Das ist ein starkes Wort, gesprochen von João Carlos Brega, dem Chef von WHIRLPOOL in Lateinamerika. Er gab dem ESTADO DE SÃO PAULO ein Interview, dessen Inhalt ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Zunächst einige Worte zur WHIRLPOOL S.A., der einzigen Firma in Brasilien mit einem Komplettprogramm weißer Ware aus eigener Fertigung, Kühlschränke, vertikale und horizontale Tiefkühltruhen, Herde, Waschmaschinen, Trockner, Geschirrspüler, Mikrowellenherde, Elektroöfen, Klimaanlagen, Luftreiniger, Abzughauben; dazu kommen u.a. noch Küchengeräte wie Rührer, Mixer, Kaffeemaschinen und Kaffeemühlen. Sie gehört zur Whirlpool Corporation, dem weltgrößten Hersteller von elektrischen Haushaltsgeräten. Die brasilianische Einheit wurde am 1. Mai 2006 aus den Firmen Multibrás S.A. Eletrodomésticos und Empresa Brasileira de Compressores S.A. - Embraco geformt. Die Multibrás S.A. Eletrodomésticos entstand 1994 aus der Fusion von Brastemp S.A. mit der Consul S.A., deren Produkte von der Multibrás vertrieben wurden. 1997 kaufte Multibrás die Whirlpool Argentina, die heute die Marken Whirlpool, Eslabón de Lujo und Consul kommerzialisiert. Im selben Jahr wurde die Whirlpool Corporation Mehrheitsaktionär bei Brasmotor S.A.; ein Jahr später übernahm Multibrás das Geschäft von Philips in Chile, daraus entstand Whirlpool Chile. Im Januar 2000 kaufte Whirlpool Corporation an der Börse von São Paulo weitere Anteile von Multibrás und Brasmotor und erreichte fast 95 % des Kapitals. Die Partnerschaft zwischen Brasmotor und Whirlpool Corporation stammt aber schon aus den Fünfzigerjahren. Schon damals wollte Brasmotor neue Technologien nach Brasilien importieren und Whirlpool Corporation seine Geschäfte außerhalb der USA ausweiten.
Unvergessen der von der Werbeagentur Talent vor ca. 20 Jahren geschaffene Werbespruch, der zum geflügelten Wort in Brasilien wurde: “Isso não é uma Brastemp!” (Das ist aber keine Brastemp!); noch heute benutzt, um ein minderwertiges Produkt oder Minderwertigkeit im Allgemeinen zu brandmarken.
In seinem Interview erklärte Brega, dass man in Brasilien 21.000 Mitarbeiter gehabt hätte, aber aus der negativen Einschätzung der Lage in 2015 rechtzeitig entschieden hätte, ausgeschiedene Mitarbeiter nicht zu ersetzen und dadurch die Mitarbeiterzahl seit dem ersten Vierteljahr des vergangenen Jahres bis jetzt in den drei Fabriken um 3.000 verringert hätte. Die Fabrik in Manaus hätte außerdem z.Z. saisonbedingte Betriebsferien - in der kalten Jahreszeit benötigt niemand Klimaanlagen. In anderen Einheiten wurden wegen des Nachfragerückgangs schon im Februar 8.000 Mitarbeiter in den Urlaub geschickt. Im ersten Vierteljahr 2015 schrumpfte der Markt um 15 % und die Geschäfte von Whirlpool sogar etwas mehr. Brega erwartet zwar eine Besserung in der zweiten Jahreshälfte, glaubt aber, dass 2015 schlechter als 2014 sein wird.Als Begründung sagte er, dass das Geschäftsklima ungünstig sei, es fehle eine Vorgabe der Regierung. Man erwarte ein Signal, z.B. die Ankündigung, dass Konzessionen für den Betrieb von Eisenbahnen, Wasserstrassen und Flughäfen vergeben würden, was eine Signalwirkung auf die Wirtschaft hätte - leider rühre sich aber die Regierung nicht.
