06 August 2008

Gruselige Zahlen

Unter dieser Überschrift kann man heute in der FAZ diesen Artikel lesen:

"06. August 2008: Der Auftragsrückgang in der deutschen Industrie hat sich im Juni überraschend beschleunigt. Die Bestellungen seien zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 2,9 Prozent zurückgegangen, teilte das Wirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin mit. Der Rückgang ist der stärkste seit rund einem Jahr; vor allem die Nachfrage aus dem Ausland schwindet.

Ökonomen hatten nach dem kräftigen Rückgang im Vormonat hingegen mit einer Erholung und einem leichten Auftragszuwachs um 0,5 Prozent gerechnet. Zudem wurde auch der Rückgang vom Vormonat von 0,9 Prozent auf 1,4 Prozent kräftig revidiert. Für das gesamte zweite Quartal ergibt sich damit ein Rückgang der Bestellungen um 4,1 Prozent zum Vorquartal. Bankanalysten sprachen in deutlichen Worten von „gruseligen Zahlen“, von einer „sehr großen Enttäuschung“ und von einer drohenden „Rezession im Industriesektor“.

Vor allem die Auslandsnachfrage sackte kräftig ab

„Der in den vergangenen Monaten zu verzeichnende Rückgang der Bestelltätigkeit in der Industrie insgesamt setzt sich fort“, kommentierte das Ministerium die Zahlen. Die Auslandsnachfrage bremse in stärkerem Maße als die Inlandsnachfrage, die aber ebenfalls abwärts gerichtet sei. „Die Aussichten für die Industrieproduktion haben sich damit insgesamt weiter verschlechtert“, hieß es.

Die Auslandsnachfrage sackte im Juni um kräftige 5,1 Prozent ab, während die Inlandsbestellungen um 0,6 Prozent nachgaben. Bei den Auslandsorders schwächte sich die Nachfrage aus dem Euro-Raum mit 7,7 Prozent besonders stark ab, während die Bestellungen aus den Nicht-Euro-Ländern um 3,1 Prozent sanken.

Innerhalb der Sparten konnten sich die Konsumgüterhersteller gegen den Trend stellen und sammelten 0,5 Prozent mehr Aufträge ein. Die Vorleistungsgüterproduzenten verzeichneten dagegen einen Rückgang um 1,8 Prozent, bei den Investitionsgüterherstellern waren es sogar 4,4 Prozent.

Auswirkungen auf die Zinsentscheidung?

Das Ausmaß der Auftragsrückgänge in der deutschen Industrie hat nach Einschätzung der Nord LB negativ überrascht. Die rückläufige Entwicklung halte nun schon den siebten Monat in Folge an, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Bankhauses. Besserung sei nicht in Sicht.

„Mit diesen gruseligen Zahlen“ dürften auch die „Tauben“ im EZB-Rat für die morgige Zinsentscheidung der Notenbank ein weiteres Argument an die Hand bekommen, den Leitzins trotz anhaltend hoher Inflationsraten vorerst nicht anzutasten. Mit den Auftragsdaten seien auch die Vorgaben für die am Donnerstag zur Veröffentlichung anstehenden Daten zur deutschen Industrieproduktion „denkbar ungünstig“.

„Zeichen stehen auf Rezession im Industriesektor“

„Wir waren davon ausgegangen, dass es eine Art Gegenbewegung gibt zum schwachen Monat Mai mit steigendem Auftragseingang“, sagte Marco Bargel, Analyst bei der Postbank. „Deswegen ist es eine sehr große Enttäuschung und keine gute Vorlage für die deutsche Industrie in den nächsten Monaten. Die Zeichen stehen auf Rezession im Industriesektor. Die guten Zeiten sind meines Erachtens zunächst vorbei.“

„Es geht derzeit mit Volldampf nach unten“, glaubt auch Analyst Andreas Scheuerle von der Dekabank. „Das zweite Quartal war nach der Rezession 1992/93 das schlechteste seit der Wiedervereinigung. Im Frühjahr dürfte die Wirtschaft zwischen 0,5 und 0,8 Prozent geschrumpft sein. Die Daten, die derzeit reinkommen, sind wirklich fürchterlich.“

Auftragsrückgang könnte Konjunkturpessimismus noch anheizen

Der Auftragseingang ist neben der Produktion der wichtigste realwirtschaftliche Konjunkturindikator. Wegen Großaufträgen kann er allerdings von Monat zu Monat stark schwanken. Im stabileren Zwei-Monats-Vergleich Mai/Juni zu März/April ging die Nachfrage um 3,7 Prozent zurück.

Unter dem Einfluss von Ölpreisschock, Euro-Aufwertung, Abschwung der Weltwirtschaft und Finanzkrise geht der Aufschwung der europäischen Wirtschaft derzeit insgesamt in die Knie. Die von manchen erhoffte konjunkturelle Abkoppelung von der Weltwirtschaft, die unter der Schwäche in Amerika leidet, erscheint inzwischen immer weniger möglich. Fachleute erwarten für den gesamten Euro-Raum zwar keine Rezession, jedoch eine einknickenden Konjunktur.

Die Daten zur Wirtschaftsleistung in Deutschland im zweiten Quartal werden am kommenden Donnerstag veröffentlicht. Dabei rechnen Experten im Schnitt mit einem Rückgang um 0,5 Prozent. Die neuen Auftragsdaten könnten den Konjunkturpessimismus jedoch weiter anheizen.
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Das ist für mich eine Gelegenheit, wieder eine Lanze für Brasilien zu brechen. Der Schaden, den der starke Euro in Deutschland anrichtet, nimmt Brasilien als Schuldigen aus, denn hier bei uns in Brasilien ist der Euro schwach, hat er doch über ein Drittel seines Wertes in den letzten zweieinhalb Jahren verloren und bewegt sich weiter auf dem absteigenden Ast, wenn man den Kursverlauf zum Real als Maßstab nimmt.

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