23 Januar 2006

BRASILIEN: Starker Real bewirkt Nabelschau?

"Splendid isolation" ist sicher kein nachahmenswertes Schlagwort, aber die Fakten lassen einem manchmal keine Wahl. In diesem (Wahl-) Jahr rückt der brasilianische Binnenmarkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit der hiesigen Industrie, weil man zwar sehr gute Exportzahlen aufzuweisen hat, aber leider nicht die nötige Rentabilität. Was wiederum für deutsche Firmen Exportchancen verheißt. Zum Beispiel importiert die Grob do Brasil, renommierte Herstellerin von Transferanlagen, den Stahl für ihre Produkte aus Deutschland, weil dieser im Vergleich zum brasilianischem Stahl 15 % billiger ist. Grob hat im Januar einen Zuwachs von über 30 % bei den Anfragen verzeichnet, was dem Chef Klaus von Heydebreck Anlaß zur Hoffung gibt, dieses Jahr schwarz mit einem Umsatz von 70 Mio. US$, davon 60 % aus dem internen Markt, abzuschließen. 2005 war der Binnenmarktanteil nur 30 %.

Diese Tendenz wird von MB Associados unterstrichen, denn nach Meinung dieser Beratungsfirma wird der Handelsbilanzüberschuß auch in diesem Jahr über 40 Mrd. US$ liegen, aber - was den brasilianischen Maschinenbau angeht - mit steigenden Importen von Maschinen und Anlagen und weniger Exporten. Schon letztes Jahr wuchs der Anlagengüterimport wertmäßig um 26,8 %.

In den nächsten Tagen wird die Publikation einer Untersuchung von Deloitte erwartet, nach der von 399 in Brasilien befragten Firmen 58 % ihre Investitionen gegenüber 2005 erhöhen und 33 % wieder in der Größenordnung des Vorjahres investieren wollen. Nur 9 % wollen weniger investieren. 49 % wollen außerdem mehr Personal einstellen. 51 % der Befragten glauben, daß der Real stärker als die Inflationsrate an Wert verlieren wird, 30 % meinen, daß der Kurs sich parallel zur Inflation entwickeln wird.

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