17 November 2018

Wendet sich das Blatt?

Herr Prof. Dr. Detlef Jena schrieb über eine berüchtigte berühmte Person der Zeitgeschichte:
"Es gibt ein berühmtes Beispiel, wie sich der Stimmungsumschwung unter dem Banner der allzeit populären "political correctness" hin zu Napoleon vollzogen hat. Am 1. März landete Napoleon in der Nähe von Cannes, sammelte Truppen, die zu ihm überliefen, und versprach dem Volk radikale demokratische Reformen. Napoleon eilte der Ruf schneller voraus, als die Adler auf den Standarten der Alten Garde fliegen und schneller als die Journalisten schreiben konnten.

Auch der "Moniteur", das offizielle Blatt der französischen Regierung, wurde von der Rückkehr des Exkaisers überrascht. Die Herausgeber und Redakteure wussten nicht so recht, wie sie die Landung Napoleons und seinen Marsch auf Paris kommentieren sollten. Es ist auch unter dem Aspekt des tollkühnen Mutes mancher moderner Satireblätter aufregend, zu verfolgen, wie sich die Schlagzeilen des "Moniteur" innerhalb weniger Tage wandelten: Am 1. März 1815: "Der Menschenfresser hat seine Höhle verlassen." Am 2. März: "Der Werwolf von Korsika ist soeben bei Cap Juan gelandet." Am folgenden Tag: "Der Tiger ist zu Gap angelangt." Am 4. März übernachtete das "Ungeheuer" in Grenoble, um sich tags darauf in einen "Tyrann" zu verwandeln und als solcher durch Lyon zu reiten. Am 6. März wollen die Frontkorrespondenten den "Usurpator" bereits 60 Meilen vor Paris entdeckt haben. Jetzt flogen die Federn. 7. März: "Bonaparte rückt schnell vorwärts." Noch blieb ein Rest von Ungewissheit: "... aber er wird nie in Paris einziehen." Da irrte der "Moniteur" und musste sich am 8. März korrigieren: "Napoleon wird morgen unter unseren Mauern sein." Es ging Schlag auf Schlag. 9. März: "Der Kaiser ist zu Fontainebleau angelangt." Und einen Tag später die Gewissheit: "Seine Kaiserliche und Königliche Majestät hielten gestern Abend Ihren Einzug in Ihr Tuilerien-Schloss, in der Mitte Ihrer getreuen Untertanen."

Dazu passen in Brasilien diese Ausgaben von EXAME und VEJA mit einem staatsmännischen Bolsonaro:





Das sah, als der Wahlausgang noch nicht feststand, ganz anders aus:



Das muss sicher nicht weiter kommentiert werden. Ich will dazu nur dieses sagen: Was ich bisher von Bolsonaro gehört und gelesen habe und zwar vor und nach der Wahl, lässt mich glauben, dass wir mit etwas Glück ab dem 1.1.2019 den besten brasilianischen Präsidenten seit vierzig Jahren erleben werden. Wie die Präsidenten davor waren, weiß ich nicht aus eigenem Erleben und will mich daher dazu nicht äußern, aber dass keiner der Präsidenten seit 1978 Bolsonaro das Wasser reichen kann, davon bin ich überzeugt, einschließlich des (zu)vielgelobten FHC, der in meinen Augen viel von seinem Nimbus verloren hat. Und wenn das germanische Sprichwort "Viel Feind, viel Ehr" gilt, dann ist Jaír Messias Bolsonaro ein äußerst ehrenvoller Zeitgenosse.

Zitatquelle: Prof. Dr. Detlef Jena / 18.03.15

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