Dieses Jahr wird jetzt schon von einer schwarzen Null gesprochen, wenn über das Wachstum des BIP spekuliert wird. Aber warum ist dies so bei der sechstgrößten Volkswirtschaft dieser Erde, wenn alle anderen BRICS-Länder beim BIP zulegen? Vereinfacht gesagt, weil die Regierung verzweifelt bemüht ist, auch in der nächsten Legislaturperiode am Ruder zu bleiben und daher alles tut, um die breite Masse mit den falschen Maßnahmen bei Laune zu halten. Wir werden eben von Politikern, die ihren Blick auf den Tellerrand der Wahl am 5.10.2014 gerichtet haben, regiert und nicht von Staatsmännern mit Weitblick. Was warf unsere Präsidentin ihrer Wahlkampfgegnerin Marina vor? Dass diese keine administrative Erfahrung hätte und dass ein Land
gemanagt werden müsse. Wobei
managen ohne Vision, Ziele und Strategien DURCHWURSTELN bedeutet und durch kurzfristiges Taktieren bestimmt ist. Und wenn dazu kommt, dass volkswirtschaftliche Zusammenhänge nicht bekannt sind, nicht erkannt oder sogar geleugnet werden, ist die Katastrophe schnell da. Man kann eben nicht Wachstum durch kreditgestützten Konsum erzwingen und gleichzeitig auf Steuereinnahmen verzichten, den Strom- und Benzinpreis gegen jede betriebswirtschaftliche Notwendigkeit der beteiligten Erzeuger künstlich niedrig halten, um die Inflation zu bremsen und dann noch den Leitzins auf zweistellige Prozentsätze anheben. Und wenn dazu das Unvermögen kommt, die marode Infrastruktur Brasiliens zu verbessern und die Projekte dafür zügig umzusetzen, muss man den Konsequenzen in's Auge blicken, was für die jetzige Regierung heißen sollte, die Koffer zu packen.
Es wird in Brasilien viel zu viel auf den Dienstleistungssektor und auf die öffentlichen Dienst gesetzt. Aber von Verwaltungsakten kann man niemanden ernähren und auch dem, der sein Geld damit verdient, ist wenig geholfen, wenn er keine Waren kaufen kann, weil diese nicht produziert werden. Das BIP der Land- und Viehwirtschaft Brasiliens wuchs 2014 im zweiten Vierteljahr gegenüber dem ersten wenigstens noch um magere 0,2 %, aber das BIP der Industrie ging um 1,5 % und das des Dienstleistungssektors um 0,5 % zurück. Der Export konnte noch um 2,8 % zulegen, aber der Import schrumpfte um 2,1 %. Die Bruttoanlageinvestitionen gingen sogar um 5,3 % zurück, was dem Maschinen- und Anlagenbau mehr als nur Kopfschmerzen bereitet. Die Verbraucherausgaben wuchsen nur um 0,3 % und die der Regierung gingen sogar um 0,7 % zurück. Über die Hälfte der Brasilianer ist verschuldet, gespart wird wenig. Und der Hinweis der Regierung auf die vielen geschaffenen Arbeitsplätze verfängt nicht, denn die meisten werden von unqualifizierten und schlecht bezahlten Arbeitnehmern eingenommen:
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Auf solche Arbeitsplätze (Träger eines Plakates mit Hinweis auf zum Verkauf stehende Apartments) sollte Brasilien verzichten können! |
Und die im öffentlichen Dienst geschaffenen Arbeitsplätze dienen oft nur dazu, eigenen Anhängern Lohn und Brot zu verschaffen, die Gesellschaft profitiert nicht davon. Außerdem werden in einigen von der regierungsseitig geleugneten Rezession betroffenen Branchen bereits Leute entlassen - z.B. im Bausektor und im Fahrzeugbau.
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