28 Oktober 2018

Jaír Messias Bolsonaro

Quelle: Internetausgabe O ESTADO DE SÃO PAULO vom 28.10.2018

Gewählt, verspricht Bolsonaro die Verfassung, die Demokratie und die Freiheit zu verteidigen

Der künftige Präsident zitiert die Bibel und sagt, dass er Reformen durchführen wird, um Brasilien in eine "große, freie und prosperierende Nation" umzuwandeln

Bolsonaro wird Brasilien ab 1.1.2019 regieren

und Doria wird zu diesem Datum das Amt des Ministerpräsidenten des Bundesstaates São Paulo übernehmen. Damit ist der von der Mehrheit der Brasilianer herbeigesehnte Neubeginn möglich geworden. Und Jaír Messias Bolsonaro hat in einer ersten Verlautbarung klar herausgestellt, dass die Zeit des um den Brei herumreden vorbei ist. Unter seiner Regierung wird nichts schöngeredet werden, sondern der Wahrheit ins Auge geschaut und es werden die nötigen Maßnahmen ergriffen, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Er betonte, dass er die Verfassung beachten werde, aber wohl auch die Bibel - im Gegensatz zu Parteien mit einem C im Namen, die das Christliche nur noch als Aushängeschild betrachten und genauso einen Halbmond zeigen könnten.

Als das Wahlergebnis verkündet wurde, starteten die Feuerwerksraketen und begannen die Menschen zu jubeln. Nun, nicht alle, aber dazu schrieb mir eben ein brasilianischer Bekannter: "Tudo deu certo, mas lamento do fundo do meu coração que 45 milhões de brasileiros ainda votaram neste partido bandido. Parece a síndrome de Estocolmo! Vamos ver se conseguimos melhorar no futuro!" Übersetzt: "Alles ist gut gelaufen, aber ich bedauere aus tiefstem Herzen, dass 45 Millionen Brasilianer immer noch diese Banditenpartei gewählt haben. Sieht aus wie das Stockholm-Syndrom! Mal sehen, ob wir uns in Zukunft verbessern können!"


ESTADÃO: BOLSONARO ZUM PRÄSIDENTEN GEWÄHLT

ECONOMIST: JAIR BOLSONARO ZURÜCKHALTEN

NEW YORK TIMES: JAIR BOLSONARO, RECHTSAUSSEN-POPULIST, ZUM PRÄSIDENTEN BRASILIENS GEWÄHLT


Der SPIEGEL hat seine übliche Meinung:

Die von mir markierte Textstelle kann ich nur gutheißen und würde nur "wird" anstelle des "könnte" schreiben. Denn das braucht Brasilien, einen radikalen Wechsel in der Art und Weise, wie dieses wunderbare Land regiert wird. Dass dies geht, hat der künftige Präsident schon durch seinen Wahlkampf gezeigt, ohne Parteienfinanzierung, ohne kostspieligen Anzeigen und Kampagnen, aber unter massivem Einsatz des Internets, u.a. unter Nutzung von Facebook und WhatsApp. Und mit der Unterstützung sehr sehr vieler Freiwilliger, die sich seiner Internetkampagne annahmen, ohne Bezahlung und ohne teure marketeers. Und dass man nicht immer politisch korrekt sein muss, um gewählt zu werden, hat er auch bewiesen. Damit ist er einer der seltenen Politiker, die den Wähler nicht für dumm halten und auch nicht für dumm verkaufen wollen.

Steve Bannon, der frühere Chefstrategist von Donald Trump, hält viel von Bolsonaro und wenig von "normalen" Politikern. So sagte er der Zeitung VALOR ECONÔMICO: "Ich glaube, dass er (Bolsonaro) durch die Umkehrung der Krisensituation in Brasilien ein Führer der globalen Szene werden wird". Und fügte hinzu, dass Brasilien hinter Indien und China zurückgeblieben sei, weil es von einer korrupten und inkompetenten Elite regiert wurde. Was man sich auch in anderen Ländern hinter den Spiegel stecken sollte.

