Präsident Lula, der sich laut Opposition seit seinem ersten Amtsantritt im permanenten Wahlkampf befindet, werden Ambitionen auf ein drittes Mandat nachgesagt, welches nur durch eine Verfassungsänderung möglich wäre. Um dafür den nötigen Rückhalt zu bekommen, bedarf es guter Gründe. Ein solcher Grund könnte die erfolgreiche Reform des desolaten öffentlichen Schulwesens Brasiliens sein.
Lula hatte diese Reform schon für sein erstes Mandat versprochen, ist aber grandios gescheitert, wie es gerade veröffentlichte Daten seines eigenen Erziehungsministeriums zeigen, nach denen sich die Ausbildungsqualität in den letzten zehn Jahren ernsthaft verschlechert hat. Sein Vorgänger Fernando Henrique Cardoso konnte wenigstens stolz darauf sein, daß es ihm gelang, 97 % der schulpflichtigen Kinder dazu zu bringen, daß sie eine öffentliche Schule besuchten, von denen die Hälfte laut Juan Arias von der Zeitung El Pais vorher eine Schule nie von innen gesehen hatte. Lula, der ein pragmatischer Politiker ohne große Ideologie - die ist im Überfluß in seiner Arbeiterpartei vorhanden - und mit einem sehr feinen Gespür für die Stimmung des Volkes ist, weiß genau, daß nur eine verbesserte Schulausbildung letzendlich die großen sozialen Unterschiede Brasiliens beseitigen helfen kann. Da hilft es auch nicht, daß die öffentlichen Universitäten gut sind, aber die Jugendlichen, die eine schlechte öffentliche Schule besucht haben, die Aufnahmeprüfung nicht schaffen und die Studienplätze den Absolventen teurer Privatschulen vorbehalten sind. Was übrigens zu einer Quotenregelung geführt hat, damit auch Abgänger öffentlicher Schulen und speziell afrikanischer Herkunft mit nicht ausreichender Vorbildung eine öffentliche Universität besuchen können - was zu Spannungen zwischen den Studenten und zum Absinken des Niveaus führt.
Dieses Niveau ist heute bei Kindern nach der Grundschule so niedrig, daß viele laut Erziehungsministerium entweder nicht lesen können oder nicht verstehen, was sie lesen. Da der Mittelschulbesuch nicht vorgeschrieben ist, bleiben viele Kinder auch als Erwachsenen auf diesem Niveau stehen. Mit ein Grund dafür ist die schlechte Bezahlung der Grundschullehrer, die weniger als ein Maurer verdienen. An Schulen, die die Lehrer mit einem vierzehnten oder fünfzehnten leistungsabhängigen Monatsgehalt zu besseren Ergebnissen anreizen, ist das Ausbildungsniveau signifikant besser.
Lulas Projekt sieht eine wesentlich bessere Bezahlung der 2 Millionen Lehrer Brasiliens vor, eine bessere Ausbildung der Lehrer selbst, eine bessere Struktur der Schulen und die Einführung der Mittelschulpflicht. Außerdem soll jedem Schüler einer öffentlichen Schule ein Computerarbeitsplatz zur Verfügung stehen.
Sein Erfolg wird von der Unterstützung der elf Parteien abhängen, die die Regierungskoalition bilden und von der Figur des Erziehungsministers, dessen Name noch nicht feststeht.
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14 Februar 2007
Ausbildungsreform als Eintrittskarte für ein drittes Mandat von Präsident Lula?
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