (früher ...do Rio Doce) mit dreimonatigen Eisenerzpreiserhöhungen. Trotzdem bleibt die Kfz-Industrie bei der Prognose, dass 2010 ca. 8 % mehr Fahrzeuge als im Vorjahr verkauft werden. Wir kämen dann auf 3,4 Mio. Fahrzeuge, obwohl seit 1. 4,2010 wieder die normalen IPI-Werte gelten und der Absatz deshalb leicht zurückging. Diesen Effekt hat man in Deutschland, als es keine Verschrottungsprämie mehr gab, auch verspürt. IPI ist übrigens eine brasilianische Steuer auf industrialisierte Güter.
Mercedes ist dabei, die LKW-Produktion in Juiz de Fora, wo früher die inzwischen aufgegebene A-Klasse gebaut wurde, die niemand haben wollte, auszubauen. Man rechnet trotz der wieder normalen IPI-Steuersätze bis 2020 mit einem Wachstum des LKW-Marktes von mindestens 4 % jährlich! Jürgen Ziegler, der Chef von Mercedes Benz do Brasil, bezifferte den brasilianischen LKW-Markt für das laufende Jahr auf 135.000 Fahrzeuge. Davon will er mindestens 30 % liefern, letztes Jahr waren es 28,5 %.
Am 4.6.2010 stand übrigens in der Zeitung, dass die brasilianische Regierung erwägt, den Zollsatz für Stahlimporte auf Null zu setzen. Außerdem wurde ein Interview mit Ekkehard Schulz aus dem Spiegel abgedruckt, in dem der ThyssenKrupp-Chef vor Spekulationen mit Eisenerz warnt, das könnte eine größere Katastrophe als die Immobilienblase in den USA auslösen. Leider seien die Eisenerze in der Hand dreier gigantischer Gesellschaften in Brasilien und Australien, die sich auf vierteljährliche Preisanpassungen geeinigt hätten. Dies würde in Deutschland auch bereits vom Kartellamt untersucht werden und die deutsche Bundesregierung werde das Thema beim nächsten G20-Treffen zusätzlich zur Sprache bringen.