13 September 2009

Täglich 3 Maultiere in São Paulo verhaftet!

Man sagt bei uns auch mulas und dann weiß jeder, was gemeint ist. Nämlich keine vierbeinigen Kreuzungsergebnisse der Paarung von Pferd und Esel, sondern Menschen, die am oder im Körper versteckt Rauschgift schmuggeln und sich selbst wohl, wenn sie erwischt werden, als Esel bezeichnen. Und erwischt werden im Schnitt die oben erwähnten drei mulas alleine im Internationalen Flughafen Cumbica in Guarulhos, der zweitgrößten Stadt des Bundesstaates São Paulo, die an die Stadt São Paulo angrenzt und diese mit ihren ungeklärten Abwässern verseucht, die sie in den Rio Tietê einleitet. In diesem Jahr wurden per August bereits 313 Personen auf dem Flughafengelände festgenommen, die versucht hatten, an Bord eines Flugzeuges mit ihrer versteckten Rauschgiftladung zu gelangen. 2007 hatten es 173 Rauschgiftschmuggler vergeblich versucht, 2008 waren es 221 und dieses Jahr bei linearer Hochrechnung werden es 470 sein. Keine schönen Aussichten.

Unter den am Flughafen verhafteten 313 Personen waren zehn Nationalitäten besonders stark vertreten:
  1. Spanier
  2. Südafrikaner
  3. Rumänen
  4. Bolivianer
  5. Nigerianer
  6. Bulgaren
  7. Angolaner
  8. Portugiesen
  9. Thailänder
  10. Paraguayer
262 Ausländern stehen 51 Brasilianer gegenüber, 188 Männer und 125 Frauen waren es, die in Handschellen abgeführt wurden. Das Ziel dieser mulas waren Flughäfen in den Hauptabnehmerländern des Rauschgiftes (hauptsächlich Kokain) aus Kolumbien, Peru und Bolivien, nämlich
  • London
  • Brüssel
  • Madrid
  • Barcelona
  • Lissabon
  • Paris
  • Zürich
  • Dakar
  • Rom
  • Istanbul
  • Lagos
  • Dubai
  • Luanda
  • Johannesburg
Haben Sie Frankfurt und München auch vergeblich gesucht? Da kann man mal wieder sagen "Ich bin stolz, Deutscher zu sein", oder? Aber vorher gehen Sie lieber durchs Bahnhofsviertel unserer deutschen Großstädte, das bewahrt einen davor, Pharisäer zu werden.

Einen weiteren Kommentar hierzu gebe ich lieber nicht ab. Und was bringt das Ganze für die mulas? Bis zu 5.000 US$, wenn das Rauschgift im Körper geschmuggelt wird, oder den Tod, wenn sich der Inhalt der Päckchen in das Körperinnere ergießt oder einige Jahre Gefängnis, wenn man erwischt wird. Und die Jahre in einem brasilianischem Gefängnis zählen doppelt, allerdings nur, wenn man die Verhältnisse mit einer deutschen Strafvollzugsanstalt vergleicht. In Paraguay oder Angola sind die Gefängnisse wahrscheinlich kaum besser als unsere.

Leider kommen in diese aber nur die mulas und nicht ihre Auftraggeber. Wobei darüber zu philosophieren wäre, was ein angemessener Ort für die Rauschgiftkonsumenten wäre, die oft der so genannten Mittel- und Oberschicht angehören und dafür sorgen, dass skrupellose "Großhändler" eine Industrie aufziehen konnten, die ganze Länder wie Kolumbien oder Afghanistan fest im Griff hält und deren BIP durchaus mit dem der legitimen Industrie mithalten kann. Wobei bereits ein nicht zu vernachlässigender Teil dieser legitimen Industrie so legitim nicht ist, weil er mit blütenweiss gewaschenen Narkodollars finanziert wurde. Und als Europäer muss man dazu die EU nicht verlassen, um Beispiele zu finden.

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