29 März 2020

Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens!

Diesen Satz der Resignation lässt der Dichter Friedrich Schiller in seinem Drama "Die Jungfrau von Orleans" Talbot, den Feldherrn der Engländer sagen. Quelle: LINK

In der ZEIT von heute, dem 29.3.2020, fand ich diesen Artikel:

Jair Bolsonaro

Die Seuche kommt, der Präsident reißt Witzchen
In den Armenvierteln Brasiliens wird sich das Coronavirus schnell weiter ausbreiten. Doch Präsident Bolsonaro ignoriert die Gefahr. Was ist sein Kalkül?

Auf den Artikel selbst will ich gar nicht ausführlich eingehen, er spiegelt die übliche Mischung von Halbwahrheiten und Bolsonaro - bashing wider. U.a. steht dort: "Doch die armen Bewohner des Landes können es sich kaum leisten, konsequent daheimzubleiben. Die große Mehrheit von ihnen arbeitet im informellen Sektor, als Straßenverkäufer, Tagelöhner in Dienstleistungsbetrieben oder als Haushaltshilfen, wo eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall unbekannt ist. Um ihrer Arbeit nachzugehen, zirkulieren viele von ihnen den ganzen Tag mehr oder weniger heimlich durch die Städte, entgegen der Vorschriften." Dem Autor ist offensichtlich unbekannt, dass Haushaltshilfen bei der Sozialversicherung angemeldet sein müssen und sehr wohl im Krankheitsfall oder bei Arbeitslosigkeit Unterstützung erhalten. 

Interessanter als die Meinung des Schreibers sind die Kommentare seiner Leser, die zeigen, wie weit der Hass, Abneigung wäre zu schwach, gegen den brasilianischen Präsidenten verbreitet ist. Lesen Sie eine Auswahl, wobei ich nur eine einzige positive Äußerung fand (die übrigens die einzige ist, die mit dem richtigen Namen unterschrieben wurde, die Kritiker zogen es vor, anonym zu bleiben), die ich hier auch wiedergebe:

Naja, vielleicht gibts bald ein Problem weniger....
Mal ehrlich, dieser Mann ist ein Verbrecher, es gibt viele die unter ihm leiden, und es gibt noch mehr, die nicht böse wären, wenn er weg wäre.
Kurz vorweg - Ich lebe seit 6 Jahren in Brasilien und bin wahrlich kein Freund von Bosonaro. Aber er macht in Moment das einzig Richtige, auch wenn er es schlecht kommentiert.
In einem Land wie Brasilien, in dem kanpp 35 % der Bevölkerung im informellen Sektor tätig sind und von dem Hand in den Mund leben,ist ein Lockdown absolut tödlich.
Die Menschen müssen arbeiten oder sie müssen hungern. Wir werden hier in kürzester Zeit Hungerrevolten haben. Diese Auswirkungen werden schlimmer als alles, was ich mir hinsichtlich des Coronavirus vorstellen kann.
Und jetzt zu Ihrer bewusst falschen Berichterstattung. Sofern Sie sich auch nur halbwegs in Brasilien auskennen, wissen Sie, dass Bolsonaro mit der "gripinha" sich über den Dr. Drauzio, der brasilianischen Version von Dr. Drosten, lustig gemacht hat, da dieser noch Ende Januar den Coronavirus als gripinha bezeichnet hat. Und nicht selber diese als solche abgetan hat. Ausserdem brauchen wir hier im Moment alles ausser noch mehr Panikmache. Die Panik ist das einzige, was mir hier wirlich Sorgen macht.
Freundliche Grüße
Jens Schmitt
_Wenn_ man den offiziellen Zahlen Glauben schenkt, ist die Situation on Brasilien zumindest z.Zt. deutlich weniger dramatisch (~ 4000 Infizierte) - als in DE (~60000) oder USA (~125000). Das Wachstum ist auch nicht ausgeprägt exponentiell. Inwieweit die Zahlen irgendeine Realität wiederspiegeln, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
https://www.worldometers.inf…
wer die Gefahr immer noch nicht erkannt hat oder leugnet:
da sollte man sich echt überlegen, ob der Straftatbestand im Völkerstrafrecht: Verbrechen gegen die Menschlichkeit, erfüllt ist. Und dann Typen wie diesen Verbrecher, aber auch gegen Trump und seine Anhänger in Deutschland aus der Alternative GEGEN Deutschland entsprechend juristisch vorgehen. Das ist schon lange kein Spaß mehr.
... und in seinem Arbeitszeugnis wird stehen:
Er verfügt über Fachwissen und hat ein gesundes Selbstvertrauen (= Überspielt mit Arroganz sein mangelndes Fachwissen) Er hat alle Aufgaben in einem und im Firmeninteresse gelöst (= Er hat Firmeneigentum gestohlen/das Land geplündert).
Sein Ausscheiden hinterlässt eine große Lücke, die ihn voll und ganz ersetzen wird.
Aber er war doch der Wunschkandidat des Westens. Warum stellen sich diese eigentlich immer wieder als Katastrophe für die Bürger heraus - gerade in Süd- und Mittelamerika?
Bolsonaro hat übrigens tausende kolumbianische Ärzte ausgewiesen, da diese in seinen Augen kubanische Agenten sind. Diese haben hauptsächlich die ländlichen Gebiete versorgt, die jetzt ohne ärztliche Versorgung dastehen.
Zum letzten Kommentar über die Ausweisung der kolumbianischen-kubanischen Ärzte muss ich Stellung nehmen, weil diese Aussage schlicht falsch und Blödsinn ist. Aber zunächst sollte der Schreiber mal auf die Landkarte gucken und sich informieren, wo Kuba  und wo Kolumbien liegt. Und sich dann entscheiden, welchem Land er die angeblich ausgewiesenen Ärzte zuordnen möchte. Das ist wichtig, denn wir wollen ja nicht, dass Kubaner nach Kolumbien oder Kolumbianer nach Kuba ausgewiesen werden. Stehen die Kolumbianer jetzt wirklich schon in Diensten des kubanischen Zentralkomitees der kommunistischen Partei? Was weiß "arnolsi", was wir nicht wissen? Ich wittere eine Verschwörung!

