06 Dezember 2022

BRASILIENS FIRMEN INVESTIEREN!

  • Alstom investiert 100 Millionen R$ und verdreifacht die Industriefläche seiner Einheit in SP
  • Stihl Brasilien investiert 210 Millionen R$ in neue Unternehmenszentren
  • EagleBurgmann investiert 20 Millionen R$ in neue Anlage zur Verdoppelung der Produktion und zieht aufgrund der Produktionssteigerung von Campinas nach Valinhos um
  • Petrobras kündigt 260 Millionen R$ für die Modernisierung der Raffinerie in São José dos Campos (SP) an, der Abschluss der Anpassungsarbeiten ist für die zweite Hälfte des Jahres 2025 geplant.
  • Volkswagen investiert in Forschungszentrum mit Schwerpunkt auf Technologien zur CO2-Reduzierung in SP
  • Getränkehersteller investiert 153 Millionen R$ in neues Werk in Rio Grande do Sul
  • Stellantis erwirbt führendes Startup im Bereich künstliche Intelligenz und autonomes Fahren
  • EDP wird seine Präsenz auf dem Solarenergiemarkt mit einer Investition von 6 Mrd. R$ ausbauen
  • Metalúrgica investiert mehr als 100 Millionen R$ in ein neues Werk in Pernambuco
  • Embraer erhält von der BNDES einen Kredit über 2 Milliarden R$ für die Produktion und den Export von Flugzeugen
  • Suzano investiert 175 Mio. US$ in die Übernahme der Kimberly-Clark-Aktivitäten in Brasilien
  • Castertech investiert 40 Millionen R$ und erwirbt eine Gießerei in Mogi Guaçu (SP)


29 November 2022

WOHIN STEUERT BRASILIEN UNTER LULA?

 https://www.linkedin.com/pulse/wohin-steuert-brasilien-unter-lula-karlheinz-naumann/

Wohin steuert Brasilien unter Lula?


Was sagen die Auguren über Brasilien?
Was sagen die Auguren über Brasilien?
Ihr Brasilienexperte in São Paulo für Geschäftsaufbau, -ausbau und -verteidigung mit umfassendem Dienstleistungsangebot
Wobei es nach Ansicht vieler Brasilianer gar nicht sicher ist, ob Lula das Land ab 1.1.2023 regieren wird und wie lange. Aber das sind wohl eher Wunschträume von Lula-Gegnern und Bolsonaro-Befürwortern, die zwar für Unbehagen sorgen, der Stabilität abträglich sind, aber trotzdem nur Wunschträume bleiben. Die Realität, und daran ändern vorerst alle Demonstrationen von Anhängern Bolsonaros nichts, sieht anders aus, die Frage ist nur, wie?

Lula hat, ebenso wie Bolsonaro, im Wahlkampf vieles versprochen. Aber was vor der Wahl gesprochen wird, ist vielfach in den Wind gesprochen. Nach der Wahl verlassen sich viele Politiker völlig zu recht auf das schwache Gedächtnis der Wähler. 

Im Ausland wird der Wahlausgang so dargestellt: Bolsonaro hat das Land fast in den Untergang geführt, deshalb wurde Lula, der zu Unrecht der Korruption angeklagt und glücklicherweise von weisen Obersten Bundesverfassungsrichtern und sogar von der UNO in allen Anklagepunkten freigesprochen und auf freien Fuß gesetzt wurde, in die Lage versetzt, an den Wahlen als Kandidat teilzunehmen. Er wurde eindeutig gewählt und von vielen früheren Gegnern unterstützt, weil diese überzeugt sind, dass Lula mit seiner Erfahrung als erfolgreicher und im Ausland beliebter Präsident, seinem sozialen Gerechtigkeitssinn als früherer Arbeiterführer und seiner Herkunft aus dem Milieu der Ärmsten der Armen das Land aus der Misere, in die es Bolsonaro geführt hat, wieder herausbringen wird.

Im Inland wird diese Ansicht vor allem von denen geteilt, die unter Bolsonaro gelitten haben. Gelitten, weil er nicht nur Künstlern den Zugang zu leichtem Regierungsgeld verwehrt hat, weil er keine Anzeichen machte, die Zwangsfinanzierung der Gewerkschaften durch Beiträge aller Arbeitnehmer Brasiliens wieder einzuführen, weil er die Anzahl der Ministerien und damit der politischen gut bezahlten Spitzenposten drastisch reduzierte, weil er 60.000 Arbeitsplätze im Öffentlichen Dienst abbaute, weil er die Importkosten tausender Produkte senkte, weil er kaum (teuer) bezahlt in den Medien für seine Regierung warb und weil er politisch völlig unkorrekte Meinungen, u.a. über seinen Widersacher Lula, von sich gab. 

