Beim €-Kurs sieht es z.Z. aus wie bei der Börse, an der viele brasilianische Firmen an Wert eingebüßt haben. Gut für gierige Heuschrecken und seriöse Anleger, die ein Schnäppchen machen wollen.
Rechts sehen Sie die Kursentwicklung des € zum R$ der letzten 5 Jahre, der letzten 12 und der letzten 3 Monate. Seit einem Jahr zeigte der Kurs ein zyklisches Verhalten, welches jetzt überdeutlich abbrach. Seit Wochen bleibt der eigentlich erwartete Wertzuwachs des € aus und es bleibt die Frage offen, ob der € gegenüber dem R$ weiterhin an Wert verliert, sich auf ein Niveau unterhalb von 2,30 R$ stabilisiert oder wieder an Wert gewinnt. Eine Voraussage will ich nicht wagen, dafür hängt das Geschehen zu sehr von der US$ - € - Entwicklung ab und u.a. davon, wie sich das Verhältnis USA - Rußland - Nato entwickelt.
Aber ich kann eine Aussage zu einer Auswirkung des starken R$ machen: Brasilianische Firmen jeder Größe investieren kräftig. In den letzten Wochen seit meiner Rückkehr aus Europa war ich ununterbrochen mit Kunden in Brasilien unterwegs, um brasilianische Firmen zu besuchen. U.a. besuchte ich dabei eine kleine Messe mit nur sieben Ausstellern in Belo Horizonte, die meinem deutschen Kunden mehrere Anfragen nach seinen Maschinen bescherte. Dabei ging es um Umweltschutz und Erosionsvermeidung. Ein andere Firma war mit mir in Santa Catarina und São Paulo und erhielt ebenfalls mehrere Anfragen für Imprägnieranlagen. Eine ist für ein grosses neues Werk einer Firma bestimmt, die Zentrifugen für die Zuckerrohrverarbeitung herstellt. Zwei solcher Imprägnieranlagen baut mein Besucher bereits für einen hiesigen Kunden. Ein weiterer Kunde besuchte mit mir Werften in Santa Catarina, São Paulo und Rio de Janeiro und auch hier gab es Investitionen in Form von Yachten zu sehen, deren Wert in einigen Fällen 20 Mio. US$ erreichte. Bei diesen Besuchen sah ich in Timbó eine nagelneue Elektromotorenfabrik mit importierten Maschinen, darunter eine teure Laserblechbearbeitungsmaschine. Nächste Woche bin ich mit einem Mitglied des Firmenpools der IHK Essen unterwegs zu Autoteilehändlern, welches den Ersatzteilmarkt in Brasilien über lokale Händler besser erschließen will. Er stellt Dieselmotorkomponenten her und verspricht sich ein gutes Geschäft wegen des stark steigenden Absatzes von LKWs, die u.a. für den Transport der erwarteten Rekordernte benötigt werden.
Vielen dieser brasilianischen Firmen wird von uns eine Finanzierung angeboten, um unseren Kunden das Geschäft zu erleichtern. Aber oft wird uns stolz gesagt, dass man eine solche nicht benötige, weil man soviel flüssige Mittel habe, dass man alle Einkäufe, auch grössere Investitionen, aus Eigenmitteln bestreiten könne.
Das animiert vermehrt deutsche Firmen, sich in Brasilien niederzulassen, sei es über Neugründungen oder über Firmenkäufe. Dieser Trend ist nach meiner persönlichen Erfahrung zunehmend, trotz (oder wegen) China und Indien. Brasilien ist eben doch berechenbarer, kulturell näher und wächst auch, zwar nicht so stark, aber stetig.
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