Das habe ich schon oft den Brasilieninteressierten in Deutschland gesagt, die gerne ihre Waren nach Brasilien exportieren würden, aber wahre Schauergeschichten gehört hatten, warum ein solcher Export zum Scheitern verurteilt sei.
2017 exportierte Brasilien Waren und Dienstleistungen im Wert von 217,7 Mrd. US$ und importierte für 150,7 Mrd. US$, das ergibt einen Außenhandelsüberschuss von 67,0 Mrd. US$, jeweils FOB. Das ist wenig gegenüber Deutschland, welches auf 1,280 Billionen € Export kam, für 1,031Mrd. € importierte und 2017 einen Handelsbilanzüberschuss von 249 Mrd. € erzielte.
Ein schöner empirischer Beweis dafür, dass Deutschland der Welt etwas zu bieten hat und dass Größe nicht alles ist, zumindest nicht die geografische Größe. Wenn man sich Brasiliens demographische und volkswirtschaftliche Zahlen ansieht, kommt man naturgemäß zur Schlussfolgerung, dass Brasilien sein erhebliches Potential nicht ausschöpft. Das liegt nicht nur am dem, was Brasilien der Welt anzubieten hat und was Brasilien benötigt, aber nicht im Lande findet. Und jetzt komme ich zurück zur Überschrift, denn was den Außenhandel so kompliziert macht, dass man Spezialisten dafür benötigt, ist die brasilianische Bürokratie.
Dazu gibt es jetzt eine Studie der Confederação Nacional da Indústria (CNI). Danach unterliegt der Export in Brasilien 46 verschiedenen Abläufen, die von 12 Organen verwaltet werden, und letztes Jahr 23% aller Verkäufe in's Ausland negativ beeinflusst haben. Beim Import sieht es noch katastrophaler aus, 72 Vorschriften, deren Einhaltung von 16 Regierungsorganen überwacht werden, beeinflussten - natürlich auch negativ - 59% aller Einkäufe im Ausland. Das alles ist mit Kosten und Zeitaufwand verbunden, dazu kommt die fehlende Transparenz und Vorhersagbarkeit des Außenhandelsbereiches sowie die ständigen Streiks der involvierten Behördenmitarbeiter.
Quelle: O Estado de São Paulo vom 22.5.2018 |
Die Studie bringt mit dem Import eines Autos ein erschreckendes Beispiel.
1. Schritt: Antrag auf Verzicht auf die Fahrzeug- oder Motorkonfigurationslizenz (LCVM), ausgestellt von IBAMA
2. Schritt: Das Fahrzeug kommt nach 30 bis 60 Tagen in Brasilien an und wird auf Schadstoffemissionen, Sicherheitsanforderungen und andere Anforderungen getestet
3. Schritt: Sobald die Testergebnisse vorliegen, fragt der Importeur das Ibama nach der Motorkonfigurationslizenz LCVM für die Fahrzeuge, die vermarktet werden sollen, das dauert 10 bis 15 Tage
4. Schritt: Mit dem LCVM bittet der Importeur das Denatran um das Certificate of Adequacy to Traffic Legislation (CAT), Dauer 120 Tage
5. Schritt: Der Import ist freigegeben. Wenn das Schiff ankommt und die Dokumentation korrekt ist, ist es an der Zeit, die Steuern zu bezahlen. Das geht in Stunden, natürlich!
Hier links noch der Hinweis, dass Brasilien an 139. (die Angabe 130. über der Tabelle ist falsch) Stelle von 190 Ländern steht, wenn es um die Einfachheit des Außenhandels geht.
Während dieser Erhebung wurden die Mitarbeiter der CNI von der Existenz eines Zertifikats bei IBAMA überrascht, dessen Funktion es ist, zu bestätigen, dass das Produkt das vorerwähnte Dokument "Vehicle Configuration License (LCVM) nicht benötigt. Der technische Direktor von Kia Motors do Brasil, Gabriel Loureiro, erklärte dazu, dass dieses Papier nur im Fall des Importes von Automobilen verwendet wird, wenn es sich um ein neues Modell handele. Das erste Muster braucht diese Lizenz nicht, aber wohl die Genehmigung, ohne Lizenz importiert zu werden und wird für den Test auf Schadstoffemission etc. verwendet. Wenn das Fahrzeug des Test besteht, müssen die folgenden Importe aber die Motorkonfigurationslizenz LCVM haben, um ins Land zu können.
Viele der Abgaben, die beim Import zu zahlen sind, haben einen festen Wert und hängen nicht vom Wert der importierten Ware ab, was zu überteuerten Angaben führt, wenn die FOB-Werte niedrig sind.
Aber alles wird gut! Warum? Weil ab dem 2.7.2018 alle Exporte im Portal Único do Comércio Exterior registriert sein werden. Sagt jedenfalls die Regierung. Wenn sie ihr Versprechen hält, kommt es tatsächlich zu einer Zeiteinsparung beim Ausstellen der nötigen Dokumente von ca. 40%, d.h. heute 13 auf künftig 7 Tage. Einfach dadurch, dass alle Daten nur einmal eingegeben werden müssen und nicht wie heute dreimal. Auch der Import soll künftig so behandelt werden, aber erst ab Oktober 2018.
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