14 November 2008

Standort Brasilien

Brasilien ist groß, da ist die Standortfrage wichtig. Die Automobilindustrie siedelt Zulieferer in der Nähe an wegen der Just in Time - Lieferungen. Und geht in wirtschaftlich entwickelbare Gebiete, weil dort die Lohn- und andere Kosten niedriger sind und Fördermittel winken. Ohne dabei die Logistikkosten zu vergessen, denn die Kunden verteilen sich auf ganz Brasilien. Aber sie konzentrieren sich naturgemäß dort, wo das Land wirtschaftlich am stärksten und die Kaufkraft der dortigen Bewohner am höchsten ist. Wenn man eine ABC-Analyse des brasilianischen BIP nach Lokalität macht, erkennt man, dass sieben Bundesstaaten und der Bundesdistrikt fast 80 % des nationalen BIP auf sich konzentrieren. Und Brasilien hat immerhin siebenundzwanzig Bundesstaaten! 

Laut Mitteilung des IBGE - Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística sind die privilegierten Gebiete São Paulo, Rio, Minas Gerais, Rio Grande do Sul, Paraná, Bahia, Santa Catarina und der Distrito Federal (Stand, wie üblich etwas überholt, von 2006). Von 2002 auf 2006 hat der arme Norden seinen Anteil um 0,4 Prozentpunkte erhöht und der reiche Süden 0,6 Prozentpunkte verloren. Ein Prozentpunkt in dieser Rechnung steht für 23,7 Mrd. R$.

Die Reichen leben, wie kann es anders sein, im Distrito Federal, wo die Regierung sitzt und das Prokopfbruttoinlandsprodukt 37.600 R$ beträgt. São Paulo, auf dem zweiten Platz, hat 19.548 R$ und Rio 17.695 R$. Das Schlusslicht ist mit 4.213 R$ der Bundesstaat Piauí, etwas besser kommen Maranhão mit 4.628 R$ und Alagoas mit 5.164 R$ weg. Der ehemalige Präsident Sarney kommt aus Maranhão und sein Kollege Collor de Mello aus Alagoas, aber das ist sicher ein purer Zufall. Nur Distrito Federal, São Paulo, Rio de Janeiro, Santa Catarina, Espírito Santo, Rio Grande do Sul, Paraná und Mato Grosso lagen 2006 über dem brasilianischem Durchschnitt. São Paulo hatte 2002 noch 34,6 % vom nationalen BIP, 2006 waren es "nur noch" 33,9 %. Rio Grande do Sul verlor ebenfalls, von 7,1 auf 6,6 %.

Jetzt bleibt die Gretchenfrage: Soll man sich dort ansiedeln, wo die Starken sind oder ist es besser, in schwachen Gebieten der König zu sein?
 

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