Wussten Sie übrigens, dass der neue Präsident einen deutschen und einen italienischen Urgroßvater hat?

Hier weitere Nachrichten, die ich über WhatsApp erhielt:

Vencemos (wir haben gewonnen) 🙏🙏🙏🇧🇷🇧🇷🇧🇷🇧🇷👏💙👏💙👏

Unter neuer Leitung



Das Weinen ist frei, Lula nicht
Hier ruht die PT - hier ruht der Kommunismus
Ab nächstem Jahr die neue BOLSA FAMÍLIA (Familientasche = Sozialhilfe)
Mit dieser Tasche kannst Du deine Familie versorgen!

Für heute genug, in den nächsten Tagen werde ich mehr darüber schreiben, was wir vom neuen Präsidenten und seiner Regierungsmannschaft Gutes erwarten können. Gott, der ja Brasilianer sein soll,  sei mit ihm! Oder wie Bolsonaro sagt: BRASILIEN ÜBER ALLEM UND GOTT ÜBER ALLEN! (Versuchen Sie ja nicht, daraus abzuleiten, dass die erste Strophe des Deutschlandliedes jetzt öffentlich gesungen werden darf; es sei denn, sie wollen sich wie Bolsonaro in die rechtsradikale Ecke drücken lassen)





27 Oktober 2018

Vox populi

Wahlen sind eine ernste Sache, erst recht Präsidentschaftswahlen im fünftgrößten Land dieser Erde mit fast 215 Millionen Einwohnern. Brasilien ist auch gespaltenes Land, gespalten zwischen Anhängern und Gegnern der Linken und Rechten, wobei sich die Häme der politischen Witze häufig über die Arbeiterpartei, ihre prominenten und weniger prominenten Mitglieder und das Debakel, welches sie in 13 Jahren an der Macht anrichteten, ergießt. Und wie man schon aus dem Dritten Reich und aus den sozialistischen Arbeiter- und Bauernparadiesen weiß, ist der Witz die Waffe und die Rache des kleinen Mannes. Deshalb gebe ich hier in willkürlicher Reihenfolge einige der Witze übersetzt wieder, die mich bis heute erreichten. Dass sie sich meist unverblümt gegen den Sozialismus richten, ist meiner Vergangenheit geschuldet, habe ich ihn doch als Kind in der "DDR" kennengelernt, wo ich als Schüler den Aufstand der Bauarbeiter am 17. Juni mit anschließender Ausrufung des Ausnahmezustandes in Ostberlin von unserem Balkon aus erleben und auch in der Schule mit einem Maschinengewehr schießen "durfte", dazu kamen Märsche am 1. Mai mit roten Fahnen, das "freiwillige" Einsammeln von Kartoffelkäfern auf den Feldern, der versteckte Religionsunterricht spätnachmittags im Dachgeschoss einer Mietskaserne, das Ansehen von Kriegsfilmen mit heldenmütigen Rotarmisten und verabscheuungswürdigen  kriminellen deutschen Soldaten und das Sammeln von Altmetall für den Aufbau des Sozialismus. Dank der Initiative meiner Eltern habe ich später im eingekesselten und dann von den Kommunisten eingemauerten Westberlin gelebt, was tausendfach besser war als die Diktatur in Ostberlin. Denn nur in Ostberlin sagte eine Stecknadel zur anderen: "Drehe dich nicht um, hinter uns geht eine Sicherheitsnadel". Jetzt mache ich aber endlich den Sprung nach Brasilien:
