29 Oktober 2008

Bier und die Staatsanwaltschaft

Die drei Brauereien Ambev, Schincariol unjd Femsa teilen sich 87 % des brasilianischen Biermarktes, der über 20 Mrd. R$ im Jahr umsetzt. Allein in Werbung wurden 2007 von den Brauereien 961,7 Mio. R$ investiert. Als ob man einen Brasilianer überzeugen müßte, Bier zu trinken! Aber das Geld wurde auch eher ausgegeben, um ihn dazu zu bringen, die aus Sicht des Investors richtige Marke zu trinken.  Per September 2008 haben die Biertrinker dann auch schon 6 % mehr getrunken als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, insgesamt waren es 5,5 Millionen Liter.

Leider sind 12,3 % der Bevölkerung alkoholabhängig oder stehen kurz davor. Über das SUS - Sistema Único de Saúde wurden zwischen 2002 und 2006  dann auch 36,88 Mio. R$ für die Behandlung Alkohol- und Drogenabhängiger ausgegeben. Die Sozialversicherung INSS hat wegen auf Alkoholkonsum zurückzuführende Krankheiten noch tiefer in die Tasche (der Beitragszahler) greifen müssen und 100 Mio. R$ zwischen 2005 und 2007 ausgegeben. 

Der Alkoholteufel ist nach Ansicht von Experten für 10 % aller Todesfälle in Brasilien verantwortlich. darüberhinaus werden 60 % der Verkehrsunfälle auf Alkoholeinfluss zurückgeführt. Der Alkohol spielt auch bei 70 % der Gutachten über gewaltsame Todesfälle ein Rolle. 

Leider haben 65 % der Grund- und Mittelschüler (1. und 2. "grau") schon Alkohol genossen, die Hälfte davon begann zwischen 10 und 12 Jahren Alkohol zu trinken.

Dieses triste Bild hat jetzt die Bundesstaatsanwaltschaft von São José dos Campos dazu gebracht, Anklage zu erheben. Betroffen sind die eingangs erwähnten drei Großbrauereien, die zusammen 2,764 Mrd. R$ Schadensersatz an den Staat zahlen sollen. Der identische Wert soll in vorbeugende und behandelnde Maßnahmen und in Anzeigenkampagnen investiert werden, mit denen vor ungebremstem Alkoholgenuß gewarnt wird.

Hoffentlich ist nicht als nächstes die Autoindustrie im Visier, die die Teufelsmaschinen baut, mit denen alkoholisierte Fahrer auf die Menschheit losgelassen werden. Und was sagt der Staatsanwalt zu den Waffenherstellern dieser Welt? Ein weites Feld für fruchtbare juristische Betätigung. Ob das Ganze auch als Regierungsprogramm zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit unter den Junganwälten gedacht ist?

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