Aber wir dürfen nicht vergessen, dass fast die Hälfte der brasilianischen Wähler für Bolsonaro und gegen Lula gestimmt hat. Diese Brasilianer einfach als hinterwäldlerisch und rückständig, als Kryptofaschisten und Schlimmeres zu diskriminieren, ist zu einfach gedacht. Besinnen wir uns auf die Fakten, bevor wir einen Blick in die Kristallkugel wagen.
  • Lula ist in mehreren Instanzen wegen Korruption und ähnlicher Verbrechen rechtskräftig verurteilt worden und musste einsitzen. Er ist nicht freigesprochen worden, sondern die Urteile gegen ihn wurden von einem Obersten Bundesrichter in einer einsamen Entscheidung mit der Begründung aufgehoben, dass die beteiligten Gerichte nicht zuständig gewesen wären. Das hatte nicht nur seine Freilassung zur Folge, sondern auch die Verjährung etlicher Straftaten, die ihm vorgeworfen wurden. 
  • Lula hat mit der von ihm erfolgreich stimulierten Einsetzung Dilmas dafür gesorgt, dass Brasilien von einer bis dato einmaligen Krise heimgesucht wurde. Aber auch er war als Präsident durchaus nicht so erfolgreich, wie es von ihm und den Medien dargestellt wird. Er konnte seine Macht nur durch den Mensalão und den Petrolão bewahren, d.h. durch massiven Stimmenkauf, Veruntreuung von Geldern von Staatsunternehmen unter Beteiligung von kriminellen Unternehmern, wobei es hier nicht darauf ankommt, ob er selbst Zahlungen vornahm oder nur indirekt daran beteiligt war. Fakt ist, dass viele Politiker und Unternehmer Freiheitsstrafen verbüssen und zu Unrecht erhaltene Gelder zurückzahlen mussten. Dazu kommt die finanzielle Unterstützung von linken Diktatoren in Lateinamerika und Afrika. Brasilien musste z.B. unter Bolsonaro von der Regierung Lula eingegangene Kreditgarantien einlösen, weil Venezuela seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkam.
  • Unter Lula und Dilma sind keinerlei nennenswerte Reformen durchgeführt worden, dabei zu nennen sind insbesondere die Verwaltungsreform, die Steuerreform, die Wahlrechts- und Arbeitsrechtsreform, die Senkung der Importkosten mit einhergehender Öffnung des Landes für den Handel und die Privatisierung von verlustbringenden Staatsunternehmen. Im Gegenteil, unter Lula wurden viele Großprojekte in Angriff genommen wie der Bau von riesigen Raffinerien, neuen Eisenbahnstrecken und Bewässerungsvorhaben, aber nicht zu Ende geführt. Aber es gibt Ausnahmen wie den Bau eines Hafens in Kuba und einer U-Bahn in Venezuela mit brasiliansichen Steuergeldern. Was den brasilianischen Otto Normalverbraucher kaum tangiert, zahlen doch nur 10% der brasilianischen Erwachsenen Einkommenssteuer (laut O ESTADO DE SÃO PAULO vom 29.11.2022):

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Prozentanteil der von der Einkommenssteuer befreiten Erwachsenen in verschiedenen Ländern 

  • Bolsonaro hat ebenfalls viele Versprechen nicht eingehalten, so wurde aus seinem groß angelegten Privatisierungsprogramm ein kleines, nur die Eletrobrás konnte er erfolgreich privatisieren und mehrere Beteiligungsgesellschaften der Petrobrás verkaufen. 
  • Aber die Staatsbetriebe unter Bolsonaro machen mehrheitlich Gewinn und zahlen hohe Dividenden, die Entschuldung der Petrobrás ist erfolgreich, die Anzahl der Ministerien wurde von ihm stark reduziert, Großprojekte wie die Bewässerung im trockenen Norden Brasiliens wurden zwar nicht von ihm begonnen, aber beendet. Dazu kommt die erfolgreiche Vergabe Konzessionen für Flughäfen und anderen öffentlichen Infrastrukturen und die Möglichkeit, dass private Firmen in die Wasserversorgung der brasilianischen Kommunen eingebunden werden können und dies nicht mehr ein Staatsmonopol ist. 
  • Bolsonaro war auch erfolgreich bei der Digitalisierung und Entbürokratisierung, unter ihm wurde 5G eingeführt. Laut Weltbank steht Brasilien weltweit an zweiter Stelle bei der Digitalisierung der Öffentlichen Dienste. Davon ist Deutschland leider noch meilenweit entfernt.
  • Und unter Bolsonaro errang die brasilianische Zentralbank endlich ihre Unabhängigkeit, sehr beruhigend, wenn man Lulas Interventionismus kennt.
  • Erfolglos war Bolsonaro bei seiner Öffentlichkeitsarbeit. Er hat es nicht geschafft, sich als seriöser Staatspräsident darzustellen, wobei er oft selbst die Schuld durch ungeschickte Äußerungen und falsche Personalentscheidungen zu tragen hat. Dazu kommt, dass er einem ihm gegenüber offen feindlich eingestellten Obersten Verfassungsgericht Paroli bieten muss und praktisch alle Medien ihn als demokratie-, frauen- und LSBTIQ*feindlich darstellen. Wobei mir bis heute kein konkreter Fall bekannt wurde, in dem Bolsonaro Zensur ausübte. Das kann man von den Richtern des Obersten Verfassungsgerichtes nicht sagen. Wer es als "öffentliche Person" wagt, gegen die Richter dieses Gerichtshofes etwas zu sagen oder eine politisch unkorrekte Meinung selbst im privaten Kreis äußert, muss mit harten Strafmaßnahmen rechnen. 

