28 Februar 2011

Die Sündflut kommt!

So sah es gestern im Morumbifussballstadium aus:
Fernando Pilatos/UOL hat das Bild geschossen. Das sind meine:






Letzten Donnerstag sind 175 Bäume durch einen Hagelsturm mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 100 km/h in São Paulo entwurzelt worden - und ich war unterwegs. Am Freitag war ich wieder unterwegs, insgesamt 8 h im Auto, ohne die Stadt zu verlassen - bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit, die ein Fussgänger mühelos überschreitet. Und am Sonntag kam ich aus dem Norden der Stadt zurück, um einen deutschen Geschäftsfreund in's Hotel zu bringen - und stand plötzlich vor dem vollgelaufenen Anhangabaú-Tunnel. Da kommt Freude auf und Noah schwenkt die Axt, um die Arche fertig zu stellen.

Denn eine elektrische Säge ist zu unzuverlässig, gab es doch alleine in diesem Jahr per 22.2.2011 schon 14 grössere Stromausfälle in Brasilien. Der geneigte Leser erinnert sich vielleicht daran, dass 2001 unter Präsident FHC Strom gespart werden musste, weil nicht genug Energie erzeugt wurde - man hatte mit den dazu nötigen Investitionen im Rahmen der Privatisierung auf die neuen Eigentümern gewartet. Jetzt kann unsere Präsidentin die Schuld nicht mehr beim Vorvorgänger suchen, höchsten direkt bei ihrem Vorgänger Lula, der übrigens abgetaucht ist und in der Presse nicht mehr erwähnt wird. Das jetzige Problem ist nicht die Energieerzeugung, sondern die -verteilung. Übrigens ist Brasilien wieder mal Weltmeister geworden, von den 6 grossen black out - Ereignissen in dieser Welt seit 1965 fanden 3 in Brasilien statt. 1999 waren 97 Mio. Personen betroffen, 2009 waren es 60 Mio. Brasilianer und jetzt, 2011, 60 Millionen. Den Vogel hat übrigens Indonesien 2005 mit 100 Millionen Betroffenen abgeschossen - aber 97 ist ziemlich dicht dran!

Letzte Woche Donnerstag waren wir übrigens nach dem Hagelsturm 24 h ohne Strom. Und nur weil wir nach vielen Versuchen endlich fragen konnten, wann denn die Energie wieder käme, erfuhr die Elektropaulo, dass sie in unserer Strasse fehlte. Aber was erwartet man schon in einem Land, in dem meine Firma jetzt schon 5 Wochen auf einen neuen Telefonanschluss wartet und die Telefônica fünfmal mit der falschen Nummer anrückte und mit dem Versprechen verschwand, dass alles korrigiert würde? Der Verbraucherschutz speiste uns mit dem Hinweis ab, dass man nur etwas machen könne, wenn eine bestehende Linie nicht funktioniere. Für das Verlegen eines neuen Anschlusses fühlte man sich nicht zuständig. Und in diesem schönen Brasilien werden 65 % des BIP mit Dienstleistungen erwirtschaftet. Oder sollte ich verwirtschaftet sagen?

17 Februar 2011

Der Firmenpool Brasilien / Mercosur

Vortrag am 11.3.2011 in der IHK Essen vom Poolmanager Karlheinz K. Naumann:

Anmeldung bei Tobias Slomke, IHK Essen, Tel. +49 201 1892244. Dieser Vortrag dient der Einstimmung auf eine Unternehmerreise. In der Folgewoche können Sie sich - auch ohne den Vortrag gehört zu haben - vom Vortragenden in der IHK Essen in Sachen Brasilien kostenlos beraten lassen. Eine Terminvereinbarung können Sie ebenfalls über Herrn Slomke treffen.

Brasilien – Riese auf Wachstumskurs

Neue Märkte – Erschliessung und Finanzierung
Vortrag von Karlheinz K. Naumann am 10.3.2011 
für die Sparkasse Duisburg:

Lufthansa bereitet sich auf die Olympiade vor!

Es gibt wieder Direktflüge Rio - Frankfurt:

16 Februar 2011

Was stört wirklich Brasiliengeschäfte?