Ich will hier jetzt nicht meine Meinung schreiben, weil ich als Gegner jedweder Diktaturen von links und rechts natürlich in den Augen der Bewunderer Castros nicht glaubwürdig bin, sondern einfach die DEUTSCHE WELLE zitieren:

"PROTEST GEGEN BOLSONARO

Kuba zieht Tausende Ärzte aus Brasilien ab

Mehr als 25 Millionen Euro jährlich fehlen künftig in Kubas Staatskasse. Den Betrag überwies bisher Brasilien für die Entsendung von Medizinern. Die will Kuba zurückholen - wegen des neuen brasilianischen Präsidenten.
Der sozialistische Karibikstaat kündigte an, das Programm "Más Médicos", zu deutsch: "Mehr Ärzte", in entlegenen und unterversorgten Regionen Brasiliens zu beenden und Tausende kubanische Ärzte aus dem Land abzuziehen. Das Gesundheitsministerium in Havanna begründete den Schritt mit "unverhohlenen, verächtlichen und drohenden" Äußerungen des designierten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro.
Bolsonaro will nicht mehr an Havanna zahlen
Der rechtsradikale Politiker hatte während des Wahlkampfs mehrfach mit der Beendigung des Programms gedroht. Am Mittwoch verkündete Bolsonaro im Kurzbotschaftendienst Twitter, seine künftige Regierung habe die Fortsetzung des Programms an mehrere Bedingungen geknüpft. Demnach sollten sich die kubanischen Ärzte Tests unterziehen, ihre Familien nach Brasilien holen dürfen und das volle Gehalt bekommen, das die Regierung in Brasília an Havanna überweise.
Insbesondere der letzte Punkt verstoße gegen die Grundlagen des Programms, erklärte das kubanische Gesundheitsministerium. Hintergrund ist, dass der Inselstaat mit der Entsendung medizinischen Personals jedes Jahr rund zehn Milliarden Dollar (umgerechnet rund 8,8 Milliarden Euro) einnimmt - etwa dreimal so viel wie mit dem Tourismus. Ärzte aus Kuba genießen einen guten Ruf, weshalb die kubanische Regierung sie in mehr als 60 Länder schickt - und dabei kräftig mitverdient.
Milliarden-Einnahmen für kubanische Regierung
So zahlt die brasilianische Regierung beispielsweise pro Monat pro Arzt 3500 Dollar, der Mediziner selbst bekommt aber nur 900 Dollar Gehalt. Den Rest behält die Regierung in Havanna. Nach kubanischen Angaben wird mit den Gewinnen das Gesundheitssystem auf der Insel finanziert, das für die Bevölkerung kostenlos ist.  
Es sei nicht hinnehmbar, dass "die Würde, die Professionalität und die Präsenz" der kubanischen Ärzte in dem riesigen südamerikanischen Staat durch den künftigen Präsidenten infrage gestellt werden, erklärte das kubanische Gesundheitsministerium. Die brasilianische Bevölkerung habe die Leistungen der kubanischen Mediziner anerkannt. Die Menschen sollten nun wissen, wer für den Abzug der Ärzte verantwortlich sei.
Die Angaben zur Anzahl kubanischer Ärzte in Brasilien differieren. Laut Angaben der Pan-Amerikanischen Gesundheitsorganisation sollen es mehr als 11.000 sein. Die Regierung in Havanna spricht von knapp 20.000 Medizinern seit 2013. Sie hätten mehr als 113 Millionen Menschen behandelt."
Dass auch die DEUTSCHE WELLE schlampig schreibt, zeigt der Satz "Der sozialistische Karibikstaat kündigte an, das Programm "Más Médicos", zu deutsch: "Mehr Ärzte", ...", denn das Programm heißt in Brasilien, wo man Portugiesisch spricht, "Mais Médicos", was man tatsächlich mit "mehr Ärzte" übersetzen muss. Das portugiesische Wort "má" und in seiner maskulinen Form "mau" bedeutet "schlecht" auf Deutsch. Das spanische Wort "más" bedeutet "mehr", aber wir sprechen ja von Brasilien, einer ehemaligen Kolonie Portugals.

