05 Januar 2020

Kann man Brasilien in Mexiko Stadt richtig einschätzen?

In der BERGEDORFER ZEITUNG vom 4.1.2020 stand dieser Artikel:

Identisch kann er in vielen anderen Zeitungen, selbst in Luxemburg, gefunden werden. Der Autor berichtet von Mexiko Stadt aus, 7427 km von São Paulo entfernt:

Das prädestiniert natürlich dazu, eine fundierte Meinung aus eigener Anschauung über die Stimmung in Brasilien zu haben. Als ich in Mexiko Stadt wohnte, hatte ich mich nicht getraut, über das aktuelle Geschehen in Brasilien zu urteilen, aber was wusste ich schon damals über Brasilien, hatte ich doch nur 4 Jahre in diesem Land gelebt und eine Brasilianern geheiratet.

Aber da ich zwischenzeitlich aus Mexiko nach Brasilien zurückgekehrt bin und jetzt insgesamt 37 Jahre in São Paulo lebe, erlaube ich mir doch einen Kommentar zu diesem Teil des obigen Artikels:

Und dabei stütze ich mich auf diese Veröffentlichung von CNI:


Das heißt auf Deutsch: "CNI-Ibope: 41% der Brasilianer vertrauten Präsident Bolsonaro, der gleiche Anteil, der seine Regierungsart gutheißt" und darunter "Wahrnehmung kontrastiert mit der Bewertung  von Industrieunternehmern, die letzte Woche von CNI veröffentlicht wurde und nach der 65% dem Präsidenten vertrauen und 64% seine Art zu regieren gutheißen".

Ich spreche regelmäßig mit Unternehmern und Firmenchefs, aber auch mit Gärtnern, Bäckern, Fleischern, Apothekern, Tankwarten, Verkäufern, Ärzten, Tierärzten, Schwimmbadreinigern, Kellnern, Frisören, Taxifahrern und anderen "Otto Normalverbrauchern" und kann nur betonen, dass ich bis jetzt keinen gefunden habe, der nicht die große Linie von Bolsonaros Arbeit als Präsident begrüßt.

Ein zweiter Teil des oben gezeigten Artikels verdient auch besondere Erwähnung:

Die FOLHA DE SÃO PAULO ist sicher keine der neutralen Berichterstattung verpflichtete Zeitung und niemand musste bisher Brasilien verlassen, weil er anders denkt als der amtierende Präsident und seine Anhänger. In Brasilien herrscht Pressefreiheit und genau deshalb kann die FOLHA jeden Tag gegen Bolsonaro stänkern, ohne eine Reaktion des Präsidenten fürchten zu müssen, außer der, dass er die Zeitung nicht mehr abonniert. Und jeder kehre vor seiner eigenen Tür, man denke nur an den Abgrund von Landesverrat, den Franz Josef Strauss im SPIEGEL gesehen hatte und nur zufällig nicht beweisen konnte, weil die Polizei bei ihrer Razzia in den Redaktionsräumen die entsprechenden Dokumente, die Augstein vielleicht hinter Gittern gebracht hätte, nicht fand.

Dass in den Schulen Brasiliens militärischer Drill gelehrt wird, ist reine Phantasie, falls Gender-Ideologie auf dem Index stünde, wäre das sicher nicht nur für Bolsonaros Wähler eine Guttat,  und der Wunsch Lulas, 2022 an die Macht zurückzukehren, wird ein Wunsch bleiben. Als strafrechtlich in zweiter Instanz Verurteilter ist er unwählbar und außerdem hat die große Mehrheit der brasilianischen Wähler die Schnauze voll von Lula, seinem Klassenkampf und seinem Salonkommunismus und vor allem von seinen kriminellen Machenschaften, mit denen er sich und seinen Anhängern die Taschen gefüllt hat.

Noch ein Wort zu Schulen. Lehrer an öffentlichen Schulen verdienen heute in Brasilien z.T. weniger als der Mittagessenszuschuss für Richter beträgt! Und daran ist nicht Bolsonaro Schuld. Im Gegenteil, die Privilegierten Brasiliens tun alles, um solche Auswüchse beizubehalten und werfen dem Präsidenten alle möglichen Knüppel zwischen die Beine, um den Status Quo zu wahren. Darüber sollten Journalisten schreiben und nicht über Fake News wie militärischer Drill an Brasiliens Schulen.

Zum Schluß möchte ich einen meiner brasilianischen Leser zitieren, der dies zu einem Kommentar von mir über einen ARTIKEL des O ESTADO DE SÃO PAULO schrieb:

"Ich bin mit einigen Punkten des Artikels nicht einverstanden. 2014 erhielt die PSDB Stimmen von Andersdenkenden der bisher praktizierten sozialistischen Politik, die nicht für Aécio waren. Von da an kam die Gestalt von Bolsonaro, einem legitimen Vertreter der konservativen Rechte. Ab diesem Zeitpunkt war die Abstimmung für den Richtungswechsel bewusst. Entgegen den Aussagen des Artikels greift Bolsonaro die Presse nicht an, sondern reagiert darauf; er wurde von Anfang an ignoriert und angriffen, als man erkannten, dass seine Kandidatur ernst war. Und es gibt keine Polarisierung. Die PT ist der legitime Vertreter der Korruption, des Schacherns, des Machtdurstes, wo der Zweck die Mittel rechtfertigt. Die Presse verstand immer noch nicht, dass die Konservativen still und nicht tot waren. Sie sollte ihre Einstellungen und ihre Reportagen überdenken." Im Original nachlesbar unter LINK.

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