Nach meiner Meinung hat Bolsonaro seine Chance nicht genutzt, sich als Verfechter der freien Marktwirtschaft, Verteidiger der Familie und der Religionsfreiheit so darzustellen, dass ihm auch linke Progressivisten folgen würden. Er hat als Präsident oft nicht überzeugt, sei es bei seinen Äußerungen gegen das Impfen, bei der weitgehenden Freigabe des Waffenbesitzes für Privatleute oder beim Pizzaessen auf der Straße bei Auslandsreisen. Dass viele seiner Anhänger trotzdem heute noch für ihn auf die Straße gehen, zeigt, dass man ihm seine guten Absichten glaubt. Dass dafür Bundesstraßen und Autobahnen gesperrt und dass die Militärs zum Eingreifen gegen das Wahlergebnis aufgefordert werden, spielt aber den Gegnern Bolsonaros in die Hände. Dass das bloße Äußern eines Zweifels an der Zuverlässigkeit der elektronischen Wahlurnen durch Bolsonaro und seine Anhänger praktisch als Hochverrat behandelt wird, ist aber ebenso untragbar. Wir nähern uns hier und in vielen anderen Ländern bereits gefährlich einer Diktatur der Minderheiten, die ihnen unbequeme Fakten und Meinungen unterdrücken will. Je mehr in den Medien von der Demokratie gesprochen und geschrieben wird, desto weniger Demokratie haben wir. Das ist eine Erfahrung aus meinem Leben während der kommunistischen Diktatur in einem Teil Deutschlands, die ich als Berliner hautnah miterlebt habe.

Wenden wir uns der Kristallkugel zu! Was sagt sie uns über die Zukunft Brasiliens unter Lula als Präsident?

Zunächst sagt sie uns, dass die Schwarzmalerei Lulas und seiner Wahlkampfstrategen nicht gerechtfertigt ist. Lula hat auch von verdammten Erbe gesprochen, welches er als Nachfolger von Fernando Henrique Cardoso übernehmen musste, der ihm ein wohl geordnetes Haus übergab. Auch von Bolsonaro übernimmt Lula kein Katastrophenland. Im Gegenteil, volkswirtschaftlich hat sich Brasilien überraschend schnell von der Coronapandemie erholt und viele volkswirtschaftlichen Zahlen sind sogar besser als vor der Pandemie. Trotzdem wird Geld im Staatshaushalt fehlen und Lula wird es sich über die Notenpresse anstatt durch Reformen verschaffen. Und dabei wird sich zeigen, dass er ein Schönwetterpilot ist.

Was uns zu denken geben sollte, ist die Tatsache, dass bis heute niemand weiß, wer unter Lula Wirtschaftsminister sein wird. Es gibt zwar Gerüchte, aber die sind alles andere als beruhigend. Wer will einen erfolglosen Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt des Bundesstaats São Paulo als Wirtschaftsminister ohne einschlägige Erfahrung? Wahrscheinlich niemand außer Lula, der für seinen Parteifreund eine Verwendung suchen muss. Und warum soll das Wirtschaftsministerium wieder aufgespalten werden? Nur, um mehr Leuten zu Posten zu verhelfen? 

Und es war auch sehr ungeschickt zu versuchen, die Wahl von Ilan Goldfajn zum Präsidenten der IDN zu hintertreiben, weil er von Bolsonaro als Kandidat ins Feld geschickt wurde. Gut, dass er trotzdem gewählt wurde; damit werden zwei der 8 größten multilateralen Banken von Brasilianern geführt.

