27 Oktober 2013

Cui bono?

Das ist die Frage, die man sich stellen sollte, wenn man politische Absichtserklärungen hört. Wobei die Antwort leider meist einfach ist, den ersten Nutzen hat oft der Politiker, dann kommt seine Partei und dann eventuell die Bevölkerung. Und wenn man zynisch ist, ist man überzeugt davon, dass ein Nutzen für die Partei und die Bevölkerung letztendlich wieder dem Politiker zum Vorteil gereicht. In einer Zeit, in der Studienabbrecher und Revoluzzer zu höchsten Staatsämtern aufsteigen und Minister Ressorts leiten, weil der Proporz es erfordert und Fachwissen nicht nötig ist und immer mehr Personen "in die Politik gehen", die nie zuvor so gearbeitet haben, wie es der grösste Teil der Bevölkerung tut, in einer solchen Zeit wird es immer schwieriger, die richtigen "Volksvertreter" zu wählen. Denn die, die es könnten, was das Amt erfordert, stellen sich oft nicht zur Wahl. Schade, denn Beschwerden alleine ändern nichts.

In Brasilien wird 2014 ein Präsident gewählt und vieles spricht dafür, dass die Amtsinhaberin eine zweite Amtszeit erobern wird. Sicher nicht wegen der guten Ergebnisse ihrer ersten Amtszeit, sondern wegen der Marketingfähigkeiten ihrer Berater, der Uninformiertheit der meisten Wähler und des Fehlens einer ernsthaften Opposition. Als Synonym zu Uninformiertheit findet sich übrigens im Internet u.a. Ignoranz und Dummheit. Das wiederum hängt durchaus damit zusammen, dass in einer Demokratie jedes Volk die Regierung hat, die es verdient, weil es sie gewählt hat.

Wer steht aus heutiger Sicht mit einiger Aussicht in den Ringen, nicht gleich beim ersten Schlagabtausch KO zu gehen? Da ist zunächst die amtierende Präsidentin Dilma Rousseff mit ihrer Arbeiterpartei, dann die sogenannten Tucanos Aécio Neves und José Serra von den Sozialdemokraten und Eduardo Campos von der Sozialistischen Partei Brasiliens, der sich mit Marina Silva von der nicht als Partei anerkannten Grünenbewegung Rede, also Netz, zusammengetan hat. Noch steht nicht fest, wer jeweils bei den beiden stärksten oppositionellen Kräften den Gegenkandidaten zur Präsidentin stellen wird, aber es ist bekannt, was die Präsidentin und ihre wahrscheinlichen Gegner im Wahlkampf denken (?); nein, nicht doch (!), wollen, dass wir glauben, was sie denken. Hier sind diese Standpunkte, wie sie sie von den Parteien artikuliert werden, zusammengefasst:
Das Original dieser hier leicht abgewandelten Tabelle finden Sie im O ESTADO DE SÃO PAULO von heute.
Was übrigens in meinen Augen bedenklich stimmt, ist die Tatsache, dass nur "Linke", wenn ich mir erlauben darf, die Sozialdemokraten dazu zu zählen, sich ernsthaft um das höchste Amt im Staat bewerben. Konservativ wird wohl auch in Brasilien mit Rechts gleichgesetzt, und Rechts ist mit Erfolg verteufelt worden als reaktionär und noch viel schlimmer. Liegt es daran, dass wir nicht so vorankommen, wie Brasilien und seine Bewohner es verdienen?

1 Kommentar:

  1. Hierbei scheint es Parallelen zu Deutschland zu geben, wo ebenfalls "Konservativ" oder "Mitte-rechts" mit "Rechstsextrem" gleichgesetzt wird. Falls es in Deutschland überhaupt irgendwelche Fortschritte gibt, ist das doch stets mutigen und innovativen Unternehmern sowie qualifizierten und anpassungsfähigen Arbeitnehmern zu verdanken, aber in den seltensten Fällen Politikern und Behörden.

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