09 Mai 2008

Mehr Computer als Fernseher verkauft - was soll aus den Novelas werden?

Keine Angst, zur Not kann man ja auch auf dem PC seine Novela ansehen. Aber es ist schon erstaunlich, was passiert, wenn man so wenig wie möglich in das Marktgeschehen eingreift. Ein Beispiel lieferte die Privatisierung der Telefongesellschaft; vom Staat beliefert, mußte man jahrelang auf einen Festanschluss warten oder tausende von Dollar auf dem Schwarzmarkt ausgeben - heute erhält man sein Telefon fast sofort und für wenig Geld. Das zweite Beispiel sind die Computer, wobei ich damit natürlich keine Mainframes meine. Zur Zeit des unseligen, und nationalistischen Informatikgesetzes gab es keine PCs oder Laptops, denn die mussten ja nach dem Willen des Staates (bzw. seiner verblendeten Repräsentanten) aus brasilianischer Fertigung stammen. Nur dumm, dass es keine brasilianischen Hersteller gab und dass sich kein ausländischer fand, der seine Technologie einer brasilianischen Firma zur Verfügung stellen wollte, ohne sich mehrheitlich an dieser Firma beteiligen zu können.
Dass es so nicht weitergehen konnte, hat dann selbst der Gesetzgeber eingesehen und siehe da, heute gibt es Computer aus brasilianischer Montage (zu einer Chipfabrik haben wir es noch nicht gebracht) und importieren darf man sie auch, wenn auch nach wie vor mit viel zu hohen Zoll- bzw. Steuersätzen. Trotzdem kaufen die Brasilianer PCs und Laptops wie Brötchen - leider werden erstere genauso schnell alt wie letztere! So sehen die Verkaufszahlen der letzten Jahre aus (Absatz in Mio. Stck.):
  • 2003: 4,6
  • 2004: 5,0
  • 2005: 6,2
  • 2006: 7,4
  • 2007: 10,5
  • 2008: 13,4 (geschätzt)
Das sind Zuwachsraten, die sich sehen lassen können! Entsprechend sieht der Computerbestand aus, hier ebenfalls in Mio. Stck.:
  • 2003: 20
  • 2004: 23
  • 2005: 30
  • 2006: 36
  • 2007: 45
  • 2008: 50 (per Mai)
Der Weltdurchschnitt liegt angeblich nach einer Radiomeldung, die ich heute hörte, bei einem Bestand von einem Computer auf fünf Personen, Brasilien ist also schon deutlich besser gestellt. Wenn die Verhältnisse sich nicht ändern, werden wir bereits in drei oder vier Jahren 1oo Mio. Computer haben! Bereits jetzt werden mehr Computer als Fernseher verkauft, die USA erreichten diesen Punkt vor sechs Jahren. 2006 wurden noch mehr Computer an Firmen als an Privatpersonen verkauft, auch das hat sich schon geändert! Und nehmen Sie als gutes Zeichen, dass immer mehr finanzschwache Haushalte einen Computer kaufen - selbst in den Favelas findet man sie. Der größte Computerhersteller Brasiliens, die Firma Positivo Informática, verkaufte letztes Jahr 1.389.000 Computer (+ 66,4 % gegenüber 2006), 67 % davon an Erstkäufer und 59 % davon an einkommensschwache Familien, die zu so genannten Klasse C gehören. 

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