Die Zukunft ist umso leichter vorhersehbar, je mehr sie in der Vergangenheit liegt. Deswegen ist die Übung, bereits Geschehenes zu erklären und anderen Leuten Fehlverhalten nachzuweisen, sehr beliebt. Anders ist es bei echten Vorhersagen; diese sind dann beliebt, wenn sie langfristig sind, denn wenn das vor langer Zeit vorhergesehen Ereignis nicht eintreffen sollte, erinnert sich schon niemand mehr an die Prognose und den falschen Propheten. Und sollte sie doch (wider Erwarten?) richtig sein, kann der Prophet sich leicht in Erinnerung bringen: "Wie ich schon damals richtig sagte...".
Mal sehen, was man in einigen Monaten über das Wachstum der brasilianischen Industrie sagen wird. Heute jedenfalls meint der Dachverband der Industrie CNI, dass das BIP im vierten Quartal um 1,5 Prozentpunkte gegenüber dem dritten Quartal fallen wird. Und das erste Vierteljahr 2009 soll einen weiteren Rückgang von 1,1 Prozentpunkten bringen. Damit wird die Vorhersage für 2009 deutlich schlechter als noch vor DER KRISE gedacht, aber immer noch wesentlich besser als die Prognose für Deutschland. Denn der Industriedachverband glaubt an 2,4 % Wachstum, wobei das industrielle BIP nur um 1,8 % zunehmen wird. Wachstumsträger werden vor allem die Konsumenten sein, 3 % werden die brasilianischen Familien mehr ausgeben als 2008 und dadurch das BIP wachsen lassen.
Was - bisher jedenfalls - wenige deutsche Konsumgüterhersteller veranlasst hat, den Blick nach Brasilien schweifen zu lassen. Aber vielleicht ändert sich dies jetzt - der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe!
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