Soviele posts habe ich bisher geschrieben und zur Feier dieses Ereignisses schreibe ich heute über Absurditäten und ziehe dabei in Gedanken den Hut vor Charles de Gaulle, der die Ernsthaftigkeit Brasiliens angezweifelt haben soll.
Ob Brasilien ernst zu nehmen ist, soll der geneigte Leser für sich selbst entscheiden:
Catherine Deneuve rauchte im Hotel Tivoli Mofarrej in São Paulo während eines Interviews zwei Zigaretten, was dem Hotel nach einem Hinweis (von wem???) auf diese Ordnungswidrigkeit bei der "Obrigkeit" eine Strafe von 872,50 R$ einbrachte. Sollte sich dies wiederholen, wobei es nicht die Schauspielerin sein muss, irgendein Raucher reicht, wird die Strafe verdoppelt. Beim dritten Mal würde das Hotel für 24 h die Pforten schließen müssen, wobei sich die Frage stellt, was man mit den Gästen macht. Gefährlich wird es beim vierten Mal, dann beträgt die "Auszeit" einen ganzen Monat. Und das Hotel würde erst freigegeben werden, wenn es sich an die Gesetzgebung angepasst hat, was immer das heissen soll. Das erinnert mich an die Geschichte vom Kompaniechef, der einen Unfallbericht ausfüllen musste, weil ein Soldat sich einen Zeh gebrochen hatte, auf den ihm ein Hammer gefallen war. Die Rubrik "Was wurde getan, um solche Unfälle zu vermeiden?" füllte er dabei nicht aus und bekam prompt den Fragebogen zurück. Seine Antwort "Der Soldat wurde belehrt, sich keinen Hammer auf den Fuß fallen zu lassen" wurde aber akzeptiert.
Vor kurzem wurde ein Student auf dem Unigelände ermordet, ein mutmasslicher Täter oder Mittäter stellte sich der Polizei und wurde trotz Geständnisses freigelassen, weil er einen festen Wohnsitz hat und nicht auf frischer Tat ertappt wurde. Er wartet jetzt in Freiheit auf die eventuelle Gerichtsverhandlung.
Der in Italien wegen vierfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilte Battisti darf ab sofort in Brasilien in Freiheit leben und arbeiten. Er bekam sogar eine Daueraufenthaltsgenehmigung, um die sich viele Ausländer vergeblich bemühen, trotz Arbeitsvertrages bekommen sie erst mal nur eine auf zwei Jahre befristete Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung.
Die Câmara Municipal von São Paulo will das Gehalt des Oberbürgermeisters verdoppeln und das der 27 secretários um 250 % anheben. Der Oberbürgermeister verdient heute 12.384 R$ im Monat, die secretários 5.509 R$, natürlich 13 mal im Jahr. Wobei ich die Absurdität erstens darin sehe, dass Inhaber von solchen Ämtern so mies bezahlt werden und zweitens die Câmara Municipal so wenig sensibel ist, was die öffentliche Meinung angeht - eine stufenweise Anpassung an die Bezüge der freien Wirtschaft vorzuschlagen, wäre sicher vernünftiger gewesen.
Schlechte Bezahlung im politischen Ämtern kann zu Korruption führen. Der Bürgermeister von Senador Pompeu im Bundesstaat Ceará mietete eine Bus und verschwand spurlos mit weiteren 36 Korruptionsverdächtigen. Wobei der Name der Stadt mir sehr nach Personenkult riecht, aber die Benennung von Städten nach Politikern ist hier üblich. Übrigens ist ja auch Blumenau nach Dr. Blumenau, der die deutschen Auswanderer damals anführte, benannt.
Die Regierung Brasiliens bemüht sich darum, ultrageheime Dokumente auch nicht nach 50 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich machen zu müssen. Darunter befinden sich Dokumente über den Krieg gegen Paraguay 1864 - 1870, deren Publizierung doch erstens eigentlich schon hätte passieren müssen und zweitens außer Historikern wahrscheinlich niemanden mehr vom Stuhl reisst. Außerdem möchte die Regierung geheim halten, was die Bauvorhaben der Fußballweltmeisterschaft kosten werden. Das ist verständlich, so viele Busse kann man gar nicht mieten, um die Flüchtigen in Sicherheit zu bringen, wenn herauskommt, was wofür ausgegeben wurde.
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23 Juni 2011
1234 Beiträge für Brasilien Aktuell
Engineer, consultor, author e.g. "Aus internationaler Praxis", "Wirtschaftsboom am Zuckerhut", "Facetten des Imports" in "Business Guide Brasilien", articles in "HardvardBusinessManager", "Fortschrittliche Betriebsführung und Industrial Engineering", entrepreneur and inventor
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