Jedenfalls aus Sicht brasilianischer Exporteure. Wer bei uns die Autobahn benutzt, muß dafür auf den meisten schon Gebühren zahlen (keine Angst, wird in Deutschland auch über kurz oder lang für PKWs eingeführt) und kann dies, um das Warten an Mautkassen zu vermeiden, per Bankeinzug machen lassen. Dazu werden seine Fahrzeugdaten automatisch beim Vorbeifahren an einer Basisstation mittels einer terristischen Antenne erfaßt, was naturgemäß viel billiger als das deutsche LKW-Mautsystem ist, welches aber zugegebenermaßen den Vorteil bietet, daß man seine Geschwindigkeit nicht vermindern muß, um erfaßt zu werden.
Die vor 3 Jahren gegründete brasilianische Tochter des norwegischen Herstellers Q-Free solcher „tag - transponders“, wie die Geräte, die im Fahrzeug von innen an die Windschutzscheibe geklebt werden, genannt werden, hat im Vorjahr 400.000 solcher mit 140 Mitarbeitern in Campinas hergestellten Geräte nach Chile und Europa exportieren können, das waren 60 % der Gesamtproduktion. Dieses Jahr werden es wahrscheinlich nur 135.000 sein, weil sie aufgrund des starken Real einfach zu teuer geworden sind.
Diese Jahr wird auch die Vorjahresproduktion von 700.000 Einheiten nicht erreicht werden, die Firma rechnet mit nur 300.000, hat allerdings einen ersten Auftrag aus China bekommen und bemüht sich, außerhalb der Autobahnen weitere Basisstationen, z.B. auf Parkplätzen in Einkaufszentren und Flughäfen, auszurüsten. Ihr einziger Wettbewerbsvorteil gegenüber der vollautomatisierten Mutterfirma ist der billigere Lohn und die hohe Flexibilität der manuellen Montage, die eine schnelle Lieferung erlaubt, wenn manuelle Arbeiten wie das Aufkleben von Etiketten erledigt werden müssen. Wobei es verwunderlich ist, daß die Mutter in Norwegen Etiketten nicht automatisch aufkleben kann oder diese z.B. durch programmierbare Laserbeschriftung ersetzt.
Der Absatzrückgang ist übrigens ein typisches Beispiel für das Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Ähnliches konnte man bei Glasfaserkabeln, wie sie volkstümlich genannt werden, beobachten. Um die großen brasilianischen Städte untereinander mit Ihnen zu verbinden, wurden etliche Fabriken zu ihrer Herstellung ins Leben gerufen, die nach Befriedigung des Bedarfes ohne Arbeit waren. Jetzt muß auf eine Preisreduzierung der Kabelfernsehanbieter gewartet werden, um den nächsten Nachfrageschub auszulösen. Falls sich der Satellitenempfang nicht durchsetzt!
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16 Juni 2006
Starker Real immer noch störend
Engineer, consultor, author e.g. "Aus internationaler Praxis", "Wirtschaftsboom am Zuckerhut", "Facetten des Imports" in "Business Guide Brasilien", articles in "HardvardBusinessManager", "Fortschrittliche Betriebsführung und Industrial Engineering", entrepreneur and inventor
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