Ich würde jeitinho als Dreh bezeichnen, mit dem Unmögliches möglich gemacht wird. Früher galt dies als Ausdruck einer gewissen Schlauheit, die man bewundern konnte. Heute würde ich sagen, dass es sich höchstens um Bauernschläue handelt, die man eher nicht bewundern sollte. Denn vom jeitinho zur Illegalität ist nur ein kurzer Weg und wenn man per jeitinho z.B. Löcher im Asphalt notdürftig ausfüllt, weil man kein Geld für eine grundlegende Reparatur hat, die nach zwei Wochen wieder offen sind, dann ist das keine liebenswürdige südländische Art, mit Problemen umzugehen, sondern einfach Unvermögen, Unwillen und Pfusch. Als Beispiel einige Fotos von meinem täglichen Weg zur Arbeit:
Diese Straße wurde vor ca. 3 Wochen "repariert"! Solange Rechnungen von Baufirmen von der Stadtverwaltung bezahlt werden, ohne die Ausführung der kontraktierten Arbeiten zu prüfen, wird sich hier wenig ändern. Und solange man in Brasilien glaubt, eine Straßendecke brauche keinen vorbereiteten Untergrund und müsse nur 2 Zentimeter dick sein, benötigen wir keine Geschwindigkeitsbegrenzung, weil der Straßenzustand ausreicht, um Schritttempo zu erzwingen.
Der Pfusch zeigt sich auch bei Malerarbeiten, dieses Garagentor in meiner Straße wurde vor einem Jahr gestrichen:
Und diese Einfahrt wurde vor 2 Jahren gefliest und muss jetzt neu verlegt werden:
Da kommt Freude auf! Und ich rufe jetzt zum Boykott des jeitinhos auf und propagiere den berühmten deutschen Hang zum Perfektionismus. Nicht umsonst ist DEUTSCH in Lateinamerika ein Synonym für ZUVERLÄSSIGKEIT und QUALITÄT, aber, es soll nicht verschwiegen werden, auch für TEUER. Aber das Billige ist auf Dauer das Teure! Wie sagte mein Vater immer? Ich kann mir das Billige nicht leisten! Recht hatte er! Den Spruch habe ich übrigens auch gerade einem meiner Verkäufer gesagt, dessen Kunden über die Preise unserer deutschen Lieferanten klagen.
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