  1. Es ist absurd, sich einen Messerstich einzufangen und sich dann nicht der Debatte der Kandidaten  zu stellen. Es ist normal, einen Gefängnisinsassen zu besuchen, um sich Anweisungen zu holen, wie das Land zu regieren sei.
  2. 2002, 2006, 2010 und 2014 hat die PT die Präsidentschaftswahlen gewonnen. 2018 sagt sie, sie müßte die Wahlen gewinnen, um das zerstörte Land aufzubauen. Ist das Volk geistig zurückgeblieben oder gibt es ein anderes Problem?
  3. Ironie ist, wenn Lehrer gegen Bolsonaro sind und nachher weinen, wenn sie im Unterricht von den "Opfern der Gesellschaft" gequält werden.
  4. Meine 80 Jahre alten Großeltern haben sich nie über das Militärregime beklagt, aber meine 20 Jahre alten Freunde sind traumatisiert!
  5. Die PT hat sieben Diktaturen unterstützt, nämlich Kongo, Kuba, Venezuela, Zimbabwe, Angola, Äquatorialguinea und Gabun. Aber Bolsonaro bedroht unsere Demokratie!
  6. Du hast Angst, dass Bolsonaro die Bevölkerung bewaffnet, aber du fürchtest dich nicht, wenn Haddad die Banditen freilässt.
  7. Was für ein Volk ohne Gedächtnis! 2006, als Lula nicht zur Kandidatendebatte ging, war er weder krank noch niedergestochen, aber vielleicht betrunken.
  8. Dass Kinder aus armen Familien Ärzte werden, hat es schon vor den PT-Regierungen gegeben, aber Ingenieure, die ihr Geld als UBER-Fahrer verdienen, erst danach!
  9. Ein Gaucho verbringt seinen Urlaub in São Paulo und besucht den Zoo. Ein kleines Mädchen kommt einem Gitter zu nahe, hinter dem ein Löwe sitzt, der seine Pranke ausstreckt, um das Kind in den Käfig zu ziehen. Der Gaucho haut dem Löwen auf die Nase und rettet das Mädchen. Ein Reporter der "Folha de São Paulo" hat das gesehen und fragt den mutigen Mann nach seinem Beruf und seiner politischen Einstellung. Der antwortet, er sei Militär und werde Bolsonaro wählen. Am nächsten Tag steht in der Zeitung "Radikaler, der Militärdiktatur nahestehender  Rechtsextremer greift afrikanischen Einwanderer an und raubt ihm sein Mittagessen".
  10. Die Stimme Bolsonaro zu geben, ist ein Schuss ins Dunkle, eine Stimme für Haddad ist ein Kopfschuss.
Ich möchte zum Schluss betonen, das mir die obigen Witze, die so lustig nicht sind, ausschließlich von brasilianischen Freunden und Bekannten geschickt und nicht von mir erfunden wurden.

