So hiess es früher in Deutschland, wenn es um die Berufswahl des Sohnes ging und dann immer mit dem Zusatz: "Da hast Du nicht viel, aber was Du hast, hast Du sicher! Und die Pension, denke an die Pension!". Heute kann man sich das in meinem Geburtsland nicht mehr vorstellen, aber in Brasilien wohl, denn hier ist der Staat in erster Linie Versorger und die Staatsdiener bis hoch zur ersten Ebene oft in erster Linie Selbstbediener. Nur nicht mit den Konsequenzen, die diese Einstellung in Großbritannien mit sich bringt.
Aber zurück zum Entgelt. Wenn man sich die Bezüge der Staatsdiener, in der Bundesrepublik Deutschland Beamte und Angestellte und Arbeiter des Öffentlichen Dienstes geheißen und in Brasilien einfach funcionários públicos, ansieht sowie ihre Entwicklung, dann versteht man, warum in Brasilien fast jeder an die nährenden Brüste der öffentlichen Alma Mata möchte.
Von Dezember 2002 bis Februar 2009 sind nämlich die mittleren Bruttobezüge in der Privatwirtschaft einschließlich Überstunden und aller Zuschläge inflationsbereinigt nur um ganze 8,7 % gestiegen. Die Inflation betrug in diesem Zeitraum 43,3 % und so ist es verständlich, dass von den Betroffenen kaum einer aufmuckt, weil er wahrscheinlich nur undeutlich ahnt, dass es ihm nicht sooo viel besser geht als vor sieben Jahren.
Wenn einer meckert, gehört er wahrscheinlich der privilegierten Kaste der Staatsdiener an, denen es viel besser geht, aber die das entweder nicht merken oder nicht wahrhaben wollen oder aber überzeugt sind, dass es ihnen noch viel besser gehen müsste. Man höre und staune, im betrachteten Zeitraum stiegen die mittleren Bruttobezüge der aktiven Mitarbeiter der Exekutive auf Bundesebene inflationsbereinigt um 74,2 %!!! Die Mitarbeiter der Legislative brachten es "nur" auf 28,5 %, aber die der Judikative auf 79,3 %. Ein Hinweis, wenn ich "aktive" Mitarbeiter schreibe, meine ich damit nicht etwa den fleissigen Teil, sondern diejenigen, die noch nicht pensioniert sind.
Im Dezember 2002 lagen die mittleren Bruttobezüge mit allen Zuschlägen in der Bundesexekutive bei 2.680 R$ im Monat, in der Privatwirtschaft nur bei mageren 741 R$. Im Februar 2009 verdiente ein Mitarbeiter der Bundesexekutive im Mittel brutto mit allen Zuschlägen 6.691 R$, sein armer Bruder in der Privatwirtschaft erhielt nur 1.154 R$. In der Judikative brachte es im Februar 2009 ein Staatsdiener im Mittel auf Bundesebene auf 16.800 R$ und in der Legislative auf 12.500 R$.
Brasilien leidet immer noch darunter, dass zwar die Republik eingeführt wurde, aber es noch nicht alle bemerkt haben. Und die meisten Vertreter dieser letzten Kategorie glauben im tiefsten Inneren, dass Brasilien immer noch wie eine Kolonie behandelt werden könne. Und die wurde immer wie eine Zitrone behandelt, nämlich ausgequetscht.