Und warum haben drei ehemalige hochrangige Wirtschaftsfachleute, die Erfahrung als Bundesminister und Zentralbankpräsident haben, sich vor der Wahl für Lula ausgesprochen und nach seiner Wahl einen offenen Brief publiziert, in dem sie ihn mahnten, sich von seinen Äußerungen zu distanzieren. Denn Lula hat schon frei und frank kundgetan, dass es unter ihm vorbei ist mit der Begrenzung der Staatsausgaben, mit der Reduzierung der Anzahl von Ministerien und mit der Privatisierung; die Presse wolle er demokratisieren - was immer das heißen mag - und die Arbeitsrechtsreform teilweise rückgängig machen. Das sind alles Äußerungen, die nicht von Augenmaß, Demokratieverständnis und Regieren für alle sprechen. Aber wenigstens will er, so sagten die Verkünder seiner Meinung, denn er selbst ist seit seiner Stimmbandoperation abgetaucht, die Steuerreform voranbringen. Das ist schon mal etwas Gutes. Besorgt macht mich nur die Tatsache, dass unter seiner Übergangsmannschaft (keine Angst, es sind auch Frauen darunter) alle seine alten Genossen dabei sind, die an ebenso alten Gedanken und Rezepten hängen. Dass ich Genossen schrieb, ist keine Ironie; Lula selbst hat mehrfach im Wahlkampf von seinen "cumpanheiros"gesprochen. Und zu den alten Gedanken gehören u.a. die Pläne, in neue Raffinerien zu investieren. Dabei mahnen die angefangenen, die als Bauruinen größten Ausmaßes die Landschaft verschandeln, nicht wieder viele Milliarden Reais in überholte Techniken zu investieren. Es wäre viel sinnvoller, die Nutzung regenerativer Energien weiter auszubauen. Und es sollte auch nicht vergessen werden, dass die sozialistische Regierung Boliviens zwei Petrobrásraffinerien entschädigungslos enteignet und Lula dies dem Genossen Präsidenten des Brudervolkes unter dem Zeichen der sozialistischen Völkerfreundchaft großzügig verziehen hat. Wie Margaret Thatcher richtig gesagt hat, das Problem beim Sozialismus ist, dass einem am Ende das Geld anderer Leute ausgeht. 

Was bedeutet das jetzt für die Ausländer, die sich unternehmerisch in Brasilien betätigen oder dies tun wollen? Ich wage zu behaupten, gar nichts. Egal, wer Brasilien regiert, bestimmte Regeln der Volkswirtschaft und der Diplomatie können auch von einem Präsidenten nicht außer Kraft gesetzt werden, ohne Gegendruck zu erzeugen. Und Lula ist nur mit einer hauchdünnen Mehrheit gewählt worden und hat viele Gegner im Parlament, u.a. den Richter Moro, der ihn verurteilt hat und heute Senator ist. Und selbst die Obersten Bundesrichter dürfen den Bogen nicht überspannen. Sie wurden neulich in New York von Brasilianern offen angefeindet und das kann ihnen auch in Brasilien passieren. Und irgendwann wachen auch die Wähler Lulas auf, die nicht im Öffentlichen Dienst arbeiten und dessen Privilegien genießen. Und sobald Otto Normalverbraucher mitbekommt, dass sich die von ihm gewählten Volksvertreter benehmen wie im Selbstbedienungsladen, kann es zur Explosion kommen. Außerdem ist Brasilien schon heute komplex nicht nur für ausländische Unternehmer und trotzdem kommen alle mehr oder weniger zurecht.

Lula, der sich ohne rot zu werden, von einem Unternehmerfreund in dessen Flugzeug zur Weltklimakonferenz nach Kairo mitnehmen ließ, hat wenigstens angedeutet, dass er Brasiliens Industrie wieder stärker machen will. Bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht wieder durch tarifäre und nicht tarifäre Handelsschranken gemacht werden soll, dann erreicht er nämlich das Gegenteil. Die berühmtesten Beispiele dafür waren das Informatikgesetz, welches den Import von Digitalgeräten und damit faktisch die Anwendung von Computern in Brasilien verbot und das Staatsmonopol für Telekommunikation, welches die Wartezeit für einen Festnetzanschluss auf 10 Jahre hochgehen ließ und den Preis für einen Anschluß auf dem Schwarzmarkt auf 10.000 USD und mehr. 

Erstaunlicherweise weiß man genau, was in Brasilien gemacht werden muss, um das Land einen großen Schritt nach vorne zu bringen. Nur tut niemand etwas bzw. nicht genug. Dabei wäre es so einfach, man muss nur nachmachen, was die Südkoreaner gemacht haben. Die waren in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts genauso arm wie die Brasilianer. Aber dann haben sie in die Grundschulausbildung ihrer Kinder investiert. Und darauf aufgebaut. Gebildete Bürger fallen nicht auf Demagogen herein. Ist das der Grund, warum Brasiliens oligarchische Politikerkaste von Reformen fast nur redet?

