04 Februar 2007

Wachstum und Import

In der Tageszeitung Folha de São Paulo von heute kommentiert Fernando Canzian einige interessante Zahlen, wobei er davon ausgeht, daß Brasiliens BIP letztes Jahr ohne Import nicht 2,8 sondern 4,5 % gewachsen wäre. Diese These ist aber fraglich, denn wieviel Wachstum wäre ohne Import, z.B. von in Brasilien nicht erhältlichen Produktionsmittel oder Rohstoffen und Halbfabrikaten möglich gewesen?

Aber dieser Einfluß war vielleicht gering, denn der brasilianische Warenimport wuchs im vergangenen Jahr insgesamt um 16 %; bei Konsumgütern, die nicht zum BIP-Wachstum beitragen, waren es aber 74 %. Der Export wuchs übrigens mengenmäßig nur um 3 %, wertmäßig aber um 12,5 %, weil die commodities, die Brasilien hauptsächlich exportiert, erhebliche Preissteigerungen verzeichneten.

Der Real ist weiterhin stark und daran wird sich sicher nichts ändern, u.a. weil wir nach wie vor die höchsten Realzinsen der Welt (schönes Wortspiel) haben und ausländische Investoren deshalb gerne ihre Dollars nach Brasilien transferieren. Letzte Woche fiel der Dollar auf 2,10 R$, das ist der niedrigste Wert seit 8 Monaten.

Schlecht für Deutschlands Maschinenbau ist die Nachricht, daß im letzten Jahr wegen des Importes von früher im Lande hergestellten Gütern das erste Mal in sechs Jahren der Absatz an Maschinen in Brasilien zurückging.

Insgesamt 14 Sektoren sind von den Importen beeinträchtigt, sie verloren letztes Jahr 19,6 Mrd. R$ an lokaler Produktion, z.B. waren es 8 % bei Elektronikerzeugnissen, 6,2 % bei Transportmitteln und 3,8 % bei Textilien. Dagegen hilft nur eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der brasilianischen Industrie. Dazu reicht allerdings die im PAC (Programm für die Beschleunigung des Wachstums) vorgesehene Steuererleichterung von 6 Mrd. R$ bei einer Gesamtbesteuerung der Unternehmen von 800 Mrd. R$ nicht aus, denn magere 0,7 % sind ein Tropfen auf den heißen Stein.

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