15 Juni 2019

Generalstreik am 14.6.19 gegen die Rentenreform

Die FAZ kennt sich aus:
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Wieso eigentlich Bolsonaros Rentenreform? Sein Vorgänger Temer hatte diese bereits begonnen und hätte sie auch beendet, wenn nicht ein übereifriger Generalstaatsanwalt dies mit fadenscheinigen Anschuldigungen, die bis heute unbewiesen sind, verhindert hätte.

Die größte überregionale Zeitung Brasiliens sieht den "Generalstreik" deutlich unaufgeregter:
GREVE CONTRA REFORMA TEM EFEITO LIMITADO

Der Artikel hat es zwar auf die Titelseite geschafft, aber (links außen, dritter Artikel von unten) unter der Überschrift "Streik gegen die Reform hat begrenzten Effekt". Ob die Platzierung (Plazierung sieht meiner Meinung nach viel besser aus, bei Platzierung denken ich immer, hier platzt etwas) des Artikels ein Hinweis auf die politische Orientierung der Streikorganisatoren sein soll, sei dahin gestellt.

"Zehntausende Arbeiter gingen in Brasilien auf die Straße" schrieb die FAZ. Der O ESTADO DE SÃO PAULO schrieb, dass U-Bahn- und Bankmitarbeiter sowie Lehrer streikten, keine Rede von zehntausenden Arbeitern. Die in dieser Zeitung heute veröffentlichten Leserbriefe zu diesem Thema sprechen Bände:

Ich will nur zwei Zuschriften herausgreifen:
Über den gescheiterten "Generalstreik" von gestern, ein Rat an Präsident Bolsonaro: Inspirieren Sie sich an Margaret Thatcher. Die Premierministerin der Vereinigten Königreiches konfrontierte die Gewerkschaften mit eiserner Hand und das Land erlebte eine Periode großer Prosperität. Die Gewerkschaften in Brasilien sind ein Krebs, die unsere Entwicklung blockieren. Das Land hat diese Gewerkschaftkratie satt.
Die gestrige Tat war ein halber Streik ohne Forderungen, eigentlich nur ein Positionierungsakt gegen die Rentenreform. Letzendlich wurden Jair Bolsonaro und der Kongress nicht getroffen, da diese sich weiter um eine Reform bemühen werden. Das heißt, sie (die Gewerkschaften) haben nicht nur ihre Ziele verfehlt, sondern auch Arbeiter aus ganz Brasilien geschädigt, die vergeblich versuchten, zur Arbeit zu gelangen.
Noch ein brasilianischer Kommentar:
Warum der Generalstreik ein Misserfolg war
Die Lähmung limitierte sich grundsätzlich auf die Bediensteten des öffentlichen Dienstes, die unkündbar sind, und auf die Arbeitnehmer der Privatwirtschaft, die durch Streikposten behindert wurden
Besser hätte ich es auch nicht sagen können! 

Dieses Bild schickte mir gestern ein Mitarbeiter, der verspätet zur Arbeit kam, weil er diesem kriminellen Feuer auf der Hauptverkehrsader São Paulo, der Av. 23 de Maio, ausweichen musste:
Ist das Streik oder Terrorismus?
Zwei Fragen noch. Warum schreibt die FAZ
  • "der rechtspopulistische Präsident"??? Reicht nicht "der Präsident"??? Das ist reine Stimmungsmache und keine neutrale Berichterstattung. 
  • "Bisher gehen viele brasilianische Arbeitnehmer bereits mit 55 Jahren in Rente, bei 70% oder mehr ihrer letzten Bezüge."??? Wer früh aus dem Erwerbsleben ausscheidet und das mit hohen Ruhestandsbezügen, sind Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes und Beamte. Der Arbeitnehmer der Privatwirtschaft kann davon nur träumen.
Lesen Sie dies hier:

"Wenn etwas in Brasilien Tradition hat, dann die Selbstverständlichkeit, mit der sich die herrschende Klasse persönlich bereichert. Nach dem Ende der Diktatur im Jahr 1988 waren dies die Politiker. Ihnen ist es zu verdanken, dass Beamte in Brasilien geradezu obszön privilegiert sind. Während Arbeitnehmer aus der Privatwirtschaft im Schnitt umgerechnet 125 Euro und maximal 1.300 Euro Rente erhalten, kommen Beamte und Militärs auf durchschnittlich 600 Euro. Gedeckelt ist sie erst bei umgerechnet 10.000 Euro. Das hat zur Folge, dass drei Millionen Pensionäre aus dem Staatsapparat 40 Prozent der gesamten Altersrente kassieren. Die 24 Millionen privaten Rentenbezieher dagegen teilen sich 60 Prozent der Rentenbezüge. Da muss es nicht verwundern, dass es im Land kocht und brodelt. Michael Temer ist in der Bredouille. Er müsste gerade bei seinesgleichen die Schere ansetzen – bei jener „Elite“, die weniger für Altruismus, sondern vielmehr für ihre Bestechlichkeit bekannt ist. So gesehen ist unser deutsches Rentensystem fast schon ein Goldschatz."


Merkwürdig, dass die FAZ mit keinem Wort auf diese Ungerechtigkeit hinweist.

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