20 September 2018

Chicago Boys versus Lomonosovskiye mal'chiki

Die Jungs von der Lomonossow-Universität haben offensichtlich beim ECONOMIST angeheuert und feuern von dort aus gegen Bolsonaro, den bis jetzt führenden Präsidentschaftskandidaten. Wahrscheinlich unterstützt von Absolventen der heutigen RUDN - Russischen Universität für Völkerfreundschaft, die unter Chruschtschow im Februar 1960 zu Ehren des ermordeten kongolesischen Revolutionärs und Staatsführers Patrice Lumumba gegründet und nach ihm benannt wurde. Nichts gegen Lomonossow, der ein Universalgelehrter war und in Marburg studierte, wo er 1740 die Tochter seiner Vermieterin heiratete.

Aber vieles gegen Journalisten, die über Brasilien schreiben und die Verhältnisse einseitig darstellen:


Sicher sind die Präsidenten Venezuelas und Boliviens eine weitaus größere Bedrohung als der noch nicht gewählte Bolsonaro. Und sein stärkster Gegenkandidat Haddad ist mit Sicherheit eine wirkliche Bedrohung unserer Freiheit in Brasilien, der sich offen zum Sozialismus und als Statthalter des einsitzenden Lulas bekennt und als Oberbürgermeister von São Paulo eine so klägliche Figur abgegeben hat, dass er als erster amtierender Oberbürgermeister bei der versuchten Wiederwahl bereits im ersten Wahlgang ausschied. Auf diesem Foto zeigt Haddad eindeutig seine Absicht. Auch wenn er es abstreitet, falls er gewählt wird, kann Lula wohl mit einer schnellen präsidialen Begnadigung rechnen und dann offiziell Kabinettschef von Haddad und inoffiziell Präsident Brasiliens werden.
PRÄSIDENT HADDAD IST LULA
VICE: MANUELA
Es gibt viele Brasilianer, die mögen eines dieser Plakate:


Aber wohl keinen, der beide mag.


Bolsonaro ist mit Sicherheit die größte zur Zeit bekannte Bedrohung aller Sozialisierungsbemühungen der vereinigten Linken Südamerikas und vor allem Brasiliens und der ehemalige Oberbürgermeister meiner Heimatstadt Berlin würde sagen, das ist gut so. Und sehr viele Brasilianer teilen diese Meinung und mindestens ein Deutscher.




Brian Winter, Editor-in-Chief von AMERICAS QUARTERLY, schrieb zu diesem Thema u.a. "It’s hard to believe that, in the era of Donald Trump and Brexit, anyone could be complacent about the appeal of nationalists who promise to “drain the swamp.” But Latin American establishments are running out of time. Without change, the region’s political landscape may well look radically different a year from now."

Volkes Stimme ist oft aufschlussreich. Ich bekomme sehr viele Zuschriften von Brasilianern, die sich zur bevorstehenden Präsidentenwahl äußern. Viele schicken einfach solche plakative Aussagen wie diese:

Wer Haddad sät, wird Maduro ernten!

Was von Maduro zu halten ist, sieht man in einem Videofilm, den Sie hier FILM finden. Das erinnert mich an den Witz: Genosse, was ist Cognac? Cognac ist ein Getränk, was der Genosse Staatsratsvorsitzende abends zu sich nimmt und dabei an das Volk denkt, für welches er so hart arbeitet, dass er sich bei einem Cognac entspannen muss.

Noch schnell ein Wort zu den in der Überschrift erwähnten Chicago Boys. Dazu liest man in Wikipedia:

"Die Chicago Boys sind eine Gruppe chilenischer Wirtschaftswissenschaftler, die von 1956 bis 1970 größtenteils an der University of Chicago studiert haben und die von den Ideen Friedrich August von Hayeks und Milton Friedmans inspiriert waren. Sie wurden in Chile unter der Herrschaft Augusto Pinochets wirtschafts- und sozialpolitisch sehr einflussreich. Diese Ökonomen waren von der Überlegenheit freier Märkte überzeugt, die sie durch Privatisierungs- und Deregulierungsmaßnahmen zu realisieren suchten.

Wegen der politischen Bedingungen in der Diktatur konnten sie ihre weitreichenden Reformvorstellungen zunächst ohne wesentliche Abstriche durchsetzen. Viele Kritiker wie auch Befürworter sehen in den Reformen daher ein wichtiges Experiment unter Realbedingungen, das Aufschlüsse über die Auswirkungen einer wirtschaftsliberalen und monetaristischen Praxis erlaubt. Auch in anderen lateinamerikanischen Staaten konnten Ökonomen der Chicagoer Schule an Einfluss gewinnen und werden ebenfalls oft als Chicago Boys bezeichnet."

Ich hätte nichts dagegen, wenn die Chicago Boys nach den Wahlen in Brasilien den Ton angäben. Warten wir es ab.

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