24 Januar 2019

Spanisch und Portugiesisch sind zwei völlig unterschiedliche Sprachen!

Das hatte ich bis heute anders gesehen. Aber mir wurden die Augen geöffnet und meine Ignoranz wurde mir schmerzhaft bewusst. Hatte ich doch bisher treudeutsch vermutet, unterstützt durch zwei Jahre in Mexiko, ausgedehnte Geschäfts- und Urlaubsreisen in alle südamerikanischen Länder und Besuche der iberischen Halbinsel und bis heute 35 Jahre Brasilienaufenthalt, dass sich die Sprachen nicht nur ähneln, sondern in weiten Bereichen sogar praktisch identisch sind.

Aber dann las ich diese Überschrift eines Artikels von ALICIA GONZÁLEZ in der Zeitung EL PAÍS:



Wegen meiner wohl kümmerlichen Sprachkenntnisse ließ ich GOOGLE übersetzen: Bolsonaro ermutigt die Führungskräfte von Davos, in das neue Brasilien zu investieren

In der Ausgabe für Brasilien steht der identische Artikel, doch mit einer anderen Überschrift:


Auch hier hilft GOOGLE und übersetzt: Bolsonaros kurze Rede enttäuscht in Davos

Nochmal zum Mitschreiben, ein und derselbe Artikel von derselben Verfasserin (gendergerecht!!!) wird  in Brasilien mit der Überschrift

Bolsonaros kurze Rede enttäuscht in Davos 

verteilt und in Iberoamerika unter der Überschrift

Bolsonaro ermutigt die Davos-Führungskräfte, in das neue Brasilien zu investieren 

dargeboten.

Wer spinnt jetzt eigentlich? Sicher sind es nicht die Römer! Und da wundern sich die Leute, dass Brasiliens Präsident eine Pressekonferenz kurzerhand abbläst? Ein Mensch (ja, Bolsonaro ist auch das!), der - geschwächt durch eine lebensgefährliche Messerverletzung, verursacht durch den Mordversuch eines ehemaligen PSOL-Mitgliedes, also einer linksradikalen Partei - nächsten Montag eine weitere Operation in São Paulo über sich ergehen lassen muss und trotzdem die beschwerliche Reise nach Davos auf sich genommen hat. Ein Mensch, der geschwächt stehend eine kurze Rede hielt und deshalb von der Presse niedergemacht wurde, obwohl er (nur!) drei Minister (im Gegensatz zu seinen PT-Vorgängern) dabei hatte, die weder Rede noch Antwort schuldig blieben. Ein Präsident, der sich auf die große Linie beschränkte und die Details den Fachministern überließ. Und ein Redner, der sich die Worte "Man kann über alles reden, nur nicht über eine 10 Minuten" von Kurt Tucholsky zu eigen gemacht hatte. Und ein Präsident, der seine Mitbürger nicht dadurch düpierte, dass er in Davos zu den beabsichtigten Reformen detaillierte Erklärungen abgab, bevor er diese in Brasilien den Betroffenen erläutert hatte.

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