29 Oktober 2009

Zivilpolizei geht in São Paulo energisch gegen Verbrecher vor

Die zivile Polizei hat zur Freude der Bevölkerung (endlich) mal wieder zugeschlagen. In São Paulo wurden in Blitzaktion 2191 Menschen wegen unterschiedlicher Verbrechen festgenommen. Dazu gehörten Morde, Vergewaltigungen, Raubüberfälle, Drogenhandel und Überfälle mit Todesfolge. Die Aktion wurde unter dem Namen "Operation Genesis" im Oktober durchgeführt. 509 der Festgenommenen wurden bei der Ausführung eines Verbrechens in flagranti erwischt, 1601 wurden aufgrund eines Haftbefehls festgesetzt und 81 waren geflüchtete Kriminelle. Ein Drittel der Polizeikräfte des Bundesstaates São Paulo - nämlich 9299 Polizisten - nahmen an der Operation teil. Im Bereich der Metropole São Paulo wurden insgesamt 453 Personen verhaftet. Während der Polizeiaktion konnten 112 Waffen beschlagnahmt werden, dazu 345 illegale Spielmaschinen und circa 100 kg Drogen. Weiterhin konnten 400 Fahrzeuge sichergestellt und 97 gestohlenen Fahrzeuge ihren Besitzern wieder zugestellt werden. Ein Höhepunkt der Aktion war die Entdeckung eines Verstecks, in dem Verbrecher zwei entführte Opfer gefangen hielten, die befreit werden konnten. Auch konnte eine Piratenradiostation geschlossen werden; ein wichtiger Erfolg, weil diese oft den Funkverkehr zwischen Piloten und Tower stören. Im Zentrum der Stadt São Paulo wurden 10 Bolivianer befreit, die unter sklavenähnlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen wurden. Wobei in solchen Fällen der "Sklavenhalter" oft ein Landsmann und kein Brasilianer ist.
Diese Aktion könnte als Beispiel für Rio de Janeiro gelten, wo die Olympiade ihre Schatten vorauswirft und die Verbrechensbekämpfung künftig Vorrang genießen muss, wenn die Olympiade als friedliches Fest in die Annalen der Stadt und des Landes eingehen soll. Rio ist noch weit entfernt von einer wirksamen Verbrechensbekämpfung, im Bundesstaat Rio werden z.B. jährlich ungefähr 8 mal so viele Menschen wie in Deutschland ermordet, d.h. fast 6.000 gegenüber 700 oder 800 Opfern. Eine große Schuld trifft den nahezu unkontrollierten Rauschgifthandel, der von den Elendsvierteln ausgehend sich in die besseren Stadtviertel Rios "vorarbeitet", nicht zuletzt wegen einiger Politiker und auch Polizisten, die daran mit verdienen und natürlich auch wegen der Rauschgiftkonsumenten.
Mal sehen, ob der olympische Sportgeist dran etwas ändert oder ob wir das drakonische Vorgehen Singapurs übernehmen müssen. Wobei dieses durchaus nicht zur brasilianischen Lebensfreude passt.
PS: Das stand in der WELT vom 3.11.2009: "In ganz Deutschland wurden im vergangenen Jahr 926 Menschen ermordet. In Brasilien waren es 5717 - allein im Bundesstaat Rio de Janeiro, in dessen gleichnamiger Hauptstadt in sieben Jahren die olympischen Sommerspiele stattfinden werden."

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