Die "letzte Hoffnung" gegen einen Rechtsruck in Brasilien

In der Süddeutschen Zeitung erschien  am 26. Oktober 2018 dieser Artikel über Fernando Haddad, der am 28. entweder zum Präsidenten Brasiliens gewählt werden wird oder neuer faktischer Führer der Arbeiterpartei sein wird und damit Führer der Opposition gegen den dann erfolgreichen Kandidaten Bolsonaro. Der Artikel wurde mir zugeschickt und ich kann es mir nicht verkneifen, zu fragen, warum ein Rechtsruck so schlimm ist, dass man eine letzte Hoffnung aufbieten muss, diesen zu verhindern. Ist denn ein Linksruck im umgekehrten Fall weniger schlimm? Die jüngste Vergangenheit hat eigentlich gezeigt, dass dem nicht so ist. Und was die Wähler Brasiliens, die geneigt sind, Bolsonaro ihre Stimme zu geben, verhindern möchten, ist genau das, was im Artikel der rechten Seite zugeschrieben wird. Hier herrscht nämlich die große Sorge, dass im Fall eines Wahlsieges der Linken, also Haddads, aus Brasilien ein weiteres Venezuela entsteht. Und was die Wähler Bolsonaros ebenso ängstigt, ist die Aussicht, dass mit Haddad eine Vizepräsidentin mitgewählt wird, die der kommunistischen Partei Brasiliens, der PCdB, angehört. Und da man in Brasilien mit dem Präsidenten automatisch den Vizepräsidenten mitwählt, rückt bei einer Verhinderung der Amtsführung eines Präsidenten Haddad automatisch seine Vizepräsidentin nach. Und das will wohl keiner wirklich, es sei denn, er hat schon seinen Koffer gepackt und will sowieso auswandern. So, wie es viele Venezolaner machen, die es im eigenen Land nicht mehr aushalten, weil dieses sich in der Zwischenzeit in eine kommunistische und extrem korrupte Diktatur verwandelt hat und die deshalb u.a. nach Brasilien flüchteten. Die würden dann vom Regen in die Traufe kommen. Aber zurück zu Haddad, wer wie ich in São Paulo wohnt und ihn als Oberbürgermeister dieser Stadt erlebt hat, kann wohl auch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, sich Haddad, der schon als Oberbürgermeister überfordert war, als Präsidenten Brasiliens zu wünschen. Und das im Artikel erwähnte "nachhaltige Verkehrskonzept" bestand im wesentlichen aus dem Aufpinseln von Fahrradwegen auf unseren Straßen, ohne Sinn und Verstand. Wer mehr dazu lesen möchte, klicke bitte in ABSURDISTAN. Wenn Bolsonaro von Säuberung spricht, dann hat er heute dabei die Unterstützung von mindestens 49.276.990 Brasilianern, die ihn im ersten Wahlgang ihre Stimme gaben. Die haben ihn nämlich mit ihrer Stimme bedacht, weil sie genug von der Vetternwirtschaft der PT haben, genug von der Inkompetenz dieser Partei und ihrer Amtsträger, genug von der Korruption ihrer führenden Mitglieder und Anhänger, genug von deren Lügen und Betrügereien. Die Süddeutsche Zeitung wäre gut beraten, auch darüber zu schreiben, was die führenden Mitglieder der PT sagen, die zum großen Teil rechtskräftig in einem Kriminalprozess verurteilt worden sind und einsitzen. So sagte der ehemalige Kabinettschef Lulas, José Dirceu, der zu 21 Jahren Haft verurteilt wurde, "É questão de tempo para a gente tomar o poder" unlängst in einem Interview mit der Zeitung El País. Hätte Bolsonaro "Es ist eine Frage der Zeit, bis wir die Macht übernehmen" gesagt, würde ein Aufschrei durch die linke Welt gehen, aber wenn es ein verurteilter linker Krimineller sagt, der die rechte Hand des ebenfalls inhaftierten ehemaligen Präsidenten Lulas war, kräht kein Hahn danach. 

Meine Empfehlung ist, den Wählerwillen zu achten, vor allem wenn es sich wie im Fall Bolsonaros im ersten Wahlgang um fast 50 Millionen Brasilianer handelt, die ihn manifestierten, in dem sie dem als Rechtsradikalen verteufelten Kandidaten ihre Stimme gaben. Und der von der Süddeutschen Zeitung zum Intellektuellen hochgejubelte Haddad hat es immerhin auf etwas mehr als 31 Millionen Stimmen gebracht. 

Wobei die Frage erlaubt sein muss, ob das Land einen Theoretiker braucht, um es aus der Sch.... zu holen, in die es der Autoditakt Lula, der stolz darauf ist, auch ohne Bücher zu lesen, Präsident geworden zu sein (was ich verstehen kann!), und seine Platzhalterin, die kaum vernünftiges Portugiesisch sprechende Dilma, mit Erfahrung als Revolutionärin, aber ohne jegliche Eignung zur Präsidentin, hineingeritten haben. Aber bei den Linken sind solche Lebensläufe wohl gebräuchlich, schließlich war Maduro, der Diktator Venezuelas, früher Busfahrer. 

Und eine letzte Frage für heute, warum erachtet die brasilianische Linke die hiesige Version der Sozialdemokraten als rechts und die Konservativen, von mir aus die Erzkonservativen, als rechtsradikal und warum folgt eine Süddeutsche Zeitung dieser Einschätzung?

