Ob es einem Brasilianer gut oder schlecht geht, scheint sich auf seinen Gemütszustand nicht groß auszuwirken, er ist meist mit sich und dem Leben zufrieden. Das sagt wenigstens die Untersuchung der Interamerikanischen Entwicklungsbank (BID - Banco Interamericano de Desenvolvimento), nach der Brasilien das siebente Land der 23 Lateinamerikas in puncto Zufriedenheit mit dem Leben ist. Auf einer Skala von 1 bis 10 erhielt Brasilien 6,2 (Mittelwert Lateinamerikas = 5,8)und liegt damit gleichauf mit Kolumbien und Jamaika. Den ersten Rang erhielt mit 7,4 Costa Rica (kein Wunder bei dem Namen - Reiche Küste!), das Schlußlicht bildet Haiti, wo Brasilien als UNO-Schutzmacht fungiert, mit 3,8. Immerhin 82 % der Lateinamerikaner sind mit ihrer Arbeit zufrieden - ich wage nicht auszudenken, welcher Wert bei einer Befragung in Deutschland herauskäme. Der wichtigste Zufriedenheitsfaktor ist der Lebensmitteleinkauf - bei uns ist man mit Wenigem zufrieden.
Nordamerika ist die Region mit der größten Zufriedenheit, was sich in einem Wert von 7,5 ausdrückt. Den niedrigsten Wert weist das subsaharische Afrika mit 4,2 auf.
Man merkt, die Werte sind nicht ganz aktuell, die neueste Weltfinanz- und -wirtschaftskrise hat sich nicht auf sie ausgewirkt. Denn es wurden im Rahmen einer weltweiten Studie des Gallup Institutes 40.000 Personen in Lateinamerika befragt, aber zwischen November 2005 und Dezember 2007.
Bezüglich der Zufriedenheit mit der Arbeit erreichte Brasilien mit 89,2 zufriedenen Personen den vierten Rank, noch zufriedener waren 93,6 % der Einwohner Guatemalas, 92,9 % Costa Ricas und 90,6 % Venezuelas. Erstaunlicherweise sind 81 % der Einwohner Lateinamerikas mit ihrer Arbeit (= Anstellung) zufrieden, obwohl ein Viertel der Bevölkerung nicht genug verdient, um der Armut zu entfliehen. Denn das wichtigste Zufriedenheitskriterium war nicht die Einkommenshöhe, sondern die erfahrene Anerkennung und die Flexibilität bei der Arbeit. Das sollten sich die Gewerkschaften hinter die Ohren schreiben.
Leider liegt Brasilien, was die Zufriedenheit mit der Ausbildung angeht, auf den hinteren Plätzen - nur 64 % der Brasilianer, der Guatemalteken und Ekuatorianer sind zufrieden, gegenüber einem Mittelwert von 70 % für Lateinamerika. Der höchste Wert - 85 % - wurde in Guatemala erfragt, der niedrigste - 43 % - in Haiti.
83 % der Brasilianer sind mit ihren Wohnbedingungen zufrieden - trotz unserer Favelas. Ein identischer Wert gilt für Kolumbien und El Salvador. Der Mittelwert beträgt 80 %. Den höchsten Wert weisen die Guatemalteken mit 90 % auf, was vielleicht mit dem Klima in diesem Land zusammenhängt.
Vier von fünf Einwohnern Lateinamerikas sind mit ihrer Stadt und ihren Wohnungen zufrieden, aber trotzdem gehen 60 % - der höchste Wert weltweit - nachts aus Sicherheitsgründen nur ungern alleine auf die Straße. Deswegen war ich nicht erstaunt, als ich im Rahmen eines Projektes einige Zeit in Quito verbrachte, nachts vor den guten Restaurants Wächter mit Pumguns sah.
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18 November 2008
Die Sonnyboys Lateinamerikas
Engineer, consultor, author e.g. "Aus internationaler Praxis", "Wirtschaftsboom am Zuckerhut", "Facetten des Imports" in "Business Guide Brasilien", articles in "HardvardBusinessManager", "Fortschrittliche Betriebsführung und Industrial Engineering", entrepreneur and inventor
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