Hier die Antwort der 19 Blogleser, die sich an meiner Umfrage beteiligt haben:

Das ist aber nur eine Seite der Medaille, hier fehlt nämlich die deutsche! Wie Sie wissen, bin ich mehrmals im Jahr in Deutschland, um in der IHK Essen und in der IHK Stuttgart kostenlos Brasilieninteressierte über einen Markteintritt zu beraten. Das wird jetzt erschwert, weil die deutsche Datenschutzgesetzgebung das Anpreisen solcher Beratung per E-Mail schlichtweg verbietet, wenn der Empfänger nicht ausdrücklich schriftlich versichert hat, dass er einverstanden ist, solche Einladungen per E-Mail zu empfangen. Was übrigens generell gilt, nicht nur für meine Vorträge oder das Beantworten von Fragen.

Verständlich, dass kalte Akquisition per E-Mail unerwünscht ist, Spam ist wirklich mehr als lästig. Trotzdem unverständlich für mich, denn die Kammer, die auf meine Besuche hinweist, verkauft ja nichts, meine Dienstleistung ist absolut kostenlos für den, der sie in Anspruch nimmt. Übrigens sei die Rechtsauffassung so, dass Einladungen per Brief nicht verboten sind. Da stellt sich die Frage, ob es wohl eine Lobby der Briefbeförderer und Briefmarken-, -papier- und -umschlaghersteller gibt, die hier tätig war?

Meine Frage an die Blogleser: Wie kann eine IHK oder sonstige Institution, die mich als (kostenlosen!) Berater einsetzen möchte, die Botschaft an den Mann bringen, ohne eine Klage zu riskieren? Vom 14. - 18.3.2011 plane ich nämlich, in Essen in der dortigen IHK Brasiliensprechstunden abzuhalten. Wie kriege ich jetzt Termine für diese Tage? 

Und eine weitere Frage an die Juristen unter den Bloglesern: Wenn ich aus Brasilien heraus Einladungen per E-Mail ungefragt nach Deutschland schicke, verstosse ich damit gegen das Datenschutzgesetz?

Nicht alle scheinen so sensibel zu sein wie die Kammern, denn ich erhalte immer wieder dieses Angebot: 

Guten Tag,

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Die Datenbank wird alle drei Monate aktualisiert, zusätzlich bieten wir jedem neuen Kunden,
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Sie können uns auch gerne persönlich kontaktieren, wir sind bereit Ihnen auf alle Fragen zu antworten.

Mit freundlichem Gruß

14 Februar 2011

Sparen am falschen Platz

"Zum Fiasko geriet der Bau der Kokerei. Diese hat Thyssen-Krupp von der chinesischen Citic bauen lassen, die damit den Vorzug vor der konzerneigenen Uhde erhielt. Wegen massiver Fehlkonstruktionen war die Kokerei nicht betriebsfähig. Derzeit ist die Kokerei nur zu einem Drittel betriebsbereit; einen Teil der benötigten Kokskohle muss der Ableger in Brasilien zukaufen. Erst ab der Jahresmitte soll die Kokerei die benötigten Mengen produzieren können. Zudem muss Uhde die Anlage aufwendig nacharbeiten.

An der Kokerei zeigt sich das Ausmaß, wie ungenügend die Planungen für die Hütte in Brasilien betrieben wurden. Da sich schon früh abzeichnete, dass die Expansion erheblich teurer wird als zuvor veranschlagt, versuchten die Verantwortlichen bei Thyssen-Krupp mit allen Mitteln, die Kosten zu drücken.


Das Angebot von Citic kam ihnen daher entgegen. Die Chinesen veranschlagten rund 100 Millionen Euro weniger für den Bau als Uhde. Jetzt muss Thyssen-Krupp ein Vielfaches der eingesparten Summe drauflegen. Nicht nur Kokskohle muss gekauft werden, auch fällt die Kokerei als Erzeuger von Strom und Gas aus.


Die verfehlte Kostenplanung zeigte sich auch in der Werks-Logistik. So verzichtete Thyssen-Krupp auf einen zweiten Transportkran für Roheisen. Als der einzige Kran ausfiel, musste das Eisen abgegossen werden, was zu der von Anwohnern beklagten Grafit-Emission führte. Für zehn Millionen Euro wird nun ein Ersatzkran gebaut."