147.302.354 Brasilianer sind wahlpflichtig, aber etliche gehen trotzdem nicht zur Wahl oder geben ungültige Stimmen ab. Da im zweiten Wahlgang der erfolgreiche Kandidat der ist, der die meisten Stimmen auf sich vereinigt und es sich um eine Stichwahl handelt, müsste also der künftige Präsident, wenn alle Wahlpflichtigen für einen der beiden Kandidaten stimmen würden, mindestens 73.651.178 Stimmen erhalten, um gewählt zu sein. Morgen werden weniger genügen; wieviel, werden wir in ca. 24 Stunden wissen.

Mehr zu den Wahlen bei WIKIDEDIA.

22 Oktober 2018

Schlafen deutsche Unternehmer oder sehen sie Brasilien anders als ihre Kollegen aus USA, China, Frankreich und Großbritannien?

Ausländische Firmen haben sich in den letzten 5 Jahren massiv in Brasilien an lokalen Firmen beteiligt oder diese komplett übernommen. Deutschland liegt dabei hinter dem Brexitland Großbritannien auf dem 5. Platz nach Anzahl der Transaktionen:


Gerade im Krisenjahr 2017 stieg die Anzahl der Transaktionen auf 108. Leicht erklärbar, denn so billig konnte man sich noch nie in jüngster Zeit in Brasilien einkaufen.


Auch bei der Höhe der Investitionen sticht das Krisenjahr 2017 mit 40 Mrd. R$ hervor.
K

Warum deutsche Unternehmen hier ihre Chancen nicht wahrnehmen, ist mir unverständlich. In Deutschland brummte die Wirtschaft 2017 und es war genug Geld vorhanden, um es in Brasilien einzusetzen. Aber dann kommt immer wieder das Argument, warum in einem komplizierten Land investieren, wenn man woanders einfacher Gewinne erzielen kann. Verständlich, dass Länder wie die USA und China anders denken, die USA sind von je her bekannt für den Pragmatismus ihrer Unternehmer und für das Fehlen jeglicher Ideologie, und China ist ehrgeizig, will expandieren und die USA überholen. Aber Frankreich und Großbritannien vor Deutschland? Und die kleinen Niederlande direkt dahinter? Ob das etwas mit der Kolonialerfahrung dieser Länder zu tun hat? Mit dem Unternehmensgeist von geborenen Händlern, die schon immer die ganze Welt als ihren Marktplatz betrachtet haben? Ich weiß es nicht, aber ich sehe die Zahlen und das Interesse deutscher Unternehmen an Brasilien. Natürlich sind schon ca. 1.600 deutsche Firmen in Brasilien tätig, aber es gibt tausende, die es nicht sind. Die Chefs und Eigentümer dieser Unternehmen sollten sich besser über Brasilien informieren und nicht nur die ideologisch beeinflussten Artikel nicht neutraler Journalisten lesen. Wer sich informieren will und dabei sowohl die schlechten als auch die guten Seiten Brasiliens kennenlernen möchte, kann mich gerne ansprechen. Benutzen Sie das Kontaktformular auf der rechten Seite des Blogs, ich antworte umgehend.

Brasilianer demonstrieren gegen Haddad, Lula und PT und für Bolsonaro



Die neueste Wahlprognose von CNT/MDA gibt Bolsonaro 57% und Haddad 43%. Der NEW YORK TIMES fällt dazu nichts anderes ein, als "Traurige Auswahl Brasiliens" als Überschrift für einen Leitartikel über unsere Wahlen zu wählen. Ich kann mich nicht erinnern, dass man ähnlich kritisch über den kriminellen Ex-Präsidenten und seine unfähige und aus dem Amt entfernte Nachfolgerin Dilma geschrieben hätte. Aber selbst Obama hatte über Lula gesagt, "this is the guy"! Auch US-Präsidenten, die beliebter als Donald Trump sind, jedenfalls bei den Demokraten, haben nicht immer die Weisheit gepachtet. Zeitungen bzw. ihre Redakteure und Reporter schon gleich gar nicht, würde der Bayer sagen.