Zum Schluss möchte ich auf einen Artikel aufmerksam machen, der im LaAm-Investor, Q4 2022, erschienen ist. Er heißt "Brazilian elections – back to the past?" und wurde von Adam Patterson, Korrespondent des Verlages in Curitiba, geschrieben. Er bringt u.a. diesen Vergleich
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Vergleich wirtschaftlicher Kennzahlen der PT-Regierung 2015 mit der von Bolsonaro 2022
und endet mit den bemerkenswerten Sätzen: "In summary Lula will face not only a vastly different domestic political climate but an international economic scenario. Gone are the heady days of his first mandates when Brazil, surfed a commodity cycle and global economic stability. But on the other hand, at least over the near term, Brazil remains attractive relative to the original BRICS countries and other emerging markets. The stock market remains cheap and there is a clear lack of alternatives in terms of a sizable EM equities market. For investors it remains a country too big to ignore. Assuming Lula can conclude his term given political pressures, Brazil will have to wait for 2026 for an economically liberal President who can help pass the needed macroeconomic reforms and put Brazil back on a market-friendly growth path. Until then it seems that it has chosen to go back to the past."

Vorher schrieb er: "These macroeconomic measures, supported by early monetary tightening to counter inflation, have put Brazil in an attractive economic position. Real GDP growth is expected at close to 3% in 2022, and with inflation around 5%, it’s never been so low relative to the US and Europe. Unemployment at 8.9% is the lowest for a decade. The government reduced more than 4000 taxes, including on energy and imported goods. The business community would have liked to see more administrative and tax reforms passed but, overall, the economy has advanced from Brazil ́s worst recession left by the outgoing PT government in 2016. There has also been progress at the social level, murder rates are at the lowest 20 years, as are rural property invasions and burnt areas in the Amazon Forest. It seems likely that history will give Bolsonaro much more credit than the media has over the last few years." Das sollten sich viele Journalisten im In- und Ausland ins Stammbuch schreiben, u.a. die der FAZ, der WELT, der ZEIT und der DEUTSCHEN WELLE, die meist voreingenommen über Brasilien berichten!

02 November 2022

PROTESTE IN BRASILIEN GEGEN LULAS WAHL ZUM PRÄSIDENTEN HALTEN AN

Bolsonar hat mehr Stimmen als 2018 erhalten, es hat aber nicht gereicht; im zweiten Wahlgang besiegte ihn Lula knapp. Das nehmen viele der mehr als 58 Millionen Wähler, die am 30.10.2022 ihre Stimme für den aktuellen Präsidenten abgegeben hatten, nicht protestlos hin. Insbesondere die Berufs-Lkw-Fahrer unter ihnen besetzen seit mehr als 48 Stunden Autobahnen und Bundesstraßen im ganzen Land und verursachen massive Verkehrs- und jetzt auch schon Versorgungsstörungen. Selbst Bolsonaro hatte gestern in seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Verkündung des Wahlergebnisses, der nur 2 Minuten dauerte, darum gebeten, dass seine Anhänger nicht wie die Linke agieren sollten, die keine Rücksicht auf die Bevölkerung nähme. Trotzdem halten die Proteste an. Das Oberste Bundesgericht hat diese Proteste für illegal erklärt und die Freigabe der Verkehrswege gefordert, bisher ohne den gewünschten Erfolg. Das ist ein Hinweis darauf, dass es Lula, der von ziemlich genau der Hälfte der Wähler strikt abgelehnt wird, nicht leicht haben wird. Obwohl die ihn Ablehnenden sehr gute Gründe dafür haben, Lula nicht als Präsidenten haben zu wollen, nützen die ganzen Proteste in ihrer jetzigen Form nichts. Das Wahlergebnis ändert sich dadurch nicht; die Streitkräfte werden es auch nicht umkehren, obwohl einige unbesonnene Hitzköpfe dies fordern und wer leidet, ist außer den Mitgliedern der aktuellen Regierung die Bevölkerung, die sich nicht frei bewegen kann und die erste Versorgungsengpässe spürt. Tankstellen müssen bereits eine Reserve für Notfallfahrzeuge vorhalten. Wie man auf dem letzten Bild aus Rio de Janeiro sieht, beschränken sich die Proteste aber nicht nur auf die Verkehrswege, auch in den Städten gibt es Demonstrationen gegen Lula und für Bolsonaro. Wer weiß, wenn Bolsonaro seine Anhänger als Oppositionsführer bei der Stange halten kann, sie in 4 Jahren immer noch hinter sich und bis dahin aus seinen Fehlern gelernt hat, kann er erneut Präsident werden. Schließlich hat Lula sein comeback auch geschafft.

