04 Januar 2011

Dilma bittet um Investitionen ausländischer Firmen

Das sagte sie nach ihrem Amtsantritt dem Prinzen von Asturien.

Hoffentlich hat sie ihm auch gesagt, dass das teuer wird, denn der Dollar (Handelskurs) war gestern gerade noch 1,651 R$ wert, dem niedrigsten Wert seit dem 1.9.2008, als er für 1,647 R$ verkauft wurde. 2010 verlor der Dollar gegenüber dem R$ kumuliert 4,42 % an Wert, trotz massiver Zentralbankkäufe, die zu einer Währungsreserve von 288,6 Mrd. US$ zum Jahresende 2010 führten. Das sind 20,7 % mehr als Ende 2009. Zu Beginn von Lulas Amtszeit waren es nur 37,7 Mrd. US$, der Anstieg während seiner Amtszeit betrug also 665 %. Die Verzinsung dieser in US-Staatsanleihen festgelegten Gelder ist miserabel, 2009 betrug sie nur 0,83 %. Wobei zu berücksichtigen ist, dass diese Rechnung in US$ gemacht wird, d.h. bei der Umrechnung in R$ wird der Wert durch die Dollarabwertung noch geringer.

Und hoffentlich hat sie nicht vergessen zu erwähnen, dass der ausländische Investor nicht einfach eine Firma in Brasilien gründen und dieser seine Investition in Form von Stammkapital überweisen kann. Denn vorher muss er die investierenden Firmen (bei einer Ltda. in Brasilien als Tochter müssen es mindestens zwei sein) bei der brasilianischen Zentralbank registrieren und eine brasilianische Steuernummer CNPJ erlangen. Auch die Tochter in Brasilien muss dies tun, bevor sie ein Konto - nein, nicht eröffnen, sondern beantragen kann. Denn die Bank, bei der das Konto eröffnet wird, muss erst prüfen - trotz Zentralbankregistrierung und brasilianischer Steuernummer der ausländischen Gesellschafter und ihrer Tochter, ob die Gesellschafter überhaupt existieren und z.B. auch keine Steuerschulden im Ursprungsland haben. Das kann leicht mehr als einen Monat kosten, denn dazu sind Erklärungen und Dokumente nötig, die notariell beglaubigt, konsularisch überbeglaubigt und beeidigt übersetzt werden müssen. Wir hatten in meiner Eurolatina gerade einen solchen Fall mit einem Kunden und selbst die Einschaltung eines Konsuls seines Ursprungslandes, der die Bank darum bat, das bereits überwiesene Geld bzw. das Konto aufgrund von einfachen Kopien vorab freizugeben, beirrte diese nicht. Sie bestand stur darauf, dass die Formalien (die meines Wissens von der Zentralbank nicht gefordert werden) eingehalten werden, obwohl es sich um eine der grössten Firmen des betreffenden Landes handelte, die sicher keinen Nachweis ihrer Existenz braucht. Und die auch nicht der Geldwäsche verdächtigt werden kann.

Übrigens handelt es sich im fraglichen Fall um eine Privatbank, die wir eingeschaltet hatten, nachdem uns die staatliche Banco do Brasil erklärt hatte, dass man mindestens 6 Wochen für die Kontoeröffnung brauche und die private Bank dies in zwei bis drei Tagen erledigen wollte. Leider hatte letztere nicht erwähnt, dass man anschliessend diese unsinnigen Nachweise verlangen wird.

Nicht von ungefähr sagen viele unserer Kunden, die diese Erfahrung machen müssen, dass Brasilien mit aller Gewalt versucht, ausländische Investitionen zu verhindern. Aber vielleicht weiss unsere Präsidentin dies  nicht, weil sie sich in diese operativen Niederungen wahrscheinlich erst gar nicht begibt. Wie heisst es so schön in Brasilien? Für unsere Freunde alles, für unsere Feinde das Gesetz! Aber sind Investoren Feinde?

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