21 Oktober 2018

Herzlicher Empfang für Haddad in Rio und Demonstration für Bolsonaro in São Paulo

Raten Sie mal, wer ab 1.1.2019 Präsident Brasiliens sein wird?

Quelle: Internetausgabe des "O Estado de São Paulo" vom 21.10.2108
Angst vor einer Militärdiktatur scheint hier niemand zu haben; im Gegenteil, die Menge hebt hervor, dass Bolsonaro Hauptmann war. In Brasilien hat das Militär keine Probleme mit seiner Akzeptanz in der Bevölkerung, das Oberkommando lebt Demokratie vor und betont immer wieder, dass Bolsonaro nicht der Kandidat der Streitkräfte sei. Man habe keinen Kandidaten, weil die Streitkräfte eine Institution des Staates seien und nicht einer Regierung oder Partei. Und was die frühere Militärdiktatur angeht, die ich noch miterlebt habe, muss auch gesehen werden, dass Brasilien ohne das Eingreifen der Streitkräfte 1961 eine Linksdiktatur wie damals Kuba und heute Venezuela geworden wäre. Und als nach 21 Jahren Herrschaft der Militärs General Geisel als Präsident abdankte und General Figueiredo gewählt wurde und anschließend ein ziviler Präsident, der leider vor Amtsantritt im Krankenhaus starb, war der Übergang von der Militärdiktatur zur Demokratie nicht durch eine Revolution erzwungen, sondern geschah aus freien Stücken.

Und das sagt der Papst zur Ideologie? Sie führe immer zur Diktatur, die für das Volk denkt und das Volk nicht denken lässt!

19 Oktober 2018

Alles wird gut!

Das sagen sowohl meine deutschen als auch meine brasilianischen Freunde und Bekannte, seitdem die Prognosen für den Ausgang der Präsidentenwahl am 28.1018 einen sicheren Sieg Bolsonaros voraussagen. Der Wechselkurs R$ - € hat sofort darauf reagiert:

Damit kann man endlich wieder importierte Maschinen anbieten, ohne sich ein fast sicheres ZU TEUER einzuhandeln. Und die Zahl der Anfragen ist signifikant nach oben geschnellt. Allerdings sind die Käufer nach wie vor vorsichtig und wollen erst nach dem zweiten Wahlgang die entscheidende Unterschrift leisten.

Was - entgegen der veröffentlichten Meinung in Deutschland und anderen Teilen der Welt einschließlich der in Brasilien - die Bevölkerung wirklich denkt, kann ich mir vorstellen, denn ich bekomme ständig Material für diesen Blog geschickt, leider fast immer auf Portugiesisch. Trotzdem will ich einige Beispiele bringen, die illustrieren, dass der Trend wohl für die nächste Zeit nicht nach links zeigt und dass die Wähler nicht so dumm sind, wie sie manche Politiker gerne hätten. Von denen übrigens etliche schon ihre Liebe zu Bolsonaro entdeckt haben gemäß dem Motto, zeige mir, woher der Wind weht und ich drehe mein Mäntelchen entsprechend.

Interessant übrigens, dass sowohl in Deutschland - siehe AFD - und in Brasilien die Wählerentscheidung für konservative Politiker von der Presse weitgehend als Irrtum der Wähler ausgelegt wird, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf, jedenfalls nach Meinung der Journalisten, die sich gerne als unabhängig bezeichnen und alles andere als neutral sind. Und konservativ darf nicht automatisch mit rechtsradikal gleichgesetzt werden. Wobei sozialdemokratisch bei Brasiliens Linken fast schon am rechten Rand angesiedelt ist. Für die, die nur in der deutschen Presse über die Präsidentschaftswahlen in Brasilien lesen, sei noch angemerkt, dass Bolsonaro im ersten Wahlgang fast 50 Millionen Stimmen erhalten hat. Das ist das Ergebnis des ersten Wahlganges gewesen:

Kandidat   Stimmen    Prozent
Bolsonaro   49.276.990    46,03
Haddad      31.342.005    29,28
Gomes        13.344.366    12,47
Alckmin       5.096.349      4,76
Amoêdo       2.679.744      2,50
Daciolo        1.348.323      1,26
Meirelles       1.288.948      1,20
Silva              1.069.577      1,00
Dias                  859.601      0,80
Boulos              617.122      0,58
Vera                    55.762      0,05
Eymael               41.710      0,04
Goulart               30.176      0,03

Wer mehr wissen will, kann WIKIPEDIA konsultieren. Dort werden Sie aber nicht lesen, dass fast die Hälfte der Wähler Brasiliens irregeleitete rechtsradikale Anhänger der Militärdiktatur sind, wie es uns weisgemacht werden soll. Die Wahrheit ist, dass die Wähler Bolsonaros ganz einfach die Schnauze voll haben vom "Sozialismus", der den "Genossen" alles abnimmt und die Beute unter den "Bonzen" verteilt.



Diese Aussage oben links, die mir Lourenco Righetti schickte, spricht Bände: Das ist die beste von allen (Nachrichten) die ich bis jetzt erhielt: 
2002 gewann die PT
2006 gewann die PT
2010 gewann die PT
2014 gewann die PT
2018 sagt die PT (Arbeiterpartei), dass sie (die Wahlen) gewinnen müsse, um das Land zu reparieren, welches zerstört ist. Ist das Volk (geistig) zurück geblieben oder gibt es irgendein anderes Problem?


Aber ich habe Beispiele für Meinungsäußerungen versprochen:

Die deutschen Musiker von Voxxclub haben in Brasilien auf dem Oktoberfest aufgespielt und dabei den Wahlspruch Bolsonaros zitiert: "Brasil acima de tudo, Deus acima de todos" oder BRASILIEN ÜBER ALLEM UND GOTT ÜBER ALLEN! Man höre die Reaktion des brasilianischen Publikums:
Hört sich das nach einer abweichenden Meinung an?

Oder der bekannte Clown Tiririca, der bei seiner ersten Wahl zum Abgeordneten auf Anhieb die meisten Direktstimmen aller Kandidaten bekam und jetzt das zweite Mal wiedergewählt wurde. Beim ersten Mal sagte er in seiner Wahlwerbung: "Ich weiß nicht, was ein Abgeordneter macht. Wählt mich trotzdem, schlimmer als heute kann es nicht werden". Und jetzt bedankt er sich für seine Wiederwahl mit den untergeschobenen Worten "Danke, Ihr Blödmänner. Wiedergewählt. Deshalb ist Brasilien eine Scheiße". Dabei hatte er vorher im Parlament verkündet, sich nicht der Wiederwahl stellen zu wollen, weil er tief enttäuscht sei vom Gebaren seiner Kollegen. Das erinnert fast an die Aussage Max Grouchos: "Es würde mir nicht im Traum einfallen, einem Klub beizutreten, der bereit wäre, jemanden wie mich als Mitglied aufzunehmen."

Warum wird Bolsonaro gewinnen? Weil weder die institutionalisierte Korruption noch dieses Brasilien hier
von den normalen Brasilianern gewünscht wird und nur Bolsonaro verspricht, diese Kriminelle nicht mit Samthandschuhen anzufassen und nicht unter ausschließlicher Beachtung der Rechte der Kriminellen und Vernachlässigung der Rechte der Opfer für ORDEM E PROGRESSO zu sorgen. Das steht ja schließlich auch als Motto in der Flagge Brasiliens, ORDNUNG UND FORTSCHRITT!

Zum Abschluss noch die Wahlprognose von gestern: