04 Oktober 2008

Inder nehmen Chancen in Brasilien wahr

Brasilien wird zum zweiten Standbein indischer IT-Dienstleister, deren Kunden aus Sicherheitsgründen nicht alle Eier in indischen Nestern wissen wollen. Ein Beispiel bilden Firmen wie Satyam (1,5 Mrd. US$ Umsatz 2007) und Tata Consultancy Services (5,7 Mrd. US$ Umsatz 2007), die ihre Operationen in Brasilien ausweiten und für den Export nutzen. Satyam ist der viertgrößte indische Technologiedienstleister Indiens und kündigte Ausbaupläne für Brasilien an. Hier beschäftigt man augenblicklich 200 Mitarbeiter und weihte gerade ein Entwicklungszentrum in Londrina ein, in dem bis zu tausend Menschen arbeiten können. Ein weiteres Zentrum hat man in São Paulo, aber aus Kostengründen ging man jetzt nach Paraná. Denn São Paulo ist zwar billiger als die USA, aber teurer als Londrina, der Unterschied beträgt je nach Kostenart bis zu 35 %! Damit liegt Londrina schon praktisch auf indischem Niveau. Deshalb sucht die Firma auch weitere Standorte, die niedrige Kosten mit guter Infrastruktur und ausreichender Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte vereinen. Satyam bedient von Brasilien aus nicht nur hier arbeitende Multis, sondern auch Firmen in den USA, in Europa und sogar in Japan.

Indien exportiert heute jährlich Software und Dienstleistungen im Wert von 52 Mrd. US$, davon ist Brasilien noch weit entfernt. Im letzten Jahr waren es nur 800 Mio. US$. Als grösste Hindernisse für eine rasche Geschäftsexpansion in Brasilien sehen indische Unternehmer mangelnde Fremdsprachenkenntnisse - selbst Fluglotsen sprechen manchmal nur mangelhaft Englisch - und hohe Sozialabgaben. 

Tata Consultancy Services, die größte Firma ihrer Art in Indien, ist bereits seit fünf Jahren in Brasilien, wo sie tausendfünfhundert Mitarbeiter beschäftigt. Hundert davon arbeiten für den Export. Bis März 2010 will man weitere fünfhundert Menschen einstellen, die Hälfte davon soll für den Export arbeiten. Tata Brasil war vor dem Anstieg des Kurses auf über 2 R$ für einen US$ 50 % teurer als das indische Mutterhaus, seit wenigen Tagen sieht man sich dank der Bankenkrise wettbewerbsfähig. Alles hat seine guten Seiten! Oder: "Wat dem enen sin Uhl, is dem andern sin Nachtigall!"

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