Die folgenden Bilder habe ich am Fernsehbildschirm aufgenommen. 








CHINESISCHE KFZ-HERSTELLER SETZEN IN BRASILIEN AUF ELEKTROMOBILITÄT

Die chinesischen Kraftfahrzeughersteller investieren kräftig in Brasilien und füllen Lücken, die Ford und Mercedes hinterließen. Der folgende Artikel, hier übersetzt, erschien im O ESTADO DE SÃO PAULO:

BYD wird die 3. chinesische Marke sein, die in Brasilien Elektroautos produziert, mit einer Investition von 3 Milliarden R$

Der Konzern produziert bereits Elektrobusse in São Paulo und hat eine Absichtserklärung für ein Werk in Bahia unterzeichnet, in dem Ford-Strukturen (Anmerkung von mir: Ford baut keine Fahrzeuge mehr in Brasilien und verkauft hier nur noch importierte Modelle) verwendet werden könnten.

Readaktion - Estadão

Oktober 31, 2022 | 20:46 PM

Ein weiterer chinesischer Autohersteller wird in Brasilien Elektro- und Hybridautos produzieren, wahrscheinlich in den Anlagen von Ford in Camaçari (BA), die Anfang letzten Jahres abgeschaltet wurden.

BYD, einer der größten Fahrzeughersteller Chinas, hat mit der Regierung des Bundesstaates Bahia ein Absichtsprotokoll unterzeichnet, um in dem Bundesland Elektroautos, Lastwagen und Busse herzustellen sowie in der Verarbeitung von Lithium und Eisenphosphat tätig zu werden.

Die Absichtserklärung wurde am Donnerstag unterzeichnet, am Vorabend der Wahl des Petrobras-Kandidaten Jerônimo Rodrigues zum Gouverneur des Staates. Die Information wurde einen Tag später vom derzeitigen Gouverneur Rui Costa, ebenfalls von der PT, über die sozialen Netzwerke bekannt gegeben.

Ihm zufolge sieht das Projekt Investitionen in Höhe von 3 Milliarden R$, die Schaffung von 1.200 Arbeitsplätzen und drei Produktionseinheiten vor. Der Standort wurde nicht genannt, aber die Gruppe führt seit mehreren Monaten Gespräche mit Ford über den Kauf des Werks. Es wird erwartet, dass ein Teil des Projekts 2024 in Betrieb gehen wird.

Ford hat sich nicht zu der Angelegenheit  geäußert, und BYD nur am Montag, dem 31., die Unterzeichnung des Protokolls bestätigt; sagte aber, dass "es anhängige Fragen gibt, die mit der Regierung gelöst werden müssen, und solange dies nicht geschehen ist, werde man sich nicht zu dem Thema äußern.

Das Unternehmen machte keine näheren Angaben zu den anstehenden Fragen, aber es ist wahrscheinlich, dass sie mit den Steueranreizen zusammenhängen. Die Gruppe verfügt bereits über ein Werk in Campinas (SP), wo sie Elektrobusse herstellt und Autos mit dieser Art von Technologie importiert, wie z. B. den D1, der sich vor allem an Fahrer von Apps (meine Anmerkung: wie Uber) und Transportern richtet. In den letzten Monaten hat das Unternehmen sein Händlernetz ständig erweitert.

Importierter BYD-Transporter 

BYD wird die dritte chinesische Marke sein, die in Brasilien Elektrofahrzeuge produziert. Die Gruppe Caoa/Chery stellt in Anápolis (GO) bereits Hybridmodelle her und bereitet ihr Werk in Jacareí darauf vor, auch elektrische Produkte anzubieten. Das Gleiche gilt für Great Wall Motors (GWM), das das Mercedes-Benz-Werk in Iracemápolis (SP) erworben hat und im nächsten Jahr die Massenproduktion aufnehmen soll.

24 Oktober 2022

TUBOTECH UND WIRE SOUTHAMERICA 2022

finden in São Paulo statt. Mich finden Sie sie dort auf dem Stand von FUHR, dem unangefochtenen Technologieführer, wenn es um Drahtwalzen geht. So sieht eine Anlage von FUHR aus: FILM


Die Messe findet vom 25. bis 27. Oktober 2022 statt und öffnet um 13h und schließt um 20h. Die Adresse des São Paulo Expo Exhibition & Convention Centers ist Rodovia dos Imigrantes, KM 1,5 – Água Funda, São Paulo – SP, 04329-100. Fuhr hat den Stand 611 im deutschen Pavillon.


