12 Mai 2006

Papier & Zellulose

„Aus gegebenem Anlaß“ wollte ich eigentlich an dieser Stelle heute über deutsche (!) Kunden schreiben, die ihre Rechnungen nicht bezahlen und ihr Wort brechen, wenn sie auf in Gegenwart von Zeugen mündlich erteilte und in Arbeit befindliche Aufträge festgenagelt werden, die auf Prinzipien herumreiten und nicht sparsam, sonder geizig sind. Und die Rechnungen und Auftragsbestätigungen angeblich nicht erhalten haben. Aber warum soll ich mich ärgern? Kunden, die mir nicht koscher vorkommen, müssen eben in Zukunft ihre Aufträge schriftlich erteilen und Vorkasse leisten. Wie sagt der Brasilianer so schön? Für unsere Freunde alles, für unsere Feinde das Gesetz! Wobei ich nicht so weit gehe, Kunden in Freunde und Feinde zu teilen, aber in solche, für die man gerne arbeitet und solche, die man auch auf einer langweiligen Dienstreise abends nicht zum Essen einladen würde!

Jetzt aber lieber zu einem erfreulichen Thema. Trotz aller Probleme mit weiteren hausgemachten Korruptionsskandalen in Brasilien, mit der starken einheimischen Währung, die den Export erschwert und mit dem Nachbarn Bolivien, der das Kriegsbeil ausgegraben hat sowie mit dem Rückfall mehrerer lateinamerikanischer Länder in einen ideologisch bedingten Nationalismus und dem Auseinanderbrechen des Merocsurs und des Andenpaktes gibt es Firmen, die unbeirrt investieren.

Eine davon ist die Gruppe von Emirio de Moraes, die ihre Alumininumwerke weiter ausbaut und, wenn die für die Aluminiumgewinnung aus Bauxit wichtige Stromversorgung unsicher erscheint, eben eigene Kraftwerke baut. Aber auf dieses Thema komme ich später zurück. Denn ein anderer Gigant hat ein 1,4 Mrd. US$ Investitionsvorhaben angekündigt, nämlich INTERNATIONAL PAPER, die weltweit 26 Mrd. US$ im Jahr umsetzen. Man hat sich zwar auf den Standort der beabsichtigten neuen Papier- und Zellulosefabrik noch nicht festgelegt, die Auswahl wird zwischen Brasilien, China und Osteuropa stattfinden, aber wenigstens ist Brasilien noch nicht aus dem Rennen ausgeschieden. Mit einem Umsatz von 750 Mio. US$ ist der brasilianische Anteil am Umsatz noch sehr klein, unter 3 %, aber das wird sich ändern, wenn das Projekt rechnerisch eine Rentabilität über 9 % bringt. Das ist ein KO-Kriterium für die Investition. Gegen das Projekt sprechen der Wechselkurs, die prekäre Infrastruktur am beabsichtigten Standort in Três Lagoas in Mato Grosso do Sul und die hohe Steuerbelastung. Nur für die Ausarbeitung des Projektes hat die Firma bisher 25 Mio. US$ ausgegeben, ein Beweis dafür, wie ernst man es mit dem Vorhaben meint.

Und ein Ansporn für die kleineren Firmen, die meinen, es müsse alles umsonst sein und mit Kleckern und Klagen würde man schon erreichen, das andere für sie investieren.

Einer meiner deutschen Kunden, der sich auf das Bewegen und Handhaben von Papierollen (sie können aber auch aus Plastik- oder Metallfolie und sogar aus Stahlblech sein) spezialisiert hat, hat das Investitionsproblem sehr geschickt durch uns lösen lassen, wir haben nämlich einen Lizenznehmer für ihn gesucht (und gefunden). Das ist eine sehr empfehlenswerte Weise, ins Geschäft zu kommen, dafür bezahlt zu werden und nicht investieren zu müssen. Wenn Sie sich für Bilder der Produkte dieser Firma, sie heißt WSI, interessieren, klicken Sie bitte in die Überschrift und Sie kommen zu einer Seite, die einen Rollenwender im Einsatz im Mauá, einer Nachbarstadt von São Paulo, zeigen.

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