Den vollständigen Text finden Sie unter HANDELSBLATT. Mein Kommentar dazu ist wohl überflüssig.

Wer nach dem Post über Amapá den Eindruck hat, PAC sei eine Luftnummer, sei es eines Besseren belehrt!

82 % der abgeschlossenen Maßnahmen erforderten 444 Mrd. R$, davon wurden für Logistikprojekte 65,4 Mrd. R$ ausgegeben, für Energieprojekte 148,5 Mrd. R$ und für Sozial- und Urbanisierungsprojekte 230,1 Mrd. R$:


Hier sehen Sie die von der Regierung veröffentlichten Karten dazu:

Sozialprojekte und Urbanisierung

Logistik: Fernstrassen

Logistik: Eisenbahn, Häfen, Wasserstrassen, Flughäfen, Handelsmarine

Energieerzeugung

Erdöl, Erdgas, Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen 

Energieübertragung

Der Sommer läuft aus!

Am Sonnabend um Mitternacht in Brasilien beginnt das normale Leben, d.h. die Uhren werden um eine Stunde zurückgestellt, wir haben zwar noch Sommer, aber keine Sommerzeit mehr. Und der Zeitunterschied zu Deutschland wird dann 4 Stunden betragen, bitte bei Anrufen berücksichtigen! Und am 27.3.2011 beginnt die Sommerzeit in Deutschland, dann sind es wieder die altgewohnten 5 Stunden, die uns trennen.

13 Februar 2011

Es boomt der Bausektor und die Geldverleiher haben auch etwas davon

Die Bundessparkasse Caixa Econômica Federal hat 2010 einen Nettogewinn von 3,8 Mrd. R$ erwirtschaftet, 25,5 % mehr als im Vorjahr. Die Baudarlehen erreichten einen Wert von 77,8 Mrd. R$, das sind sogar 57,2 % mehr als 2009.
In der Stadt São Paulo werden in den nächsten 2 Jahren ca. 520 Wohnhochhäuser gebaut werden, 250 davon noch in 2011. 60 % der Hochhäuser werden bis zu 120 Apartments mit einem oder zwei Schlafzimmer haben und im Osten und Westen der Stadt entstehen. Der mittlere Verkaufspreis beträgt 350.000 R$, das sind ca. 156 T€.

Wahlkampf und Realität

Das berühmte PAC - Programm für ein beschleunigtes Wachstum, dessen "Mutter" gerade die Präsidentenwahl gewonnen hat, wird wohl doch nicht so genutzt, wie es im Wahlkampf aussah, zumindest in den Spots der PT. Hier kommt nämlich eine durchaus auf andere Bundesstaaten übertragbare Meldung zur Exekution des Programmes: Dem Bundesstaat Amapá standen 130 Mio. R$ für Basissanierung zur Verfügung, von denen in vier Jahren nur 10 % ausgegeben wurden, weil man Probleme mit Umweltlizenzen, Korruption und Desinteresse an den Ausschreibungen nicht beseitigen konnte, was zu drei Jahren Stillstand führte. Die Bevölkerung hat aber noch mehr Probleme als die Politiker, denn nur 2,5 % haben zum Beispiel einen Zugang zum Abwassernetz. Etwas ist faul im Bundesstaate Amapá, kann man also völlig zu Recht sagen. Damit Sie wissen, wo Amapá liegt, füge ich eine Karte bei:

Mindestlohn und Popularität

Der Mindestlohn wurde von beiden Präsidenten erhöht. Die Amtszeiten sind gleich, die Zeitreihe wurde mit der ersten Erhöhung begonnen.

Die Zustimmung der Bevölkerung zur Person des Präsidenten hängt ziemlich eindeutig vom Mindestlohn ab, der unten in R$ pro Monat aufgetragen ist

12 Februar 2011

Wie verringert man Import?

Durch Handelsschranken, was aber nicht mit hohen Zöllen gleichgesetzt werden muss. Brasilien macht es geschickter und schreibt vor, dass ab Juni 2011 alle importierten elektrischer Haushaltsgeräte ein Gütesiegel des Inmetro - Instituto Nacional de Metrologia, Normalização e Qualidade Industrial tragen müssen, um verkauft werden zu können. Das wird einen Teil der chinesischen Exporte sicher von Brasilien fernhalten - oder umleiten? Denn der Weg der Schmuggler über Paraguay steht immer noch offen, trotz aller polizeilicher Massnahmen.

Rolls-Royce investiert in Brasilien

Aber natürlich nicht, um Luxusautos zu bauen, denn diesen Zweig hat die Firma ja an BMW verkauft. Aber um Turbinen, die auf den Off shore - Erdöl- und -gasplattformen der Petrobrás benutzt werden, richtig "einzupacken" und auch warten zu können, investiert die Firma 100 Mio. US$ in eine neue Fabrik im Bundesstaat Rio de Janeiro. Rolls-Royce ist seit 55 Jahren in Brasilien tätig und drei Werke für die Wartung und Reparatur von Flugzeugturbinen, in São Bernado do Campo, Macaé und Niterói. Obwohl die Turbinen weiterhin importiert werden sollen, will man zunehmend Ersatzteile in Brasilien beschaffen. Hier zeigt sich die Einkaufskraft der Petrobrás, die 68,5 % local content von ihren Lieferanten fordert und vermehrt erhält. In Kürze sollen 32 Motoren für das Tupí-Feld ausgeschrieben werden, wer den Zuschlag erhält, kann in 20 Jahren ca. 200 Einheiten insgesamt verkaufen. 2010 hatte Rolls-Royce weltweit 16 Mrd. US$ umgesetzt, davon 700 Mio. US$ in Südamerika.

Der Trend, den Export nach Brasilien durch Produktion vor Ort zu ersetzen, ist ungebrochen. Auch Dayco, Autoersatzteileimporteur der US-Gruppe Mark IV in Brasilien, wird lokal in São Paulo produzieren und dazu zunächst 5 Mio. US$ investieren. Die dadurch geschaffene Kapazität reicht für eine Produktion von 1,4 Mio. Teilen, z.B. Riemenscheiben, Riemendämpfer und Riemenspanner. Eine weitere Investition von bis zu 5 Mio. US$ wird nötig sein, um die Kapazität auf 4 Mio. Einheiten zu steigern. Ist dies erreicht, will man in vier Jahren auch von Brasilien aus exportieren. Die Gruppe hat 19 Fabriken in 16 Ländern, aber nur in Brasilien werden ausschliesslich Ersatzteile in einer speziellen Fabrik gefertigt. In einer anderen Einheit in Contagem produziert man OEM-Teile für die Erstausrüstung. Diese Fabrik hat 4 Mio. US$ gekostet. Riemen importiert Dayco übrigens aus Argentinien.

Maschinenimporte werden weiterhin zinsvergünstigt finanziert

Die Bundesentwicklungsbank BNDES erhält bis zu 55 Mrd. R$ vom Finanzminister, um das PSI zu unterstützen. PSI ist die Abkürzung von Programa BNDES de Sustentação do Investimento und soll sowohl die Produktion, den Erwerb und den Export von Kapitalgütern stimulieren als auch die technologische Innovation der brasilianischen Unternehmen. Diese neuen Mittel werden im Rahmen des sogenannten PSI 3 - Programmes nur noch kleinen und mittleren Unternehmen zinsvergünstigt zur Verfügung gestellt, grosse Unternehmen sollen nicht mehr subventioniert werden. Trotzdem rechnen Kenner damit, dass diese auch künftig unter 10 % im Jahr für BNDES - Kredite zahlen werden, immer noch weniger als die 25 %, die eine Privatbank haben möchte. Wegen der Leitzinserhöhung zahlen aber ab April auch die kleinen und mittleren Unternehmen mehr für einen BNDES - Kredit, für Maschinen und Anlagen werden es 5,5 % jährlich sein, für Busse, Traktoren und Lastkraftwagen im Rahmen eines FINAME - Kredites 8 %. Dazu kommen zwei Kreditlinien für Projekte der technologischen Innovation mit 3,5 und 4,5 % im Jahr. Das PSI sollte eigentlich Ende März auslaufen, wegen der grossen Nachfrage wurde die Laufzeit jetzt aber zum dritten Mal verlängert.

11 Februar 2011

Brasilianisches Agrobusiness exportierte 2010 Produkte für 76,4 Mrd. US$

Alleine im Januar 2011 betrug der Export des Agrobusiness 5,1 Mrd. US$, das sind 26,3 % mehr als im Januar des Vorjahres und damit der größte Januarwert seit Beginn der Aufschreibungen in 1989. Der Handelsbilanzüberschuss des Sektors betrug 3,9 Mrd. US$, 800 Mio. US$ mehr als im Vorjahresvergleichsmonat.

Insgesamt exportierte Brasilien im Januar 2011 Waren im Wert von 15,215 Mrd. US$ mit einem Überschuss von 424 Mio. US$, d.h. der Anteil des Agrobusiness am Gesamtexport betrug 33,8 %! Die Hauptexportprodukte des Sektors waren Sojaerzeugnisse, Kaffee, Fleisch, Getreide, Mehl und Mehlprodukte, Fruchtsäfte und florale Produkte (Bindegrünprodukte).

Die Sojaprodukte nahmen einen herausragenden Platz ein, wertmässig steigerte sich der Export von Sojaöl, Sojabohnen und Sojakleie um 89,3 % und volumenmässig um 67,7 %; der Exportwert betrug 598,6 Mio. US$. Die internationale Preissteigerung zahlte sich für Brasilien aus.

Der Kaffeeexport erreichte 595,4 Mio. US$ und steigerte sich wertmässig um 65,9 % und mengenmässig um 23,9 %, auch hier kann man also einen massiven Preisanstieg beobachten.

Der Fleischexport von 1,03 Mrd. US$ wuchs wertmässig um 19,7 % und mengenmässig um 9,3 %, wobei zu beachten ist, dass die exportierte Menge Rindfleisch um 22 % und die von Schweinefleisch um 10,9 % zurückging. Hier ist also der Preisanstieg besonders gross. Der Hähnchenfleischexport wuchs mengenmässig um 27,8 % und wertmässig sogar um 50,2 % und kompensierte damit die Mengenrückgänge bei Rind- und Schweinefleisch.

Die Exporte des Agrarsektors erreichten in den letzen 12 Monaten, vom Januar 2011 aus gemessen, 77,5 Mrd. US$, ein Rekordwert. Vom Februar 2010 bis Januar 2011 wuchs der Sektorexport um 19,8 % im Vergleich zum Zeitraum Februar 2009 bis Januar 2010, als der Gesamtwert 64,7 Mrd. US$ betrug.

Hauptkäufer waren China (+ 94,3 %), Algerien (+ 126,7 %), Marokko (+ 108 %), Spanien (+ 84,3 %), Ägypten (+ 83,6 %), Frankreich (+ 46,5 %), Russland (+ 44,9 %), Italien (+ 42,2 %) und Belgien (+ 40,9 %). Die Entwicklungsländer sind damit sehr wichtige Handelspartner Brasiliens. Alleine China kaufte in den letzten 12 Monaten Agrobusinessprodukte für 11,1 Mrd. US$ (war 8,8 Mrd. US$) und erreiche damit einen Anteil von 14 % des Sektorexportes.

Brasilienvortrag am 11.3.2011 in der IHK Essen

Anmeldung bei Herrn Slomke von der IHK Essen, der auch den 1997 gegründeten Firmenpool Brasilien / Mercosur der Kammer betreut.

Brasilienvortrag in der Sparkasse Duisburg am 10.3.2011



Kontakt für Anmeldung: Hanns-Walter Dahm
S-International Rhein-Ruhr GmbH
Tel. +49 201 82144-13
 
Fax +49 201 82144-29


Erweiterte Grundsteuer?

Die Regierung steht unter Zugzwang, es müssen mindestens 50 Mrd. R$ eingespart werden, denn ex-Präsident Lula hat seiner Nachfolgerin ein verfluchtes Erbe hinterlassen, in dem er ihre Wahl u.a. durch grosszügiges Geldausgeben gefördert hat. Und dieses Geldausgeben beschränkte sich leider nicht auf einmalige Ausgaben, sondern er ging langfristige Verpflichtungen ein, die seiner Nachfolgerin jetzt Kopfschmerzen bereiten.  Dass er immer behauptete, eine herança maldita von seinem Vorgänger Cardoso erhalten zu haben, rächt sich jetzt - und trotzdem hat er die Stirn, zu sagen, dass der Erfolg seiner Kandidatin seiner sei.
Die Regierung hat bisher bekanntgegeben, dass sie sparen will, hat auch schon einige Ansätze genannt, die aber ungenügend sind bei gestiegenem Leitzins und hochgeschnellter Inflation und sucht jetzt wohl nach neuen Einnahmequellen - trotz der Wahlkampfbeteuerungen, dass keine neue Steuern kämen, sondern im Gegenteil die Steuerlast verringert würde.
Wie die meisten Wahlversprechen war auch dieses nicht das Papier wert, auf dem es abgedruckt wurde, denn jetzt entdeckte man eine Verordnung von 1946, welches eine Art Grundsteuer für Wasserflächen erlaubt. Das heisst klar gesagt, alle Häfen, Marinas, Offshoreplattfomen und Werften, die notgedrungen eine Wasseroberfläche benötigen, die der Staat als sein Eigentum beansprucht, haben ab sofort für die ihre Nutzung eine Steuer zu bezahlen. Was die Wettbewerbsfähigkeit unserer Häfen z.B. sicher gewaltig stärken wird. Die genannten Nutzer haben jetzt 180 Tage, um ihre Steuersituation in dieser Hinsicht zu regularisieren. Laut ANTAQ, die für den Transport auf dem Wasserweg zuständig ist, muss in Zukunft ein Hafen, der diese Wasseroberflächensteuer nicht bezahlt, mit einer Strafe rechnen und verliert schlimmstenfalls seine Zulassung. Ungefähr 200 Häfen sind von diesem Schildbürgerstreich betroffen.

09 Februar 2011

Mindestlohn und Millionäre

Die brasilianische Bundesregierung kämpft darum, den Mindestlohn bei 545 R$ (242 €) festzuschreiben, während der Ministerpräsident des Bundesstaates São Paulo, Geraldo Alckim, ausschert - was er auf Grund der Rechtslage kann - und für seinen Regierungsbereich heute 600 R$ (267 €) als Mindestlohn verkünden wird. Das Problem beim Mindestlohn ist, dass er die Basis anderer Kosten, z.B der Sozialversicherung (Renten!), bildet und damit seine Erhöhung automatisch weitere Erhöhungen für die Wirtschaft und die Regierung mit sich bringt.
Während sich ein Teil der Bevölkerung auf die Erhöhung freut, möge sie auch noch zu klein und unzureichend  in den Augen eines deutschen Gewerkschaftsmitgliedes sein, gibt es in Brasilien 63.224 R$-Millionäre, denen das sicher ziemlich egal ist. Die hiesigen Banken gehen davon aus, dass 150.000 Brasilianer ein Einkommen von einer Million R$ im Jahr haben. Die Zahl der genannten Millionäre, die mehr als eine Million R$ auf der Bank haben, ist 2010 um 11 % gewachsen. Diese Glückspilze haben 162,2 Mrd. R$ in Investmentfonds angelegt, 118,6 Mrd. R$ in festverzinslichen Wertpapieren und 68,2 Mrd. R$ in Aktien. So verteilen sich diese Anlagen geografisch:

  • 55,3 % São Paulo
  • 18,3 % Rio de Janeiro
  • 13,0 % Süden
  • 5,8 % Minas Gerais und Espírito Santo
  • 5,5 % Nordosten
  • 1,8 % Mittelwesten
  • 0,3 % Norden
Quelle: ANBIMA (22 Banken lieferten die Daten)

Generika immer beliebter in Brasilien

Der Grund ist einfach - sie wirken wie die Markenmedikamente und sind erheblich billiger. Deshalb wuchs der Generikamarkt in Brasilien 2010 um 33 %, das ist fast das Doppelte des Wachstums des gesamten Pharmamarktes. Wichtig für das gute Abschneiden des Generikamarktes war der Eintritt zweier neuer Medikamente in ihn, deren Patente ausliefen - Viagra (Impotenzbekämpfung) und Liptor (Colesterolspiegelsenkung). Der Generikamarkt belief sich 2010 auf 444,3 Mio. Einheiten, die für 6,2 Mrd. R$ Umsatz gut waren. Bereits 21 % aller in Brasilien verkauften Medikamente sind Generika. Die Aussichten sind gut, denn Diovan, ein Antibluthochdruckmittel, dessen Umsatz 400 Mio. R$ im Jahr beträgt, wird künftig auch als Generikum verfügbar sein. Und das ist nur ein Beispiel. Damit wird Brasilien künftig sicher das Land der gesunden und virilen Menschen sein, wenn wir es schaffen, die Fettleibigkeit auch noch wirksam zu bekämpfen, die sich trotz der Notwendigkeit von Antihungerprogrammen immer weiter auch bei uns ausbreitet.

08 Februar 2011

Entbürokratisierung trägt Früchte

Nur nicht die, die wir erwartet haben. Aber wenigstens können sich die Ehepartner freuen, die voneinander "die Schnauze voll" haben. Im Juli 2010 fiel nämlich die Mindestfrist, die für eine Scheidung abzuwarten war. Deshalb haben sich die Scheidungen, die in einem der vielen Notariate São Paulos vollzogen wurden, wie folgt entwickelt:
  • 2007: 4.080
  • 2008: 4,394
  • 2009: 4.459
  • 2010: 9.317
Eine Scheidung vor dem Notar kostet nur 240 R$, wenn keine Güter aufgeteilt werden müssen und in wenigen Tagen können die Getrennten sich wieder vereinigen, natürlich mit neuen Partnern. Müssen sie aber nicht. Die Scheidung selbst in Gegenwart eines Anwaltes dauert nur 30 Minuten. 
Allerdings dürfen Eheleute mit minderjährigen Kindern diesen Weg nicht beschreiten, hier bleibt nur der herkömmliche Weg vor den Richter übrig. 

Was macht eigentlich ein Abgeordneter?

Wenn Sie Portugiesisch verstehen, sehen Sie sich mal an, was der erfolgreichste Direktkandidat der jüngsten Abgeordnetenwahlen in Brasilien dazu zu sagen hat, sein Propagandaspot ist in die Geschichte der politischen Werbung eingegangen. Wenn Sie kein Portugiesisch verstehen, sehen Sie sich den Film trotzdem an, es lohnt sich auf jeden Fall und verschafft auch ohne Sprachkenntnisse einen tiefen Einblick in die Qualifikation unserer Abgeordneten. Die Essenz ist: "Ich weiss nicht, was ein Parlamentarier macht, wählt mich und ich werde es euch sagen. Schlimmer als jetzt kann es nicht werden, also gebt mir eure Stimme." Er hat übrigens 1,35 Mio. Stimmen bekommen, der nächst platzierte (SCHEUSSLICH, die neue Rechtschreibung!!!), Gabriel Chalita, erhielt 559.118.

Das war auf Bundesebene, stellen Sie sich mal vor, wie es auf der Länderebene São Paulos aussieht! Von 2007 bis 2010 wurden vom Landesparlament 1.786 Gesetze erlassen, die sich zu 85 % den hehren Fragen widmen, welche Festtage geschaffen werden sollen und welchen Namen eine Strasse oder ein Platz künftig zu Ehren eines Würdigen tragen soll. Wobei der Würdige meist ein sogenannter Volksvertreter ist. Nur 5 % der Gesetze befassen sich mit z.B. mit Umweltfragen, Verbraucherschutz, Öffentlicher Verwaltung und ähnlichen Kleinigkeiten. Kleinigkeiten in den Augen unserer Volksvertreter, die offensichtlich machen können, was sie wollen, ohne vom Wähler abgestraft zu werden. 90 dieser "relevanten" Gesetze wurden auf Initiative von Parlamentariern geschaffen, 156 durch eine Initiative der Landesregierung. Über 124 Ergänzungsgesetze wurde im genannten Zeitraum abgestimmt, nur 8 von diesen wurden von Mitgliedern des Landesparlamentes formuliert. Außerdem wurde über 9 Ergänzungen der Landesverfassung abgestimmt. Und dafür bekommen unsere Landtagsabgeordneten 20.042,35 R$ Gehalt im Monat (ohne die sonstigen Zuwendungen), bisher waren es 12.384,37 R$, aber "man" hat sich zu einer Erhöhung von 61 % durchgerungen.

06 Februar 2011

Umfrageergebnis zum Wechselkurs € - R$

05 Februar 2011

Aktualität

ist das wohl nicht zu nennen:
Wirtschaftsinformationen vom 5.2.2011 mit Stand vom Juli 2006 und Zahlen von 2004! Und das bei AUMA!

