Da steht ein LKW in São Paulo. In Ordnung, könnte man denken, lass' ihn stehen. Aber das Problem ist, er steht auf einer der beiden Marginais, wie unsere Stadtautobahnen, die L-förmig die Hälfte der Stadt umschliessen, genannt werden. Und wenn er dort eine Viertelstunde lang eine der bis zu sieben Fahrbahnen (einer Richtung) blockiert, verursacht er einen 15 km langen Stau.
2009 wuchs die Kfz-Flotte der größten Stadt Lateinamerikas um 4,6 %, die Anzahl der liegengebliebenen Fahrzeuge nahm aber um 20 % gegenüber dem Vorjahr zu. Im Mittel waren es letztes Jahr 18.777, die im Monat eine Panne hatten, einen Unfall erlitten oder verursachten oder sich wegen Treibstoffmangels von einem Automobil in ein Autoimmobil verwandelten und dadurch zu einem Verkehrsstöungsfaktor wurden. 2008 waren es nur 15.578 Fahrzeuge gewesen, die von der CET abgeschleppt werden mussten.
Von den erwähnten 15.578 abgeschleppten Fahrzeugen waren 3.548 in Unfälle verwickelt gewesen, von den 18.777 waren es 4.068. Um ein Fahrzeug zu entfernen, waren letztes Jahr im Mittel 24,8 Minuten erforderlich, 10,5 Minuten, um am Ort des Geschehens anzukommen und 14,3 Minuten für das Entfernen des havarierten Fahrzeuges aus der gestörten Zone. 73 % der Fahrzeuge waren PKWs, 8,6 % Onibusse und 18,4 % LKWs. Übrigens funktionieren auch 14 % der stationären 506 Geschwindigkeitsüberwachungseinrichtungen nicht.
Aber schimpfen wir nicht nur auf die Autofahrer! Abgesehen von den konstanten Überschwemmungen der letzten Monate und den löchrigen und schlecht signalisierten Strassen haben wir noch andere Probleme: 85 % der 1457 intelligenten Ampeln in São Paulo funktionieren nicht, 45 % der Überwachungskameras sind kaputt und 39 % der 628 Einsatzwagen der CET (São Paulos Verkehrsüberwachungsgesellschaft) warten auf eine Reparatur. Insgesamt hat die Behörde 818 Fahrzeuge, darunter auch Motorräder. 2009 hat die CET sieben neue Fahrzeuge erhalten, während in São Paulo täglich 1.000 neue Fahrzeuge zugelassen werden, ein ziemlich unausgewogenes Verhältnis also.
Aber nicht alles ist schlecht, das Verkehrsstrafenaufkommen und damit für die Stadt das Einkommen wächst. 2005 hatten wir 5,3 Mio. Fahrzeuge und mit 3,5 Mio. Bußgeldbescheiden wurden 350 Mio. R$ in die Kassen der Metropole gespült; 2009 waren 6,7 Mio. Fahrzeuge, deren Halter für 6,3 Mio. Bußgeldbescheide 473 Mio. R$ an die Stadt zahlten. Und ein weiterer Pluspunkt, 2005 waren nur 3.772 Leute bei der CET beschäftigt, 2009 waren es schon 4.592; schön, dass die Regierung auf allen Ebenen für Arbeitsplätze sorgt. Zu diesen Angestellten kommen noch die wegen ihrer Uniform Marronzinhos genannten Mitarbeiter, die sich auf der Strasse und nicht vom Schreibtisch aus um den Verkehr kümmern, 2005 waren es 1.902 und 2009 nur wenig mehr, 2.280. Aber das gibt es auch in Firmen, dass der indirekte Bereich schneller als der direkte wächst, obwohl nur letzterer zur Wertschöpfung beiträgt.
Und wenn Sie eine Wohnung in São Paulo suchen, sollten Sie auf die Entfernung zum Arbeitsplatz achten. Letztes Jahr war der Rekordstau 293 km lang und die mittlere Staulänge betrug am Nachmittag 131 km. Machen Sie es wie ich, mein Büro war schon mal 20 km von meiner Wohnung entfernt und ich verbrachte 3 Stunden täglich im Auto. Heute wohne ich 3 km weg vom Büro und kann mittags zuhause essen, was man mir leider ansieht.
Noch einige interessante Daten: São Paulo hat 17.000 km Straßen, 60.000 Kreuzungen, 2,4 Mio. Quadratmeter horizontale Signalisierung (z.B. Zebrastreifen) und täglich 20 durch Vandalen zerstörte Verkehrsschilder.