22 Dezember 2006

Fröhliche Weihnachten...

... oder sollte ich lieber sagen "Prost Mahlzeit"? Nachdem der brasilianische Luftverkehr nicht nur vor dem Kollaps stand (steht?), sondern auch die Parlamentarier beider Häuser (erfolglos) versuchten, ihre Bezüge im Handstreich (hier wird oft der Begriff "Blitz" in Anlehnung an die "Blitzkriege" benutzt, merkwürdig, daß man diesmal nicht darauf zurückgriff) zu verdoppeln und außerdem unser lieber Staatspräsident von über 70 % der Befragten bescheinigt bekam, daß seine Regierung exzellent sei, kann eigentlich von einem fröhlichen Weihnachtsfest nicht die Rede sein.

Das Faß kam zum jetzt Überlaufen, weil das fehlende Tröpfchen auch noch fiel. Wenn Sie kleine und leichte Ware nach Brasilien exportieren wollen, sollten Sie aufmerksam lesen, wie man ein solches Geschäft kaputtrechnet. Einer unserer deutschen Kunden, der Laborgerätekomponenten herstellt, hat über uns einen Kunden in Brasilien gefunden, der seine teuren lokalen Komponenten durch bessere und billigere deutsche ersetzen will. Da die brasilianische Firma kein RADAR-Nummer (Registro e Rastreamento da Atuação dos Intervenientes Aduaneiros) besitzt, welche bei unseren mißtrauischen Behörden Voraussetzung für einen Import ist (da könnte ja jeder kommen und ausländische Ware einführen!), wurde vorgeschlagen, den Import über eine Tradinggesellschaft vorzunehmen. Hier ist die landed cost - Berechnung der Tradingfirma für eine Sendung von weniger als 2 kg:

199,67 € FCA - Wert
+ 180,00 € Luftfracht
= 379,67 € CPT - Wert Flughafen Guarulhos (entspricht 1.083,40 R$)

Darauf kommen 14 % Zoll, 5 % IPI, 1,65 % PIS-PASEP, 7,6 % COFINS und 18 % ICMS (immer kaskadenförmig!), also insgesamt 681,95 R$ Steuern. Und dann noch 40 R$ SISCOMEX-Nutzung, 112,35 R$ AWB-Freigabe, 134,82 R$ Dekonsolidierung, 56,25 R$ INFRAERO - Lagerkosten, 85,00 R$ interne Frachtkosten, 150,00 Abfertigungsgebühren, 561,75 R$ Verwaltungsgebühren, 275,00 R$ SDA (Sindicato dos Despachantes Aduaneiros) und 525,00 R$ Zollabfertigung, also 1.940,17 R$ Gebühren. Das ist noch nicht der Schluß, denn auf Steuern und Gebühren muß noch die sogenannte Schecksteuer CPMF im Wert von 9,96 R$ entrichtet werden, d.h. auf der NOTA FISCAL DE VENDA erscheint ein Wert von 1.878,09 R$ und die Importkosten belaufen sich insgesamt auf stolze 3.828,23 R$!!! Also, was in Deutschland umgerechnet 560,30 R$ kostet, wird in Brasilien 6,8 mal teurer!!!

Klar, daß man diesen Weg nicht gehen kann. Also wurde DHL-Versand angefragt, der Empfänger zahlt dann pauschal in Brasilien 60 % Zoll. Aber DHL will dafür ohne Versicherung 278,11 €, also ein weiterer nicht gangbarer Weg.

Die Lösung war der Versand per Luftpost für 37,25 €, ohne RADAR und mit 60 % Pauschalzoll, pronto und Punkt!

Verstehen Sie jetzt, warum die meisten brasilianischen Firmen den Import meiden wie der Teufel das Weihwasser? Um unseren Eurolatinakunden in Deutschland trotzdem den Export nach Brasilien zu ermöglichen, haben wir für 2007 schon unsere RADAR-Nummer beantragt und bieten den Import und die Weiterleitung der Ware an den Endkunden unseres Kunden als Dienstleistung an. Warum dies nicht umsonst sein kann, werden Sie jetzt sicher auch besser verstehen!

Trotzdem wünsche ich allen Lesern ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Ihr Karlheinz K. Naumann

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