Brasilianische Devisenreserven auf neuem Höchststand

Anfang 2007 lagen die brasilianischen Devisenreserven noch unter 100 Milliarden US$, am 3. Februar 2011 erreichten sie 299,5 Milliarden US$. Der Tag, an dem die Reserven bei 400 Milliarden US$ stehen werden, scheint nicht mehr fern. Damit stellen sich drei Fragen:
  1.  Kann Brasilien sich diese Devisenreserven von den Kosten her überhaupt leisten?
  2.  Was soll Brasilien mit diesen Devisenreserven machen?
  3.  Hat der Devisenankauf, der die Reserven verursacht, den gewünschten Effekt?
Der Hauptgrund für unsere Devisenreserven ist nicht so sehr der Export, sondern die Ratlosigkeit der Regierung und der Zentralbank dem Wechselkurs gegenüber. Um ein weiteres Ansteigen des Realkurses zu vermeiden, kauft die Zentralbank auf Pump Devisen. Das Problem ist, dass die damit verbundenen brasilianischen Schuldzinsen viel höher als die ausländischen Guthabenzinsen sind.
Das Geld könnte natürlich von Brasilien dazu benutzt werden, sich zum Beispiel in ausländische Unternehmen einzukaufen. Aber Brasilien ist nicht China, wo die Regierung auch in der Wirtschaft den Ton angibt. Ich hoffe wenigstens, dass brasilianische Staatsbetrieben sich nicht im Ausland einkaufen, vor allem nicht in China, weil wir dann wahrscheinlich auch ein bisschen Sozialismus importieren würden. 
Dass die Zentralbank in Brasilien Devisen kauft, um den Kurs der einheimischen Währung niedrig zu halten, ist ein Schuss, der nach hinten losgehen kann. Denn je mehr Devisen wir anhäufen, desto sicherer scheint es den Spekulanten, ihr Geld in Brasilien anzulegen und umso mehr Dollar und Euro werden nach Brasilien fließen - mit dem bekannten Effekt, dass der Kurs des Real steigt. Was die Zentralbank wiederum zum Vorwand nimmt, Dollar zu kaufen...ad infinitum?

Kann Brasilien China bremsen?

Wobei die Frage vielleicht heißen muss, will Brasilien China bremsen? Denn immerhin ist China ein großer Kunde Brasiliens, 2010 hat Brasilien Waren - d.h. vielfach Rohstoffe - im Wert von 30,785 Milliarden US$ nach China exportiert. Umgekehrt konnte China nur Waren im Wert von 25,593 Milliarden US$ nach Brasilien verkaufen. Gegenüber 2009 wuchs der brasilianische Export nach China um 46 %, der Import aus China  aber um 61 %. Und genau das ist es, was vielen brasilianischen Firmen Kopfschmerzen bereitet. Der nationale Industriedachverband CNI  hat 1529 Mitgliedsfirmen im Oktober letzten Jahres zu diesem Thema befragt. 52 % der Firmen stoßen im Ausland auf chinesische Wettbewerber. Von diesen betroffenen Firmen haben 67 % Kunden an die chinesischen Konkurrenten verloren, 45 % haben sogar Marktanteile in Brasilien an ihre Konkurrenten aus China abgeben müssen. 4 % mussten sogar den Export aufgeben, weil sie gegen die chinesische Konkurrenz nicht ankamen. Aber nicht alle brasilianischen Firmen, die im Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen stehen, haben einfach aufgegeben. 50 % überlegen noch, welche Strategie sie fahren sollen, 48,4 % sind dabei, die Qualität und die Gestaltung ihrer Produkte zu verbessern, 45,4 % senken Kosten und 10 % haben Firmen in China aufgemacht. 13,2 % waren dies zu weit gehend, deshalb sind sie anstelle einer Firmengründung eine Partnerschaft mit chinesischen Unternehmen eingegangen. Dass sie damit die Hintertür für ihre chinesischen Konkurrenten nach Brasilien öffnen, ist Ihnen hoffentlich dabei bewusst. Mehrfachnennungen waren möglich, denn eine Maßnahme alleine reicht sicher nicht.