"Mit Kopfschütteln habe ich Ihren Beitrag heute, 5. August 2008, zum Thema Fehlallokation bei Nahrungsmitteln verfolgt: weil im ach so reichen Deutschland Brot weg geworfen wird, hungern die Leute im ach so armen Brasilien. Wann wird aufgehört, dem deutschen Fernsehpublikum, das in seiner Mehrheit keinen Schimmer von den Verhältnissen in Südamerika hat, einen derartigen Gutmenschen-Schwachsinn aufzutischen ??? Verteilen Sie doch das zwei Tage alte Brot an die Bedürftigen im reichen, reichen Deutschland, davon gibt es mehr als genug. Hören Sie auf, sich in bester Gutmenschen-Manier in die Probleme von Brasilien, Südafrika etc. einzumischen. Aus zahlreichen Reisen in alle Regionen Brasiliens weiß ich, dass Unterernährung so gut wie kein Problem darstellt. Da wird so lange mit der Lupe gesucht, bis man das armseligste Dorf im hintersten Winkel der Nordostens ausfindig gemacht hat. Was soll das bitte schön bewirken ? Soll sich der Deutsche wie immer schlecht fühlen, weil es ihm so unglaublich gut geht ? Fangen Sie mal an, bezüglich der sich in Deutschland immer mehr ausbreitenden Armut zu recherchieren, und sehen Sie zu, wie Brasilien und andere "Entwicklungsländer" Deutschland und andere "Industrieländer" in den kommenden Jahren überholen. Dies nicht auf Basis einer Nahrungsmittelproduktion, die an der lokalen Bevölkerung vorbei geht, sondern dank einer breit gefächerten Wirtschaft, die nicht, wie in Deutschland, ständig durch selbst ernannte Gutmenschen ausgebremst wird."
Lula gibt Herrn Sax, der diese Zeilen verfasste, sicher Recht. Schließlich ist er seit Jahren durchaus erfolgreich bemüht, den Hunger in Brasilien zu beseitigen. Zwar nicht immer mit den richtigen Mitteln - Almosen -, aber trotzdem erfolgreich. Denn ob der sättigende Reis durch Arbeit verdient oder mit den Steuern anderer bezahlt wurde, hat auf seinen Effekt keinen Einfluß, satt ist satt. Und das ist gut so.
Was die sicher immer satten Damen und Herren vom ARD wahrscheinlich nicht wissen oder wissen wollen, hätten sie heute lesen können, wenn sie denn der portugiesische Sprache mächtig wären. Denn das IPEA - Instituto de Pesquisas Econômicas Avançadas veröffentlichte eine Studie, der zufolge die Armut in den sechs untersuchten Großstadtgebieten abnahm und folgerichtig die Zahl der Reichen zunahm.
Aber lesen wir zuerst, was die bekannte Wirtschaftshochschule Getulio Vargas in São Paulo zum Thema schreibt: Die brasilianische Mittelklasse wächst und umfasst bereits die Hälfte der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung. 2004 waren es 42,26 %, 2008 sind es schon 51,89 %. Mittelklasse (classe C) heisst hier Monatseinkünfte von 1.064 bis 4.591 R$. Die so genannte Elite (classe A + B) hat mehr als 4.591 R$ und die Aufsteiger (classe D) verdient von 768 bis 1.064 R$. Die Armen (classe E) verdient unter 768 R$ im Monat.
Das oben erwähnte IPEA verkündete, dass die Anzahl der Armen in den erwähnten Großstadtgebieten um ein Drittel zurückgegangen sei, was immerhin ca. 4 Millionen weniger Arme bedeutet. Aber auch die Anzahl der Reichen nahm zu, sie wuchs zwischen 2003 und 2008 von 0,8 auf 1,0 % der Bevölkerung. Reich ist hier, wer mehr als 40 Minimumlöhne erhält, also über 16.600 R$ im Monat. Danach sind heute 476.500 Leute reich, 2003 waren es 362.000. Gönnen wir es ihnen und hoffen wir, das recht bald viele viele weitere Brasilianer in diese Einkommensschicht aufsteigen werden. Das Land und seine Leute haben alle Voraussetzungen dazu!
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