05 August 2018

Mathematik

ist eigentlich nicht des Brasilianers Stärke. Aber man soll sich nicht täuschen, denn Brasilien ist Mitglied der IMU, der Internationalen Mathematischen Union. In deren Gruppe 5, der höchsten, was das Fachwissen angeht, ist Brasilien neben den USA, Japan und Deutschland vertreten. Artur Avila hat von der IMU 2014 die Fieldsmedaille verliehen bekommen, die praktisch ein Mathematiknobelpreis ist. Der selbe Artur Avila, der auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte als Schüler 1995 in Kanada die Goldmedaille in der Internationalen Mathematikolympiade IMO erobert. Acht weitere Brasilianer eroberten Gold bei den IMOs der letzten Jahre, einer sogar zweimal. Übrigens ist keine Frau unter den Preisträgern, schade. Artur Avila hat seine Diplomarbeit in seiner Geburtsstadt Rio de Janeiro am Instituto de Matemática Pura e Aplicada (IMPA) der UFRJ geschrieben, promovierte anschließend und wurde mit 29 Jahren der jüngste Forschungschef am renommierten Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Studien in Paris.

Deses Jahr wurde die Fieldsmedaille erstmalig in der südlichen Hemisphäre verliehen und zwar in Rio. Sie kennen vielleicht den Witz mit den Regierungschefs der USA, Brasiliens, Frankreichs und Deutschlands, die durch dichten Nebel von den Washington nach São Paulo fliegen. Da fragt der US-Präsident, ob man schon über Brasilien fliege und der brasilianische Präsident streckt seinen Arm kurz aus dem Fenster und nickt mit dem Kopf und meint, dass man gerade Rio überfliege. Auf die Frage, woher er das wisse, antwortet er, dass man ihm gerade die Uhr geklaut hätte. Richtig diskriminierend, meinen Sie nicht auch? Tatsache ist, dass die vier Gewinner Peter Scholze, Alessio Figalli, Akshay Venkatesh und Caucher Birkar ungleichmäßig behandelt wurden, denn Caucher Birkar erhielt zwei Medaillen – die erste wurde ihm während der Preisverleihungszeremonie gestohlen und die Veranstalter hatten ein Einsehen und er bekam einige Tage späte eine neue Medaille. Die alte ist sicher schon eingeschmolzen. Und das wegen 15.000 R$ bzw. 3.500 €! Allerdings, wer in Brasilien den Mindestlohn - dreizahnmal monatlich, wie es das Gesetz vorschreibt - im Jahr erhält, bekommt ziemlich genau den Sachwert der Medaille für ein Jahr Arbeit. Da kann man den Gesichtsverlust für Brasilien schon mal wegstecken und seinen Patriotismus vergessen.

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