Übrigens haben nicht alle kubanischen Ärzte Brasilien verlassen, bei WWW.ÄRZTEBLATT.DE fand ich diese Mitteilung:

Kubanische Ärzte bitten um Asyl in Brasilien

Montag, 15. Juli 2019

Rio de Janeiro – Ungefähr jeder vierte in Brasilien tätige kubanische Arzt ist nach dem Ende seines Auslandseinsatzes nicht auf die Karibikinsel zurückgekehrt. Wie Medien gestern berichteten, baten zwischen November 2018 und April 2019 exakt 2.209 Me­di­­ziner aus Kuba um Anerkennung als Flüchtlinge in Brasilien.
Die kubanischen Mediziner waren für das Programm „Mais Medicos“ (Mehr Ärzte) nach Brasilien gekommen. Die Initiative wurde 2013 gestartet, um die Engpässe bei der Gesundheitsversorgung in abgelegenen Regionen Brasiliens zu lindern.
Da sich nicht genug brasilianische Ärzte dafür fanden, schlossen Brasilien und Kuba ein Abkommen. Brasilianische Ärzteverbände hatten sich gegen den Einsatz der Ku­baner ausgesprochen, da diese einen Großteil ihrer Entlohnung an die Regierung in Havanna abtreten mussten.
Und damit das auch klar ist, ich halte ebenfalls viele der Äußerungen Bolsonaros für falsch, überzogen und eines Präsidenten unwürdig, denn Brasilien ist keineswegs eine Bananenrepublik, dessen Präsident reden kann, was und wie er will, weil ihn sowieso keiner ernst nimmt. Er sollte sich zurückhalten, aber seinen Weg unbeirrt weitergehen, den Weg der Wahrheit, der Transparenz, der Ehrlichkeit, der Gerechtigkeit, der Unbestechlichkeit, des Strebens nach Verbesserung der Lebensbedingungen aller Einwohner Brasiliens - alle anderen Wege wären Irrwege.

Frans Vermarien schickte mir eben noch diese Statistik zur Corona-Pandemie:


Situation am 27.3.2020:
Italien: 59,8 Mio. Einwohner, 86.498 Erkrankte, 9.134 Todesopfer
USA: 328 Mio. Einwohner, 104.126 Erkrankte, 1.695 Todesopfer
Brasilien: 210 Mio. Einwohner, 3.417 Erkrankte, 92 Todesopfer

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