In den letzten Wochen und Monaten gab es fast nur Hiobsbotschaften aus Brasilien; vielen von ihnen bargen aber verkappte frohe Botschaften in sich, denn wenn ausführlich und täglich über Korruptionsverfolgung berichtet wird, bedeutet dies nicht nur, dass es Korruption gab und gibt, sondern vor allem, dass diese endlich ernsthaft bekämpft wird.
Es es gibt auch robuste Anzeichen dafür, dass die von den Skandalen der Regierung unter Führung von Lula und Dilma gebeutelte Wirtschaft des Landes sich von 13 Jahren Sozialismus langsam erholt - obwohl auch die aktuelle PMDB/PSDB-Koalitionsregierung ganz und garnicht skandalfrei ist.
Diese Tendenz nutzen weitsichtige Firmenchefs, um in Brasilien zu investieren. Allein in der letzten Woche nach meiner Rückkehr aus Deutschland hatte ich das Vergnügen, mit 6 solcher Manager zu sprechen, die mich um Hilfe bei der Gründung von Niederlassungen oder der Beteiligung an brasilianischen Unternehmen baten.
Ein Beispiel für einen großen player, der leider nicht zu meinen Kunden zählt, ist die US-Firma BALL CORPORATION, die für 6,1 Mrd. US$ REXAM PLC übernahm und damit ihren Marktanteil in Südamerika von 18 auf 54% steigerte. Der Hersteller von Aluminiumdosen für Getränke und Lebensmittel verfügte damit über 13 der 20 Fabriken in Brasilien; verfügte, weil er die Auflage bekam, 2 davon zu verkaufen.
Ein weiteres Indiz für eine bessere Wirtschaftslage Brasiliens ist der Rückgang der Konkursanträge. Im ersten Halbjahr 2017 betrug dieser 12,4% gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum.
Unsere Justiz hilft der Wirtschaft auch. In einem letztinstanzlichen Urteil wurde bestimmt, dass auf im Ausland eingekaufte technische Dienstleistungen keine 15% Quellensteuer erhoben werden dürfen. Das verbilligt u.a. Kundendienstleistungen von ausländischen Lieferanten importierter Maschinen und Anlagen.
Der Automobilsektor ist einer der wichtigsten nicht nur der brasilianischen Wirtschaft. Im Juni 2017 wurden 17,5% mehr Neuwagen als im Juni 2016 verkauft. 194.970 Fahrzeuge wurden insgesamt im Juni 2017 verkauft. Per Juni waren es 1,019 Mio. verkaufte Fahrzeuge, gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 ein Zuwachs von 3,65%.
Im Mai 2017 wuchs die industrielle Produktion saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,8%. Einen solchen Wonnemonat hatten wir seit 2011 nicht mehr erlebt. Gegenüber dem Mai 2016 betrug der Zuwachs sogar 4%, das beste Ergebnis seit 2010. Wichtig und bemerkenswert ist, dass von April auf Mai 2017 die industrielle Produktion von Kapitalgütern, also vornehmlich Maschinen und Anlagen, um 3,5% zunahm. 17 der 24 vom IBGE analysierten Sektoren verbesserten sich von April auf Mai 2017.
Die Außenhandelsbilanz kann sich auch sehen lassen, der Überschuss, hier jeweils für das erste Halbjahr dargestellt, erreichte dieses Jahr 36,2 Mrd. US$. Dazu trug die Preiserhöhung bei Rohöl und Eisenerz und eine weitere Superernte bei, die Kursentwicklung half natürlich - für einen € bekommt man heute 3,75 R$. Davon zehrt auch die Autoindustrie, die den Binnenmarktabsatzrückgang zumindest teilweise durch höhere Exporte kompensiert. Aktuelle Vorhersagen sehen den Außenhandelsüberschuss zum Jahresende bei 60 Mrd. US$. Der bisherige Rekordwert liegt bei 47 Mrd. US$ und wurde im Vorjahr erzielt. Der Export stieg im ersten Halbjahr 2017 um 19,3%, der Import wuchs um 7,3%.
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