Wenn Sie vor dem Messebesuch mehr über FUHR wissen wollen, hier finden Sie Broschüren: DOWNLOAD

Und wenn Sie selbst in Brasilien ausstellen wollen, sprechen Sie mit uns! Wir organisieren Ihren Messeauftritt, laden die richtigen Besucher ein, machen Standdienst und halten die gemachten Kontake nach! Anfragen bitte an naumann@eurolatina.biz. Danke!

Investitionen in Brasilien glänzen inmitten des Rückgangs anderer Schwellenländer

Das ist der Titel eines Artikels vom 23.10.2022, der bei BLOOMBERG veröffentlicht wurde. Es lohnt sich, ihn zur Gänze zu lesen. Hier ein Auszug:

Brasilien wird von vielen als das einzige große Entwicklungsland angesehen, dessen wirtschaftliche Formel - zweistellige Benchmark-Zinsen in Verbindung mit einer riesigen rohstoffexportierenden Industrie - dem finanziellen Druck standhält, der durch die weltweit steigenden Renditen entsteht. Und dann sind da noch die Präsidentschaftswahlen am kommenden Wochenende. Inzwischen wächst die Zuversicht, dass die nächste Regierung, egal wer sie gewinnt, eine marktfreundliche Politik verfolgen wird.

"Brasilien ist wirklich eine Art sicherer Hafen, was man im Vorfeld der Wahlen nicht erwartet hätte", so Viktor Szabo, Investment Director bei abrdn in London. "Dies ist ein ziemlich schwieriges Jahr für die Schwellenländer insgesamt, mit Inflation, einem Krieg in der Ukraine und einer straffen Geldpolitik der Zentralbanken. Aber Brasilien sticht heraus und ist eine solide Investmentstory, sowohl auf den Finanzmärkten als auch in der Realwirtschaft."

Auf den Artikel wurde ich von Carl Moses auferksam gemacht, der sich nicht nur in Brasilien bestens auskennt! Vielen Dank!

DIE BLINDE JUSTITIA IN BRASILIEN

ist eine Wunschvorstellung, die nicht immer realisiert werden kann. So wurde dem damaligen Bundesrichter Moro, heute gewählter Senator für den Bundesstaat Paraná, vorgeworfen, dass er befangen gewesen sei, als er den ehemaligen Präsidenten Lula erstinstanzlich verurteilte. Dieses Urteil wurde von mehreren übergeordneten Bundesrichtern bestätigt und sogar verschärft, was die zum Teil von Lula ernannten Obersten Bundesrichter nicht daran hinderte, alle Urteile aufzuheben, weil das Gericht in Curitiba angeblich nicht zugeständig gewesen sei. Das fiel ihnen 3 Jahre nach dem ersten Urteil ein. Dass sie auch befangen sind, kann man vermuten, wenn man sich diesen Film ansieht:


Hier wird Lula beim fröhlichen Schulterklopfen mit seinen Obersten Bundesrichtern gezeigt, was zumindest vermuten lässt, das diese ihm wohlgesonnen sind. So wohlgesonnen, dass man daran zweifeln kann, ob die Aufhebung der Verurteilungen rechtens war. Aber wie heißt es nicht nur in Brasilien? Richtersprüche werden nicht diskutiert, sondern ausgeführt. Und dann gibt es noch ein besonderes sehr brasilianisches Sprichwort: Für unsere Freunde alles, für unsere Feinde das Gesetz. 

Falls Lula die Präsidentschaftswahlen am 30.10.22 gewinnt, muss sich Bolsonaro wahrscheinlich warm anziehen. Die brasiliansische Justiz lässt nicht mit sich spaßen, so wurde Temers Auto, als er noch amtierender Präsident war, in São Paulo auf der Straße von der Bundespolizei gestoppt - nur weigerte er sich erfolgreich, das Auto verlassen zu müssen. Er hatte sich unbeliebt gemacht, weil er als Vizepräsident von Dilma, als diese des Amtes enthoben wurde, das Präsidentenamt kraft Gesetzes übernahm. 

Übrigens wurde Dilmas Amtsenthebung von einem der Obersten Bundesrichter im Parlament geleitet. So eine Enthebung ist nach dem Gesetz mit dem Verbot, ein öffentliches Amt für eine bestimmte Zeit, normalerweise 8 Jahre, zu bekleiden, verbunden. Was den Obersten Bundesrichter nicht davon abhielt, diese Klausel nicht anzuwenden, da Lulas Nachfolgerin ja schon ausreichend durch den Verlust ihres Amtes bestraft worden sei, wie er den Parlamentariern erklärte. 

Aber vor dem Gesetz sind alle gleich? 


08 Oktober 2022

Wer gewinnt die Präsidentschaftswahl Brasiliens am 30.Oktober 2022?