Damit würden die Geschäfte der Gruppe betroffen, denn Brasilien sei nach den USA der zweitwichtigste Markt des Konzerns. Allerdings betonte Brega, dass Whirlpool über 100 Jahre alt sei und schon mehr als 60 Jahre in Brasilien arbeiten würde - die augenblickliche Krise sei nicht die erste. Deshalb würde man auch keine Investitionen kürzen. In diesem Jahr würde das Unternehmen 200 Produkte in Lateinamerika lancieren, davon mehr als 100 in Brasilien. Im letzten Jahr waren es 180 und im Jahr davor 160 neue Produkte in Lateinamerika, 50 bis 60 % davon in Brasilien. Deshalb würde das Investitionsprogramm für Produkte, F&E und Innovation um keinen Centavo gekürzt. Das Vertrauen in Brasilien würde weiter bestehen. Brasilien habe alle Zutaten (für eine große Zukunft?) und niemand würde dies ändern. Sein Unternehmen könne in den nächsten 26 bis 30 Jahren von der Demographie profitieren. Die Durchdringung mit Kühlschränken sei hoch, 98 %. Aber von diesen 98 % müsse man die Hälfte manuell auftauen - also viel Spielraum für Innovationen. Um ihn zu nutzen, müsse die Regierung das Vertrauen wiedergewinnen und den Menschen eine Perspektive geben. (Der Sozialismus endet dann, wenn das Geld der Anderen alle ist! Soll Frau Thatcher gesagt haben.) Die heutige Situation sei vorübergehend.
Zum Export erklärte Brega, dass die Instabilität des Wechselkurses ein grosses Problem sei. Ein anderes sei das Lavieren der Regierung, die im Dezember gesagt hätte, dass der Exporteur 4 Prozentpunkte der Steuerlast auf Exporte im Rahmen des Reintegra - Programme zurückbekäme und im Januar war es auf einmal nur ein Prozentpunkt. Dazu käme die Erhöhung des PIS auf Finanzoperationen, was die Kurssicherung über Hedging verteuern würde, weil die Regierung dies als Finanzeinkünfte besteuern würde. In diesem Teil des Interviews fielen dann die eingangs zitierten Worte, dass man ein Held sein müsse, um in Brasilien Geschäfte zu machen. Das Unternehmen hätte mit weißer Ware schon 15 % Exportquote im Jahr 2000 erreicht, heute seien es unter 3 %. EMBRACO, der Hersteller von Kühlschrankkompressoren, hätte vor 8 Jahren 60 % der Produktion exportiert, heute seien es 30 bis 35 %. Heute würde der US-Markt von der Fabrik in Mexiko bedient, früher war die Fabrik in Brasilien, die dorthin lieferte.
Die Frage, was fehle, beantwortete Brega wieder mit dem Fehlen einer Vision seitens der Regierung; wer kein Ziel habe, wüsste auch nicht, welchen Weg man gehen solle. Die Korrekturmaßnahmen der Regierung sähe er skeptisch, bisher wären nur Steuern und Abgaben erhöht worden und die Regierung, die für 25 % vom BIP durch Investitionen verantwortlich sei, habe kein Geld für diese, würde aber auch keine Ausgaben kürzen.
Aber Brega weiss auch, wie zumindest sein Unternehmen der Krise begegne, in dem man nämlich die Nachfrage schaffe, die heute fehle. Und zwar durch neue, innovative und schöne Produkte, die den Wunsch beim Verbraucher wecken, diese zu besitzen. Und durch Vereinfachung: Geschirrspüler hätten heute nur eine Penetration von 2 %. Aber diese Maschine verbrauche nur ein Sechstel des Wassers, was man beim manuellen Geschirrspülen verbrauche. Das Problem sei die schwierige Installation. Deshalb würde Whirlpool eine plug and play - Lösung entwicklen, der Käufer könne seine Geschirrspülmaschine künftig in 5 Minuten selbst installieren.
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16 Mai 2015
Man muss schon ein Held sein, um hier (in Brasilien) Geschäfte zu machen!
Engineer, consultor, author e.g. "Aus internationaler Praxis", "Wirtschaftsboom am Zuckerhut", "Facetten des Imports" in "Business Guide Brasilien", articles in "HardvardBusinessManager", "Fortschrittliche Betriebsführung und Industrial Engineering", entrepreneur and inventor
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