Die hiesige Kfz-Industrie konnte im November einen neuen Rekord verbuchen, 182.700 verkaufte Fahrzeuge, 4,25 % mehr als im Vormonat und 15,4 % mehr als im November 2005. Per 30.11.2006 wurden 1,723 Mio. Fahrzeuge abgesetzt, mehr als die 1.715 Mio. des gesamten Vorjahres. Grund für die Rekordzahlen ist der alte Spruch, das viele Autos nicht auf Rädern, sondern auf Wechseln laufen. Immerhin werden 70 % aller Fahrzeuge in Brasilien finanziert und das von einigen Verkäufern auf 70 Monate. Und wenn der Dezember die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt, erleben wir am Jahresende mit 2,64 Mio. Fahrzeugen einen Produktionsrekord. Von diesen wurden dann voraussichtlich 1,9 Mio. Fahrzeuge im Inland abgesetzt, der Rest ging in den Export. Die Inlandsnachfrage erreicht damit endlich wieder das Niveau von 1997 und im Export wird aufgrund des starken R$ oder auch des schwachen US$ nach wie vor nicht das große Geld verdient.
Die Marktanteile sehen zur Zeit so aus:
25,5 % Fiat
22,3 % GM
22,2 % VW
11,3 % Ford
3,8 % Toyota
3,7 % Honda
3,3 % Peugeot
2,8 % Renault
1,9 % Citroen
1,3 % Mitsubishi
1,9 % sonstige
VW hat die langjährige Hegemonie wohl endgültig verloren und hat auch kein Fahrzeugmodell mit eindeutiger Führerschaft mehr, konnte aber im November 17.121 Gols verkaufen und damit den ersten Rang im Wettstreit der Modelle um die Käufergunst wieder gewinnen, denn Fiat blieb mit 17.046 Palios knapp dahinter. Auf Platz 3 kam der Celta mit 13.021 Einheiten, gefolgt von 8.899 Unos und 8.683 Fox.
Das Bruttoinlandsprodukt wuchs per Oktober 2006 um 2,3 % und die Produktion der Kfz-Industrie um 4,5 %. Kein besonders eindrucksvolles Bild, was die Wirtschaft insgesamt abgibt, von der Autoindustrie mal abgesehen, die aber trotz besserer Zahlen nach wie vor insgesamt gesehen Überkapazitäten hat. Und übrigens ihren bei einigen Firmen trotzdem vorhandenen Kapazitätsbedarf nicht durch neue oder ausgebaute Werke in Brasilien decken will, sondern durch die Nutzung brachliegender Werke in Argentinien, was wohl auch Sinn macht.
Was weniger Sinn macht, ist die Beurteilung der Wirtschaft allein durch die Betrachtung des Bruttoinlandsproduktes, denn dieser Wert sagt nichts darüber aus, wieviel Geld z.B. von der „brasilianischen“ Automobilindustrie an die Muttergesellschaften abgeführt wurde, also dem Land nicht zur Verfügung steht. Vielleicht wäre es besser, wie früher das Bruttosozialprodukt zu betrachten?
Im dritten Quartal 2006 wuchs das BIP gegenüber dem identischen Vorjahreszeitraum in der Industrie um 3 %, in der Landwirtschaft um 7,8 % und im Dienstleistungsbereich um 2,2 %. Der herausragende Wert der Landwirtschaft wurde durch die Ernteergebnisse von Zuckerrohr und Kaffee ermöglicht. Das BIP für das gesamte Jahr 2006 wird, wenn man nicht der Regierung angehört und der Realität den Vorzug gibt, wahrscheinlich selbst 3 % nur mühsam erreichen und kaum übersteigen. Aber Lula hat uns ja schon getröstet und gesagt, daß er nicht mehr auf 2006 blicke, sondern nur noch auf 2007, 2008, 2009 und 2010. Als guter Brasilianer glaubt er eben daran, daß Brasilien das Land der Zukunft sei, vergißt aber, daß die Zukunft in der nächsten Sekunde beginnt. Und daß alle Personen im Lande, natürliche und juristische, auch noch im laufenden Jahr Rechnungen zahlen müssen, mit Ausnahme der Politiker vielleicht, die immer jemanden finden, der dies für sie übernimmt.
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02 Dezember 2006
„Brasilianische“ Automobilindustrie wächst, aber das BIP hält nicht mit
Engineer, consultor, author e.g. "Aus internationaler Praxis", "Wirtschaftsboom am Zuckerhut", "Facetten des Imports" in "Business Guide Brasilien", articles in "HardvardBusinessManager", "Fortschrittliche Betriebsführung und Industrial Engineering", entrepreneur and inventor
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