18 April 2008

Der Leitzins geht hoch und der Dollar in die Knie

Den Euro hat es noch nicht so betroffen:

Aber der Dollar erreicht ein Rekordtief nach dem anderen, man kann schon von freiem Fall sprechen:
Was nicht unbedingt gut für Brasilien ist und andererseits zeigt, dass unserer Regierung Einfalls- oder Willenskraft oder beides fehlt, denn anstatt zur Inflationsbekämpfung den Leitzins zu erhöhen, wäre es sicher besser, Haushaltsdisziplin zu üben. Aber davon ist man weit entfernt; der Skandal um die Kreditkarten der Regierung weckt Assoziationen an eine ungehemmte Plünderung der öffentlichen Kassen. Das, was der Papst in den USA forderte, nämlich Moral in der Politik, hat das größte katholische Land der Welt größtenteils schon über Bord geworfen. 

Aus Buenos Aires wird vom Karikaturisten Quino folgender "Witz" erzählt/gezeichnet: Passant vor der Casa Rosada fragt einen Bürger: "Und die Moral?". Trockene Antwort: "Weiss nicht, bin auch von hier!". Hätte auch Brasília sein können.

Aber zurück zum Leitzins, dieser wurde um 0,5 Prozentpunkte angehoben und beträgt jetzt 11,75 %/a. Zum Jahresende wird er von Investoren bei 12,75 bis 13,25 % gesehen.

Was sind nun die unmittelbaren Auswirkungen der 0,5 % - Anhebung? Laut Miguel de Oliveira, Vizepräsident von ANEFAC, und Fábio Colombo, Investmentberater, diese:
  1. Überziehunskredite (Cheque Especial) werden teurer, wahrscheinlicher Anstieg von 7,73 auf 7,77 %/Monat (145,46 %/a!!!)
  2. Kreditkartenzinsen werden ebenfalls teurer, wahrscheinlicher Anstieg von 10,37 auf 10,41 %/Monat (228,17 %/a!!!)
  3. Einzelhandelskundenkredite bleiben nicht verschont, wahrscheinlicher Anstieg von 6,03 auf 6,07 %/Monat; damit kostet ein Kühlschrank für 800 R$, der mit 12 Raten à 95,79 R$ abbezahlt wird, 1.149,48 anstelle vorher 1.146,96 R$
  4. Kundenkredite bei Banken für natürliche Personen werden wahrscheinlich von 5,32 auf 5,36 %/Monat (87,12 %/a!!!) anziehen
  5. Der US-Dollar fiel dieses Jahr schon um 5,42 % auf 1,658 R$ und an diesem Trend nach unten wird sich wenig ändern
  6. Die Börse ist auch nicht mehr, was sie in Brasilien war, die Bovespa stieg seit Januar nur um 1,04 % und die Leitzinserhöhung erhöht die Instabilität und fördert weitere Schwankungen, wahrscheinlich "flüchten" Investoren in  festverzinsliche Werte
  7. Investmentfonds waren von der Erwartungshaltes des Marktes bereits favorisiert worden, die tatsächliche Leitzinserhöhung fördert diese Tendenz
  8. Sparkonten hatten bisher eine Mindestverzinsung von 0,5 %/Monat (jawohl, Monat!) + einem variablen Anteil gemäß der taxa referencial TR, die Zinserhöhung verstärkt die TR und der kleine Anleger ist gut beraten, sein Geld auf dem Sparbuch zu lassen
Ein weiterer, selbst von der Regierung durchaus unerwünschter Effekt, ist das Wachsen der Staatsverschuldung, sie steigt im Bund bei Titeln bis zu 12 Monaten Restlaufzeit, die per Leitzins indexiert sind, laut Regierungsauskunft um 2,9 Mrd. R$.  Der Wunschkandidat des Lula - Vorgängers Fernando Henrique Cardoso für den Präsidentenposten, sein ehemaliger Gesundheitsminister und jetziger Ministerpräsident des Bundesstaates São Paulo, José Serra, malt zusätzlich schon ein Außenhandelsbilanzdefizit an die Wand.

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