 

24 September 2022

MIT EUROLATINA ERFOLGREICH IN BRASILIEN SEIN

















15 September 2022

WER WIRD BRASILIEN AB 2023 REGIEREN?

Nach Meinung des GUARDIAN und des ECONOMIST sollte es auf keinen Fall mehr Bolsonaro sein, um ein globales Desaster zu vermeiden, nur Lula könne Brasilien und die Welt retten! Selten las man solch einseitige Stimmungsmache! Lesen Sie zu diesem Thema meinen neuen BRASILIEN - NEWSLETTER!


Und sehen Sie sich die Ergebnisse einer neuen Umfrage an, die Bolsonaro vor Lula sieht!

09 September 2022

Die Regierung wird scharf angegriffen!

Wenn Sie wissen wollen, welche und warum, klicken Sie in den Link zu meinem neuesten Newsletter aus Brasilien!

https://www.linkedin.com/posts/karlheinz-naumann-4507b84_activity-6974052232711311361-2lqG?utm_source=share&utm_medium=member_desktop

20 August 2022

BRASILIENNACHRICHTEN

Lothar Zorn hat dankenswerterweise die Initiative ergriffen und eine Seite mit Brasiliennachrichten ins Internet gestellt, die volle Beachtung verdient!



05 August 2022

HEIMLICH, STILL UND LEISE SANIERT PROF. GUEDES BRASILIEN

 https://www.linkedin.com/pulse/heimlich-still-und-leise-saniert-prof-guedes-karlheinz-naumann/



BRASILIEN UN DER REST DER WELT

 BRASILIEN UND DER REST DER WELT





29 Juli 2022

ARGENTINIEN VOR DEM WIRTSCHAFTLICHEN AUS?

Merkwürdig, wie die internationalen Medien ununterbrochen auf Brasilien herumhacken, aber die Misere Argentiniens links liegen lassen. In Brasilien sieht man eine imminente Putschgefahr, warnt vor Hunger und Inflation und hohen Kraftstoffpreisen und macht aber keinen Vergleich zu den Werten der EU, weil dieser günstig für Brasilien ausfallen würde. Hier die Werte Argentiniens: Keine Devisenreserven, offizieller Wechselkurs 138 Pesos = 1 USD, Schwarzkurs 314 Pesos = 1 USD, Inflation der letzten 12 Monate 64%, voraussichtliche Inflation dieses Jahr 80%, Leitzins 60% im Jahr, Fiskaldefizit 3% vom BIP. Laut Indec-Daten lag die Armutsquote in Argentinien im zweiten Halbjahr 2021 bei 37,3 %, d. h. 10,8 Millionen Menschen sind betroffen. Nach Angaben des Observatoriums für soziale Verschuldung der Katholischen Universität (ODSA-UCA) liegt diese Zahl sogar bei 43,8 %. Was ist die Erklärung für das Schweigen der globalen Medien? Sollte es daran liegen, dass die Regierung Argentiniens links ist und der Präsident Alberto Fernandez ein erklärter Gegner Bolsonaros, der zu seiner Amtseinführung Lula einlud, aber nicht den amtierenden brasilianischen Präsidenten?

23 Juli 2022

MEIN NEWSLETTER BRASILIEN

Hier finden Sie die bisher erschienenden 21 Ausgaben: 

https://www.linkedin.com/newsletters/brasilien-ein-und-aussichten-6891154573311238144/

17 Juli 2022

FITCH STUFT BRASILIEN ALS STABIL EIN

Die Rating-Agentur Fitch Ratings gab am Donnerstag (14.7.22) bekannt, dass sie den Ausblick für Brasilien von "negativ" auf "stabil" geändert und das Kreditrating des Landes bei "BB-" belassen hat.Die Rating-Agentur führte diese Änderung auf die Entwicklung der öffentlichen Finanzen zurück. Fitch hatte im Mai 2020 einen negativen Ausblick für das Land gegeben. Als Begründung für die Änderung führt die Agentur den ersten primären Haushaltsüberschuss seit 2013 an, der im Jahr 2021 erzielt wurde.

15 Juli 2022

Ein Motorrad vor dem Haus ist in São Paulo verdächtig

Vor allem, wenn man annehmen muss, dass in der fraglichen Gegend kein Bewohner ein Motorrad benutzt. Die Polizei klingelte und fragte nach dem Motorrad, welches das Transportmittel zweier Schwimmbadreiniger ist, die anschließend von der Polizei befragt wurden. Unser deutscher Besuch hatte gedacht, die Polizei hätte moniert, dass das Motorrad falsch geparkt war und ich musste ihm erklären, dass die Polizei einen Überfall vermutete. So unterschiedlich sind die Erfahrungen des täglichen Lebens in Deutschland und Brasilien.